Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (2001)   

Jennifer Lutz

 

Ein Franziskus für die Ewigkeit

Noch allein unter Männern: Jennifer Lutz ist Steinbildhauerin der Mainzer Dombauhütte

Von Lars Hennemann (aus "Main-Spitze" vom 12.05.2001)

MAINZ/RÜSSELSHEIM - Unter einem schützenden Plexiglas-Dach steht auf einem Innenhof direkt neben dem Mainzer Dom ein Block aus rotem Odenwald-Sandstein. Jennifer Lutz bearbeitet ihn mit Knüpfel, Punktiergerät, Pressluft-Pistole und Schlageisen, dem typischen Handwerkszeug einer Steinbildhauerin. Geduldig, Punkt für Punkt, arbeitet sie aus dem Block das Bild des Heiligen Franziskus heraus. Die Vorlage steht direkt neben ihr: eine etwa 150 Jahre alte Statue des Heiligen, die normalerweise im Mainzer Wohnsitz von Karl Kardinal Lehmann steht. "Ihr fehlten schon Arme und Beine. Weil die Gäste des Kardinals sich gerne vor der Statue fotografieren lassen, habe ich mich darum beworben, eine neue Kopie anzufertigen", erzählt Lutz.

Die 22-jährige Rüsselsheimerin hat einen zumindest für Frauen ungewöhnlichen Beruf. "Nach dem Abitur wollte ich etwas Handwerkliches lernen. Also habe ich mich bei der Mainzer Dombauhütte beworben." In der Berufsschulklasse war sie eine von drei Frauen neben 33 Männern, und auch an der Dombauhütte arbeitet sie seit der Gesellenprüfung zur Steinbildhauerin neben vier männlichen Kollegen. "Ich weiß, dass manche Frauen in der Wirtschaft nicht in diesem Beruf eingestellt werden, weil es heißt, dass sie die körperliche Belastung nicht aushalten." 

Dass Lutz über eine gute Kondition verfügt, glaubt man ihr sofort. Die Aktive des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK) war Junioren-Nationaltorhüterin im Hockey: "Wenn das auch in der richtigen Nationalmannschaft klappen könnte, hätte ich auch nichts dagegen", lacht sie. Mit der Bundesliga-Mannschaft des RRK, mit der sie vor wenigen Wochen Europapokal-Siegerin wurde, trainiert sie dafür viermal pro Woche. "Dafür lässt mir die Arbeit an der Dombauhütte die Freiheit. Wenn ich auf Baustellen nach Termin arbeiten müsste, sähe das wahrscheinlich anders aus."

Aufgaben wie die Franziskus-Statue sind aber selbst an der Dombauhütte, wo nicht der raue Wind der freien Wirtschaft weht, eine Ausnahme: "Normalerweise sorgen wir für die Erhaltung des Doms und anderer kirchlicher Gebäude", berichtet Lutz. Damit haben sie mehr als genug zu tun. Bei der jetzt beginnenden, auf 15 Jahre angelegten Sanierung des Doms wird die Dombauhütte natürlich mitwirken, aber ohne fremde Hilfe stemmten Lutz und ihre Kollegen dieses Projekt auf keinen Fall. Trotzdem freut sie sich jetzt schon darauf, in luftiger Höhe auf Gerüste klettern zu können: "Stellen Sie sich vor, ich gehe irgendwann mit meinen Enkeln durch Mainz und kann ihnen dann sagen, an welcher Stelle ich gearbeitet habe."

An und für sich sei der Dom im Vergleich zu Köln oder dem Ulmer Münster noch in relativ gutem Zustand. Zurzeit kämpfen die Handwerker vor allem mit zwei Problemen. "Die Steinersatzmasse, die man 1975 anlässlich der 100-Jahr-Feier an vielen Stellen aufgetragen hat, platzt ab", berichtet Lutz. Und dann sind da noch die Tauben: "Die bekommen hier in der Innenstadt so viel Futter, dass sie acht Mal pro Jahr brüten können. Und Taubenkot ist das aggressivste, was es gibt", seufzt sie.

Auch deswegen steht ihr Franziskus wohl unter Glas. Ein halbes Jahr hat Lutz für ihn Zeit. Dann soll die neue Statue wieder die Gäste von Kardinal Lehmann erfreuen. Hat Lutz das Gefühl, an etwas Besonderem zu arbeiten? "Irgendwann wird wieder jemand meine Statue kopieren. Man verewigt sich da schon auf eine gewisse Weise." Nach Mann oder Frau wird dann wohl niemand mehr fragen.

Jennifer Lutz, einfach nur glücklich nach einem Finalsieg im Siebenmeterschießen über den Berliner HC in Les Ponts de Cé, die RRK-Damen sind Hallenhockey-Europacup-Sieger 2001, haben den Hallen-Europacup zum 10. Mal gewonnen.