Vom 1. Januar nächsten Jahres an
gelten beim Kauf von Zigaretten strengere Jugendschutzregeln. Deshalb müssen bis
dahin alle frei zugänglichen Automaten auf den Betrieb mit Geldkarte umgerüstet
werden. Durch die Karte kann das Alter der Kunden erkannt werden.
Etwa 65 Prozent seiner Automaten hat
die Tabak Kraft GmbH mit Sitz in Rüsselsheim in den vergangenen zwei Jahren
bereits umgerüstet. Ob er bis 2007 alle Automaten umgerüstet hat, weiß
Geschäftsführer Klaus Kraft nicht. Denn der Aufwand sei ziemlich hoch.
Eigentlich wollte er bis zur Jahresmitte fertig sein, denn die zweite
Jahreshälfte brauche er, um Software-Aktualisierungen durchzuführen.
Klaus Kraft mit den "jungen AHs" des RRK
auf ihrer Rhein-Wanderfahrt 1986 (hinten: Heinz Nold, Harald Ruppert,
Dirk Leisegang, Jürgen Berger, Wolfgang Adrian, Ragnar Otto, Rüdiger
Hochstein, Guido Petri, Dr. Reinhard Passing; vorn: Kurt Hofferberth,
Klaus Kraft, Karl-Heinz Schwarzer, Thomas Mildenburger) |
Rund 300 bis 400 Euro kostet
das Umrüsten pro Automat. "Das ist ein riesiger Kapitalaufwand", so der
Geschäftsführer. 1.500 Automaten hat Tabak Kraft derzeit im
Rhein-Main-Gebiet aufgestellt, doch 2007 werden es nur noch etwa 1.350
sein. "Alle unrentablen werden abgehängt", schaut Klaus Kraft auf die
Finanzen. Denn durch die Einführung der Alterskontrolle über die Geldkarte
rechnet er genauso wie seine Kollegen mit Umsatzeinbußen. Zu Beginn des
nächsten Jahres schätzt er, dass 50 Prozent der Umsätze an Automaten
wegfallen werden, weil die Raucher an freien Verkaufsstellen die
Zigaretten kauften. Er hofft allerdings, dass die Einnahmen wieder
steigen, wenn sich die Kunden an das neue System gewöhnt haben.
Schließlich sei die Handhabung viel
einfacher und komfortabler. Das leidige Suchen nach Kleingeld oder das Problem
mit durchfallenden Münzen entfalle dann. Voraussetzung ist allerdings, dass
nicht nur der Bekanntheitsgrad der Geldkarte durch die Banken gesteigert wird,
sondern auch an möglichst vielen Geldautomaten eine Aufladefunktion besteht. Auf
Nachfrage der "Main-Spitze" bestätigten verschiedene in Rüsselsheim ansässige
Banken, dass an allen ihren Geldautomaten die Aufladefunktion vorhanden sei.
Allerdings können die Kunden nach wie
vor auch mit Bargeld an den Automaten zahlen. Sie müssen lediglich vorher die
Geldkarte zur Altersprüfung einschieben und können dann zwischen den
Bezahlfunktionen wählen. Derzeit nutzen nur unter zwei Prozent die Abbuchung per
Geldkarte, ist die Erfahrung von Klaus Kraft.
Insgesamt steht er der Umstellung
gespalten gegenüber. Denn der eigentliche Sinn, Jugendlichen den Zugang zu
Zigaretten zu erschweren, sieht er nicht verwirklicht. Es gebe genug
Möglichkeiten, den Schutz zu unterlaufen - auch am Automaten. So müsse nur ein
16-Jähriger für einen 15-Jährigen ein Päckchen mitziehen. "Wir sind die
Leidtragenden", zieht Klaus Kraft den Schluss aus der Umstellung. Während der
Umsatz sinke, müsse in die Umrüstung viel Geld investiert werden.