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- Wenn man auf die "Rosen-Apotheke" in der Haßlocher Straße zu sprechen kommt,
so führt an "dem Fräulein Aenny Paul" kein Weg vorbei. Die Apothekerin eröffnete
ihre Pharmazie am 5. Februar 1951, und als sie 25 Jahre später fürchtete, ihr
Lebenswerk Fremden überlassen zu müssen, tat das Schicksal eine wundersame
Fügung. Doch darauf kommen wir gleich noch. Heute jedenfalls obliegt es
Apotheker Martin Kröner, die Honneurs aus Anlaß des 50-jährigen Bestehens zu
machen.
Damals, bei der Eröffnung, erhielt
jede Frau eine Rose kredenzt. Heute, beim Jubiläum - ist es auch der Fall. Da
aber wird die Rosenblüte aus wohlriechender Seife sein.
Ist das nicht drehbuchreif? Aenny
Paul und der Vater des heutigen Apothekers, Reinhold Kröner, legen vor längst
versunkenen Zeiten in Weilburg zusammen das Abitur ab, bevor ihrer beider Wege
sich trennen. Kröner wird später evangelischer Pfarrer bei Reutlingen in
Baden-Württemberg sein, "das Fräulein Paul" steht nach dem Studium der
Rüsselsheimer Jubiläums-Apotheke vor.
Der Zufall, wie man zu sagen pflegt,
will es, daß Pfarrer Kröner in den Fünfzigern als Religionslehrer ans
Kant-Gymnasium kommt. Man wohnt in der Neckarstraße und kauft in der Apotheke
auch ein, der Apotheke der Schulfreundin. Ein Kreis schließt sich.
1975 stellt Pfarrer Kröner seinem
Sohn Martin - Abitur am "Kant", Studium in Würzburg, pharmazeutische Stationen
in Darmstadt, Frankfurt und Ginsheim - die Frage, ob er nicht Interesse an der
"Rosen-Apotheke" habe, welche zum Verkauf anstehe? Beim Kontaktgespräch mit
Aenny Paul im verwinkelten Büro der Apotheke - es ist übrigens auch heute noch
das Büro - fällt Apothekerin Paul ein Stein vom Herzen. Sie umarmt den Sohn des
Klassenkameraden unter Tränen der Freude und Erleichterung, weil die Zukunft
ihrer Apotheke sozusagen in der Familie bleibt. Aenny Paul ist im vergangenen
Jahr 88-jährig gestorben.
Heute können sich Besucher der
Apotheke in eine Wand mit Bildern, die Geschichte der "Rosen-Apotheke"
betreffend, vertiefen. Vielleicht steht dort auch vermerkt, daß die Apotheke am
ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1981 von einem Brand heimgesucht worden
war, Schaden 100.000 Mark - ausgelöst durch eine nicht korrekt gelöschte Kerze.