Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Martin Müller

Zu den vielen Wimpeln des Rüsselsheimer RK würde Martin Müller gerne den 25. hinzufügen, wenn seine Hockeyfrauen am Wochenende Deutscher Meister in der Halle werden würden.

 

 

 

 

 

 

Es wäre ein Jubiläumswimpel − der 25.

Hockey: Rüsselsheims Abteilungsleiter Martin Müller drückt seinen RRK-Frauen bei der DM-Endrunde die Daumen

Von Helmut Popp (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 29. Januar 2011)
 

Was die Anzahl der Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene anbelangt, stellt die Hockeyabteilung des Rüsselsheimer RK seit Jahrzehnten unbestritten das sportliche Aushängeschild der Opelstadt dar: Im Feld und in der Halle feierten Frauen und Männern insgesamt 19 Triumphe in europäischen Pokalwettbewerben sowie 24 deutsche Meistertitel. 27 Deutsche Meisterschaften in verschiedenen Altersklassen der Jugend sind zudem Beleg für eine intensive wie gelungene Nachwuchsarbeit.

Vor mittlerweile 52 Jahren wurde beim RRK ein echter Rüsselsheimer Bub Mitglied, der im Laufe der Zeit maßgebliche Kapitel dieser Erfolgsgeschichte mitschreiben sollte. Sei es als Spieler, als Trainer, als Jugendleiter, als Organisator bei Endrundenturnieren in der Köbel-Halle oder, wie seit 1999, als Chef der Hockey-Abteilung − Martin Müller hatte stets seine Hände im Spiel, wenn die Krummstockartisten des Ruderklubs für Schlagzeilen im Sportteil der Presse sorgten.

Dass Martin Müller mit zehn Jahren seine sportlichen Aktivitäten beim RRK begann, war praktisch vorprogrammiert: "Ich stamme aus einer richtigen RRK-Familie, da kam für mich eigentlich gar kein anderer Verein in Frage." Überraschend dagegen die Sportart, für die sich der damalige Parkschüler begeisterte. Betätigten sich Opa und Vater nämlich im Boot auf dem Wasser des Mains als leidenschaftliche Ruderer, so bevorzugte der jüngste Spross der Familie Müller auch im Sport doch eher festen Boden unter den Füßen. Er wollte lieber mit dem Hockeyschläger in der Hand der kleinen Filzkugel, die seinerzeit tatsächlich noch aus diesem Material hergestellt wurde, hinterherjagen. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat.

Und nicht zuletzt eine Entscheidung, von der nicht nur der Rüsselsheimer RK, sondern auch die damals noch als etwas elitär geltende Sportart Hockey auf vielen Ebenen profitieren sollte. Allen großartigen Erfolgen der deutschen Nationalmannschaften bei Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen zum Trotz, steht Hockey allerdings bis heute nur selten im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, muss vielmehr noch immer mit dem Ruf einer Randsportart leben.

Für Rüsselsheim mag dies nicht zutreffen. 1968 jedenfalls erlebte Martin Müller als Spieler der ersten Männermannschaft des RRK seinen ersten sportlichen Höhepunkt. Mit 19 Jahren war er als Außenstürmer Mitglied des Teams, das auf dem Feld Hessenmeister wurde und sich danach über die süddeutsche Qualifikationsrunde in die Endrunde auf Bundesebene vorkämpfen konnte.

Auch dort waren die lauf- und spielstarken Rüsselsheimer, darunter Torwart Peter Kraus, der unvergessene Hans Hermann als ruhender Pol in der Abwehr, Mittelfeldmotor Fritz Schmidt, der flinke Stürmer Rainer Seifert und eben das 19-jährige "Nesthäkchen" Martin Müller, nicht zu bremsen. Sie schafften den Einzug ins Endspiel um die deutsche Meisterschaft am 7. Juli vor 5.000 begeisterten Zuschauern am Sommerdamm. Gegner Schwarz-Weiß Köln war chancenlos, als ihn der RRK mit 4:1 schlug. Zwei der vier Treffer zum ersten Titelgewinn erzielte Martin Müller.

Nach 1973 und 1976 auch im Jahr 1979 Deutscher Hallenhockey-Meister nach einem Sieg im Endspiel in Heidelberg über den Gladbacher HTC (hinten: Rainer Seifert, Martin Müller, Berthold Rauth, Norbert Boll, Manfred Liebig, Karl-Jürgen Manthei, Fritz Schmidt, Coach Walter Leichtweiß; vorn: Wolfgang Molitor, Masseur Karl-Heinz Bog, Thomas Dauner, Dr. Randolf Renker, Christoph Krehl, Alfred Segner)

Logisch, dass Müller während der bis Anfang der 80er Jahre anhaltenden Glanzzeiten des Rüsselsheimer Männerhockeys unzählige Tore zu den weiteren Titelgewinnen beisteuerte. Seine Karriere als Nationalspieler war indes nur von kurzer Dauer. Ein einziges Länderspiel hat er bestritten. Im Frühjahr 1969 war er von Bundestrainer Hugo Budinger für ein Turnier im pakistanischen Karachi in die Nationalmannschaft berufen worden. Dort wurde Müller allerdings von "Montezumas Rache" gequält, weshalb er lediglich bei der 0:1-Niederlage gegen Malaysia mitwirken konnte. "Mein damals schon recht loses Mundwerk, vor allem aber auch die starke Konkurrenz durch den Frankenthaler Ausnahmespieler Peter Trump, führten dazu, dass ich hinsichtlich der Olympischen Spiele 1972 in München bei den Planungen des neuen Trainers Werner Delmes nie eine Rolle spielte", erinnert sich Müller ohne Wehmut. Für den Rüsselsheimer RK ist Martin Müller dagegen auch nach Beendigung seiner Spieler-Laufbahn stets unverzichtbar geblieben.

Als Nachfolger von Fritz Schmidt trainierte er zwei Jahre die Bundesliga-Männer, übernahm danach den Posten des Jugendleiters und steht seit mittlerweile zwölf Jahren an der Spitze der Abteilung. Nebenbei ging er natürlich noch seinem regulären Beruf als Maschinenbau-Ingenieur im örtlichen Automobil-Unternehmen nach. Seit drei Jahren braucht der heute 62-jährige Müller dies allerdings nicht mehr zu tun. Als Vorruheständler hat er mehr Zeit für seine vielfältigen Aufgaben als Hockeyfunktionär. Über den Verein hinaus führt Martin Müller als kommissarischer Vorsitzender den Hessischen-Hockey-Verband, ist als Interessenvertreter der Bundesligavereine zudem Vorstandsmitglied des Deutschen Hockey-Bundes.

An diesem Wochenende wird er den Frauen seines RRK bei der DM-Endrunde tüchtig die Daumen drücken. Vielleicht kann der eh schon stattlichen Sammlung im Bootshaus ja tatsächlich der nächste blaue Wimpel eines Deutschen Meisters hinzugefügt werden. Als 25. Exemplar wäre es dann ein Jubiläumswimpel. Müller traut den Rüsselsheimerinnen einiges zu, schätzt allerdings auch die Konkurrenz hoch ein: "In kämpferischer Hinsicht kann unseren Mädchen sicherlich niemand etwas vormachen. Letztlich werden die Tagesform und ein intaktes Nervenkostüm entscheiden."

Die Tatsache, dass der RRK angesichts eines Einspruchs erst im Laufe der Woche Klarheit erhalten hat, ob nun TuS Lichterfelde oder der Harvestehuder THC heute im Halbfinale der Gegner ist (es ist Lichterfelde), sieht er zwar als Nachteil an, will diesen allerdings nicht allzu hoch bewerten: "Unser Trainer Benedikt Schmidt-Busse hat beide möglichen Konkurrenten bei ihrem direkten Aufeinandertreffen beobachtet."

Auf die Zukunft des Hockeysports beim RRK angesprochen, reagiert Martin Müller weit weniger gelassen. Angesichts der immer spärlicher fließenden Sponsorengelder sind ihm jedenfalls spontan keine allzu optimistischen Töne zu entlocken. Sicherlich sei es erfreulich, dass trotz eines knapp bemessenen Budgets weiterhin sportliche Erfolge zu verzeichnen seien. "Genau dies könnte uns aber auch negativ ausgelegt werden. Nämlich dann, wenn potenzielle Geldgeber sich sagen, die brauchen ja gar kein weiteres Geld, die sind ja auch ohne erfolgreich", gibt der Hockeychef des RRK zu bedenken.