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Über Mitglieder des
RRK (1928)
Heinrich von Opel |
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Heinrich von Opel
†
Sein Leben
Aus "Main-Spitze" vom 29.05.1928
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Ein tragisches Geschick hat
unerwartet Heinrich von Opel im Verlauf einer plötzlichen Erkrankung mitten aus
einem arbeits- und erfolgreichen Schaffen abberufen. Er erkrankte plötzlich am
Mittwoch; sein Zustand verschlimmerte sich, so dass seine Überführung in das
Mainzer Krankenhaus erfolgen musste, wo in der Nacht auf Samstag der Tod infolge
eines Gehirnschlags eintrat.
Heinrich von Opel wurde am 22.
September 1873 in Rüsselsheim geboren. Er ist der Dritte in der Reihe der in der
deutschen Sportwelt bekannten fünf Brüder Opel. Wie alle seine Brüder wandte er
sich schon frühzeitig der Sportbewegung zu, und hat auf diesem Gebiet zunächst
als Rennfahrer in den großen deutschen Rennen auf dem Hoch- und Niederrad in
seinen jüngeren Jahren außerordentlich beachtenswerte Erfolge davongetragen. Er
errang 1892
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1896 etwa 150 Preise, darunter neben der Meisterschaft von Hessen
noch etwa zehn weitere Meisterschaften.
Nach Beendigung seiner Schulzeit war
er im väterlichen Haus tätig und gründete, nachdem er seiner Militärpflicht
genügt hatte, im Herbst 1892 in Wien zusammen mit einem Freund des Hauses die
Firma Opel & Beyschlag, die die Generalvertretung des Hauses Opel für
Österreich-Ungarn übernahm. Der vorzeitige Tod des Vaters war die Veranlassung
zur Aufgabe seiner Wiener Tätigkeit. Seine Lebensaufgabe galt der Entwicklung
der Opelwerke, und hier bewies er als kaufmännischer Leiter und Organisator
ungewöhnliche Fähigkeiten und Eigenschaften. Seit Jahren leitete er mit
wachsendem Erfolg in den Opelwerken die Verkaufsabteilung und erwies sich hier
als hervorragender Organisator. Der Aufstieg der Opelwerke in den letzten Jahren
ist nicht zum Geringsten das Verdienst des Verschiedenen. Während des
Weltkrieges war er Führer einer Kraftwagenkolonne, die ihn auf fast alle
Kriegsschauplätze führte, vor allem aber nach dem Südosten. Wegen seiner
Verdienste um die deutsche Industrie und den deutschen Sport wurde er kurz vor
dem Krieg von dem früheren Großherzog Ernst Ludwig von Hessen geadelt.
Nun hat ihn der Tod mitten aus voller
Tätigkeit gerissen. Ein kluger, zielbewusster, warmherziger Mensch, der auch den
Künsten volles Verständnis entgegenbrachte, ist mit ihm zu früh dahingegangen.
Seine letzte Fahrt
Am heutigen dritten Pfingsttag wurde
er in seiner Geburtsstadt Rüsselsheim zu Grabe getragen. Die allgemeine
Teilnahme aller Schichten und Kreise der Bevölkerung kam dabei zum Ausdruck.
Nach einer Trauerfeier im Hauptwerk bewegte sich ein nicht enden wollender
Trauerzug unter Vorantritt Rüsselsheimer und anderer Vereine zur Opelschen
Grabstätte nach dem alten Friedhof. Eine dichte Menschenmauer bildete in der
Darmstädter Straße über Marktplatz bis zur Mainzer Straße Spalier. Er ruhe in
Frieden!
Aus "Main-Spitze"
vom 31.05.1928:
Heinrich von Opels
letzte Fahrt
Heinrich von Opel, 1890, Meister von Hessen |
Zum zweiten Mal in wenig mehr als
Jahresfrist sah Rüsselsheim die traurige Feier der Beisetzung eines der
Fabrikinhaber. Schnell ist seinem Bruder Carl der dritte der Brüder, Heinrich
von Opel, gefolgt. Wie sehr er sich in seiner schlichten Menschlichkeit die
Achtung und die Liebe aller erworben hatte, die je mit ihm in Verbindung
standen, das zeigte die eindrucksvolle Bestattungsfeier. Auf den Werksgebäuden
wehte die Reichs- und Opelfahnen auf Halbmast, die Riesenkandelaber des
Hauptportals und der zu einem stimmungsvollen Totenhain hergerichteten großen
Mittelhalle brannten hinter dichtem Trauerflor. Im Hintergrund auf violettem
Grund war inmitten Hunderter von Kränzen und Blumengebinden die Leiche Heinrich
von Opels in einem schlichten, schmucklosen eichenen Sarg aufgebahrt. Acht Mann
der Opelschen Fabrikfeuerwehr hielten Totenwacht. Seitwärts hatten
Vereinsdeputationen mit umflorten Fahnen Platz genommen. Unter den Trauergästen
sah man prominente Vertreter der deutschen Großindustrie, hohe Regierungsbeamte,
die Oberbürgermeister von Mainz und Darmstadt. Aus der ganzen Umgebung waren
Vertreter der Industrie und des Sportes herbeigeeilt, um den toten Freund und
Führer zu ehren.
Um 3 Uhr betraten, von der
Trauerversammlung stumm begrüßt, die Familie Opel, ihre Angehörigen und Gäste,
darunter auch der älteste Sohn des früheren Großherzogs von Hessen, den
Totenhain. Da flammten drei um den Katafalk aufgestellte Riesenfackeln auf, die
Opelkapelle spielte den Choral "Jesus, meine Zuversicht", und der Klub Harmonie
sang den Männerchor "Ruhe sanft". Pfarrer Dr. Müller schilderte in zu Herzen
gehenden Worten das Leben und die Persönlichkeit des Verstorbenen, sein soziales
Wirken, seine Liebe zur Natur, seine geschäftliche Tüchtigkeit, gedachte aber
auch der tragischen Fälle in seinem Leben, so des frühen Todes seines einzigen
Sohnes und der schweren Krankheiten, die die letzten Jahre verdunkelten. Er
schloss mit dem Wunsch, dass im Heimatwerk immer der Geist des Verstorbenen, der
Geist der sozialen Verständigung die Zukunft beherrschen möge.
Es folgten nun Kranzniederlegungen in
großer Zahl. Der hessische Staatspräsident Adelung und die hessische
Staatsregierung ließen durch Minister Korell, in Dankbarkeit für die Verdienste,
die sich der Verstorbene um das Volkswohl erworben hat, einen prachtvollen
Orchideenkranz niederlegen. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Werke
weiterhin im Dienst der deutschen und hessischen wirtschaftlichen Zukunft ihre
Wirksamkeit entfalten mögen. Dadurch werde das Andenken des Verstorbenen am
besten geehrt. Herr Assessor Machenheimer als Vertreter der leitenden Beamten
schilderte den Verstorbenen als Wohltäter der Armen. Tiefempfundene Worte sprach
für die hessischen Handelskammern Direktor Kahlert. Der Kreisdirektor des
Kreises Groß-Gerau feierte die Verdienste des Heimgegangenen um den Kreis.
Rüsselsheim ließ durch den Bürgermeister schildern, wie er alle
Heimatbestrebungen unterstützt habe. Ein Vertreter der Arbeiterschaft, Herr
Siebe, dankte für seine stete Hilfsbereitschaft und sein Bemühen, allen
Arbeitern immer Brot zu verschaffen. Besonders wirkungsvoll waren die Worte, die
die innige Verbundenheit der Arbeiterschaft mit dem Hause Opel betonten. Der
Vertreter der Angestellten schilderte ihn als einen der fähigsten Köpfe der
deutschen Industrie und einen der besten Männer der deutschen Wirtschaft.
Mit ehrenden Worten legten dann noch
Kränze nieder die Stadt Darmstadt, die evangelische Kirchengemeinde Rüsselsheim,
der evangelische Frauenverein Rüsselsheim, die katholische Gemeinde Rüsselsheim,
die Gemeinde Ober-Ingelheim, das Personal seines Gutes Westerhaus, und der
Turnverein Ober-Ingelheim, für die alle der Pfarrer von Ober-Ingelheim
ergreifende und an diesem Tag wohl am meisten zu Herzen gehende Worte der
Verbundenheit fand. Wie er auch die Künste unterstützte, dem verlieh der
Vorsitzende des Klubs Harmonie, Herr Stillger, beredten Ausdruck.
Sein langjähriges Vorstandsmitglied
beklagte der Mainzer Ruder-Verein, den Stifter vieler Preise der Mainzer
Turnverein von 1817, den Sportführer der Bund Deutscher Radfahrer, der
Turn-Verein (Herr Mehlbrech) und der Ruderverein Rüsselsheim (Herr Schlieben),
der Hessische Automobilklub, der Süddeutsche Ruderverband, die Rudergesellschaft
Undine, der Hessische und Nassauische Radfahrer-Verband, den Freund der Jagd und
Natur die Vertreter des Hessischen Jagd-Klubs und der Forstbeamten, der
Schützenverein Tell, die Gemeinde Groß-Winternheim, wo er die Jagd ausgeübt
hatte. Als Kameraden schilderten ihn unter bewegten Worten ein Vertreter der
Asienkämpfer und der Vorsitzende des Militärvereins Rüsselsheim, Herr Hühn, der
unter den Klängen des Liedes "Ich hatt' einen Kameraden" in eindrucksvoller
Weise seinen Kranz niederlegte. Dem hilfsbereiten Mann widmete der Vertreter des
Roten Kreuzes eine Kranzspende. Auch die alten Schulkameraden und das Gestüt
Westerberg fehlten nicht. Während der Feier kreiste über den Opelwerken ein
deutscher Flieger und warf einen Kranz ab.
Dann setzte sich ein endloser
Trauerzug in Bewegung. Der imposante, aus etwa 3.000 Personen bestehende
Leichenzug bewegte sich unter den Trauermärschen der Opelkapelle durch das von
den Einwohnern gebildete Straßenspalier nach dem alten Friedhof. An der Spitze
marschierten die Vereine mit ihren Fahnen. Dem Wunsch des Verstorbenen
entsprechend, erfolgte die Beisetzung der Leiche nicht in dem Mausoleum, sondern
auf dem alten Erbbegräbnis an der Seite seines vor acht Jahren in den Alpen
verunglückten Sohnes, inmitten der alten Rüsselsheimer Familiengräber. Nach
einem Schutzgebet des Geistlichen, einem Gesangsvortrag der Harmonie und einem
Musikchoral der Opelkapelle sandten die Angehörigen dem Verstorbenen
tiefergriffen die letzten Blumengrüße in das Grab.
Die fünf Söhne Adam
Opels nach dessen Tod im Jahr 1996. Gemeinsam mit ihrer Mutter Sophie
erben Carl, Fritz, Wilhelm, Heinrich und Ludwig das Unternehmen. |
Aus "Wassersport-Almanach" 1929:
Kommerzienrat Heinrich von Opel
(gestorben am 25. Mai 1928)
An den Folgen eines Schlaganfalles
verschied in einem Krankenhaus in Mainz am 25. Mai Kommerzienrat Dr.-Ing.
Heinrich von Opel im Alter von 54 Jahren. Heinrich von Opel war der drittälteste
der "fünf Rüsselsheimer", wie die fünf Brüder oft bezeichnet wurden, die aus dem
väterlichen Fabrikationsgeschäft eine Weltfirma machten.
Der Verstorbene hatte an dem
ungeheuren Aufschwung der Firma Adam Opel seinen vollen Anteil. Technisch
durchgebildet wirkte er in der Fabrikation an erster Stelle, unermüdlich alle
Neuerungen verfolgend und die großzügigen Umstellungen leitend, die die riesige
Produktion in Automobilen und Fahrrädern notwendig machte. Ein wohlwollender
Chef, stand er zu seinen Beamten und Arbeitern im besten Verhältnis.
Er war aber nicht nur der große
Industriekapitän, sondern auch selbst ein tüchtiger ausübender Sportsmann. Seine
besonderen Interessen galten in seiner Jugend dem Radrennsport; ebenso wie seine
Brüder, errang er auf Rädern eigener Herstellung verschiedene Meisterschaften.
Automobilist zu sein gehörte zum Beruf.
Dem Rudersport war er von Herzen
zugetan. Seine Gemahlin, eine Schwester des Deutschen Einer-Meisters Anton
Weber-Mönchhof, weilte mit ihm oft beim Mainzer RV. Dieser Verein hat dem
Verstorbenen viel zu danken. Er war nicht nur eine starke finanzielle Stütze,
sondern er war auch mit ganzem Herzen dabei. Man erinnere sich an die
Henleyfahrten der Mainzer. Erfahrungsgemäß litten deutsche Mannschaften oft an
der veränderten Kost und an den folgenden Darmstörungen Schiffbruch. Um solche
Unzuträglichkeiten zu vermeiden, stellte Opel seine Köchin zur Verfügung, die,
mit den notwendigen Vorräten versehen, die Reisen nach Henley mitmachte. Die
erste Motorbarkasse, die imstande war einem Achter zu folgen, erbaute Heinrich
von Opel. Er schenkte sie dem Mainzer RV, wo sie die besten Dienste leistete.
Im Feldzug führte Heinrich von Opel
eine Kraftfahrerkolonne in Russland und im Orient. Eine liebenswürdige Natur war
er, ein guter Gesellschafter, vom Großherzog von Hessen gegen Kriegsende
geadelt, hörte er oft das Scherzwort "der letzte Ritter", da er der Letzte war,
dem sein Landesherr diese Standeserhöhung zuwenden konnte. Heinrich von Opels
Hinscheiden ergibt eine klaffende Lücke im Kreise der Seinen, seiner Freunde, in
der Industrie und im Sport. Sein Andenken wird in diesen Kreisen nicht
verlöschen.
Heinrich von Opel
* 22. September
1873 Rüsselsheim …
†
25. Mai 1928
Mainz
Heinrich, der 1873 geborene dritte
Sohn des Firmengründers Adam Opel, verfügte über geniale kaufmännische und
unternehmerische Fähigkeiten. Nach dem Tode seines Vaters leitete er mit seinen
Brüdern das Rüsselsheimer Werk. Bezeichnenderweise erbaute er inmitten des
Firmengeländes für sich und seine Familie das "Haus Heinrich", in dem er mit
seiner Frau Emmy, geb. Weber, repräsentierte und wohnte. Es war das Zuhause für
seine Kinder Heinz, geb. 1899, Margrit, geb. 1902, und Irmgard, geb. 1907, sowie
für viele andere Kinder der Großfamilie. Heinrich, der als sehr temperamentvoll
und urwüchsig beschrieben wird, hatte vielseitige Interessen. Als Freund
naturverbundenen Lebens suchte und fand er im Jahre 1900 mit Westerhaus bei
Ingelheim den
idealen Sommersitz, der bald zu seinem Lieblingsaufenthalt wurde. Einige Jahre
später errichtete er in unmittelbarer Nähe zusätzlich ein Gestüt und begann,
sich als Züchter zu betätigen. Die Gebrüder Opel spielten mittlerweile im
Wirtschaftsleben Hessens eine so bedeutende Rolle, dass der Großherzog Ernst
Ludwig die Herren Wilhelm und Heinrich Opel mit Urkunde vom 13. März 1917 in den
erblichen Adelsstand erhob. Am 7. März 1922 traf Heinrich und Emmy von Opel ein
schwerer Schicksalsschlag. Ihr Sohn Heinz, auf den sie so große Hoffnungen
gesetzt hatten, kam bei einem Bergunfall ums Leben. Sechs Jahre später, am 25.
Mai 1928, verstarb überraschend Heinrich von Opel selbst mit knapp 55 Jahren.
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