Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (1972)   

Michael Martin

Spektakulärer Zugang beim RRK

"Mike" Martin verlässt den SC 80

Aus "Main-Spitze" vom 1. November 1972

jo. - Es entbehrte nicht der Pikanterie. Während am Sonntagmorgen der Rüsselsheimer RK an der Adickesallee seinen Erzrivalen SC Frankfurt 80 mit 3:1 "auseinandernahm", stand im modischen Mantel ein Mann an der Eckfahne, dessen Name mit den großen Europacuperfolgen des SC 80 untrennbar verbunden ist, den aber zu diesem Zeitpunkt bereits nichts mehr mit seinem früheren Verein verband, da er ins ehemals feindliche Lager übergewechselt war: Hans Michael (Mike) Martin, genannt der "Siebenmetertöter" hatte einen Tag zuvor das Anmeldeformular beim RRK unterschrieben, bei dem Klub, dem er im Mai dieses Jahres mit seinen glänzenden Leistungen zwischen den Pfosten den Weg ins greifbar nahe Europapokal-Finale verbaut hatte.

"Mitte der vergangenen Woche kam Martin zu mir und fragte, ob er nicht bei uns spielen könne", erklärte RRK-Abteilungsleiter Hans Eisen die etwas verworrene und auch für die Spieler um Fritz Schmidt überraschende Situation. Da zur Zeit noch unbestimmt ist, wann Peter Kraus nach seiner Wirbelsäulenoperation wieder die Beinschützer anziehen kann, und die Nummer 2, Karl-Heinz Nuffer, noch immer trotzig abseits steht, nahm der RRK das Angebot gern an, da man mit der ausgezeichnet eingeschlagenen "Notlösung" Dr. Randolph Renker nur über einen Torhüter verfügt. "Ein Vabanquespiel, bei dem wir bisher unwahrscheinlich Glück hatten, denn wenn sich Dr. Renker einmal verletzt hätte, hätten wir das Tor zunageln müssen", schildert Hans Eisen die Lage.

Der 28jährige kam also gerade rechtzeitig, um die gefährliche Lücke beim RRK auszufüllen. Der Frankfurter hatte eigentlich schon mit dem Gedanken gespielt, den Schläger an den Nagel zu hängen, nachdem er beim SC 80 unmissverständlich erklärt hatte, nicht mehr für diesen Klub spielen zu wollen. Er schmollte, weil er nach seinen Glanzleistungen in den Europacupspielen im deutschen Finale, das der SC 80 mit 1:2 gegen Rot-Weiss Köln verloren hatte, nicht von Anfang an eingesetzt wurde und erst aufs Feld durfte, als die Partie schon verloren war. Nach seiner selbst auferlegten Zwangssperre juckte es den Textilingenieur nun wieder in den Fingern, und was lag näher, als sich den Rüsselsheimern anzuschließen, da ein Wechsel zum Lokalrivalen Sachsenhausen/Forsthausstraße für ihn nicht in Frage kam.

"Eines haben wir wir "Mike" vor seinem Wechsel aber klipp und klar gesagt. Sobald Peter Kraus wieder gesund und einsatzfähig ist, steht er als die Nummer 1 im Tor", wischt Hans Eisen etwaige Bedenken hinweg, dass es in diesem Fall zu Rivalitäten innerhalb der Mannschaft kommen könnte. Martin muss, so schwer es ihm auch fallen wird, dann mit der Ersatzbank vorlieb nehmen, aber das wusste er, bevor er unterschrieb.

"Mike" Martin (dritter von links) gewinnt mit den Herren des RRK im Jahr darauf, 1973, die Deutsche Meisterschaft im Hallenhockey mit Kapitän und Spielertrainer Fritz "Schimmi" Schmidt, Dr. Randolf Renker, "Mike" Martin, Wolfgang Beck, Manfred Liebig, Martin Müller, Klaus Held, Roland Segner, Rainer Seifert, "Frieder" Fleck, Wolfgang Molitor)

Was Beobachtern des Spiels zwischen dem SC 80 und dem RRK schon am Sonntagmorgen auffiel, wird durch diesen spektakulären Wechsel dokumentiert: Es kriselt in der Elf des deutschen Hockey-Renommiervereins. Gerüchte wollen wissen, dass auch Detlef Kittstein Abwanderungspläne hegt und nur noch bis zum Ende dieser Saison an der Adickesallee bleibt. Nicht wenige sind der Ansicht, dass sein neuer Verein dann vielleicht der seines alten Freundes 'Mike' Martin sein könnte: der Rüsselsheimer RK.


Siebenmetertöter "Mike" Martin beim RRK

Möglicherweise schon am kommenden Sonntag im Rüsselsheimer Hockeytor

Aus "Rüsselsheimer Echo" vom 31. Oktober 1972

(bri). Wenn im hessischen Hockeysport ein Mitglied der ersten Vertretung von einem Verein zu einem anderen wechselt, beispielsweise von Limburg nach Darmstadt, geht die Fachwelt in der Regel mit einem gedehnten "Ach" zur Tagesordnung über. Der Übertritt eines Aktiven des SC 80 Frankfurt zum Rüsselsheimer RK hat da schon andere Folgen. Er gleicht einer mittelschweren Erschütterung im Haus des Hessen-Hockeys, in dem sich die intimen Kenner der Verhältnisse ungleich besser auskennen als in den meisten anderen Sportarten. Das hängt mit dem überschaubaren Rahmen zusammen. Dass Hans-Michael ("Mike") Martin (28) ausgerechnet wenige Stunden vor dem wie immer spektakulären Duell der Erzrivalen SC 80 und RRK seine Unterschrift unter die Anmeldung für den Rüsselsheimer Klub setzte, brachte jedenfalls einige der Verantwortlichen an der Adickes-Allee vorübergehend aus dem inneren Gleichgewicht. Sie schluckten − und bestürmten RRK-Abteilungsleiter Hans Eisen am Sonntagvorrnittag mit Fragen. Doch der gab sich betont unterkühlt. "Martin kam zu uns und der RRK nicht zu Martin."

Die Vorstellung, dass der Frontwechsel des langjährigen Stammtorhüters des amtierenden Europa-Cup-Siegers SC Frankfurt 80 zum südhessischen Nachbarn ein ganz normaler Vorfall sein soll, will einigen Beobachtern nicht in den Kopf. An Nachrichten gewöhnt, nach denen vornehmlich finanzkräftige Bauunternehmer ganze Mannschaften "zusammenkaufen", argwöhnen sie auch hier, am Angelhaken des RRK könne ein verlockender Köder gehangen haben. Hans Eisen: "Dass im Hockeysport Geld oder andere materielle Vorteile noch keine Rolle spielen, ist zumindest für unseren Verein, den RRK, erwiesen. Und Martin weiß, dass er bei uns keine Reichtümer erwerben kann. Im Gegenteil, er muss Opfer bringen für die Mannschaft, wie alle anderen Aktiven auch."

Der Rüsselsheimer Hockey-Chef, der den 3:1-Erfolg seiner Schützlinge im Gipfeltreffen am Sonntag noch einen Tag später genüsslich im Mund zergehen läßt ("Eine vortreffliche Leistung einer wirklichen Mannschaft") weist den Gedanken einer Abwerbung Martins entschieden von sich. Mit der gleichen Deutlichkeit bejaht er freilich die Frage, ob Martins Schritt dem RRK gelegen komme. "Natürlich, keiner weiß, was die Ärzte über Peter Kraus für ein Urteil sprechen. Eine Operation an der Wirbelsäule ist nicht mit anderen Eingriffen zu vergleichen. Wenn man zudem weiß, daß Karl-Heinz Nuffer immer noch im Schmollwinkel bleibt und sich an die mannschaftliche Solidarität nicht gewöhnen will, wird einem klar, was der RRK Dr. Randolf Renker zu verdanken hat, der als Nothelfer zwischen die Pfosten ging und seine Sache gut machte." Fürwahr, Dr. Renker half dem gegenwärtigen Spitzenreiter in der Südgruppe der Bundesliga über brenzlige Wochen hinweg, obwohl ihn die lb nur schwerlich entbehren wollte, denn er ist so nebenbei noch ein beachtlich starker Feldspieler.

"Mike" Martin, der elf Jahre lang zur vertrauten Torhüter-Erscheinung des SC 80 Frankfurt gehörte, füllt die Lücke nun aus, als echte Verstärkung. Hans Eisen: "Er wird schon am kommenden Sonntag im letzten Spiel dieses Jahres gegen den SC Sachsenhausen-Forsthausstraße zum Kader zählen." Was den Vereinstausch des Frankfurter Torhüters besonders pikant macht, ist die Erinnerung an die letzte große Kraftprobe der beiden Kontrahenten beim letztjährigen Europa-Cup. Damals untermauerte gerade er mit prächtigen Paraden bei Siebenmetern von Fritz Schmidt die Frankfurter Hegemonie gegen den lästigen Nachbarn und hinterließ im Rüsselsheimer Lager gleichermaßen ein Gefühl von Zorn und gehörigem Respekt. Auf den Gedanken, diesen Martin einmal als letztes Bollwerk hinter der eigenen Deckung zu haben, kam damals noch keiner.

Inzwischen allerdings sind die Brüche und Fugen in der Mannschaft des SC 80 Frankfurt offensichtlich geworden. Hans Eisen, halb mitfühlend, halb schadenfroh: "Es wird immer deutlicher, dass dort der Starkult überhand nimmt und die Eskapaden der Einzelakteure die mannschaftliche Einheit stören. Das ist bei uns genau umgekehrt Fritz Schmidt und Seppl Schnur lassen nicht zu, dass sich einzelne Spieler aus dem Ganzen lösen. Das ist eben unsere Stärke. Beim 3:1 in Frankfurt griff unser Spiel auch dann nahtlos ineinander, als wir die sogenannten Ersatzleute ins Spiel brachten. Das fiel keinem auf und machte letztlich unseren Erfolg aus."

Dass Held von Limburg und Molitor von Wiesbaden kamen, noch bevor man an einen Martin dachte, ist für Hans Eisen Beweis dafür, wie hoch in Hessen die Vereinsführung des RRK im Kurs steht. Am kommenden Sonntag, gegen den nur um zwei Punkte zurückliegenden Gast aus Sachsenhausen, wollen die Rüsselsheimer gerne einem ansehnlichen Publikum beweisen, wie kräftig ihr mannschaftlicher Geist derzeit ausgeprägt ist wenige Wochen vor den großen Auftritten in der Halle. Mit dem erklärten Fernziel: deutsche Hallenhockeymeisterschaft im Februar in der Köbel-Halle.

Beim Europacup der Landesmeister im Feldhockey sichern sich die Herren des SC Frankfurt 1880 nach dem Sieg in Rom 1971 als Cupverteidiger auch im Folgejahr 1972 auf eigener Anlage in Frankfurt − nach einem in einem vorweggenommenen Finale im Siebenmeter-Schießen mit 8:7 gegen den amtierenden Deutschen Meister Rüsselsheimer RK 08 erkämpften Halbfinalsieg − mit einem klaren 5:1-Finalsieg gegen HTCC Eindhoven erneut den Cup (Torwart Manfred Hofmann, Horst Dröse, Herbert "Schimmel" Wimmers, Günter Dröse, Hans Herbert "Bambi" Niedner, Torwart Michael "Mike" Martin, Ulrich Vogel, Kurt Wimmers, Wolfgang Baumgart, Wolfgang Nehb, Michael Wiedemann, Jochen Heinrich, Detlev "Detty" Kittstein, Coach Jochen Umbach, Vorsitzender Fritz Dietz)