Von Peter Kämmerer (aus "Main-Spitze"
vom 07.04.1998)
Die Fahrtanzeige kündet
von einer anderen Welt: "Manhattan Express" prangt deutlich lesbar vom Vordach.
Kaum zu glauben, daß das schmuddelige Gefährt aus Stahl und Blech dereinst
Börsenbroker in feinem Zwirn transportiert haben mag: Verkratzter Lack,
verbeulte Stoßstangen und blätternde Farbe künden davon, daß der Greyhound-Bus,
Baujahr 1968, schon bessere Zeiten erlebt hat.
Daß der Greyhound dereinst seine
letzte Fahrt nach Rüsselsheim antreten würde, hat vermutlich keiner ahnen
können. Denn eigentlich war dem Gefährt aus den USA ein ganz anderes Schicksal
bestimmt. In einem Schuppen in Hochheim gammelte der Bus vor sich hin. Daß er
noch nicht in der Schrottpresse landete, ist fast ein kleines Wunder - und
vermutlich nur der Tatsache zu verdanken, daß die Kosten für die Entsorgung zu
hoch gewesen wären.
Fritz Schmidt kann sein Glück noch
immer nicht fassen. Der frühere aktive Hockeyspieler des RRK suchte schon länger
er für seinen Verein eine originelle Anlaufstelle am Rande des Hockeyplatzes, wo
man sich nach dem Training oder Spiel trifft und wo man auch 'mal ein Bier
trinken kann. Bis zu jener schicksalhaften Begegnung mit dem Greyhound-Bus blieb
das jedoch ein unerfüllter Traum.
"Fritzi" bei den ersten Arbeiten |
Dann aber sollte alles anders werden:
Als ihm im vergangenem Jahr ein Bekannter von jenem Bus erzählte, zögerte
Schmidt nicht lange, schaute sich das rostende Etwas an - und sagte spontan zu.
"Hätten wir ihn nicht mitgenommen, wäre er langsam vor sich hingerostet", sagt
Fritz Schmidt fast schon ein wenig ehrfurchtsvoll.
Tatsächlich war das
Gefährt in einem jämmerlichen Zustand, als es, gezogen von einem schweren
Sattelschlepper, kurz vor Weihnachten seine letzte Reise nach Rüsselsheim
antrat. "Das Ding", erzählt Schmidt, "war so dreckig, das glaubt keiner, der es
nicht mit eigenen Augen gesehen hat." Eine Konzertagentur hatte irgendwann das
ausrangierte Gefährt zu einem Wohnbus umfunktioniert. "Irgendwann müssen sich
die früheren Besitzer Hals über Kopf aus dem Staub gemacht haben", mutmaßt Fritz
Schmidt. Im Kühlschrank fand er jedenfalls angebrochene Milchflaschen und sogar
Eier vor - "nicht gerade besonders appetitlich".
Gut drei Monate später erinnert kaum
mehr etwas an das frühere traurige Dasein des Greyhound. In einer Fotoserie hat
Schmidt die Wandlung vom Gammel-Bus zum Vorzeige-Stolz des RRK dokumentiert.
Viele Stunden haben er und seine Mitstreiter vom RRK schon in den Bus gesteckt
und nicht wenig Geld investiert, um den Traum von einer kleinen Vereinsbar am
Stadion Wirklichkeit werden zu lassen. Nachdem der gröbste Dreck beseitigt war,
ging' s mit viel Enthusiasmus an die Arbeit.
Fast alles, was das
Innenleben eines Busses ausmacht,
wurde beseitigt. "Nur der Motor ist
noch drin", sagt Schmidt. Der ist freilich schon seit Jahren nicht mehr
funktionstüchtig. Für das neue Leben des Greyhound ist der auch ganz und gar
überflüssig. Stattdessen zählen andere Dinge - wie etwa eine ausgefeilte
Lichttechnik, Sitzecken und Bodenbeläge in den Farben des RRK und natürlich eine
Theke. Für fast alle Arbeiten hat Fritz Schmidt mittlerweile kompetente
Fachleute gefunden, die ihr Wissen in den Dienst ihres Vereins stellen. Sind die
Innenarbeiten erst einmal abgeschlossen, nehmen sich Schmidt und seine
Mitstreiter die äußere Hülle des Greyhound vor. Auch da hat der Tüftler schon
genaue Vorstellungen: Blau-rote Streifen und natürlich das Vereinslogo sollen
das Ding schon von weithin sichtbar als Anlaufstelle ausweisen.
Mittlerweile hat das Greyhound-Fieber
den gesamten Verein erfaßt. Das ist auch gut so, denn wo Interesse ist, da sind
auch Spender. Die kann Schmidt gut gebrauchen, denn ganz billig ist die
Realisierung des Traums Marke Greyhound nicht.
Immerhin: Sponsoren haben sich
bereits gefunden - nicht zuletzt dank einer pfiffigen Idee: Knapp 100
Baseball-Mützen zum Liebhaber-Preis von 50 Mark hat Schmidt schon unters
RRK-Volk gebracht und auf diese Weise genügend Geld eingenommen, um die Arbeiten
zu finanzieren. Wenn jetzt auch noch das Wetter bei den samstäglichen
Arbeitseinsätzen mitspielt, dann ist das Werk schon bald vollbracht: Spätestens
zur Eröffnung der neuen Hockeysaison, verspricht Fritz Schmidt, kann der
Greyhound sein neues Leben als ganzer Stolz des RRK beginnen.
"Endstation Sommerdamm"
Fritz Schmidt jr.: Der Greyhound-Bus ist
fertig
Von Fritz Schmidt jr. (aus
"RRK08-Vereinsjournal" 1. Halbjahr 1998)
Was ist denn das? - Was soll denn das? - Was wird denn das? - Fährt der noch?
Ach so, Greyhound-Bus, hab schon was davon gehört! Ja, und wann gibt's
denn was, wann wird er fertig? ... Er ist fertig! ... und die Greyhound-Crew
vorerst auch!
"Noch 'ne Alarmanlage drauf und fertig ist
der Bus!" |
Unzählige Stunden haben freiwillige
Helfer, von einem Sklaventreiber angefeuert, gebohrt, gehämmert, lackiert und
polierzt ... und jetzt ist er fertig!
Zur Idee: Seit Jahren schwebte mir
vor, einen englischen Doppeldecker-Bus am Platz aufzustellen, um dort nach dem
Training oder Spiel das ein oder andere Bierchen zu trinken. Es gab natürlich
einiges, was gegen die Realisierung eines solchen Projektes sprach ... und vor
allem, wer das bezahlen soll?
Und genau das fing ich im letzten
Herbst an zu prüfen. Es mußten also Sponsoren her, die mit Bargeld, Sach- und
Dienstleistung das Projekt "RRK-Hockey-Bus" unterstützen wollten. Auf der Suche
nach diesen merkte ich so langsam, daß es realisierbar ist. Noch ein paar
Gespräche mit der Stadt, dem Sportamt und Hoch- und Tiefbau und das Konzept
wurde den hohen Damen und Herren der Hockeyabteilung vorgestellt. Und siehe da,
dem "Greyhound" wurde zugestimmt! ... einstimmig!
Daß aus dem Doppeldecker ein
Greyhound wurde, liegt daran, daß ein guter Freund einen Kontakt zu den Brüdern
Christ aus Hochheim herstellte, die uns den Bus umsonst überließen und noch die
Hälfte der Transportkosten übernahmen. Nochmals vielen Dank nach Hochheim!
Also, Bauantrag stellen, Transport
organisieren, und das Ding einfach an den Sommerdamm schleppen. Mit vielen
Helfern ging die Entrümpelung des übel aussehenden Inventars los. Neben der
Entsorgung der Innereien und der Planung des neuen Interieurs wurden noch
RRK-Hockey-Mützen angefertigt, um noch Spendengelder einzutreiben.
Das hört sich natürlich alles
ziemlich "easy" an, aber wir hatten es doch sehr schwer, uns immer wieder zu
motivieren, um am nächsten Samstag wieder einen Tag am Bus zu verbringen. Aber
das Ziel vor Augen, mit Euch allen samstags und sonntags ein Bierchen zu trinken
und die neue Atmosphäre zu genießen, hat uns immer wieder neue "power" gegeben.
An dieser Stelle ein "supergroßes
Dankeschön" an die treuen Helfer: Andi, Raimund, Johannes, Sebi, Dani, Glenni,
Roland, Stiegi, Torben, Mausi, Kai, die Ersten Damen und die anderen Helfer.
Natürlich gab es auch Spezialaufgaben
für absolute Könner zu vergeben, wie z.B. Lackierarbeiten - Jürgen und Wolfgang
Knoll, Grafikentwürfe - Rainer Seifert, Polsterarbeiten - Peter Kraus,
Beschallung - Herbert Bopp, Kühlung - Jürgen Kaul, Raumaustatterarbeiten - Franz
Ebert. Tausend Dank, Jungs!
Und jetzt gilt es, nun ist jeder
gefordert sich einzubringen, an Veranstaltungen zu helfen, den "Hockey-Bus" in
unser Klubleben einzubinden, ihn zu nutzen und zu pflegen, um auch lange etwas
davon zu haben.