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Über Mitglieder des
RRK (2012)
Martin Müller
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Glanz früherer Tage: 2008 waren die Männer
des RRK noch Deutscher Hallenhockey-Meister, vier Jahre später erlebte
Abteilungsleiter Martin Müller den Abstieg in die drittklassige
Feldhockey-Regionalliga. |
Martin Müller: "Es
ist ein Schnitt, der wehtut"
Interview – Der RRK-Abteilungsleiter über den dritten Abstieg der
Hockey-Männer in Folge – Trainer soll bleiben
Von
Heiko Weissinger (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 25. Mai 2012)
ECHO: Herr Müller, wenn Ihnen zum Start der Feldhockey-Bundesligasaison
2010/11 jemand prophezeit hätte, dass der RRK eineinhalb Jahre später von der
Ersten bis in die Dritte Liga durchgereicht sein wird, hätten Sie das für
möglich gehalten?
Martin Müller: Ich bin lange im Geschäft und halte grundsätzlich nichts für
unmöglich. Wobei ich damals wohl gedacht hätte, dass sehr unglückliche Umstände
zusammenkommen müssten, damit dieser Fall eintritt.
ECHO: Wie sehr schmerzt der Abstieg in die Regionalliga?
Müller: Zunächst einmal betrachte ich das RRK-Hockey ganzheitlich. Auf der
Männerseite ist jetzt etwas passiert, was man sich in der Vergangenheit schlecht
vorstellen konnte. Aber das ist anderen Vereinen auch schon passiert. Es ist
jetzt ein Schnitt, der wehtut, aber die Entwicklung in den vergangenen Jahren
ist intern und extern nicht so gut für uns gelaufen.
ECHO: Was heißt das?
Müller: Wir haben intern Fehler gemacht, an denen wir heute noch zu knabbern
haben. Und wir haben in der externen Entwicklung den Anschluss verloren. Aber
vielleicht ist es auch für so eine kleine Abteilung, wie wir es im Vergleich zu
anderen Hockey-Bundesligisten sind, ein Riesending, was wir stemmen wollen: mit
vier Mannschaften – im Feld und in der Halle, mit Frauen und Männern – in der
Ersten Liga spielen.
ECHO: Welche Fehler wurden intern gemacht?
Müller: Wir waren 2001 Deutscher Feldhockey-Meister mit der männlichen A-Jugend,
hatten einen tollen Jahrgang 1983 mit Andreas Späck, Mirco Fuchs und anderen,
der unseren damals noch hochkarätiger besetzten Erstmannschaftskader ergänzt
hat. Dann haben einige Spieler uns verlassen oder ihre Karriere beendet, und es
entstand eine Lücke im Jugendbereich, die wir nicht geschlossen haben. Wir
konnten die Abgänge bis heute nicht kompensieren.
ECHO: Und die externe Entwicklung?
Müller: Wir mussten im Sponsoring zwangsweise reduzieren, weil sich Opel
zurückgezogen hat. Und während bei uns einiges weggebrochen ist, haben andere
Vereine ihr Sponsoring verbessern können und sind uns enteilt.
ECHO: Mit dem Gang in die Zweite Hallen-Bundesliga im Winter war es jetzt der
dritte Abstieg in Folge für den RRK binnen zwölf Monaten. Was sind die Ursachen
für den Absturz?
Müller: Neben den genannten Gründen waren in den vergangenen drei Jahren auch
die Trainerwechsel unglücklich. Die haben uns nicht weitergebracht. Wobei Gerrit
Rothengatter in eine Situation reingeraten ist, an der er nur bedingt etwas
ändern konnte und kann.
Was den aktuellen Abstieg angeht, sind wir mit der Analyse noch nicht fertig.
Aber von Anfang an sind wohl einige Dinge auf die leichte Schulter genommen
worden. Wir haben den Abstieg ja nicht in den letzten drei Spielen verursacht,
sondern schon in der Hinrunde viel zu viele Punkte liegen gelassen.
ECHO: Der frühere RRK-Torwart und Olympiasieger Peter Kraus hat gesagt, er
verstehe nicht, warum man nicht Routiniers wie Oliver Domke um ein Comeback
gebeten hätte, zumal ja offensichtlich ein Knipser fehlte. Können Sie die Kritik
nachvollziehen?
Müller: Nein. Oli Domke wurde von Trainer Rothengatter angesprochen. Aber weder
sein Dienstplan bei der Polizei noch sein Fitnesszustand haben einen Einsatz
ermöglicht. Er trainiert so gut wie gar nicht mehr und hatte sich auch eine
Verletzung zugezogen.
ECHO: Die RRK-Männer spielen erstmals drittklassig. Welche Konsequenzen hat
dies für den Verein und die Hockey-Hochburg Rüsselsheim?
Müller: Das ist momentan noch schwer abzuschätzen. Die Abschlussbesprechung der
Mannschaft findet noch statt, dann werden wir sehen, in welcher Zusammensetzung
das Team in die Sommerpause geht. Was die Unterstützung der Sponsoren angeht,
gehen wir davon aus, dass wir die momentane Situation erhalten können.
ECHO: Befürchten Sie, dass Leistungsträger gehen und die Mannschaft
auseinanderfällt?
Müller: Es hat sich definitiv noch keiner geäußert, dass er geht. Christian
Minar will sich etwas zurückziehen, aber ich hoffe, dass wir seinen Abschied
noch etwas rauszögern können; er ist ja noch nicht so alt. Grundsätzlich könnte
es natürlich sein, dass es Spieler gibt, die sagen: Ich möchte nicht in der
Regionalliga spielen.
ECHO: Gerrit Rothengatter ist seit einem Jahr Trainer und in dieser Zeit
zweimal abgestiegen. Ist sein Job noch sicher?
Müller: Sicher ist grundsätzlich gar nichts. Aber im Vorstand deutet nichts
darauf hin, dass wir die Aufbauarbeit mit Gerrit Rothengatter nicht fortsetzen.
Der Vorstand hält ihn noch für die richtige Wahl.
ECHO: Rothengatter sieht den RRK im Feld mittelfristig in der Zweiten Liga
und hält in der Halle die Rückkehr in Liga eins für möglich. Sehen Sie das auch
so?
Müller: Die Meinung kann man teilen, sie ist nicht unrealistisch. Wenn man das
Niveau in der Ersten Feldhockey-Bundesliga der Männer sieht, dann ist klar: An
dieses kommen wir bei Weitem nicht ran. Wir streben im Feld eine konsolidierte
Zweitliga-Zugehörigkeit an. Wir haben nicht mehr die Talente wie früher Oliver
und Christian Domke, und wir können auch nicht davon ausgehen, dass wir solche
alle fünf Jahre finden.
ECHO: Wie kann der Neuaufbau aussehen?
Müller: Wir müssen mit den erfahrenen Spielern, die bleiben, und den
Nachwuchsspielern arbeiten und versuchen, uns in der Regionalliga zu behaupten.
Ziel ist es, möglichst schnell wieder nach oben zu kommen. Dazu setzen wir auf
die eigene Jugend. Etwas anderes bleibt uns ja gar nicht übrig, zumal unsere
Anziehungskraft als Regionalligist für Spieler aus der Region nachlassen wird.
Aber manche unserer Talente sind altersmäßig noch gar nicht so weit, um in den
Aktivenbereich wechseln zu können. Und denen, die wechseln können, fehlt die
Erfahrung. Das Ganze ist also ein längerer Prozess.
ECHO: Sie haben gesagt, die Regionalliga werde kein Selbstläufer. Was heißt
das?
Müller: Wir können nicht in die Saison mit dem Gefühl gehen, dass wir als
ehemaliger Zweitligist das schon schultern werden. Wenn da nicht von Anfang an
ernsthaft gearbeitet wird, werden wir wieder in die Bredouille kommen. Wir
müssen den Schnitt, den wir jetzt haben, ernst nehmen. Nur mit neun Monaten
Konzentration auf Hockey können wir den Abstieg wieder gutmachen. Ob das alle
wollen, wird sich zeigen.
Aus und vorbei: Trainer Gerrit
Rothengatter (in weiß) und die Hockeymänner des Rüsselsheimer RK
steigen nach der 1:2-Heimniederlage gegen den TSV Mannheim als
Tabellenletzter aus der Zweiten Bundesliga in die Regionalliga ab. |
Ohne ein Quartett in die
Regionalliga
NACHGEFRAGT Für RRK-Hockeyspieler geht‘s nach dem Abstieg
ohne Küffner, Kösling, Reisch und Minar weiter
Von Martin Krieger (aus
"Main-Spitze" vom 23.05.2012)
Die provokante Frage bringt
Mirco Fuchs nicht in Verlegenheit: "Erlangen, Ludwigsburg, Limburg,
Mainz", zählt der 28 Jahre alte Mannschaftskapitän des Rüsselsheimer RK
mühelos auf, mit welchen Gegnern er und seine Teamkollegen es ab
September in der Hockey-Regionalliga Süd zu tun bekommen. Losgelöst
davon, dass in dieser Sportart selbst sehr guten Spielern durchaus
geläufig ist, was sich unterhalb der Bundesebene tut, lag es im
Ruderklub spätestens seit der 1:3-Heimniederlage am 12. Mai gegen
Zweitliga-Meister Nürnberger HTC nahe, sich konkreter mit dem zu
befassen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit Realität werden könnte. Und
nun für mindestens eine Feldsaison auch geworden ist.
Da die RRK-Herren seit
Einführung der Bundesliga 1968 zwar acht Spielzeiten in der zweiten
Klasse − im Premierenjahr genügte selbst der DM-Titel nicht zur Aufnahme
in den Kreis der Besten −, aber noch nie drittklassig unterwegs waren,
trifft es sich gut, dass wenigstens einer genau weiß, was dort Sache
ist. Gerrit Rothengatter kennt die Spielklasse dank seiner Stationen
beim Wiesbadener THC und TEC Darmstadt aus dem Effeff. "Die Regionalliga
wird kein Zuckerschlecken", sagt der 43-jährige RRK-Coach. Und da er
nach zwei Abstiegen innerhalb von sechs Monaten verständlicherweise
keine Lust auf einen neuerlichen Drahtseilakt habe, ist seine Forderung
absolut nachvollziehbar: "Es wird darauf ankommen, wie das Team reagiert
und ob die Leute bereit sind, weiterhin wie ein Bundesligist zu
trainieren."
Aktuell treffen sich die
Spieler, die nach zwei Siegen, drei Unentschieden und 13 Niederlagen zum
dritten Mal hintereinander eine Punktrunde als Tabellenletzte beendeten,
einmal pro Woche am Sommerdamm. "Zum lockeren Training," sagt Fuchs,
"und am Donnerstag trifft sich der engste Kern zu
Sondierungsgesprächen." Welche der vier sicheren Abgänger noch wie oft
am Sommerdamm auftauchen, bleibt abzuwarten. Neben Thorsten Küffner, der
sich zum Bundesligisten SC 80 Frankfurt verändert − werden auch
Christian Minar, Christian Kösling und Sebastian Reisch nicht in der
Regionalliga für den RRK am Ball sein. Während Torwart Reisch für ein
Jahr ins Ausland geht, wollen die "Jungsenioren" mit dem gleichen
Vornamen fortan kürzertreten und Zeit für andere Dinge haben.
Speziell Minar hinterlässt
eine schwer zu schließende Lücke. Der Österreicher, seit zwölf Jahren
beim Ruderklub und längere Zeit Mannschaftskapitän, hat als
zweikampfstarker Abwehrspieler großen Anteil am DM-Titel 2008 und dem
Europapokaltriumph ein Jahr später in der heimischen Walter-Köbel-Halle.
"Vielleicht steigt er in der Halle ja noch mal ein. Auf alle Fälle
werden wir uns speziell für ihn etwas ausdenken", sagt Fuchs.
Da Neuzugänge noch nicht in
Sicht seien, ist der aktuelle Spielführer froh, dass ein anderer "Oldie"
offenbar noch nicht genug hat: "Christian Domke hat mir versichert, dass
er gerne noch zwei Jahre auf gutem Niveau spielen würde." Möglicherweise
reizt aber auch das baldige Wiedersehen mit jenem Trainer, mit dem der
RRK vor einem Jahr aus der Bundesliga abgestiegen ist. Markus Hippchen
hat mit dem Kreuznacher HC den Sprung in die Regionalliga Süd geschafft.
Und das war selbst Mirco Fuchs neu.
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