Aufbruch zur großen Fahrt: Nikolaus Geis,
August Euler, Toni Tambosi, Irmgard von Opel, Georg von Opel, Ulrich Schott |
Mit dem Motorrad zur Weltausstellung
Vor 75 Jahren startete Irmgard von Opel
mit Freunden zu einer abenteuerlichen Reise
Von Andreas Scherer (aus "Main-Spitze" vom
17.07.2004)
Vor 75 Jahren machte sich eine
ungewöhnliche Schar auf den damals sehr beschwerlichen Weg nach Barcelona zur
Weltausstellung: Der Irmgard-von-Opel-Club (Iv0) startete im Juli 1929 von
Rüsselsheim aus mit sechs Motorrädern, an der Spitze die 22-jährige Enkelin des
Firmengründers selbst.
Mit dabei waren auch
ihr Cousin und späterer Ehemann Georg von Opel und Nikolaus Geis, Mitarbeiter
bei Opel in der Versuchsabteilung und ab 1930 bis zu seiner Pensionierung als
Betriebsingenieur auf dem Hofgut Westerberg tätig, wo Irmgard von Opel von 1930
an den Betrieb leitete und bis zu ihrem Tod 1986 lebte.
Irmgard von Opel in den 30er Jahren als
erfolgreiche Turnierreiterin |
Anneliese Stark aus
Schwabenheim, Tochter von Nikolaus Geis, ist auf dem Hofgut aufgewachsen und
erinnert sich noch lebhaft an die Erzählungen der Enkelin des
Opel-Firmengründers über ihre damalige abenteuerliche Reise. Der Iv0-Club traf
sich regelmäßig, man fuhr auch Rennen, trug die gleiche Kleidung in den Farben
Blau und Weiß und Bobbymützen, die aussahen wie die Kopfbedeckung von Matrosen.
So erklärte sich auch der Schlachtruf "Ahoi".
Eines Tages regte
Irmgard von Opel an, man sollte doch gemeinsam die abenteuerliche Fahrt nach
Barcelona wagen. Mit sechs Motorrädern (drei Opel-Touren- und zwei
Super-Sport-Maschinen sowie einer BMW) und einem begleitenden Auto machte sich
die motorsport-verrückte Crew auf den Weg.
Die Route führte über
Freiburg, die Alpen, durch die Schweiz, über Nizza und Marseille zum Ziel.
"Während die Motorräder vollkommen problemlos laufen, geht dem Begleitfahrzeug
in den schwierigen Alpenpässen die Puste aus. Mit kochendem Kühlwasser muss der
schwer beladene Wagen mehr als einmal Verschnaufpause einlegen. Als dann in
Frankreich der Begleitwagen verunglückt und eine Mitfahrerin erhebliche
Gesichtsverletzungen davonträgt, droht das Unternehmen zu scheitern. Doch die
Begeisterung des jungen Teams ist so leicht nicht klein zu kriegen. Zwei Mann
fahren mit dem Zug zurück und holen in Rüsselsheim ein neues Auto." So wird ein
Teil der strapaziösen Reise in einem Buch über die Geschichte der
Motorradproduktion von Opel beschrieben.
Anneliese Stark erinnert sich an
Erzählungen von Irmgard von Opel: "Im Hotel in Nizza wollten sie uns nicht rein
lassen, weil wir so furchtbar aussahen. Dasselbe ist uns dann auch im 'Ritz' in
Barcelona passiert. Aber die Hotelmanager haben sich gleich entschuldigt, als
das Missverständnis aufgeklärt war und sich unsere Reservierung bestätigt
hatte." Das Team war von der Weltausstellung überwältigt. "Wir waren begeistert,
die Wasser-Kaskaden waren phantastisch. Nach den vierwöchigen Strapazen haben
wir so viel gesehen, das hat uns für alles entschädigt", zitiert die 73-Jährige
aus dem Gedächtnis die lebhaften Schilderungen von Irmgard von Opel.
Dann waren es aber der Anstrengungen
doch genug. Die Motorräder wurden in Spanien in die Bahn verladen, die weitere
Reise, die noch über Madrid, Biarritz, Bordeaux und Paris führte, setzten die
jungen Leute im Zug fort. Mit Ausnahme von Anneliese Starks Vater Nico: Der
nämlich chauffierte das Auto zurück.
Das war es aber noch nicht ganz:
Nachdem die Clubmitglieder wieder Zuhause waren, frönten sie unmittelbar danach
einer weiteren sportlichen Leidenschaft (Georg von Opel , war ein passionierter,
sehr erfolgreicher Ruderer): Mit dem Doppelvierer und Doppelzweier ruderte man
Main und Rhein hinunter bis Bacharach, wo die Abenteurer von einer jubelnden
Menschenmenge empfangen und gefeiert wurden.