Zu den drei Deutschen, die in den letzten Apriltagen in Rom ihren Einzug in
das IOC hielten, zählt der vielseitige profilierte Sportsmann Dr. h.c. Georg von
Opel, der Initiator und Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Dr.
von Opel ist auch gleichzeitig Präsident des Deutschen Schützenbundes, für den
er im Juli 1961 mit dem Großen Verdienstorden zum Bundesverdienstkreuz
ausgezeichnet wurde. Seit 40 Jahren bekennt er sich ununterbrochen zum aktiven
Sport, gehört seit 1926 dem Rüsselsheimer RK 08 an und hat hier seine größten
sportlichen Triumphe im Rudern gefeiert.
Als der am 18. Mai 1912
geborene Frankfurter am 21. August 1928 nach zweijähriger Mitgliedschaft bei
Rüsselsheim 08 für diesen Verein sein erstes Rennen im Schüler-Vierer gemeinsam
mit dem heutigen Vorstandsmitglied des RRK, Karl Saar, gewann, ahnte Georg von
Opel gewiss nicht, dass er einmal siebenfacher Deutscher Meister in drei
Bootsgattungen, vielfacher AusIandssieger, schließlich DOG-Präsident und nunmehr
die hohe Position im IOC beziehen würde. Inzwischen hat der diesjährige
Ruderjubilar von Ende 1949 bis Ende 1953 im Ausschuss des DRV als stv.
Vorsitzender neben Dr. Walter Wülfing gewirkt, nachdem er vor dem Krieg von 1936
bis 1945 als Vorsitzender an der Spitze des RV Rüsselsheim 08 gestanden hatte.
Nach seinem ersten
Schülersieg in Heidelberg 1928 versuchte er zunächst vergeblich, rennsportlich
festen Fuß zu fassen, sein Weg war steinig und dornenvoll und der Bann wurde
erst gebrochen, als er 1932 bei einem England-Aufenthalt ausübendes Mitglied des
Thames RC und von dem gleichaltrigen Eric L. Phelps im Skiff trainiert wurde.
Dieser entwickelte ihn zu einem Juniorskuller, der auf den Themse-Regatten in
Hammersmith, Reading und Marlow alle seine Gegner in den Vor- und
Entscheidungsläufen schlug und schließlich, was zu früh war, nach Henley
gemeldet wurde. Dieses für Deutschland so bedeutsame Treffen in den
Diamond-Sculls, das die Berliner-RC-Skuller Herbert Buhtz und Gerhard Boetzelen
in der Entscheidung sah, führte den jungen Georg von Opel mit West-London
RC im Vorlauf zusammen. Er leistete dem Engländer über 2/3 der Strecke nicht nur
heftigen Widerstand, sondern lag an der Spitze, musste sich dann aber der
größeren Erfahrung seines Gegners beugen. Henley 1932 hat Georg von Opel viel
Erfahrung und Sicherheit vermittelt, und so schnitt er für den Thames RC in den
Diamond-Sculls des folgenden Jahres schon wesentlich besser ab. Der Thames RC
meldete ihn im gleichen Jahr (1933) zur Ausstellungs-Regatta in Toronto, wo er
sich im Quarter MiIe Dash-Einer u. a. gegen den Kanadischen Meister Joe Wright
(Argonaut RC Toronto) erfolgreich behauptete.
Im Jahre 1934, nach
Rüsselsheim zurückgekehrt, nahm Georg von Opel sofort das Training im Einer
unter Fritz Brumme wieder auf und gewann die unbeschränkten Seniorrennen in
Saarbrücken und Bamberg (je zwei). Bei den DM in Verbindung mit der
Kampfspiel-Regatta in Mainz landete er im Mittelfeld und wurde zum Quarter Mile
Dash-Rennen im Rahmen der USA-Meisterschaften in Baltimore gemeldet. Am 12.
August 1934 auf dem Patapsco River erwarb er in der Entscheidung den Titel und
schlug mit einer Sekunde Pflaumer (Bachelors BC Philadelphia), ferner Menne
(Nassau BC New York) und Barrow (Penn Athletic Club Philadelphia). Bis zu seiner
Einberufung zur Wehrmacht im Kriegsjahr 1940 trug sich Georg von Opel in die
Siegerlisten der erstklassigen Seniorrennen ein, und zwar 1935 mit Willi Füth im
Doppelzweier in Frankfurt und Amsterdam und als Gewinner des Hollandbechers,
1936 mit Willi Füth im Doppelzweier in Gent, 1937 im Einer in Gent und 1938 mit
Willi Kaidel (Schweinfurt) im Doppelzweier in Karlsruhe, Mannheim, Frankfurt und
Mainz sowie im Einer in Mannheim und Frankfurt und schließlich 1939 im
Riemenboot. Er gewann in diesem Jahr unter der Flagge der Rgm. Rüsselsheimer RV/RG
Undine die Achter in Frankfurt, Bad Ems (2), Mainz und Hanau und ein
Senior-Viererrennen in Bad Ems. Zweimal bei den DM, 1936 gegen "Gummi" Schäfer
im Einer und 1938 gegen Paul/Marquardt im Doppelzweier, landete Georg von Opel
auf dem zweiten Platz.
Beim sogenannten
Länderkampf im September 1946 in Frankfurt, der als Auftakt für die
Nachkriegs-DM anzusehen war, beschloss Georg von Opel in Gemeinschaft mit Fritz
Brumme die Zusammenfassung der Ruderer von Flörsheim und Rüsselsheim zu einer
Renngemeinschaft, die 1947 in Kraft trat und dann 1949 zur Rudergemeinschaft
Flörsheim-Rüsselsheim, deren Vorsitzender er war, ausgebaut wurde. Was er
in den letzten fünf Vorkriegsjahren anstrebte und was ihm trotz größtem Einsatz
und beharrlichem Durchhalten nicht gelungen war, wurde in den Jahren 1947 bis
1951 Tatsache: Georg von Opel errang sieben DM, einmal im Einer in Mannheim,
zweimal im Vierer-ohne in Duisburg 1948 und Mannheim 1949 und viermal im Achter
1947, 1948, 1949 und 1951 in Mainz. Einer seiner letzten großen Siege war das
Achterrennen im Dreiländerkampf 1951 in Wien über Jugoslawien und Österreich.
In allen Vierer- und
Achter-Besetzungen hat Georg von Opel stets den wichtigen zweiten Schlagplatz
eingenommen, von wo aus er seinen anfeuernden Einfluss auf die Mannschaften
geltend machte.
Zusammenfassend ist zu
sagen, dass der heutige Sportjubilar 193mal am Start lag und 119 Rennen,
einschließlich der wenigen auf der Kurzstrecke, gewonnen hat. Diese 119
gewonnenen Aktivrennen verteilen sich für Georg von Opel auf den Thames RC ab
1932, den RV Rüsselsheim, die Rgm. RV Rüsselsheim/RG Undine und auf die Rgm.
Flörsheim/Rüsselsheim bis 1953. Die letzten Erfolge in diesem Jahr waren die
Senior-Achter in Gießen, Ostende und Mainz. In 34 Rennen im Einer, 7 im
Doppelzweier, je einen im Zweier-ohne und Zweier-mit, 12 im Vierer-ohne, 11 im
Vierer-mit und 53 im Achter erwarb sich Georg von Opel auf 13 deutschen und 9
Auslandsregatten die Siegesehrenzeichen. Zu seinen 74 Niederlagen zählen die
wertvollen Zweitplätze in sechs DM-Kämpfen. Bis zum Jahre 1956 war Georg von
Opel noch regelmäßig im Boot auf dem Wasser anzutreffen.
Nicht nur im Rudern
erzielte das heutige IOC-Mitglied überdurchschnittliche Leistungen, er war auch Wettkampfteilnehmer mit Erfolgen in
sechs anderen Sportarten, insbesondere auch im Schießen, und zwar Angehöriger
der ersten Auswahl-Mannschaft für die Olympischen Spiele 1936. Besonders große
Verdienste erwarb sich Georg von Opel in den Nachkriegsjahren, war er es doch,
der die internationalen Fäden anknüpfte, gute Auslandsmannschaften nach
Flörsheim brachte und diesem Regattaplatz seine Bedeutung verschaffte. Auch die
Nachkriegsverbindung mit Henley ist auf sein Konto zu setzen.
Als sich die Vereine
nach 1946 vielfach nur mit altem Bootsmaterial abfinden mussten, war von Opel es,
der durch Errichtung einer Bootswerft die Möglichkeit schuf, neue und moderne
Rennboote und Gigs zu liefern. Er war Verfechter der Sprintrennen, die Leben in
den Regattabetrieb bringen und auch von verschiedenen ausländischen
Veranstaltern übernommen worden sind.
Das von ihm
herausgegebene Buch "Wir rudern durch die Zeit", das alljährlich von zahlreichen
Vereinen angefordert wurde, bringt die Namen einst großer Ruderer und Vorbilder
in Erinnerung. Stets war er ein Freund der Zusammengehörigkeit, unterstützte den
Renngemeinschaftsgedanken und war bei seinen Ruderkameraden ein Beispiel von
Pünktlichkeit in allen Vorgängen und Situationen.
Mit seinem Namen als
Präsident der DOG ist der Goldene Plan verbunden. Stets sucht er Mittel und
Wege, um den Leistungssportlern für ihre großen Aufgaben zu helfen. Der Inhaber
des Sportabzeichens in verschiedenen Ausgaben und Ehrenmitglied des
Rüsselsheimer RK 08, der auch Ehrenmitglied des Flörsheimer RV 08, der RG
Wetzlar 1880, des Frankfurter RV von 1865 und von Lia Wien ist, wurde 1952 von
der Universität Mainz zum Ehrendoktor ernannt. Die deutschen Ruderer sind stolz
auf ihren Ruderkameraden Dr. Georg von Opel, der fortan mit im Spitzen-Gremium
des IOC steht.