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Über Mitglieder des
RRK (2013)
Klára Kyndlowá |
Klára Kyndlová
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Krisenmanagerin mit Zug zum Tor
Die tschechische Nationalspielerin Klára Kyndlová will mit dem verjüngten RRK in
die DM-Endrunde einziehen
Von Heiko
Weissinger (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 12. September 2013)
Neuzugang Klára
Kyndlová möchte mit den Hockey-Frauen des Rüsselsheimer RK in der
Feld-Bundesliga den Sprung in die Endrunde schaffen. Sollte es mal nicht so gut
laufen, kann die 23 Jahre alte tschechische Nationalspielerin ihr Uni-Wissen
einbringen: Sie studiert Krisenmanagement in Prag.
Acht Minuten waren
im Bundesliga-Heimspiel der Rüsselsheimer Hockey-Frauen gegen Eintracht
Braunschweig am Sonntagnachmittag noch zu spielen, als Klára Kyndlová ihrer
Gegenspielerin mit viel Verve und Geschick den Ball abnahm und schnellen
Schrittes den Konter einleitete. Da gab es Szenenapplaus von den RRK-Fans –
Zeichen der Anerkennung nicht nur für diese eine gute Aktion, sondern für einen
insgesamt rundum gelungenen Einstand im Rüsselsheimer Team am vergangenen
Wochenende.
Ein gelungenes Debüt
feierte die tschechische Hockey-Nationalspielerin Klára Kyndlová (links) am
Wochenende im Trikot des Bundesligisten RRK. Gegen den Berliner HC (rechts
die Ex-Rüsselsheimerin Lena Jacobi) gewann der RRK zum Saisonauftakt mit
2:0, gegen Eintracht Braunschweig spielte er 1:1.
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"Mit ihrer
Routine eine absolute Bereicherung"
"Sie ist mit ihrer
Routine eine absolute Bereicherung", lobte ihr Trainer Florian Westermann die
ersten beiden Auftritte der Mittelfeldspielerin im Rüsselsheimer Trikot, die mit
einem Sieg (2:0 gegen Meister Berliner HC) und einem Remis (1:1 gegen Aufsteiger
Braunschweig) endeten. Zwar sei angesichts der Verjüngung des RRK-Teams "jede
Spielerin über 20 momentan viel wert", doch Kyndlová "hilft uns mit ihrer
internationalen Erfahrung enorm weiter". Schließlich ist die 23-Jährige schon
seit fünf Jahren für die tschechische Frauen-Nationalmannschaft im Einsatz,
zuvor hatte sie alle Jugend-Auswahlteams ihres Landes durchlaufen.
Im Alter von acht
Jahren begann Kyndlová mit dem Hockeyspielen. Zuvor hatte sie Tennis
ausprobiert, "aber ich bin kein Typ für Individualsportarten". Bis zum
vergangenen Jahr blieb die passionierte Radfahrerin und Wandererin ihrem
Stammverein HC Praga 1946 treu, ehe ihr Traum vom Wechsel in die Bundesliga mit
dem Engagement beim Erstligisten Eintracht Frankfurt wahr wurde. "Ich wollte
immer mal in Deutschland Hockey spielen, weil das Niveau hier so hoch ist, wie
man zuletzt beim Doppelsieg der Frauen und Männer bei der EM in Antwerpen
gesehen hat."
Für die Frankfurter
Eintracht bestritt Klára Kyndlová die Hallenrunde, doch offensichtlich ist sie
ganz froh über ihren Wechsel zum RRK: "In Rüsselsheim fühle ich mich wohler. Das
Team ist homogener, die Kameradschaft besser." Es werde intensiver und
konzentrierter trainiert, sagt die in Frankfurt wohnende Tschechin, die zwei
Tage in der Woche in einer Anwaltskanzlei jobbt und fleißig Deutsch lernt.
"Wenig Pausen, wenig Quatsch" – und dennoch komme der Spaß auf dem Hockeyplatz
nicht zu kurz.
"Tore schießen ist
nicht mein Ding", antwortet Kyndlová auf die Frage nach ihren Schwächen. Und die
Stärken? "Ich bin schnell, habe ein Auge für das Spiel und sehe mich deshalb als
gute Vorbereiterin. Und die Trainer bescheinigen mir eine gesunde
Aggressivität." RRK-Coach Westermann ergänzt: "Ihre Technik und ihr
Zweikampfverhalten sind sehr gut. Sie zeigt viel Zug zum Tor und ist unfassbar
fit." In Sachen Athletik kommt ihr nach eigener Einschätzung noch immer zugute,
dass als Schülerin eines Sportgymnasiums viel Leichtathletik auf dem Stundenplan
stand.
"Vier Punkte
sind eine sehr gute Ausbeute"
Vier Punkte aus den
ersten beiden Saisonspielen bezeichnet Klára Kyndlová als "sehr gute Ausbeute".
Die erste Hälfte gegen Braunschweig sei zwar schwach gewesen ("Was da los war,
weiß ich nicht, am Ende hätten wir allerdings gewinnen müssen"), aber gegen
Berlin hätten alle "ein wirklich gutes Spiel" gezeigt: "Wir haben angedeutet,
dass wir mit den Spitzenteams mithalten können." Deshalb setze sie sich nach dem
fünften Rang des RRK in der Vorsaison einen Platz unter den Top Vier als Ziel,
also den Einzug in die DM-Endrunde.
Ihr Vertrag beim
RRK gilt für eine Feld- und eine Hallensaison. Danach würde die Jugendtrainerin
von Safo Frankfurt gerne in Rüsselsheim bleiben, "weil wir mit dem jungen Team
die Chance haben, lange zusammenzuarbeiten und uns ständig zu verbessern". Doch
ob sich dann noch ein Engagement in Deutschland mit dem Studium in ihrer
Heimatstadt Prag vereinbaren lässt, ist fraglich. "Für dieses Semester habe ich
einen individuellen Lehrplan bekommen und muss nur drei, vier Tage pro Monat in
Prag sein. Aber 2014 beginnt das letzte Jahr meines Masterstudiums. Da könnte es
eng werden."
Da ihr Studienfach
– Krisenmanagement bei Katastropheneinsätzen – vergleichsweise exotisch ist,
kommt auch ein Wechsel an eine deutsche Uni kaum in Frage. Ihr Berufswunsch?
"Ich habe einige Praktika in Krankenhäusern gemacht und könnte mir vorstellen,
dort zu arbeiten, um Evakuierungspläne zu erstellen und Ähnliches."
"Sie hat sich
super integriert"
Einen Notfallplan
für ihren Start im RRK-Team benötigte Klára Kyndlová nicht. "Ich habe mich gut
gefühlt und auch gut gespielt, denke ich. Gegen Berlin war ich noch auf ein
sicheres, einfaches Spiel bedacht, gegen Braunschweig agierte ich dann
selbstbewusster, habe einige Tricks probiert und Eins-gegen-Eins-Situationen
gesucht." Sie habe sich trotz kleiner Sprachschwierigkeiten super integriert,
zeigt sich Trainer Florian Westermann begeistert vom Neuzugang. "Und sie ist bei
der Mannschaft hervorragend angekommen."
Nacktfotos fürs
Männerteam
Von Heiko
Weissinger (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 12. September 2013)
Mit dem
tschechischen Hockey-Nationalteam ist RRK-Neuzugang Klára Kyndlová in diesem
Jahr auf dem Feld von der C- in die B-Division aufgestiegen. In der Halle
spielen die Tschechinnen in der A-Division und erwarten vom 24. bis 26. Januar
2014 als Gastgeber der Europameisterschaft die besten Teams des Kontinents.
"Wir haben eine
tolle Gruppe erwischt mit Deutschland, Niederlande und England", freut sich die
23 Jahre alte Kyndlová in ihrer Heimatstadt Prag auf ein Wiedersehen mit den
besten Bundesligaspielerinnen, zu denen dann auch ihre neue Vereinskameradin und
Nationalspielerin Eva Frank gehören könnte.
Nicht nur sportlich
sorgten die tschechischen Nationalspielerinnen in der jüngeren Vergangenheit für
Aufsehen. Als 2012 der klamme tschechische Hockey-Verband nicht genügend Geld
für die Reise der Männer-Auswahl zum Olympia-Qualifikationsturnier nach
Kakamigahara/Japan hatte, ließen sie Kalender drucken – mit Nacktfotos. Weil
Klára Kyndlová und Co. die Hüllen fallen ließen, konnten Tschechiens
Hockey-Männer nach Japan fahren, wo sie die Qualifikation für London allerdings
verpassten.
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