Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Georg von Opel

Die vier Forderungen Georg von Opels

Körperlich stark, seelisch gesund, geistig klar, menschlich sauber - die Parole des Präsidenten der Deutschen Olympischen Gesellschaft

Aus "Rudersport" vom 23.01.1951
 

Die am 5. Januar 1951 feierlich aus der Taufe gehobene Deutsche Olympische Gesellschaft hat in Georg von Opel einen Präsidenten erhalten, in dessen Wesen und Können Organisationsvermögen und Sportlertum eine glückliche Ehe eingegangen sind. Schon mit dem kühnen Sprung, mit dem er nach seiner Wahl das Rednerpodium im Senckenberg-Museum enterte, kennzeichnete er symbolhaft den Geist, der ihn beseelt. Man merkt ihm die 38 Lenze nicht an, wenn er breitschultrig, drahtig und austrainiert seine 1,82 m durch die festliche Menge bewegt. Ein großer Könner mit großer Schaffenskraft vor großen Aufgaben!

Am 18. Mai 1912 wurde Georg als Sohn des Kommerzienrates Carl von Opel in Frankfurt geboren, widmete sich vielen Sportarten, von denen ihm das Rudern zunächst am schwersten fiel. Er fühlte sich zum Radfahren geboren, worin er als 16jähriger Kreisjugendmeister werden konnte. 1930 begann seine Ruderlaufbahn. Elfmal kam er an den Start und wurde ebenso oft ‒ Letzter! Dann ging es jedoch sprunghaft aufwärts. Zahllose Siege und eine Reihe von bedeutenden internationalen Erfolgen schlossen sich an, darunter die Einer-Meisterschaften von Kanada und den Vereinigten Staaten.

Turnierreiterin als Lebensgefährtin

Georg von Opel erfreut sich gleich dem DSB-Präsidenten Willi Daume größter wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Schon 1936 wurde er Inhaber und Geschäftsführer des Frankfurter Autohauses Opel und beschäftigt in seinem Unternehmen gegenwärtig über 500 Arbeiter und Angestellte. Daneben ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Continental-Werke in Hannover.

Seit 1939 ist er verheiratet mit seiner Cousine, der bekannten Turnierreiterin Irmgard von Opel. In seinen beiden Söhnen spiegeln sich so recht die sportlichen Ambitionen ihrer Eltern wider: Während der eine dem Rudersport ergeben ist, zeigt der jüngere ausgesprochen hippische Neigungen.

Ein Pfennig Olympiabeitrag schon würde genügen

Georg von Opel weiß, daß der Aufgabenbereich der ihm unterstellten Deutschen Olympischen Gesellschaft ein zweigeteilter ist. Einmal soll die olympische Idee im deutschen Volke wieder in stärkerem Maße als bisher eine Heimstätte finden, zum anderen soll sie materielle Mittel unserer Olympia-Expedition an die Hand geben. "Wenn jeder Deutsche ‒ und sei er noch so arm ‒ auch nur einen Pfennig beisteuert, haben wir schon mehr als ein Herr Himmelseher!"

Aber auch so hofft er, den auf ihn gesetzten Erwartungen gerecht zu werden und eventuell eine siebenstellige Zahl dem NOK zuzuführen. Doch über allem steht ihm das ethische Ziel des "Gutseins" mit den vier Forderungen: körperlich stark, geistig klar, seelisch gesund, menschlich sauber!


Aus "Mitteilungsblatt der RFR" Juni 1951:

Georg von Opels Rede zur Gründung
der DOG-Landesgruppe Berlin am 7. Mai 1951

Meine sehr verehrten Anwesenden, liebe Freunde des Sports!

Zuerst möchte ich Ihnen, sehr geehrter Herr Bürgermeister Professor Reuter, meinen allerherzlichsten Dank für Ihre warmen und freundlichen Begrüßungsworte aussprechen. Insbesondere danke ich Ihnen auch, daß Sie sich bereit erklärt haben, das Ehrenpräsidium der D0G in Berlin zu übernehmen.

Georg von Opel zwischen seinen Ruderkameraden Georg Boller und Karl Bauer auf der Internationalen Flörsheimer Regatta 1951 im Senior-Achter der RuGem Flörsheim-Rüsselsheim

Es ist für mich eine ganz besondere Freude, dass Sie, meine verehrten Anwesenden, heute Abend zur Gründungsfeier der Deutschen Olympischen Gesellschaft in Berlin so überaus zahlreich erschienen sind, und ich Gelegenheit habe, Ihnen mit einigen Worten meine Gefühle, die mich heute hier in Berlin bewegen, zum Ausdruck zu bringen.

Als mein Freund Gummi Schäfer, mit dem ich heute noch täglich zusammen bin, 1936 im Rudern die Goldmedaille im Einer gewann, und ich als Ersatzmann zur Seite stand, erlebte ich, was der olympische Gedanke wirklich bedeutet. Als strebsamer und ehrgeiziger Sportler lernte ich damals den tieferen Sinn und die wahren Werte des Sportes erst richtig kennen.

Ganz Berlin mit seinen 4 Millionen Menschen war damals ein einziges Olympisches Dorf. Welche Bedeutung der Sport nicht nur für den Einzelnen, sondern für die gesamte Menschheit erlangen kann, wurde mir in jenen festlichen Tagen voll bewußt. Was ich damals erlebte, war nichts anderes, als was heute die Deutsche Olympische Gesellschaft sich zum Ziel gesetzt hat, nämlich: Die Verbrüderung der Jugend der Welt im edlen Geiste des Sports. Damals war hier die Olympische Gesellschaft im Grunde schon verwirklicht und wir feiern heute eigentlich keine Neugründung, sondern viel eher eine Wiedergeburt.

Die DOG ist überhaupt keine neue Sportorganisation mit einem kostspieligen bürokratischen Apparat. Sie dient dem Sport unmittelbar und uneigennützig. Mit dieser Klarstellung sei deutlich unterstrichen, dass die DOG nichts für sich selbst will. Unbelastet von der Durchführung praktischer Sportaufgaben, unbelastet vom Meinungsstreit des sportlichen Alltags, dient sie allein ihrer Bestimmung.

Von jeher hatte ich eine Abneigung gegen die Verwaltung des Sports, denn ich war immer der Ansicht, dass der Sport viel zu viel verwaltet und viel zu wenig ausgeübt wird. Und auch heute noch bin ich der Meinung, dass man ihn lieber weniger verwalten und dafür viel mehr richtig ausüben soll.

Wenn ich mit meinen 38 Jahren für sportliche Begriffe auch bereits ein "alter Herr" bin, so werde ich doch weiter trainieren, weil die Ausübung des Sports die stete Forderung an sich selbst in Form zu sein, und das Erlebnis des Wettkampfes und der Kameradschaft etwas wunderbares ist. So gehört gerade ein großes Achterrennen meiner Ansicht nach zu den schönsten Sportübungen, die es gibt. Wie acht Menschen, die genau ihre gegenseitige Stärken und Schwächen kennen, sich aufeinander einstellen, nicht nur im Boot, sondern in ihrer ganzen Lebensführung, und wie sie zu einem einzigen neuen Organismus verschmelzen und ihre gesammelte Kraft und ihr Können bis zum letzten hergeben, das gehört zu den schönsten Erlebnissen, die mir der Sport schenkte.

Wenn ich mich als Gegner jeder Überorganisation bekenne, so will ich damit nicht die Notwendigkeit einer gewissen Ordnung des sportlichen Lebens bestreiten. Ja, ich bin durchaus der Meinung, dass gerade die Jugend geleitet werden müsse. Aber dies hat so zu geschehen, dass es nicht als störend oder gar als Zwang empfunden wird, sondern so, dass man es kaum merkt. Das Ganze ist eigentlich eine Frage der Persönlichkeiten, die teils berufen sind und sich teils berufen fühlen.

Was im täglichen menschlichen Leben vielleicht nicht ausreichen vermag, das sollte in der begrenzten Welt des Sports ausreichen, um entscheidende Wirkungen zu erzielen, nämlich das sichtbare Vorbild!

Worum geht es also? Es geht nun einmal grundsätzlich um den Sport selbst, der weder Nervenkitzel sein soll für die Menge, noch Nebenerwerb für den einzelnen, sondern ausschließlich Freude an einem gesunden tüchtigen Körper, freiwillige Selbsterziehung, Bildung des Körpers, Spiel und Lust am Dasein. Dies ist selbstverständlich oder sollte es jedenfalls sein.

Das Wesen des Sportes aber hat seinen vollendeten Ausdruck in den Olympischen Spielen gefunden. Hier treffen alle Völker und Rassen unter der Fahne mit den fünffarbenen Ringen zu einem Fest der Ritterlichkeit, der Freundschaft und des Friedens zusammen, in einem Geiste, der nicht etwa erst im Stadion der Hunderttausend plötzlich geboren wird, sondern der bereits im kleinsten Verein zum Leben erweckt werden muß. Wir können diesen Geist den "Olympischen Geist" nennen oder den Geist des "Fair play". Wir können Gebote aufstellen des guten Sportsmannes oder Leitsätze formulieren, im Grunde geht es nur um Eines: Um eine klare, anständige menschliche Haltung!

Dies beginnt in der Praxis schon damit, das ein jeder, der sich entschließt, eine Sportart zu treiben, sich darüber klar sein muss, dass er ein Opfer zu bringen hat. Dieses Opfer ist ein freiwilliges. Man fasst nicht den Entschluss: Ich will ein Sportler sein, das ist zu wenig, das genügt nicht, das ist zu bequem. Der Entschluss kann und darf nur heißen: Ich will ein vorbildlicher Sportler sein!

Sport ist grundsätzlich vorbildlich oder er ist Lüge oder Missbrauch, d.h. er ist überhaupt nicht!

Heutzutage ist es schon bald so, dass einer, der gerade die Sportschuhe angezogen hat, bereits Forderungen stellt. Kaum hat er eine Leistung gezeigt, fängt er schon an, damit zu spekulieren. Die Schuld liegt hier nicht zum größten Teil bei dem jungen Menschen, sondern es sind die Verhältnisse, die so verderblich wirken. Dieser Ausbeutung und Verfälschung des Sports muss mit aller Macht entgegengetreten werden. Der Olympische Gedanke ist der schönste, der in unserer Zeit nicht nur gedacht, sondern auch verwirklicht wurde. Auf dieser Grundlage muss weiter gebaut werden. Wir sollen den edlen Geist Olympias festigen und immer wieder weiter verbreiten, bis die gesamte Lebenshaltung von ihm erfasst wird.

Dies ist eine Aufgabe, die nicht allein den Sportler angeht oder die dem Sport nahe stehenden Kreise. Sie ist so bedeutend und wesentlich, dass sich ihr kein verantwortungsbewusster Mensch entziehen kann. Die Aufnahme des Nationalen Olympischen Komitees der Sowjetunion in das Internationale Olympische Komitee ist ein besonders großer Erfolg des Olympischen Gedankens. Ich möchte noch darauf hinweisen, dass im IOC mehr Staaten vertreten sind, als in der Versammlung der Vereinten Nationen. Die fünf olympischen Ringe umschließen wirklich die ganze Welt.

Möge daher bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki die Jugend aller Völker, einschließlich ganz Deutschland, sich zu einem wahren Fest der Freundschaft ohne Haß und Furcht zusammenfinden und bei diesem Zusammensein die Grundlage schaffen für eine glücklichere Zukunft!