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Über Mitglieder des
RRK (2013)
Ilse Stieglitz |
Ilse Stieglitz |
In keine Rolle zwängen lassen
Nachruf – Ilse Stieglitz stirbt im Alter von 83 Jahren – Bewegte Zeiten im
Dicken Busch
Aus
"Rüsselsheimer Echo" vom 6. März 2013
rea - Ein
Energiebündel, konsequent, ehrlich, unangepasst, sozial engagiert, misstrauisch
jeder fest gefügten Ideologie gegenüber – so kennen sie ihre Mitstreiter aus
ihren vielfältigen Engagements. Am Freitag ist Ilse Stieglitz im Alter von 83
Jahren gestorben.
Europacup im Hallenhockey 2009 in
Rüsselsheim: Ilse Stieglitz, Mutter des RRK-Trainers Kai Stieglitz,
mit Lebensgefährte Dr. Manfred Volkmann im RRK-Fanblock mit "Tröte" und
RRK-Schal |
"Ich habe mich mein
ganzes Leben noch nicht in eine Rolle reinzwängen lassen." Diesen Satz sagte
Ilse Stieglitz in einem ECHO-Interview zum Internationalen Frauentag 2008. Und
jeder, der sie kennt, weiß, dass das wahr ist. Sie war fast 40, andere setzen
sich in dem Alter langsam schon zur Ruhe, begann die quirlige Mutter vierer
Söhne mit ihrem Engagement im Bürgerausschuss Dicker Busch. Sein Ziel war es,
die noch mangelnde Infrastruktur im neu entstehenden Stadtviertel zu verbessern.
"Wer einen Kopf zum Denken hatte, war in diesem Ausschuss", erinnert sich
Manfred Volkmann, ein Mitstreiter von damals und ein viertel Jahrhundert lang
Ilse Stieglitz’ Lebenspartner.
Es ging weiter mit
der Gründung des Frauenhauses Anfang der Siebziger, mit dem Öffentlichmachen von
Gewalt in Familien. "Noch heute kann ich nicht begreifen, welches Ausmaß an
Gewalt in Ehen von Frauen ertragen wird", schrieb sie 1998 in einem Brief an
ihre Klassenkameraden. 1977 folgte die Gründung der Freien Wählergemeinschaft,
die den schwarz-roten Filz in Rüsselsheim aufbrechen wollte. Die erste Zeit
agierte Ilse Stieglitz noch in der zweiten Reihe, doch irgendwann kam sie um ein
Mandat nicht mehr herum: Von 1982 bis 1989 war Ilse Stieglitz Stadtverordnete.
Die Eröffnung des Jugendhauses Dicker Busch bilanzieren die Freien Wähler, die
1989 an die Grünen übergaben, als einen ihrer Erfolge. Und dass sie den
rot-schwarzen Rüsselsheimer Filz tatsächlich aufgelöst haben. Und auch bei der
Arbeit im Sekretariat des Fachbereichs physikalische Technik an der
Rüsselsheimer Hochschule wusste sie stets, wie man Bürokratie aushebeln kann.
Ihr Engagement für
die Gemeinschaft und für soziale Gerechtigkeit setzte Ilse Stieglitz auch als
Schöffin am Groß-Gerauer Amtsgericht ein, als Mitglied des Vereins "Pro Asyl"
und im "Verein deutsch-ausländische Solidarität" und in jüngster Zeit an der
Seite ihres Lebensgefährten Manfred Volkmann in der Seniorenvertretung.
Studenten der
Skandinavistik in Frankfurt saßen im Hörsaal neben der immer von der Lust auf
Neues getriebenen Seniorin, denn im Ruhestand erfüllte sich Ilse Stieglitz den
Wunsch eines Studiums. Nach dem Krieg hatte sie drei Jahre in Stockholm gelebt
bei ihrem Onkel, der vor den Nazis dorthin geflohen war. "Jahre der äußerst
nützlichen praktischen Bildung", wie sie später bilanzierte.
Der Tod ihres
zweitältesten Sohnes Klaus beim Flugzeugabsturz des Cinema-Concetta-Filmteams
1991 war der wohl schwerste Schicksalsschlag im Leben von Ilse Stieglitz, doch
auch diesen Schmerz lenkte sie zusammen mit anderen Betroffenen um in eine
Bereicherung: Sie gründeten die Cinema-Concetta-Filmförderung und riefen die
Rüsselsheimer Filmtage ins Leben. Ihre vegetarischen Frikadellen im Biergarten
am Samstag sind berühmt. Es wird sie weiter geben.
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