Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Mandy Haase

Im ungeliebten Mittelfeld Akzente gesetzt

Mandy Haase gewinnt bei der Champions Trophy Kredit beim Hockey-Bundestrainer zurück

Von Sissi Stein-Abel (aus "Main-Spitze" am 06.12.2005)

 

 

CANBERRA So deprimierend die Champions Trophy für die deutschen Hockey-Damen als Olympiasieger auch verlaufen sein mag - Mandy Haase war eine Gewinnerin. "Sie hat ein sehr gutes Turnier gespielt", sagte Bundestrainer Markus Weise zur Leistung der RRK-Größe.  

Mandy Haase und ihre ehemalige Vereinskollegin Silke Müller (SV Kampong Utrecht) gehörten zu Spielerinnen, die selbst in der grauenhaften letzten Vorrundenpartie gegen China (0:1) nicht im grauen Mittelmaß versunken waren. Und beim überzeugenden 5:1 (2:0)-Sieg im Spiel um Platz fünf gegen Südkorea, mit dem sich die DHB-Auswahl den Verbleib in der A-Gruppe sicherte, mischte das Duo den Gegner mächtig auf. "Sie waren die Lichtblicke im Mittelfeld", sagte Weise. "Sonst hatte ich nur Leute mit Problemen."

Mittelfeld. Das Wort ist für Mandy Haase seit der Europameisterschaft in Dublin ein Reizwort. Als sie im Mai 2003 ihr Debüt im Nationalteam gab, setzte sie der damalige Bundestrainer Berti Rauth im Sturm ein. Nach EM-Bronze im selben Jahr rückte sie in die Abwehr, ehe Markus Weise sie vor drei Monaten ins Mittelfeld verpflanzte. Wie auch jetzt in der Hauptstadt Australiens.

"Natürlich spiele ich dort, wo mich der Trainer hinstellt", stellt die 23-Jährige klar. Gleichzeitig gibt sie aber zu erkennen, dass sie den Rollenwechsel nicht gerade prickelnd findet, zumal sie im Verein weiterhin in der Hinterreihe agiert: "Man braucht Anlaufzeit, um sich auf die Position einzustellen. Wenn man überall spielen kann, geht die Abstimmung ein bisschen verloren." So wird ihre Stärke zur Schwäche. "Für einen Trainer ist es sicherlich ein Glücksfall, jemanden zu haben, der flexibel ist", sagt sie und gibt Einblick in ihr Seelenleben: "Man fühlt sich ein bisschen hin- und hergeschoben. Das ist schwer zu akzeptieren."

Insgeheim aber trauert die Studentin dem Gefühl nach, wie beim Olympiasieg in Athen in der Innenverteidigung zusammen mit der Kölnerin Marion Rodewald ein Duo wie Pech und Schwefel zu bilden: "Es ist schön, wenn man sich aufeinander verlassen kann." Nun hat sie den Eindruck, nur auf ihre Lieblingsposition rücken zu können, wenn sich im Abwehrzentrum jemand verletzt. "Aber so kann man ja nicht denken", sagt sie schnell, "man wünscht ja seinen Teamkolleginnen nichts Schlechtes. Außerdem würde es die Mannschaft schwächen."

Konnte man in Dublin noch darüber streiten, so blieb dem Bundestrainer in Canberra kaum etwas anderes übrig, als die Allrounderin im Mittelfeld einzusetzen, um den Ausfall von Spielmacherin Fanny Rinne (Mannheim) im sensibelsten Teil der Mannschaft zu kompensieren. Aber da das RRK-Mitglied ihre Aufgabe zufrieden stellend löste, könnte die neue Rolle zur Dauerlösung werden. Mit diesem Gedanken wiederum mag sich Haase nicht anfreunden.

Dass der erste Härtetest auf dem Weg zur WM 2006 in Madrid und dem Fernziel, den Olympischen Spielen in Peking 2008, bei der Champions Trophy derart daneben ging, war natürlich nicht eingeplant: "Wir wollten wissen, wo wir in der Welt stehen. Jetzt hat die Mannschaft gesehen, was im athletischen Bereich und in puncto Einstellung gemacht werden muss." Ihre Erkenntnis: "Mit halben Aufwand geht es auf diesem Niveau nicht. Da hat so eine Klatsche wie das 1:8 gegen die Niederlande auch eine gute Seite. Die Silbermedaille bei der EM hat die Defizite kaschiert."

Als Grund für den Rückschlag vermutet Mandy Haase neben mangelndem Teamgeist, dass einige Spielerinnen noch immer im nacholympischen Tief stecken: "Den Aufwand wie vor Athen kann man nicht mehrere Jahre betreiben. Jeder hat Uni, Beruf, Familie und Freunde schleifen lassen und musste erst mal wieder vorankommen." Sie selbst traf es doppelt hart, denn sie musste sich nach einem Bänderabriss, der sie die Champions-Trophy-Teilnahme Ende 2004 kostete, von noch weiter unten wieder nach oben kämpfen.

Diesen persönlichen Kampf hat sie gewonnen. Den um Anerkennung nicht. "Es war enttäuschend zu sehen, dass ich nach dem Olympiasieg nicht mal einen Sponsor gefunden habe, der mir wenigstens die Fahrtkosten ins Training bezahlen würde", sagt die gebürtige Leipzigerin. Außer der Sporthilfe gibt´s keine finanzielle Unterstützung. Die Olympiaprämie ist aufgebraucht, "und die reicht maximal für ein Jahr". Und weil sie in Wilhelmsfeld im südlichen Odenwald lebt, ist sie in Rüsselsheim keine lokale Größe. Da stehen Geldgeber nicht Schlange. "Aber", sagt sie, "ich kann neben Studium und Hockey doch nicht auch noch jobben gehen." Aber nach dem Happyend in Canberra und der Freude über ihre eigene Leistung war der Trübsinn zumindest kurz wie weggeblasen.

Die RRK-Damen in der Hallenhockey-Saison 2005/2006 (hinten: Betreuer Thomas Blivier, Katharina Schultz, Lisa Faust, Laura Appel, Lena Jacobi, Vera Battenberg, Lena Schüder, Irene Balek, Virginia Peisch, Viktoria Krüger, Physio Hanne Zöller, Trainer Berti Rauth; vorn: Lydia Haase, Ela Tarlan, Julia Hahn, Meike Acht, Barbara Vogel, Nina Günther, Mandy Haase, Maren Pfefferkorn)