Von Sergio Presta
(aus "Main-Spitze" vom 30. November 2015)
Sportunterricht
findet ja bekanntlich in der Turnhalle statt. Doch statt "Learning by doing"
durften rund 35 Schüler der Sportklassen 6b und 5b der Immanuel-Kant-Schule (IKS)
am Samstagnachmittag einmal zuschauen, wie sich die Hockeydamen des
Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK) am Premierenspieltag der Hallenhockey-Bundesliga
in der heimischen Sporthalle Dicker Busch schlugen. Freilich feuerte der
Nachwuchs – ausgerüstet mit Trommeln und Klatschpappen – die RRK-Spielerinnen
beim 5:2(0:0)-Erfolg über den TSV Mannheim lautstark an, während Sportlehrer
Mirco Fuchs noch eine kleine Stärkung zu sich nahm, bevor er mit den Herren des
RRK selbst auf dem Feld stand.
Für die erst 31
Jahre junge IKS-Lehrkraft, die kürzlich die silberne Ehrennadel für 25 Jahre
RRK-Mitgliedschaft verliehen bekam, sind die Ausflüge zu hochklassigen
Sportevents in der Heimatstadt mehr als ein schöner Zeitvertreib: "Hier erhalten
die Kids aus unseren Sportklassen Gelegenheit, über den Tellerrand zu schauen
und Sport auf höchstem Niveau zu erleben." Der Deutsche Hallen- (2008) und
Feldhockey-Meister (2001 mit den A-Junioren) weiß, wovon er spricht, hat er doch
selbst neben Schule, Studium und Beruf jede Menge Erfahrung auf nationalem
Topniveau gesammelt. Nun durften auch seine Schützlinge ein wenig Wettkampfluft
schnuppern und sich in die Haut der Sportlerinnen hineinfühlen. So liefen mit
den beiden weiblichen Bundesligateams nicht nur die Mädchen des RRK, sondern
auch ein paar IKS-Schülerinnen auf und winkten der Menge und ihren Mitschülern
auf der fast voll besetzten Tribüne freudestrahlend zu.
Im Anschluss an die
Partie hatten die Gymnasiasten dann auch noch ausgiebig Gelegenheit, die
RRK-Frauen mit ihren Fragen zu löchern. Dabei stand natürlich nicht nur der
Sport im Zentrum des Interesses der Fünft- und Sechstklässler. So erkundigte man
sich bei Eva Frank und Co. nicht nur nach dem Verhältnis zum Trainer, sondern
auch nach Spitznamen sowie Berufs- und Beziehungsleben, bevor ein gemeinsames
Erinnerungsfoto entstand.
Neben dem
Hockeysport befasst sich die schulische Ausbildung in den IKS-Sportklassen zudem
intensiv mit Judo und Volleyball, also zwei weiteren Sportarten, in denen
Rüsselsheim traditionell zu den besten Adressen des Landes zählt. Anders als im
normalen Lehrplan vorgesehen, haben etwa die Fuchs-Schüler nicht drei, sondern
bis zu sechs Stunden Sportunterricht in der Woche, in denen gezieltes und
differenziertes Lernen und Trainieren beziehungsweise Schule und Leistungssport
(in enger Kooperation mit Vereinen und Verbänden) Hand in Hand gehen sollen.
Dabei werden die sportlichen Talente der Schüler im Schulsportzentrum der
Partnerschule des Leistungssports inzwischen durchgehend von der fünften bis zur
zehnten Klasse gefördert. Ein noch junges Konzept, dass offenbar gut angenommen
wird. Schließlich opfern Schüler selten so begeistert ihre Freizeit, wie an
diesem Wochenende erlebt.