Von
Helmut Popp (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 29. Dezember 2012)
Durch ein Tal der Tränen mussten in den beiden vergangenen Jahren die
Hockey-Männer des RRK gehen: Als Regionalligist sind sie im Feld nur noch
drittklassig, während sie in der Halle wenigstens der Zweiten Bundesliga Süd
angehören. In beiden Spielrunden stehen die Rüsselsheimer derzeit auf dem
zweiten Platz, wobei sie vor allem im Feld noch gute Aufstiegschancen haben.
"Hockey ist für
mich eine unfassbar interessante Sportart. Ich kann mir wahrhaftig nicht
vorstellen, etwas anderes zu machen", erzählt der 18-jährige Schüler Luca
Müller, für den ab März im Gymnasium in Wiesbaden die Abiturprüfungen anstehen.
14 Jahre ist es mittlerweile her, dass er erstmals einen Hockeyschläger in der
Hand hielt – und nach eigener Aussage gleich "Feuer und Flamme" war. Als
vierjähriger Dreikäsehoch hatte Luca seine tennisspielende Mutter auf die Anlage
des Wiesbadener THC begleitet.
Deren sportliche
Aktivitäten interessierten ihn allerdings nicht die Bohne. Dafür schaute er
fasziniert einem älteren Jungen mit blonden Haaren zu, der auf dem Rasengelände
abseits der Tennisplätze eine Kugel nach der anderen auf ein leer stehendes
Hockeytor schoss. Irgendwann drückte der Junge Luca Müller seinen Schläger in
die Hand: "Willst du auch mal probieren?" Und ob der kleine Luca wollte.
Der blonde
Jüngling, der Luca Müller damals zum Hockeyspielen animierte, war Julian
Hofmann-Jeckel. Viele Jahre später wies dieser dem längst zum hoffnungsvollen
Stürmertalent gewordenen Müller nochmals den Weg: Julian Hofmann-Jeckel war
nämlich aus der Landeshauptstadt zum Rüsselsheimer RK gewechselt und gehörte zu
dem Team, das 2008 in der Halle Deutscher Meister wurde. Anschließend ging
Hofmann-Jeckel zum Club an der Alster nach Hamburg. Unter den Fittichen von
Trainerin Rosi Blöcher, der Mutter des 1987 zum weltbesten Hockeyspieler
gewählten Stefan Blöcher, hatte sich Luca Müller derweil beim Wiesbadener THC
stetig weiterentwickelt.
Auch er wechselte
dann, wie bereits angedeutet, zum RRK, wurde Jugend-Nationalspieler und schaffte
im April vergangenen Jahres frühzeitig den Sprung in die Bundesliga-Mannschaft.
In dieser stellte Luca Müller zwar auf Anhieb seine Torjägerqualitäten unter
Beweis, ohne allerdings damit den Niedergang der Rüsselsheimer Männer verhindern
zu können.
Abstieg aus der
Feld-Bundesliga, Abstieg aus der Hallen-Bundesliga und dann auch noch gleich
Abstieg aus der Zweiten Liga im Feld: Das war Luca Müllers Misserfolgs-Bilanz
nach drei Spielrunden mit den RRK-Männern. Dennoch blieb er fester Bestandteil
des deutschen U18-Nationalteams, für das er bei 16 Einsätzen zwei Tore erzielte.
Der Wiesbadener
trägt vorerst weiterhin das Rüsselsheimer Trikot. Obwohl er deshalb im Feld nur
noch in der Regionalliga Süd spielen kann, wurde er jetzt auch für die deutsche
U21-Auswahl nominiert, mit der er 2013 auch gerne am WM-Turnier in Indien
teilnehmen würde.
"Ich fühle mich in
Rüsselsheim sehr wohl und habe meine Situation intensiv mit Bundestrainer Uli
Weise besprochen", erklärt Müller. Momentan sei der DHB-Coach noch
einverstanden. Weise habe ihm einen Trainingsplan mitgegeben, den er akribisch
erfüllen müsse.
Die großen
Spielanteile beim RRK sind derzeit sicherlich ein kleiner Vorteil, zudem könne
er sich gezielter auf das Abitur vorbereiten. Doch um sportlich vorankommen zu
können, wird Luca Müller über kurz oder lang wohl kaum eine weitere Veränderung
erspart bleiben. Denn: Bundesliga muss er schon spielen, will er seine hoch
gesteckten, den enormen Fähigkeiten entsprechenden Ziele irgendwann erreichen.
Mit den Männern des
Rüsselsheimer RK wird dies jedenfalls in absehbarer Zeit nicht zu realisieren
sein.