Das Interview führte
Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 6. Oktober 2012)
Rund 16 Monate nach den letzten
Einsätzen als Coach des Rüsselsheimer RK in der letztlich erfolglosen
Bundesliga-Abstiegsrunde kehren Sie heute mit dem Kreuznacher HC als Gegner an
den Sommerdamm zurück. Ein komisches Gefühl?
Nein, kein komisches Gefühl. Eher
freue ich mich, mal wieder dorthin zu kommen, nachdem wir im Frühjahr ja schon
ein Vorbereitungsspiel dort bestritten und 5:3 gewonnen haben. Das jetzt ist
ein Spiel wie jedes andere. Froh bin ich nur, dass beide Mannschaften schon
ordentlich gepunktet haben und nicht so unter Druck stehen.
Gibt es noch Kontakte nach
Rüsselsheim und zum RRK?
Nur noch wenige. Mit Abteilungsleiter
Martin Müller habe ich vor ein paar Monaten mal wegen der
Regionalliga-Spielpläne telefoniert. Und mit Frank Trautmann habe ich mich mal
in Frankfurt zum Frühstücken getroffen; er hat sein Büro zwei Gebäude weiter. In
den rund 30 Minuten haben wir allerdings kein Wort über Hockey gesprochen.
Nach Ihrem Weggang waren in
Rüsselsheim zwei weitere Abstiege zu beklagen. Hätten Sie diese Entwicklung im
Sommer 2011 für möglich gehalten?
Das konnte sich mir nicht wirklich
vorstellen. Wir hatten in der Normalrunde ja den zehnten Platz erreicht, wären
also nach heutigen Maßstäben dringeblieben. Aber in der Abstiegsrunde sind dann
ja alle Punkte weggefallen und wir mussten mit drei Auswärtsspielen beginnen;
das ist alles schon ziemlich unglücklich gelaufen. Aber was ich sagen kann: Die
Trainer können am wenigsten dafür, dass es so bergab ging. Mein Vorgänger
Stephan Decher hat schon gesagt, dass einfach zu wenig nachkommt und es wenig
Chancen gibt, was zu retten. Und wenn dann noch so viele RRKler bundesweit
unterwegs sind, bleibt eben nichts anderes übrig, als aufzubauen und Geduld zu
haben.
Hat, sich das Reinschnuppern bei
einem Bundesligaverein für Sie persönlich und den Kreuznacher HC gelohnt?
Auf jeden Fall. Ich habe alles
aufgesaugt, ganz viel mitgenommen und dazugelernt und bin deutlich
selbstsicherer geworden. Vor allem taktisch spielen wir beim KHC jetzt ein ganz
anderes Hockey als früher. Und ich kann mich deutlich besser fokussieren,
verzettele mich nicht mehr so leicht. Aber einfach war es anfangs in Rüsselsheim
nicht. Für mich waren das ja alles Stars, und ich musste erst mal meinen eigenen
Weg finden, was schon eine gewisse Zeit gedauert hat Deshalb hätte ich auch
eigentlich gerne weitergemacht, was in dieser Form aber letztlich einfach nicht
möglich war. Das muss jemand machen, der mehr Zeit hat.
Sie hatten 2010 fünf Spieler von
der Nahe an den Untermain mitgebracht. Wie viele davon werden heute gegen den
RRK auflaufen?
Bis auf Nicolas Bachtadse, der ja vom
RRK zum SC 1880 Frankfurt gewechselt ist, alle anderen vier − meine Söhne Marcel
und Maurice, Sebastian Behr und' Andreas Beißmann. Die haben ebenfalls allesamt
in dem einen Jahr in Rüsselsheim viel gelernt, sportlich wie menschlich. Zeit
und Kosten standen allerdings in gar keinem Verhältnis. Die Jungs haben ja kein
Fahrgeld bekommen und sind nur geblieben, weil ich gefahren bin.
Sie kommen als Aufsteiger mit
sieben Punkten zum zweitplatzierten Zweitliga-Absteiger, der zwei Zähler mehr
auf dem Konto hat. Wie geht's aus?
Ich bin mit allem zufrieden, was wir
mitnehmen. In dieser Liga kann man nichts tippen, denn wer hätte schon einen
5:2-Sieg von uns über Limburg vorhergesagt. Man braucht in dieser Spielklasse
immer einen guten Tag, und wenn am Samstag beide Mannschaften einen solchen
erwischen sollten, dann sehe ich den RRK knapp vorne. Ich schätze die Mannschaft
einfach einen Tick abgeklärter ein als meine. Aber für uns geht es ja auch nur
darum, die Klasse zu halten.