Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (2011)                                  

Gerrit Rothengatter

Mit 42 Jahren steht Gerrit Rothengatter vor seiner größten Bewährungsprobe als Hockey-Trainer: Er betreut die Zweitliga-Männer des Rüsselsheimer RK.

 

 

 

 

 

 

"Ich sehe die Entwicklung positiv"

Trainer der RRK-Zweitliga-Männer lässt sich noch nicht davon beunruhigen, dass sein Team Vorletzter ist − Thorsten Küffner, Jonas Hof und sechs Talente sollen ab dem Frühjahr helfen

Von Frank Schairer (aus Rüsselsheimer Echo" vom 8. Oktober 2011)
 

Der Wille zu punkten ist bei den Hockeyherren des Rüsselsheimer RK ungebrochen groß. Nach sieben Spielen in der Zweiten Bundesliga stehen zwar nur drei Zähler auf der Habenseite, doch war Neu-Trainer Gerrit Rothengatter von Anfang an klar, dass es eine schwierige Saison werden würde. Der RRK kämpft auch in seiner neuen Liga ums Überleben. Echo-Mitarbeiter Frank Schairer sprach mit Rothengatter über die aktuelle Entwicklung und darüber, wie er den Ruderklub wieder in ruhigere Gewässer führen will.
 

ECHO: Herr Rothengatter, am vergangenen Wochenende gelang nach fünf sieg- und punktlosen Spielen endlich der erste Dreier gegen den Dürkheimer HC. Es war auch ihr erster Erfolg als Zweitligatrainer des RRK. Wie geht es mit dem RRK nun weiter?

Gerrit Rothengatter: Die Euphorie des ersten Sieges wurde natürlich durch die Niederlage beim TSV Mannheim zwei Tage darauf schnell gedämpft. Hätten wir beim Aufsteiger nachgelegt, stünden wir in der Tabelle akzeptabel mit Anschluss ans Mittelfeld da. Allerdings wusste ich aus meiner Zeit als Regionalliga-Trainer des TEC Darmstadt, dass der TSV Mannheim eine spielstarke Mannschaft ist, die als Neuling unbedingt die Liga halten möchte. Alle Teams, mit Ausnahme von Nürnberg und München, die den Aufstieg unter sich ausmachen werden, sind von der Leistungsstärke nah beieinander. Da kann jeder jeden schlagen. Vor der Saison sprach niemand von Abstiegskampf, doch ich war mir von Beginn an bewusst, dass es ein sehr schweres Jahr werden würde.

ECHO: Tabellenvorletzter! Als Erstligaabsteiger hätte man den RRK sicherlich zum jetzigen Zeitpunkt weiter oben in der Tabelle erwartet. Wo liegen die Probleme, und welche Lösungen haben sie, damit der RRK nicht in die Regionalliga durchgereicht wird?

Rothengatter: Wir wollen das Spiel in Osternienburg auf jeden Fall gewinnen, und auch beim Topfavoriten Nürnberg beginnt die Partie bei 0:0. Vielleicht sollten wir in diesen beiden Spielen, bevor es in die Halle geht, einfach mal nicht gut spielen, aber dafür punkten. Wir haben uns in den bisherigen Partien immer wieder um die Früchte unserer Arbeit gebracht. Auffällig war dabei, dass immer wieder ein Routinier patzte. Wir haben momentan einen sehr kleinen Kader und spielen insgesamt variabler als in den Vorjahren. Es wird nicht mehr ausschließlich im Halbfeld verteidigt, wir setzen den Gegner früh unter Druck. Es ist mehr Action auf dem Platz, was den Spielern auch Spaß macht. Insgesamt sehe ich die Entwicklung positiv. Wir müssen aber unbedingt unsere Fehler minimieren.

ECHO: Hat der Kader genügend Qualität? Wo sehen Sie die Stärken und die Schwächen?

Rothengatter: Wir haben nur 18, 19 Spieler zur Verfügung und müssen mit dem, was wir haben, arbeiten. Im Frühjahr stoßen voraussichtlich wieder Thorsten Küffner und Jonas Hof und sechs talentierte Nachwuchskräfte zum Team. Im Sturm setze ich auf Nico Lange, Felix Seitz und den hoch veranlagten Luca Müller. Letzteren durfte ich während meiner Zeit in Wiesbaden bereits als Zehnjährigen trainieren. Jetzt ist er 17 und hat wie Niklas Isselhard bereits als Jugend-Nationalspieler den Adler auf der Brust getragen. Niklas lebt als rechter Verteidiger von seiner Dynamik und hat bereits drei Treffer für uns erzielt. Ganz wichtig auf seiner Position ist für uns nach dem Weggang von Jan Petersen Christian Domke, der aber verletzungsanfällig ist. Unser Abwehrtrio ist unser Aushängeschild. Mit Kapitän Mirco Fuchs, Frank Trautmann und Christian Minar verfügen wir über Qualität und Erfahrung. Im Tor spielt der erst 17 Jahre alte Marc Papenburg eine bärenstarke Saison. An ihm lag es bisher nicht, wenn es mal nicht so lief. Vielmehr an den unnötigen Ballverlusten im Spielaufbau, die prompt zu Gegentoren führten. Doch wir sind selbstkritisch genug, dies anzusprechen und zu verbessern.

ECHO: Bis zu drei Mannschaften droht, je nach Konstellation in der Bundesliga, der Abstieg. Welchen Blick haben Sie persönlich auf Ihre Arbeit? Welche Perspektive sehen Sie für sich beim RRK?

Rothengatter: Das macht die Sache natürlich nicht leichter. Momentan müsste nur ein Team runter, da West- und Nordteams absteigen müssten. Davon könne wir aber nicht ausgehen. Wenn Ost- oder Südteams in die Zweitklassigkeit gehen müssten, könnten sehr schnell drei Mannschaften in unserer Liga betroffen sein.

Ich bin Realist, das schließt nicht aus, dass ich hoffe, dass wir uns am Saisonende im Tabellenmittelfeld wiederfinden werden. Als gebürtiger Rüsselsheimer ist das Traineramt beim RRK für mich natürlich auch eine Herzensangelegenheit. Zusammen mit den Jugendtrainern möchte ich hier über Jahre etwas aufbauen, Talente entwickeln und den RRK wieder an die Zweitligaspitze heran führen. Den Aufstieg in die Erste Bundesliga halte ich in den kommenden Jahren leider nicht für realistisch.

ECHO: Ihre Vorgänger haben aufgrund des immensen Aufwands das Traineramt nach einem Jahr wieder abgegeben. Welchen Aufwand betreiben Sie?

Rothengatter: Beruflich war es mir möglich, als Diplom-Betriebswirt bei den städtischen Betriebshöfen auf Teilzeit zu reduzieren. Das lässt mir genügend Freiheit für den Hockeysport. Wir trainieren dreimal, also einmal mehr als zuvor, und zudem je eine halbe Stunde länger. Trainingsvorbereitung und Videoanalysen nehmen viel Zeit in Anspruch. Der Vorbereitungsplan für die Halle steht schon seit zwei Monaten. Vor den Auswärtsspielen komme ich mir manchmal vor wie ein Reiseveranstalter, da muss vieles organisiert werden. Unterstützt werde ich dabei von Martin Müller. Ein Betreuer fehlt jedoch nach wie vor. Sollte sich durch diesen Artikel jemand angesprochen fühlen, darf er sich gern bei mir melden. Ansonsten hoffen wir, dass wir die Talsohle durchschritten haben und es von nun an, also in den verbleibenden beiden Partien im Feld und auch in der Halle, wieder bergauf geht.


ECHO-INTERVIEW mit Gerrit Rothengatter

"Der direkte Wiederaufstieg ist utopisch"

Der neue Trainer der RRK-Männer legt Wert auf Fitness und will mehr Spiele gewinnen als verlieren − Vorbild Magath

Von HEIKO WEISSINGER (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 22.07.2011)
 

Gerrit Rothengatter trainiert die Hockey-Männer des Rüsselsheimer RK in der kommenden Saison. Im ECHO-Interview spricht der 42 Jahre alte Diplom-Betriebswirt und langjährige RRK-Spieler über die Chancen des Bundesliga-Absteigers in der Zweiten Liga, die personelle Situation und seine langfristigen Ziele.
 

ECHO: Herr Rothengatter, Sie hatten am Dienstagabend Ihr erstes Training mit der Mannschaft. Wie ist Ihr erster Eindruck?

Gerrit Rothengatter: Sehr positiv. Es herrscht eine tolle Stimmung in der Mannschaft, die sich auch privat sehr gut versteht. Ein Spieler hat gesagt: Wenn Nürnberg eine so tolle Stimmung gehabt hätte, wären sie mit ihrem Potenzial in der letzten Saison nicht abgestiegen. Das kann ich nur bestätigen, und auf diese mannschaftliche Geschlossenheit kann ich aufbauen. Allerdings sollte man es im Training auch nicht übertreiben und zu viele Späßchen machen, sondern muss ernsthaft die Aufgaben angehen.

ECHO: Wie kam es zu Ihrem Engagement beim RRK?

Rothengatter: Ich wurde bereits vor zwei Jahren, nach dem Abgang von Kai Stieglitz, angefragt, da hat es aber nicht gepasst. Und vor einem Jahr, als Stephan Decher ging, wurde ich erneut gefragt, wollte aber die Mannschaft von TEC Darmstadt nicht im Stich lassen. Jetzt, hat mich der RRK zum dritten, Mal angesprochen, und mir war klar: Ein viertes Mal fragen sie mich nicht mehr. Und ich wollte auch unbedingt diese Herausforderung annehmen, um mich als Trainer weiterzuentwickeln.

ECHO: Sie haben mehr als 30 Jahre beim RRK Hockey gespielt und sind genauso lange Mitglied. Haben Sie keine Angst, dass Sie mit der nach dem Weggang von Nationaltorhüter Andreas Späck und weiteren Spielern alles andere als leichten Aufgabe mehr verlieren als gewinnen können?

Mit 23 Jahren spielte Gerrit Rothengatter als Profi im Trikot des italienischen Erstligisten Lazio Rom.

"Die Schwierigkeit der Aufgabe reizt auch"

Rothengatter: Das ist möglich, aber es macht die Aufgabe ja noch interessanter. Es ist definitiv so, dass nach dem Weggang einiger Spieler der Kader nicht so dicht ist wie gewünscht. Aber die Schwierigkeit der Aufgabe reizt auch. Und im Verein weiß jeder, dass der direkte Wiederaufstieg utopisch ist. Somit ist mir auch ein bisschen der Druck genommen, weil klar ist, was wir können und was nicht. Vorrangig gilt es, die Klasse zu halten, denn die Zweite Liga ist auch nicht ohne.

ECHO: Erwarten Sie als jahrzehntelanges Mitglied der RRK-Familie mehr Geduld von Vorstand und Umfeld, falls der Neuaufbau länger dauert, als ein auswärtiger Trainer erwarten dürfte?

Rothengatter: Grundsätzlich ist der RRK ein Verein, der sehr an seinen Trainern festhält. Da muss schon sehr viel passieren, dass es frühzeitig vom RRK heißt: Mit dem wollen wir nicht mehr. Und da bin ich auch sehr dankbar für diese Einstellung des Teams um Abteilungsleiter Martin Müller.

ECHO: Wer hat außer Andreas Späck den RRK verlassen? Und haben Sie schon erste Zugänge?

Rothengatter: Hidde van Bodegom vom Mannheimer HC ist unser erster Neuzugang. Andere sind noch in der Schwebe, wobei ich leider auch schon einige Absagen habe. Ich will auch Spieler aus der A-Jugend und der zweiten Mannschaft integrieren, wodurch sich Lücken in der zweiten Mannschaft ergeben. Die entstehenden personellen Engpässe werden aber bereits adäquat durch neue Spieler ersetzt.

ECHO: Und die Abgänge?

Rothengatter:. Marcel und Maurice Hippchen sind mit ihrem dort wieder als Trainer arbeitenden Vater Markus Hippchen zurr Kreuznacher HC zurückgekehrt; ebenso Andreas Beißmann und Sebastian Behr. Falk May hört aus privaten und beruflichen Gründen endgültig auf. Jan Petersen ist ja schon im Winter nach Wien gewechselt, und unser tolles Talent Hendrik Jordan ging leider zu Schott Mainz. Die Zukunft von Jonas Kölln und Thomas Jost ist noch offen. Wie es personell genau aussieht, kann ich erst am 1. August sagen, wenn die Wechselfrist abgelaufen ist.

ECHO: Was trauen Sie Ihrer Mannschaft in der nächsten Saison zu?

Rothengatter: Den Wiederaufstieg traue ich ihr − mit Verlaub − nicht zu. Allerdings traue ich ihr zu, dass sie mehr Spiele gewinnt als verliert. Und das wird auch mein Saisonziel sein.

ECHO: Welche langfristigen Ziele haben Sie?

Rothengatter: Zuerst einmal steht die. Konsolidierung an in den nächsten Jahren, dann wollen wir wieder oben angreifen. Wann es wieder zum Aufstieg reicht, kann ich aber nicht sagen. Ziel ist es, mit unserer guten Jugendarbeit und unseren hervorragenden Trainern Volker Schädel, Christian Domke und Thorsten Küffner eine Verzahnung hinzukriegen. So, dass wir die guten Jugendspieler bei den Aktiven integrieren können, was nicht einfach wird, weil der Schritt groß ist.

ECHO: Sie sollen auch Cheftrainer der Jugend werden, um in die Nachwuchsarbeit eingebunden zu sein. Wie stellen Sie sich Ihre Arbeit hier vor?

ZUR PERSON: GERRIT ROTHENGATTER

Als Hockeyprofi bei Lazio Rom

Gerrit Rothengatter ist ein Eigengewächs des Rüsselsheimer RK. Als Sechsjähriger begann er mit dem Hockeyspielen beim RRK, war Ende der achtziger und in den neunziger Jahren Stammspieler in der Ersten und Zweiten Liga.

1992 trug der ehemalige Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums Rüsselsheim für ein halbes Jahr als Profi das Trikot des italienischen Erstligisten Lazio Rom. Seine lange Karriere als RRK-Stürmer war außerdem unterbrochen von Engagements in der Zweiten Liga beim Club Raffelberg (1993 bis 1995) und Eintracht Frankfurt (1998).

Erste Erfahrungen als Trainer sammelte der A-Lizenz-Inhaber als Jugendcoach beim Ruderklub. Von 2001 bis 2006 wirkte er beim Wiesbadener THC und führte das Männerteam in der Halle von der Zweiten Regionalliga in die Zweite Bundesliga. Bis vor kurzem trainierte er TEC Darmstadt, wo sein Engagement nach zwei Aufstiegen mit dem Abstieg aus der Ersten Regionalliga endete.

Der Diplom-Betriebswirt arbeitet bei den Rüsselsheimer Betriebshöfen im Controlling und ist verheiratet. Sohn Nico spielt Hockey bei den Knaben B des Ruderklubs.   wei

Rothengatter: Nein, dies ist so nicht richtig. Ich werde lediglich beratend bei der Jugendtalentsuche und -förderung tätig sein. Die Jugendtrainer werden weiterhin eigenverantwortlich ihre Mannschaften fortbilden.

ECHO: Zuletzt haben Sie mit dem Wiesbadener THC und TEC Darmstadt Vereine aus der Region betreut. Erleichtert Ihnen diese Erfahrung und die dabei gewonnenen Kontakte die Suche nach heimischen Talenten?

Rothengatter: Ja. Den Luca Müller, der letzte Saison beim RRK gut eingeschlagen hat, den habe ich in Wiesbaden als B- und C-Knabe trainiert. Insofern schließt sich der Kreis. Und ich habe noch andere Jungs im Blick, die ich hoffentlich zu uns lotsen kann.

ECHO: Kann man überhaupt nur mit Spielern aus der Region Erste Bundesliga spielen?

Rothengatter: Bestimmt. Die Spieler aus der Region sind ja nicht schlechter als Spieler aus anderen Regionen, sie müssen nur richtig geformt werden und den richtigen Biss haben. Das vermisse ich oft bei kleineren Vereinen. Da wird von der Jugend an nicht das vermittelt, was Leistungssport ausmacht. Somit sind die Spieler dann oft nicht bereit, diesen Weg zu gehen.

ECHO: Ihr Vorgänger Markus Hippchen hat nach einem Jahr beim RRK aufgehört, weil er Beruf und Traineramt nicht unter einen Hut gebracht hat. Wie sieht es da bei Ihnen aus?

Rothengatter: Ich habe 1999 als Vollzeitkraft bei den Rüsselsheimer Betriebshöfen angefangen und später gemerkt, dass Hockey doch auch ein wichtiger Teil meines Lebens ist. Im vergangenen Jahr habe ich dann meine Arbeitszeit auf 40 Prozent verkürzt, um dem immensen Aufwand als Hockey-Trainer gerecht zu werden. Und die beiden Arbeitstage pro Woche kann ich dank meines Chefs auch recht flexibel handhaben.

ECHO: Können Sie sich vorstellen, auch einmal als hauptamtlicher Trainer wie ihr langjähriger Coach Berti Rauth zu arbeiten?

Rothengatter: Das möchte ich eigentlich nicht. Ich bin da eher ein Sicherheitsmensch und fühle mich auch bei den Betriebshöfen sehr wohl. Wenn es mal sportlich nicht so gut läuft, wie zuletzt in Darmstadt, bin ich heilfroh, dass ich noch ein zweites Standbein habe.

ECHO: Nach dem Rückzug von Opel fehlen dem RRK Sponsorengelder. Halten Sie in dieser finanziellen Situation Erstliga-Hockey in Rüsselsheim dauerhaft für möglich?

Rothengatter: Das ist eine gute Frage, das wüsste ich selbst gern. Wenn man sieht, was in anderen Vereinen in finanzieller Hinsicht passiert, dass der Mannheimer HC Spielern im Jahr 80.000 Euro bezahlt, dann frage ich mich, wo das hinführen soll und wie da Vereine wie der RRK überhaupt mithalten können.

ECHO: Welche Schwerpunkte legen Sie in der Saisonvorbereitung?

Rothengatter: Erstmal müssen die Jungs die Laufschuhe richtig schnüren. Es geht los mit der Fitness, dann wird Stocktechnik angesagt sein und danach kommen die Feinheiten: Taktik, Spielzüge und so weiter.

ECHO: Wie würden Sie den Trainertyp Gerrit Rothengatter beschreiben?

"Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich nicht verlieren"

Rothengatter: Das ist schwierig. Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich nicht verlieren. Im Fußball ist mein Vorbild Felix Magath. Weil er der erste Trainer war, der die Leute hat richtig rennen lassen und sich so Vorteile erarbeitet hat. Mittlerweile führt in Ballsportarten der Erfolg nur noch über die Fitness. Wenn man Fußballspiele aus den Siebzigern sieht, lacht man sich kaputt. Vor zwanzig Jahren, als ich Hockey gespielt habe, war der Sport lange nicht so laufintensiv wie heute. Trotzdem sind natürlich auch Technik und Taktik wichtig.

ECHO: Sie wohnen vierzig Jahre in Rüsselsheim, arbeiten seit zwölf Jahren auch in dieser Stadt. Selbst nach Ihrer Saison bei Lazio Rom sind Sie in die Opelstadt zurückgekehrt. Woher rührt die Verbundenheit zu Rüsselsheim?

Rothengatter: Das wurde ich auch schon von Freunden gefragt: Es ist mehr so eine Art Hassliebe. Als ich in Rom war, in der schönsten Stadt, habe ich bei tollem Sonnenschein auf der Spanischen Treppe gesessen, eine deutsche Zeitung gelesen und mich nach Rüsselsheim zurückgesehnt. Mein Herz hängt an der Stadt, und neben eher hässlichen Stellen gibt es auch sehr schöne Flecken, an denen man sich wirklich wohlfühlen kann.

Ein Praktiker mit taktischem Geschick: Der 42 Jahre alte Gerrit Rothengatter (Mitte) hat sich beim Wiesbadener THC und beim TEC Darmstadt Meriten als Herrentrainer erworben.


Ein Insider ohne große Anfahrt

Rüsselsheimer RK setzt mit Gerrit Rothengatter als neuem Herrentrainer wieder auf ein "Eigengewächs"

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 28.06.2011)
 

Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern, doch der neue Trainer der Rüsselsheimer Hockeyspieler wollte vor acht Tagen noch nichts davon wissen, als "heißer" Kandidat für die Nachfolge von Markus Hippchen zu gelten. Wie dem auch sei − seit gestern steht fest, dass der Ruderklub nach dem dritten Abstieg aus der Ersten Bundesliga tatsächlich auf diese naheliegende Lösung und Gerrit Rothengatter künftig wieder auf einen Insider setzt.

Der 42 Jahre alte Betriebswirt ist seit frühester Jugend RRK-Mitglied und hat am Sommerdamm selbst in erster und zweiter Liga sowie kurzzeitig auch mal bei Lazio Rom gespielt Als Trainer wirkte er fünf Jahre beim Wiesbadener THC, den er in die zweite Hallen-Bundesliga führte. Vor fünf Jahren ging er zum TEC Darmstadt, mit dem er kürzlich aus der Regionalliga abstieg. Obwohl Rothengatter bei diesen beiden Vereinen selbst noch aktiv war, blieb er dem RRK als Spieler bei den Senioren stets treu.

"Er gehörte ja vor einem Jahr schon mal dem Kreis an, den wir für die Nachfolge von Stephan Decher im Auge hatten. Damals hat es noch nicht geklappt, doch jetzt ist er bereit", sagt Martin Müller. Nach Aussage des langjährigen Abteilungsleiters habe es auch Kontakte zu zwei auswärtigen Trainern gegeben, "die aber in der Kürze der Zeit nicht zur Verfügung standen. Einer hätte erst in der Hallensaison beginnen können, bei dem. anderen wären berufliche Dinge zu regeln gewesen. Um zusätzliche Unruhe zu vermeiden, haben wir jetzt Nägel mit Köpfen gemacht, wobei wir natürlich auch zusehen müssen, dass wir wirtschaftlich über die Runden kommen." Dass Rothengatter, der bei den Rüsselsheimer Betriebshöfen arbeitet, vor Ort ist, betrachtet Müller als Vorteil: "Die jüngsten Erfahrungen haben gezeigt, dass Trainer, die weitere Strecken fahren müssen, irgendwann an ihre Belastungsgrenze kommen."

Was die Zielsetzung angeht, soll Rothengatter ohne Druck einen Neuaufbau in der Zweiten Liga Süd angehen. "Da wir sportlich wie materiell im Moment für die Erste Liga allenfalls grenzwertige Möglichkeiten haben, wird es eine mittelfristige Wartezeit für den RRK geben", sagt Müller. Um eine Rückkehr in die Eliteliga irgendwann anzupeilen, soll Rothengatter spätestens im Herbst auch in die Nachwuchsarbeit eingebunden werden. "Als eine Art Headcoach, der neben der Jugend auch die unteren Aktiventeams im Auge hat", so Müller. In Darmstadt war Rothengatter neben der ersten Mannschaft auch noch für A- und B-Knaben zuständig, was bis zum Abschluss der Feldrunde auch möglichst beibehalten werden soll.

Was sich der neue Mann auf der RRK-Trainerbank vorgenommen hat und ob er gravierende Dinge ändern will, darüber war nach der offiziellen Vollzugsmeldung gestern nichts mehr zu erfahren. Rothengatter dessen Sohn Nico bei den B-Knaben des Ruderklubs spielt, ist für rund zwei Wochen in den Urlaub gefahren, in dem sich auch Mannschaftskapitän Mirco Fuchs befindet. "Ich kenne den Gerrit zwar nicht als Trainer, denke aber, dass das keine schlechte Lösung ist. Schön wäre, wenn er das länger als ein Jahr machen würde", so die Meinung des routinierten Abwehrchefs Christian Minar. Trainingsbeginn wird am 19. Juli sein.


Aus "FAZ" vom 28.06.2011

Trainerwechsel in Rüsselsheim: Rothengatter für Hippchen

Der Rüsselsheimer RK geht mit Gerrit Rothengatter als neuem Trainer in die nächste Saison der Zweiten Hockey-Bundesliga. Der 42 Jahre alte Hesse folgt damit auf Markus Hippchen, der nach dem Bundesliga-Abstieg zurückgetreten war. Der ehemalige Rüsselsheimer Bundesligaspieler Rothengatter, der seit seiner Kindheit RRK-Mitglied ist, soll den Neuaufbau am Sommerdamm anleiten. (west.)