Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2003)   

Oliver Domke

Verbrecherjagd statt Titel- und Torejagd

Oliver Domke will Kommissar werden und beendet seine Laufbahn im Hockey-Nationalteam

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 6. Juni 2003)

RÜSSELSHEIM - Am Samstag hat Oliver Domke im Bundesliga-Heimspiel der RRK-Hockeymänner sein Team mit einem Traumtor gegen Rot-Weiß München 2:1 in Führung geschossen. Alles war wie immer. Die Fans auf den Rängen, sofern sie dem mit einer irren Geschwindigkeit fliegenden Ball überhaupt folgen konnten, rieben sich die Augen und klatschten begeistert Beifall. Wer in jenem Moment gedacht haben könnte, dass mit diesem Domke die Europameisterschaft im September in Barcelona und die damit verbundene Direktqualifikation für Athen 2004 doch quasi geritzt sein sollte, muss wie viele andere umdenken. Oliver Domke hatte zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen, ab sofort kein Nationalspieler mehr sein zu wollen.  

Was am 15. Juni 1994 in Frankfurt beim 2:1-Sieg über Pakistan begann, soll nach 192 Länderspielen und 101 mehr oder weniger spektakulärer Treffer im besten Mannesalter von 27 Jahren sowie als aktueller "Hockeyspieler des Jahres" plötzlich zu Ende sein? Die vage Hoffnung, dass der redselige Informant sich bloß einen Scherz auf Kosten des "Schreiberlings" gemacht haben könnte, wird am anderen Ende der Telefonleitung jäh zerstört. "Es stimmt", sagt Oliver Domke, und die feste, fröhliche Stimme vermittelt den Eindruck, dass der Entschluss auf einer wohl überlegten Willensentscheidung der weltweit gefürchteten Stürmers basiert.

Nach dem Titelgewinn bei der Hallen-WM im Februar in Leipzig, erzählt Domke, habe er begonnen sich Gedanken zu machen. "Nach den Lehrgängen war ich oft platt und habe mich bisweilen auch übers Training geärgert". Und mit etwas Abstand habe er dann daheim gemerkt, "dass ich da nicht mehr hundertprozentig dahinter stehe. Und ich passe da nur richtig rein, wenn ich richtig Bock habe". Verletzungen kamen hinzu, ein doppelter Leistenbruch wurde operiert. Und dann vor gut vier Wochen das Aha-Erlebnis: Die Zusage, vom 1. September an die dreijährige Ausbildung zum Polizeikommissar in Wiesbaden oder Frankfurt antreten zu dürfen. "Fast neun Monate habe ich dafür gekämpft", sagt Domke und lässt damit erkennen, wie viel ihm diese Chance bedeutet.

"Olli" Domke wird 2003 mit der deutschen Nationalmannschaft Hallenhockey-Weltmeister. Hier die beiden deutschen Mannschaften, Damen und Herren, in Leipzig vereint nach dem Gewinn der Weltmeistertitel im Hallenhockey 2003.

Doch warum soll nun nicht mehr parallel laufen, was während der Lehre zum Industriekaufmann und bis zuletzt als Student der Betriebswirtschaft möglich war? "Ich habe gemerkt, dass ich nicht der Typ bin, der alles unter einen Hut kriegt. Wenn ich mich auf Hockey konzentriert habe, hat die Ausbildung immer darunter gelitten. Andere können gleichzeitig ihren Doktor machen, aber so ein super helles Köpfchen bin ich nicht. Und daher will ich jetzt unbedingt aus dieser Sache etwas Gescheites machen", so Domke.

Da die EM am 4. September beginnt, habe sich dieses Thema für ihn sowieso erledigt. "Ich fange doch nicht da an und bin gleich wieder weg". Kein Widerspruch. Aber hatte der erste deutsche WM-Siegtorschütze nicht jüngst noch gesagt, nach zwei olympischen Misserfolgen in Athen unbedingt Edelmetall erringen zu wollen? "Der Wunsch ist immer noch da. Aber ich weiß auch, wie viele Lehrgänge von Januar bis Juli anstehen und wie leicht man sich verletzen kann. Andererseits bin ich jetzt seit 14 ununterbrochen dabei und habe keine große Lust mehr, in Asien zu spielen."

Obwohl er die gewonnene Freizeit für Tennis, Squash und Radtouren verplant hat, gibt es für ihn beim RRK noch jede Menge Ziele: "Ich würde gerne oben mitmischen und wenigstens einmal europäisch spielen", sagt Domke. Daher werde er normal weiter trainieren und versuchen, sein Niveau zu halten. Dies wiederum könnte Bundestrainer Bernhard Peters ("Wir haben zwar talentierte Stürmer, aber noch lange keinen Domke") neue Hoffnung machen. "Er hat mir am Telefon versichert, dass ich jederzeit zurückkommen kann. Aber zu 90 Prozent ist definitiv Schluss", so Domke. Am 20. Juni werden sie sich in Berlin treffen und reden. Der Bundespräsident hat das WM-Siegerteam zur Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes geladen.


Oliver Domke gibt Rückzug bekannt

Der Rüsselsheimer Stürmer beginnt eine Ausbildung bei der Polizei

Oliver Domke, 27, der Schütze des 2:1-Siegtreffers im WM-Finale 2002 gegen Australien, hat seinen Rückzug aus der deutschen Herren-Nationalmannschaft bekannt gegeben. Der Ausnahmestürmer vom Rüsselsheimer RK möchte die Kommissarslaufbahn bei der Polizei einschlagen und beginnt deshalb drei Tage vor den Europameisterschaften in Barcelona (1. bis 13. September) die Ausbildung.

Der gelernte Industriekaufmann hat zwischen dem 15. Juni 1994 und heute 194 Länderspiele für den Deutschen-Hockey-Bund und erzielte dabei 101 Tore. Das spektakulärste und wichtigste war sicherlich der Treffer im WM-Finale 2002 in Kuala Lumpur, als Domke mit einem Hechtsprung das 2:1-Siegtor erzielte und Deutschland damit den ersten Herren-Weltmeistertitel der Verbandsgeschichte bescherte. Das Bild, mit dem auf der Latte dieses Tores sitzenden und jubelnden Rüsselsheimers, ging um die ganze Welt.

"Im Moment sieht es für mich sehr endgültig aus, dass das mein Karriereende ist. Ich habe lange darauf hinarbeiten müssen, dass ich diese Ausbildung machen kann und möchte in Zukunft nicht mehr diesen Spagat zwischen Berufsausbildung und Leistungssport bewältigen, durch den man ständig im Voraus oder hinterher lernen muss, weil man mit der Nationalmannschaft unterwegs war", so Domke. "Natürlich reizt mich Athen 2004 nach wie vor und auch mit dieser Mannschaft spiele ich unwahrscheinlich gern zusammen. Aber es müsste schon sehr viel zusammen passen, dass ich 2004 dabei bin."

Bundestrainer Bernhard Peters wurde zu Wochenbeginn von der Entscheidung seines Top-Stürmers überrascht: "Ich bin schon sehr traurig darüber. Olli ist ein Spieler, den wir so nicht ersetzen können. Ich wünschte mir, dass er die Entscheidung noch einmal überdenkt und werde ihm die Tür für Olympia so lange wie möglich offen halten." In der Bundesliga wird Domke weiter für den momentanen Spitzenreiter Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 spielen.

"Die drei Trainingseinheiten pro Woche reichen mir derzeit. Vielleicht kann ich mich nun im Verein stärker einbringen. Wir haben ja sehr viele junge Spieler im Team", äußerte sich Domke. Der eminent torgefährliche Stürmer bestritt zwei Olympische Spiele für Deutschland (1996 Platz vier, 2000 Platz fünf) und nahm an zwei Weltmeisterschaften teil (1998 Platz Bronze, 2002 Gold). Zudem wurde er im Februar in Leipzig 1. Hallenhockey-Weltmeister mit dem deutschen Team und erzielte dabei 13 Tore. 1995 wurde er Feld-Europameister und 2003 Hallen-Europameister. Mit den deutschen Junioren gewann er zudem bereits 1993 den Weltmeistertitel und wurde 1996, als er bereits zwei Jahren im A-Kader spielte, noch einmal Junioren-Europameister.