|
Über Mitglieder des
RRK (1971)
Dr. Georg von Opel |
Georg von Opel, Deutscher Rudermeister
im Einer 1947 |
In memoriam
Georg von Opel – Ein Mann der Tat
Von Heino
Knopp (aus "Abendpost-Nachtausgabe" vom 16.08.1971)
Kronberg.
−
Georg von Opel ist tot. Der Frankfurter Industrielle, einer der
Enkel des Begründers der Opel-Werke, Adam Opel, erlitt am Samstagabend im Alter
von 59 Jahren auf einer Autofahrt im Taunus am Steuer seines Wagens einen
Herzanfall, an dessen Folgen er etwa eine Stunde später im Kreiskrankenhaus Bad
Soden starb.
Nach Mitteilung des
Polizeikommissariats Bad Homburg war der Wagen Georg von Opels auf der
Fahrt von Falkenstein nach Königstein auf der abschüssigen Straße nach dem
Herzanfall nach rechts in den Straßengraben geraten.
Da von Opel nach dem Unfall
offensichtlich besinnungslos war, wurde er von einem Notarztwagen in das
Kreiskrankenhaus Bad Soden gebracht, wo er verstarb. Nach Ansicht der Polizei
starb Georg von Opel nicht infolge des Unfalls, sondern vermutlich an den Folgen
des Herzanfalls.
Georg von Opel war mit 17 Jahren
bereits mehrfacher Millionär. Er hätte ein geruhsames Leben führen, sich jeden
Wunsch erfüllen können. Aber "Schorschi", wie ihn seine engsten Freunde nannten,
fühlte sich herausgefordert, Eigenes zu schaffen. Er war ein Mann der Tat und
hatte den Kopf stets voller Ideen.
Seine große Liebe gehörte dem Sport,
und hier vor allem dem Rudern. Mit 40 Jahren saß er noch im Achter der
Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim, deren Präsident er war. Mit jungen
Leuten zusammen, die seine Söhne hätten sein können und die ihn ein wenig
respektlos "Onkel" nannten.
Er knüpfte nach dem Krieg die ersten
Sportkontakte zum Ausland, vor allem mit England, das er liebte und verehrte.
Voller Stolz reiste er im Juli 1951 nach Henley an der Themse, ließ seine erste
Frau Irmgard, die einst eine berühmte Turnierreiterin gewesen war, nachkommen
... und zahlte den jungen Achterrecken ein tägliches Taschengeld von zwei Pfund.
Erst im Endlauf der berühmten Royal Henley-Regatta musste sich der "Opel-Achter"
geschlagen geben.
In jungen Jahren war Georg von Opel
in der amerikanischen und englischen Automobilindustrie tätig gewesen. Er hatte
Henry Ford den Großen noch gekannt, war ihm, wie er nicht ohne Stolz erzählte,
vorgestellt worden, und hatte zwischendurch in Kanada eine Rudermeisterschaft im
Einer, und zwar auf der Kurzstrecke über 500 Meter, gewonnen.
Als reifer Mann, und zwar an seinem
59. Geburtstag, fuhr er auf dem Hockenheimring noch neue Weltrekorde mit einem
Elektroauto. "Noch bin ich nicht im Pensionsalter!" sagte er zu seinen
Kritikern, "und so lange werde ich arbeiten!"
Im Sport suchte er die
Selbstbestätigung, und auch ein schwerer Herzinfarkt, der ihn vor wenigen Jahren
ereilte, vermochte dem vitalen Multimillionär nichts anzuhaben.
Über Geld sprach er nie. Vielleicht
deshalb, weil er sehr viel davon besaß. Als er über den Ausgang eines wichtigen
Ruderrennens eine Wette legen wollte, schlug er als Einsatz einen Pfennig vor.
Seine große Leidenschaft war die
Jagd. Als Großwildjäger streifte er durch den Süden Afrikas, und neben seiner
Kronberger Villa errichtete er den "Opel-Zoo", einen Freiland-Tierpark, der
Millionen von Besuchern anlockte. Hier wohnte er mit seiner jungen (dritten)
Frau Sigrid, die aus einer Würzburger Ruderfamilie stammt, und den beiden
kleinen Söhnen. Seine zweite Frau, Eugenia, eine Venezolanerin, hatte er durch
einen Autounfall auf dem Julier-Paß (Schweiz) verloren.
Bleiben wir noch ein wenig beim
Sport: Georg von Opel war Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. In
diesem erlauchten Gremium nahm er den Platz Ritter von Halts ein, der ihn kurz
vor seinem Tode vorgeschlagen hatte. Zudem war Georg von Opel noch Präsident des
Deutschen Schützen-Bundes und des Vereins "Spazierengehen e. V." Den Vorsitz in
der Olympischen Gesellschaft hatte er nach persönlichen Querelen im März 1969
abgegeben. Er war Initiator des Goldenen Plans, und zuletzt setzte er sich sehr
stark für den Amateurgedanken demokratischer Prägung ein.
Taucher war er gewesen in jungen
Jahren, Bergsteiger, Reiter, Boxer, Eishockeyspieler, Flugsportler, und zuletzt
spielte er am liebsten Tennis. So eng er dem Sport auch verbunden gewesen war,
im Grunde blieb er ein Außenseiter. Seine wirtschaftliche Unabhängigkeit hat er
stets als Verpflichtung verstanden.
Georg von Opel war der Enkel des
Begründers der Opel-Automobilwerke, Adam Opel. 1928 wurde das Rüsselsheimer Werk
für 125 Millionen Reichsmark an den US-Konzern General Motors verkauft. Der
Verstorbene, seit 1952 Ehrendoktor der Mainzer Universität, war zuletzt
persönlich haftender Gesellschafter des Frankfurter Autohauses mit 20 Verkaufs-
und Werkstattniederlassungen und rund 2.000 Beschäftigten. Er versuchte,
durch eine eigene Tankstellenkette mit den marktbeherrschenden Firmen zu
konkurrieren, war an weiteren Unternehmen beteiligt und saß in mehreren
Aufsichtsräten. Seine Anteile an den Continental-Gummiwerken hatte er vor drei
Jahren für 75 Millionen Mark verkauft.
Auch als Buchautor war er
hervorgetreten. Er schrieb Reise- und Ruderberichte. Mit Hilfe eines (einzigen)
Glases Sekt, das er Tag für Tag trank − "das beste kreislaufanregende Mittel,
das es gibt" − hoffte er auf ein langes Leben.
Georg von Opel verunglückte in
einem Auto, das seinen Namen trägt: In einem "Opel-Kadett". Die Ärzte
versuchten noch, ihn zu retten − aber der Multimillionär starb im
Krankenhaus
Er liebte seine drei
Frauen, seine Millionen und seine 570 Tiere
Von Wolfgang Fricke (aus
"Bild" vom 16.08.1971)
Ohne erkennbaren Grund
verließ der Opel Kadett die Fahrbahn. Er fuhr über den Bürgersteig, durchbrach
einen Jägerzaun und wurde an einem Peitschen-Lichtmast endgültig zu Schrott.
Der Fahrer, der zusammengesunken auf dem Steuer lag, starb nach einer rasenden
Blaulicht-Rallye des Unfallrettungswagens eine Stunde später im
Kreiskrankenhaus von Bad Soden (Taunus) an einem Herzwandriss: Georg von Opels
Leben endete so ungewöhnlich, wie es 59 Jahre lang verlaufen war.
Georg von Opel |
Denn dieser Georg von
Opel, Mitglied einer der großen deutschen Familien, die sich durch Reichtum,
Leistung und Tradition auszeichnen, hat sich niemals damit begnügt, nur reich zu
sein. Georg von Opel war immer auf der Suche nach dem ganz persönlich geprägten
Profil.
Der Enkel des
Firmengründers Adam Opel war 17, als sein Vater Carl und dessen Brüder
beschlossen, das Familien-Unternehmen an den amerikanischen Auto-Giganten
General Motors zu verkaufen. Von dem Kaufpreis von 125 Millionen Mark entfielen
1929 fast acht Millionen Mark auf Georg von Opel. Er widerstand der Verlockung,
nur noch zu genießen: Es ist die erste Tat in seinem Leben.
Von Opel geht nach
England und in die USA: er arbeitet hart in der Auto-Industrie. Als er
zurückkommt, übernimmt er mehrere Opel-Verkaufsagenturen. Er wird, wenn er schon
nicht Auto-Produzent sein kann, wenigstens Deutschlands größter Auto-Verkäufer.
Und er heiratet.
Die erste Frau war
doppelt so reich
Seine erste Frau ist
Irmgard von Opel, Deutschlands beste Turnierreiterin in jenen Jahren vor dem
Kriege, seine Cousine dazu und genau doppelt so reich wie er: Irmgard hat ihm
die Söhne Carlo (heute 28) und Heinz (26) geschenkt.
Die Ehe mit der Cousine
ging auseinander, als die kolumbianische Diplomaten-Tochter Eugenia Harran
Olanzaga in Opels Leben trat. "Ein feinnerviges Vollblut", hat Georg von Opel
sie einmal beschrieben. Eugenia von Opel stirbt 1964 bei einem Autounfall auf
dem Julier-Pass.
Georg von Opel hat ein
drittes Mal geheiratet: die 30 Jahre jüngere Sigrid, die ihn noch zweimal zum
Vater machte. Georg ist fünf, Gregor drei Jahre alt.
Mit dieser, seiner
letzten Familie lebte Georg von Opel in Kronberg am Taunus in einer weißen,
schiefergedeckten Bungalow-Villa in einer Umgebung, in der alles verwirklicht
war, was dieser drahtige, sich mit Diät und Sport in Form haltende Mann liebte:
wunderschöne gotische Möbel und exotische Tiere − im größten privaten Wildpark
Europas.
Diesen Tierpark hat er
sich zuletzt 550.000 Mark im Jahr kosten lassen, an Gehältern für die 15
Betreuer und an Verpflegung für die 570 Lieblinge, auf 22 Hektar sorgfältig
geplanter Wildnis, unter denen sich Elefanten, Giraffen, Antilopen, Flamingos,
Gibbons und ein Flusspferdbulle befinden (der übrigens Georg heißt).
Dieser Georg ist Witwer.
Nachdem Tierpark-Besucher seine drei Tonnen schwere Gattin mit Naschwerk
endgültig zu Tode gefüttert hatten, wollte Georg von Opel das Flusspferd Georg
verkaufen. Aber Georg ging ganz einfach nicht. Er blieb, wo er war.
Er tat nur, was ihm
Spaß machte
Ähnliches
Beharrungsvermögen hat Georg von Opel in seinem Leben gezeigt: Er hat immer nur
das getan, was er wollte.
Der Sportler Georg von
Opel (acht Ruder-Meisterschaften) wurde, als die Ruderer ihn, nicht mehr
wollten, Präsident des Schützenverbandes. Bis 1969 war er Präsident der
Deutschen Olympischen Gesellschaft. Seit 1966 war er Mitglied des
Internationalen Olympischen Komitees. Aber auch da entwickelte er eigene Ideen,
die bis zum offenen Krach mit Willi Daume führten.
Kampf mit den
Mineralöl-Gesellschaften hatte es auch gegeben, als er mit seinem "VK-Kraftstoff"
die Preise rigoros unterbot. Und vor Rätsel stellte der unbequeme Mann die
Wirtschaft, als er VK verkaufte und gleichzeitig sein Aktien-Paket bei Conti
Hannover: "Was wird er mit den 130 oder 140 freien Millionen tun?" war die
Frage.
Sie ist nie
beantwortet worden. Die Schallplatten- und die Batterie-Fabrik, die er gegen
Experten-Rat in Uganda baute ("Das Land gefällt mir") und die prompt ein
Misserfolg wurden, können die Millionen nicht geschluckt haben.
Seine Autos haben es auch nicht
getan. Georg von Opel war ein Meister des Understatements. Er fuhr Opel Kadett.
Aber einen Kadett, der eine 120-PS-Maschine unter der Haube hatte und fast 200
Kilometer schnell war. Warum? "Aus der Lust daran, andere zu verblüffen", hat
Georg von Opel gesagt. Und damit mehr über sich verraten, als man in einem
ganzen Roman sagen könnte.
Im fliegenden Start durch ein Leben voll
Leben
Mit Georg von Opel starb ein
Ritter ohne Furcht und Tadel
Von Günther Leicher (aus "Main-Spitze" vom
17.08.1971)
Georg von Opel, ein wahrhafter "Ritter ohne Furcht und Tadel", ist
tot. Mit ihm starben der Schirmherr des Kunsthistorischen Institutes und
Ehrendoktor der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität, das Mitglied des
Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der Präsident des "Deutschen
Schützenbundes", das Präsidialmitglied der "Internationalen Schützenunion", der
Initiator des "Goldenen Planes", der den Bau von Sportanlagen im Wert von 3,6
Milliarden Mark bis 1976 vorsieht, der Vorsitzende des Vereins "Spazierengehen e.V.", der frühere siebenmalige Deutsche Meister im Rudern, Gründer und Mäzen
des Kronberger Tierparks, Großwildjäger, erfolgreicher Reiter, Motorradfahrer,
Skiläufer, Boxer, Tennisspieler, Flieger und Unterwasserfischer. Vor knapp drei
Monaten erst fuhr dieser Georg von Opel − denn all das ist er in einem gewesen
und nur mit den Opel-Werken hatte er nichts mehr zu tun − noch auf dem
Hockenheimring mit einem elektrisch angetriebenen Opel GT einen
Geschwindigkeitsrekord heraus.
Was dieser hochgewachsene Mann in die 59 Jahre seines so jäh beendeten Lebens
alles hineingepackt hat, ist einfach unwahrscheinlich. Sicher haben die
Millionen ihm den fliegenden Start in ein Leben erleichtert, das voller
Ereignisse bis zur allerletzten Stunde gewesen ist und von dem die meisten
normalen Sterblichen nur träumen können. Denn er war erst sechzehn Jahre alt,
als die Familie das vom Großvater gegründete Rüsselsheimer Werk für 120
Millionen Mark an die Detroiter General Motors verkaufte und auf ihn ein Anteil
von knapp acht Millionen Mark entfiel − genug, um die Hände in den Schoß zu
legen und ein vergnügliches Leben ohne lästige Arbeit zu führen.
Georg von Opel und der Journalist Paul Elschner |
Doch "Schorsch", wie ihn seine vielen Freunde nannten, war nicht der Typ des
"Playboys". Er ging vielmehr in die USA und arbeitete drei Jahre lang hart und
mit offenen Augen in der Automobilindustrie, übernahm nach seiner Rückkehr ein
Netz von Opel-Vertretungen, in denen heute rund 2.000 Menschen beschäftigt sind.
Neben einigen kleineren Unternehmen gehörten ihm bis vor nicht allzu langer Zeit
zehn Prozent der (inzwischen für 75 Millionen Mark abgestoßenen) Anteile der
Continental-Werke und die ebenfalls mittlerweile verkaufte Firma
"Volkskraftstoff", mit der er lange Zeit den Mineralölfirmen das Leben schwer
und den Autofahrern das Tanken billiger machte. Neue geschäftliche Initiativen
Georg von Opels sind nach dem Verkauf dieser beiden Unternehmen beziehungsweise
Anteile nicht bekannt geworden − auch nicht, was er mit den
schätzungsweise 120 bis 130 Millionen Mark angefangen hat oder anfangen wollte,
die dabei für ihn flüssig geworden sind.
Die Liste all seiner Aktivitäten auf geschäftlichem wie auf sportlichem Gebiet
bedarf der Ergänzung auch auf kulturellem Sektor. In dem gepflegten, aber alles
andere als protzigen Bungalow, den er in Kronberg inmitten seines Tierparks (den
er sich jährlich mehr als eine halbe Million an Zuschüssen kosten ließ und der
alljährlich von Hunderttausenden besucht wurde) bewohnte, sammelte er gotische
Kunstschätze, als deren Kenner und besonderer Liebhaber er galt. Die Mainzer
Universität verlieh schon 1952 Georg von Opel die Ehrendoktor-Würde für seine
Verdienste um die Pflege und Erhaltung wertvollsten mittelalterlichen Kunstgutes
und für seine maßgebliche Beteiligung an der Planung und Durchführung der unter
seinem Patronat herausgegebenen "Forschungen zur Kunstgeschichte und
christlichen Archäologie" durch einen Fünfländer-Ausschuss.
Für Schlagzeilen hat Georg von Opel
− zweifellos ungewollt − zeitlebens gesorgt.
Vor drei Jahren war es seine Auseinandersetzung mit dem Präsidium der Deutschen
Olympischen Gesellschaft, wo er sich mit Willi Daume und dem als dessen
Stellvertreter wirkenden nordrhein-westfälischen Innenminister Willi Weyer,
total überwarf und schwere Vorwürfe wegen deren Geschäftsführung erhob. Der
öffentliche Streit, inzwischen in aller Stille beigelegt und längst vergessen,
führte letztlich zum Ausscheiden Opels aus der Deutschen Olympischen
Gesellschaft.
Dreimal war Georg von Opel verheiratet. Seine erste Frau war seine Cousine
Irmgard, die als Turnierreiterin einen großen Namen hatte, heute ist sie eine
erfolgreiche Geschäftsfrau, und die in diese Ehe eine Mitgift einbrachte, die
doppelt so groß war wie Georg von Opels Vermögen zu jener Zeit. Zwei Söhne,
Carlo und Heinz, gingen aus dieser Ehe hervor, die zerbrach, als Georg von Opel
die Kolumbianerin Eugenia Harran Olanzaga, Tochter eines Diplomaten,
kennen lernte. Vor sieben Jahren ging diese Ehe zu Ende: Bei einem Verkehrsunfall
auf dem Julierpaß starb die bildhübsche Frau, mit der von Opel glückliche Jahre
verbracht hatte. Seine dritte Frau, um 30 Jahre jünger als er, hat ihm noch
einmal zwei Söhne geboren − den heute fünfjährigen Georg und den dreijährigen
Gregor.
Georg von Opel bewahrte sich als liebenswerteste Eigenschaft die Bescheidenheit.
Das Auto, das er am liebsten gefahren hat, charakterisiert ihn vielleicht am
besten: Es war ein kleiner Opel-Kadett, in dem aber ein 120 PS-Motor steckte,
der den Wagen auf über 200 Kilometer in der Stunde zu beschleunigen imstande
war. Das ist schon fast friderizianisches "Mehr sein als scheinen" auf moderne
(und leider selten gewordene) Art ...
Georg von Opel
* 1912 Frankfurt am Main …
†
1971 Bad Soden
Georg von Opel war der Sohn von Carl, dem ältesten der fünf Opel-Brüder.
Bereits mit 15 Jahren wurde er Vollwaise und war oft zu Gast im Hause seines
Onkels Heinrich, das ihm zur zweiten Heimat wurde. Die Liste der von ihm in nur
59 Lebensjahren vollbrachten sportlichen, unternehmerischen und sonstigen
Höchstleistungen ist atemberaubend lang. Offenbar muss er mit phänomenaler
Energie, Ausdauer und Zielstrebigkeit begabt gewesen sein.
Im Jahre 1929 verkauften die Gebrüder Opel ihr Werk an die General Motors
Corporation. Diese Transaktion beendete zwar einerseits die bis dahin
eingeschlagene berufliche Laufbahn des Siebzehnjährigen, verschaffte ihm jedoch
andererseits in jugendlichem Alter ein Millionenvermögen. Er nahm die
Herausforderung des Schicksals an und wurde zum erfolgreichen Unternehmer.
Daneben fand er erstaunlicherweise noch Zeit für seine anderen Leidenschaften:
Sport, Jagd, Tiere und fremde Länder. Mit über 100 Rudersiegen ist er in die
Sportgeschichte eingegangen. In Deutschen Meisterschaften war er mehrmals im
Einer, Doppelzweier, Vierer und Achter erfolgreich.
Georg von Opel (Zweiter von vorn)
gewinnt 1951 im Alter von 39 Jahren mit dem Achter der
Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim auf dem zweiten Schlagplatz
seine siebte Deutsche Meisterschaft im Rudern
−
Wilfried Seipp
(nicht im Bild), Adam Munk, Georg Schneider, Helmut Schwinn, René
Kuhn, Georg Boller, Georg von Opel, Karl Bauer und Stm. Rolf Bopp
(nicht im Bild) |
Im Jahre 1939 heiratete Georg die kongeniale Irmgard von Opel. Ihre gemeinsamen
in diesen Jahren durchgeführten Expeditionsreisen durch Afrika und die Rocky
Mountains haben sie durch eindrucksvolle Foto-Serien dokumentiert, die später
als Bildbände herausgegeben worden sind. Dem Paar wurden 1941 und 1943 die Söhne
Carlo und Heinz geboren.
Bewegt und ereignisreich verliefen auch die danach folgenden Kriegs- und
Nachkriegsjahre des Georg von Opel. Firmengründungen, Reisen und Rekorde
wechselten miteinander ab. Seine zweite Frau, die kolumbianische
Diplomaten-Tochter Eugenia Harran Olanzaga, starb 1964 bei einem Autounfall auf
dem Julier-Paß.
Aus seiner dritten Ehe mit Sigrid Haidert wurden ihm 1966 und
1968 die jüngeren Söhne Georg und Gregor geboren.
Der erste Herzinfarkt im Jahre 1966 konnte Georg von Opel nicht
zu einer nachhaltigen Änderung seines Lebensstils veranlassen. Als er am 14.
August 1971 am Steuer seines Wagens zusammenbrach und eine Stunde später im
Krankenhaus von Bad Soden verstarb, titelte die Zeitung "Die Welt": "Auf den
Rennstrecken des Lebens immer eine Bootslänge voraus."
Ein unbequemer, aber geachteter Mahner
Der Sport trauert um Georg von Opel
Von K. A. Scherer (aus "Sport in Hessen" vom 21.08.1971)Im
Alter von 59 Jahren ist der Rüsselsheimer Industrielle und Sportführer Georg von
Opel nach einem Herzversagen im Krankenhaus von Oberursel gestorben. Mit ihm
verliert der deutsche wie internationale Sport einen unbequemen, aber geachteten
Mahner. Georg von Opel war seit 1951 Präsident des Deutschen Schützenbundes und
von 1951 bis 1969 auch Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft, die
1959 die Forderungen des Goldenen Planes bei Bund, Ländern und Gemeinden zum Bau
von 60.000 neuen Sportstätten zwischen 1960 und 1975 und auch maßgeblich den
Zweiten Weg des deutschen Sports zur allgemeinen Körperertüchtigung durchsetzte.
Nach dem Krieg war er zunächst Zweiter Vorsitzender des DRV gewesen.
Der am 18. Mai 1912
geborene Georg von Opel propagierte außerdem die tägliche Wanderstunde
("Goldener Schuh"). 1966 wurde er, ein Wunsch des zwei Jahre zuvor verstorbenen
früheren Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland, Karl
Ritter von Halt, ins Internationale Olympische Komitee berufen. Dort trat er für
einen modifizierten Amateurismus ein. Seine Gedanken legte er in zahlreichen
Broschüren nieder, von denen "Plädoyer für den Amateur" und "Die Zukunft des
Sports" besondere Bedeutung erlangten. Zwischen 1931 und 1951 gehörte von Opel
zu den besten deutschen Ruderern, war 1933 kanadischer und 1934 amerikanischer
Meister und zwischen 1947 und 1951 siebenmal deutscher Meister im Einer, Vierer
und Achter.
Mit Georg von Opel hat ein Mann die Bühne des Sports verlassen,
auf der er sich Zeit seines Lebens als Außenseiter fühlte, der sich in keine
gängigen Kategorien einordnen lässt. Seine brennende, ja verzehrende Liebe zur
Leibesübung in all ihren Formen machte ihn zu einem leidenschaftlichen Mahner,
der gegen Professionalismus und olympische Rekordsucht, gegen Show- und
Prunkbedürfnis sportlicher Organisationen und gegen Personenkult aufstand und
für die allgemeine Volksgesundheit und jedes Fitnessprogramm eintrat. Seine
wirtschaftliche Unabhängigkeit hat Georg von Opel immer als Verpflichtung
verstanden.
Sein hessisches Idiom, das freilich der Mainzer Mundart
nahe kam − er
wurde in Ingelheim/Rheinhessen geboren − täuschte oft eine Verbindlichkeit vor,
die Georg von Opel im Grunde seines Wesens hasste. Er war, ganz vom Naturell her,
ein Einzelgänger, der freilich an seinen selbst gewählten Aufgaben wuchs, wenn
er Anhänger hinter sich spürte. Freunde und Ratgeber hatten dann Mühe, das
Temperament dieses Mannes zu zügeln, der einst als Ruderer, später als
Bergsteiger, Zoologe, Taucher, Jäger und schließlich als Sportführer in der
Verantwortung sich selbst immer wieder herausforderte.
Mit der Deutschen
Olympischen Gesellschaft leistete von Opel historische Pionierarbeit; er setzte
mit dem "Goldenen Plan" und dem "Zweiten Weg" die politische Verantwortung des
Sports gegenüber der Gesellschaft in die verständliche und zugleich notwendige
Tat um. Im IOC kämpfte er mit
der ihm eigenen Besessenheit, die keine Anstrengung und keine finanziellen
Mittel scheute, für den Amateurismus demokratischer Prägung als Gegengewicht
gegen die sozialistische Vorstellung von einem "sauberen" Olympismus.
In Amsterdam 1970
erlebte er hier seinen ersten großen Erfolg, als er mit der Broschüre "Plädoyer
für den Amateur" das sozialistische Postulat erschütterte. Einen Monat nach
seinem selbst von der kritischen Jugend beifällig aufgenommenen Vortrag über die
Zukunft der Olympischen Idee in Olympia in Griechenland und drei Wochen vor der
neuen Session des IOC in Luxemburg ist der Wortführer eines "neuen Olympiers"
gestorben. Die Lücke, die der Tod Georg von Opels gerissen hat, wird schmerzlich
spürbar werden.
|