Von Heiko Weissinger
(aus "Rüsselsheimer Echo" vom 12. November 2011)
Marc
Papenburgs Einstand in der Hockey-Bundesliga war spektakulär: Weil der damalige
Stammtorwart Andreas Späck kurzfristig erkrankte und sich Ersatzmann Bastian
Reisch beim Warmmachen verletzte, stand der Rüsselsheimer RK Mitte Mai beim
Abstiegsrundenspiel in Nürnberg ohne Keeper da. Zum Glück für den RRK – und für
Papenburg – war der A-Jugend-Torwart als Fan mitgereist, zog sich Sportkleidung
an und zeigte bei seinem Debüt eine tadellose Leistung.
Nach
dem Abgang von Andreas Späck zum Harvestehuder THC wurde der 17 Jahre alte
Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums Rüsselsheim Stammtorwart des RRK in der
ersten Hälfte der Zweitliga-Feldrunde 2011/12. An seinen Leistungen lag es
nicht, dass der Ruderklub als Tabellenletzter in die Winterpause ging. Dennoch
verpflichtete der RRK vor dem Start der Bundesliga-Hallensaison an diesem
Wochenende mit Valentin Jeblick vom Dürkheimer HC einen weiteren Torhüter.
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ECHO: Herr Papenburg, wer
steht am Wochenende im RRK-Tor: Sie oder Neuzugang Valentin Jeblick?
Marc Papenburg: Valentin
Jeblick. Der Trainer hat mir am Mittwoch mitgeteilt, dass er sich für ihn
entschieden hat.
ECHO: Wie haben Sie auf diese
Entscheidung reagiert?
Papenburg: Ich war relativ
entspannt. Ich hatte damit gerechnet, weil der Valentin eine bessere
Vorbereitung gespielt hat und er mit seinen 27 Jahren wesentlich erfahrener ist
als ich. Von daher habe ich damit kein Problem. Ich sehe es als Chance an, mich
immer wieder neu im Training zu beweisen.
ECHO: Bis vor kurzem sah es
danach aus, als würden Sie erstmals als Stammtorwart in eine Erstliga-Saison
beim RRK gehen. War Jeblicks Verpflichtung ein Nackenschlag für Sie, oder sagen
Sie sich: Konkurrenz belebt das Geschäft?
Papenburg: Ich war schon etwas
überrascht, aber ich habe es relativ gelassen aufgenommen und mir gesagt: Ich
stelle mich jetzt dem Konkurrenzkampf.
Marc Papenburg im RRK-Tor beim 3:1-Sieg am
02.10.2011 gegen den Dürkheimer HC |
ECHO: Und es muss ja auch
nicht das letzte Wort sein ...
Papenburg: Ja. Der Trainer hat
mir auch schon zugesagt, dass ich auf jeden Fall zwei Partien der Hallenrunde
spielen werde.
ECHO: Der RRK hatte in der
Feld-Hinrunde der Zweiten Liga Probleme, ging als Tabellenletzter in die
Winterpause. Wie können Sie mit einer ähnlichen Mannschaft eine Klasse höher
bestehen?
Papenburg: Hallenhockey ist
ein ganz anderes Spiel. Wir haben noch viele Hallenspezialisten, auch wenn im
Vergleich zur Saison 2010/11 zwei, drei Leute fehlen. Andere Teams aus der
Süd-Gruppe wie die Stuttgarter Kickers und Aufsteiger SC 80 Frankfurt kann man
sicherlich schlagen.
ECHO: Ist die Mannschaft nach
den jüngsten Abgängen von Tobias Wuttke und Christian Kösling erstligatauglich?
Papenburg: Auf alle Fälle. Der
Klassenerhalt ist möglich und auch realistisch.
ECHO: Welche Fehler, die Ihr
Team auf dem Feld gemacht hat, dürfen sich nun in der Halle auf keinen Fall
wiederholen?
Papenburg: Wir hatten auf dem
Feld viele fahrlässige Ballverluste und haben uns oft die Dinger selbst
eingeschenkt. Wenn wir da konstanter werden, bin ich sehr optimistisch.
ECHO: Sind Sie mit der
Vorbereitung zufrieden?
Papenburg: Ja. Sie war sehr
kurz, aber auch deutlich erfolgreicher als die Vorbereitung auf die Feldrunde im
Sommer.
ECHO: Insbesondere wegen des
Siegs beim Olli-Domke-Cup vor einer Woche. Welche Eindrücke nehmen Sie von dem
Turnier mit?
Papenburg: Ich war selbst
überrascht, dass wir so erfolgreich waren. Das hat mir aber auch viel Mut
gemacht und mich in dem Glauben bestärkt, dass wir mit diesem Team
erstligatauglich sind.
ECHO: Wie beurteilen Sie die
Zusammenarbeit mit dem im Sommer verpflichteten Trainer Gerrit Rothengatter?
Papenburg: Menschlich passt er
perfekt zur Mannschaft. Wir verstehen uns alle sehr gut mit dem Trainer; und ich
bin sehr zufrieden mit ihm.
ECHO: Fühlen Sie sich in der
Halle oder auf dem Feld wohler?
Papenburg: Schwer zu sagen.
Ich freue mich immer etwas mehr auf die Halle. Das liegt aber eher daran, dass
ich bisher in der Halle erfolgreicher war als auf dem Feld.
ECHO: Sie gelten als großes
Talent, und RRK-Torhüter waren nicht selten bei anderen Klubs hoch angesehen.
Sind nach Ihren guten Leistungen im Jahr 2011 schon andere Vereine an Sie
herangetreten?
Papenburg: Nein, bisher nicht.
Da mache ich mir aber auch keine Gedanken. Ich habe nicht vor, den Verein zu
wechseln, solange ich in Rüsselsheim zur Schule gehe. Mein Ziel ist es, beim RRK
Stammtorwart zu werden und dauerhaft Bundesliga zu spielen.
ECHO: Am Wochenende geht es
zum Rundenauftakt mit dem Nürnberger HTC und dem Münchner SC gleich gegen zwei
vermeintliche Topteams. Was ist bei der Bayern-Reise Ihrer Meinung nach drin?
Papenburg: Bei Nürnberg muss
man sehen, dass Nationalmannschaftskapitän Max Müller nicht dabei ist. Und
Nürnberg hatte auch einen Top-Abgang mit Florian Woesch. Mit einer guten
Leistung ist da sicherlich ein Punkt drin, vielleicht auch drei Punkte. Den MSC
kann ich in der Halle nicht so gut einschätzen. Aber ich sehe unsere Chancen
ähnlich wie für das Nürnberg-Spiel.
ECHO: Welches Saisonziel
halten Sie in der Hallenrunde für realistisch?
Papenburg: Alles andere als
der Klassenerhalt wäre vermessen. Wir haben mit dem Mannheimer HC einen
absoluten Topfavoriten, dahinter ist es relativ offen. Fast alle Teams spielen
gegen den Abstieg.