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Über Mitglieder des
RRK (1993)
Oliver Domke |
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Das nächste Hockeytalent aus Rüsselsheim
Mit
Oliver Domke zurück in die Bundesliga
Von Ulrich Martin (aus "Frankfurter
Allgemeine Zeitung" vom 15. September 1993 |
Auf
einen solchen Spielertyp haben sie in der Hockeyabteilung des RRK lange warten
müssen. Genau gesagt neun Jahre. Seit dem Abtritt von Rainer Seifert, der als
technisch versierter, trickreicher und obendrein torgefährlicher Mittelstürmer
maßgeblich am Gewinn der acht deutschen Meistertitel (fünfmal Feld, dreimal
Halle) zwischen 1968 und 1979 beteiligt war, vermochte keiner der Nachfolger die
Position in der Angriffsmitte auch nur annähernd gleichwertig auszufüllen.
Mithin einer der Gründe dafür, warum der Ruder-Klub vor zwei Jahren den Abstieg
aus der Bundesliga nicht mehr hatte vermeiden können.
Inzwischen aber sieht der Verein, dessen Damen national wie international seit
Jahren von Erfolg zu Erfolg eilen, auch im männlichen Sektor wieder besseren
Zeiten entgegen. Denn: mit dem 17 Jahre alten Oliver Domke schickt sich ein
Nachwuchsspieler an, in die Fußstapfen Rainer Seiferts zu treten. Zehn der
zwanzig RRK-Treffer in den bislang ausgetragenen zehn Spielen der Zweiten
Bundesliga Süd gingen auf das Konto des Schülers, der damit gleich in seiner
ersten Aktivensaison den
Rüsselsheimern gute Chancen zum Wiederaufstieg eröffnet hat.
Nicht wenige der alten RRK-Anhänger fühlen sich an Seifert erinnert, wenn der
mit derzeit 1,76 Meter Körpergröße ähnlich flinke und wendige Domke seine
zumeist viel älteren Gegenspieler austrickst oder aufgrund seiner
Antrittsschnelligkeit einfach überläuft, und dann die Kugel zumeist noch
spektakulär ins Tor befördert, als sei dies die normalste Sache der Welt. „Das
ist schon ein Guter, der seinen Weg machen wird. Auch im Nationalteam", sagt
denn auch Rainer Seifert, der zwischen 1969 und 1980 selbst 122 Länderspiele für
Deutschland bestritten hat und dem es nach eigenen Worten wieder mehr Spaß
macht, als Zuschauer auf dem Hockeyplatz zu erscheinen.
Voll des Lobes über Oliver Domke ist Rüsselsheims Trainer Berti Rauth: „Er hat
die Vorschußlorbeeren durch hervorragende Leistungen bestätigt und seine in der
Jugend gezeigten Qualitäten sofort umsetzen können", freut sich Rauth. Und: „Der
Olli ist mit seinem unglaublichen Ballgefühl in der Lage, den RRK in die
Bundesliga zu schießen", sagt der Coach, der aber auch weiß, wie arg einem
Talent - nach der noch unbeschwerten Startphase - die stetige
Erwartungserfüllung zusetzen kann. In der Jugend, wo die A-Knaben des RRK mit
Oliver Domke zweimal deutscher Meister wurden, trat dieses Problem nicht zutage.
„Oliver hat eine harmonische Entwicklung im Klub genommen und kennt keinen Hang
zu Allüren. Er weiß zwar, was er kann und ist auch entsprechend selbstbewußt,
tritt aber stets bescheiden auf", beschreibt Rauth die Charakterzüge seiner
derzeit größten Hoffnung.
Angesichts der guten Kritiken und nicht zuletzt aufgrund seiner zehn
Zweitligatore, sorgt Oliver Domke in diesen Tagen für ein seltenes Ereignis:
Wenn an diesem Donnerstag auf dem olympischen Hockeygelände in Terrassa/Spanien
die Juniorenauswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) ihr erstes Spiel als
Titelverteidiger bei der Weltmeisterschaft gegen Malaysia bestreitet, ist der
Rüsselsheimer einer der wenigen 17jährigen, die bislang für eine WM nominiert
worden sind. Bereits beim Vorbereitungslehrgang in Spanien Anfang August, so
Oliver Domke, habe sich Bundestrainer Bernhard Peters für ihn entschieden. „Ich
habe viel Glück gehabt und zum richtigen Zeitpunkt viele Tore geschossen", sagt
Domke bescheiden, der zum Jahresbeginn mitnichten an eine WM-Nominierung gedacht
hatte. 41 Treffer in bislang 46 Länderspielen (Jugend und Junioren) dürften den
Bundestrainer überzeugt haben.
„Nach den letzten Trainingsspielen denke ich schon, daß wir ins Halbfinale
kommen und auch das Endspiel erreichen können", sagt Domke, der bei den Junioren
auf allen drei Sturmpositionen eingesetzt wird. „Ob ich von Beginn an spiele
oder erst später reinkomme, ist mir egal. Wir bekommen alle längere
Spielphasen", fühlt sich Domke im Nationalteam rundum wohl. „Die Niederlande
oder England werden wir schlagen müssen, um ins Halbfinale zu kommen", glaubt
Domke, der sich vor den Toren Barcelonas mit seinem Rüsselsheimer Klubkollegen
Christopher Reitz (20) - zweiter Torwart der deutschen Goldmedaillen-Mannschaft
1992 - das Zimmer teilt.
Neben einem guten Abschneiden bei der Junioren-WM will Domke aber auch mit dem
Rüsselsheimer RK in diesem Jahr noch einiges erreichen. „Ich hoffe, wir steigen
auf", sagt er, wobei er dem Verein auch bei einem Mißerfolg treu bleiben will.
„Es macht mir Spaß, beim RRK zu spielen. Wir haben eine gute Kameradschaft und
sitzen oft zusammen. In einem anderen Verein würden die nur wollen, daß man dort
Hockey spielt", erklärt Domke, der nach der mittleren Reife nun das Fachabitur
mit Schwerpunkt Wirtschaft anstrebt. Anschließend soll sich ein
Wirtschaftsstudium an einer Fachhochschule anschließen.
An die A-Nationalmannschaft verschwendet Oliver Domke, der seit dem sechsten
Lebensjahr Hockey spielt, derzeit noch keinen Gedanken. „Ich muß noch kräftiger
werden und abgeklärter spielen, und öfter den besser postierten Mitspieler
sehen", übt der junge Mann Selbstkritik. „Ich glaube, daß er schon bald zu einem
A-Kader-Lehrgang eingeladen wird", hält Berti Rauth dagegen, der als
Honorartrainer nebenbei die A-Jugendauswahl des DHB betreut. Angesichts der
Tatsache, daß den meisten aktuellen Nationalspielern das Juniorenteam als
Sprungbrett gedient hat, scheint Domkes Weg nach oben programmiert.
Beim RRK blickt man derweil bereits noch weiter nach vorn. In zwei Jahren darf
auch Olivers jüngerer Bruder Christian (15) in der ersten Garnitur eingesetzt
werden. Und der hat im Gegensatz zu Oliver bereits mit 14 Jahren erstmals im
Jugend-Nationalteam gespielt ...
Oliver
Domke, Hessenmeister 1992 auf dem Feld mit der B-Jugend des RRK
(hinten: Trainer Torsten Althoff, Sebastian Körber, Christoph Napp, Oliver
Domke, Axel Groth, Simon Reiss, Michael Grote; davor: Marcus Schäfer,
Christian Kösling, Sven Hoffmann, Patrick Birkicht, Martin Ruf, Christian
Domke; vorn: Martin Ehrhard) |
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