Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Lena Jacobi

Lena Jacobi beim RRK 2017 in Aktion

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Irgendwann reicht es mal"

Hockeyspielerin Lena Jacobi wird Karriere wohl beenden

Von ALEX WESTHOFF (aus "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 18. Januar 2017)

Lena Jacobi musste erst mal auf die Suche gehen. Nach Schläger, Handschuh und Schienbeinschonern, den Dingen also, die sie zeit ihres Lebens stets in Reichweite hatte, weil man sie zum Hockeyspielen braucht. Im Keller ihrer Wohnung und in ihrem Elternhaus in Mainz wurde sie fündig. Die Eltern Jacobi führen einen wahren Hockey-Haushalt ‒ kein Wunder, wenn alle drei Kinder Nationalspieler geworden sind. Die Älteren, Lisa und Lena, stehen längst voll im Berufsleben, Nico Jacobi, der Jüngste, ist aber noch immer die Nummer eins im deutschen Tor und führte die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes unlängst zur olympischen Bronzemedaille.

Lena wähnte sich jedenfalls schon eine Weile im Ruhestand nach dem Leistungssport. "Irgendwann reicht es auch mal, gerade wenn man über Jahre versucht hat, Beruf und Bundesliga unter einen Hut zu bekommen", sagt sie. Die im Hockey fast obligatorischen Doppelspieltage am Wochenende saugen dann den letzten Rest an Freizeit aus der Woche. Bis Frühjahr 2015 waren ja auch noch die Termine für die Nationalmannschaft hinzugekommen. Lena Jacobis Entschluss stand jedenfalls ‒ bis die alten Kolleginnen vom Rüsselsheimer RK mitbekamen, dass die 31-Jährige nach Jahren fernab der Heimat beruflich in Frankfurt Fuß gefasst hat bei einer großen Unternehmensberatung. Kurzum, nach den wirksamen Überredungskünsten hieß es: noch ein (allerletztes) Hockey-Hurra in der aktuellen Bundesliga-Hallenspielzeit. "Da schließt sich der Kreis, wenn man bei seinem Heimatverein aufhört", sagt Lena Jacobi. "Es macht mega viel Spaß, und es geht ja sogar noch um etwas."

Beschwingt und angetrieben von der dreimaligen Europameisterin auf der zentralen Mittelposition, streben die RRK­Damen dem größten Erfolg seit Jahren entgegen. Mit einem Erfolg gegen den Mannheimer HC an diesem Sonntag wären die Hessinnen für das Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft qualifiziert. Das ist der einst ruhmreichen Adresse im deutschen Hockey schon seit 2011 nicht mehr geglückt. Auch Lena Jacobi hatte sich 2009 in den (bis heute nicht versiegten) Strom der hochveranlagten Spielerinnen eingereiht, die den RRK verließen und in die weite Hockey-Welt hinauszogen. Ein Jahr Barcelona, dann Hamburg, dann Berlin. Der schrittweise Niedergang des Klubs sei damals schon zu erkennen gewesen. "Das ist traurig und ja nicht von heute auf morgen geschehen", so die 72-malige Nationalspielerin. "Umso mehr würde ich mich jetzt für den Verein und die Mädels freuen, wenn wir es ins Viertelfinale schaffen." Trainer Norman Hahl bezeichnet die unverhoffte Verstärkung mit Rüsselsheimer Wurzeln als "wertvolle Stütze" für die junge Mannschaft. Mit ihrer famosen Technik und Übersicht hat Lena Jacobi das Leistungsniveau deutlich angehoben. Und das quasi ohne Training, sieht man von der Teilnahme am Berlin-Marathon im Herbst ab. Weil das die vielen jobbedingten Reisen unter der Woche nicht zuließen. Dank eines Projekts in Frankfurt war sie zuletzt ein häufigerer Gast im Übungsbetrieb. "Und seitdem tut mir der Rücken weh", erzählt sie schmunzelnd.

Besonders RRK-Kapitän Eva Frank profitiert von Lena Jacobis Zuarbeit und erzielte wichtige Tore in Serie. Frank, Jacobi und auch Viktoria Krüger haben schon früher viele Stunden auf der Anlage des Rüsselsheimer RK am Sommerdamm gemeinsam verbracht und einst auch eine WG gebildet. "Ich weiß noch ganz genau, wie sie tickt und wie sie sich bewegt auf dem Feld. Wir verstehen uns blind", sagt Lena Jacobi.

Das Match gegen Mannheim könnte nun wirklich das letzte Match ihrer gelungenen Karriere werden. Oder wird es das Viertelfinale ‒ vermutlich gegen den Düsseldorfer HC ‒ eine Woche später? Im Frühjahr geht es in der Feldrunde der Bundesliga weiter, und die RRK-Damen stehen als Tabellenletzter vor dem direkten Wiederabstieg. Ein spannendes Projekt wie geschaffen, um die als Kurzzeit-Comeback angelegte Rückkehr in die Heimat zu verlängern? "Ausgeschlossen", sagt Lena Jacobi. Und sie sagt es so bestimmt, dass Zweifel zwecklos erscheinen. Beim RRK, so viel steht fest, genießt man die verlorene Tochter Lena Jacobi bis zur letzten Spielminute.