Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (1981)   

Fritz Schmidt, Fritz Schmidt jr.

 

 

Der Spieler Fritz Schmidt geht,
der Coach Fritz Schmidt kommt

Von Wolfgang Scheffler (aus "FAZ" vom 28.08.1981)
 

RÜSSELSHEIM. Seinen Abschied vom aktiven Hockey hat Fritz Schmidt oft angekündigt, genauso oft aufgeschoben und meist mit scherzhaften Sprüchen abgetan: "Ich höre erst auf, wenn ich einen langen, eisgrauen Bart habe" oder "Schluß ist erst, wenn ich mit meinem Sohn gemeinsam in der ersten Mannschaft spiele". Der siebzehnjährige Filius gleichen Namens gehört mittlerweile zum erweiterten Stamm der ersten Mannschaft des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK), steht auf dem Sprung ins Bundesliga-Team. Fritz Schmidt senior, mittlerweile 38 Jahre alt, verkneift sich die Chance, einen Scherz in die Tat umzusetzen. Diesmal soll endgültig Schluß sein. In der Anfang September beginnenden Bundesliga-Saison wird es nicht mehr den Spieler Fritz Schmidt geben, sondern den Coach Fritz Schmidt.

Der wortgewandte Bäcker- und Konditormeister wird in Zukunft seine Kommandos vom Spielfeldrand aus geben. Eigentlich nur ein gradueller Unterschied, denn den Ton beim RRK gab schon immer Fritz Schmidt an. 23 Jahre hat Fritz Schmidt in der ersten Mannschaft des RRK gespielt, und der Aufstieg zu einem der beherrschenden deutschen Hockey-Teams ist untrennbar mit dem Namen Fritz Schmidt verbunden. Mit 15 Jahren stand er erstmals in der ersten Herrenmannschaft, mit 23 Jahren übertrug der Verein dem Jungnationalspieler Fritz Schmidt die Trainingsleitung. Das war 1966, zwei Jahre später war der RRK erstmals deutscher Meister. Vier weitere Feld- und drei Hallentitel folgten, "doch die erste deutsche Meisterschaft 1968 war der Höhepunkt", sagt Schmidt heute. "Acht Spieler aus dieser Mannschaft arbeiteten damals bei Opel. Da bin ich mittags ins Opelwerk gefahren, um die Brotkörbe abzuliefern, und dann haben wir in der Mittagspause schnell eine Mannschaftsbesprechung abgehalten." Die Kameradschaft machte damals vieles möglich. Samstags morgens fand sich die Mannschaft schon einmal in der Bäckerei ein, um beim Belegen von Zwetschgen-Kuchen zu helfen. Fritz Schmidt konnte sich schließlich erst nach getaner Arbeit seinem sportlichen Freizeitvergnügen widmen.

Fritz Schmidt feiert 1978 mit "seiner" Mannschaft die fünfte Deutsche Feldhockey-Meisterschaft für den RRK nach einem 2:0-Sieg über den Gladbacher HTC (hinten: Stellvertretender Abteilungsleiter Alfred Rausch, Masseur Karl-Heinz Bog, Rainer Seifert, Michael Heuß, Christoph Krehl, Norbert Mexner, Roland Segner, Harald Eisenacher, Manfred Liebig, Coach Walter Leichtweiß, Fritz Schmidt; vorn: Berthold Rauth, Norbert Boll, Peter Kraus, Dr. Randolf Renker, Martin Müller, Alfred Segner, Michael Walz) 

"Mit Hockey kann man kein Geld verdienen", sagt Fritz Schmidt, dem bei der Wahl seines Sports eigentlich wenig Alternativen blieben. Wie viele große Hockey-Spieler ist er in unmittelbarer Nähe des Hockey-Platzes groß geworden, hat jede freie Minute mit dem Krummstock und dem kleinen Ball geübt. "Leider war es kein Fußballplatz", schmunzelt der Allround-Sportler. Fußball hätte ihm vielleicht das große Geld gebracht, doch Hockey hat den Menschen Fritz Schmidt geformt. "Ich habe durch Hockey die Welt gesehen. Der Mannschaftssport Hockey formt einen charakterlich, hilft einem Höhen und Tiefen im Leben gelassener hinzunehmen."

An drei Olympischen Spielen (Mexiko, München und Montreal) hat Fritz Schmidt teilgenommen, 146 Länderspiele für Deutschland hat er von 1963 bis 1976 absolviert. Von 1972 bis zu seinem Abschied aus der Nationalmannschaft 1976 war er deren Kapitän. Die Goldmedaille von München hat er zwar zu Hause, doch als Olympiasieger fühlt er sich nicht. Wegen eines Mittelhandbruchs konnte er im Endspiel gegen Pakistan nicht mitspielen. Nicht daß ihm das nachginge, "denn die Eingeweihten wissen, daß ich ohne dieses Mißgeschick gespielt hätte". In der Rückschau wird sportliches Pech nicht so wichtig, da hebt Fritz Schmidt andere Dinge hervor. Vor allem die Freundschaften, die er auf der ganzen Welt geknüpft hat. Sport war für Fritz Schmidt immer schon mehr als nur der reine Wettstreit. Er hat Kontakte gesucht und gefunden.

Aber vor allem liebt der Hobbygolfer (Handicap 17) und Autobastler sein Hockey-Spiel und seinen RRK. Für letzteres hat er sich jetzt entschieden: "Wenn ich noch ein Jahr weitergemacht hätte, wäre der Umbruch noch größer geworden. Rainer Seifert will nach seinem Abschied aus der Nationalmannschaft nach dieser Saison Schluß machen, vielleicht hört auch noch ,Polo' Liebig auf. Drei erfahrene Spieler zu ersetzen, wäre nicht möglich gewesen." Aber Fritz Schmidt wäre nicht Fritz Schmidt, wenn er sich nicht doch noch ein Hintertürchen offengelassen hätte: "Ich trainiere nach wie vor mit der Mannschaft, damit ich im Notfall einspringen kann."


Aus "Bild" am 22.09.1981:

Wie der Vater, so der Sohn

gh. Rüsselsheim - Dieselbe Größe, dieselbe Figur, fast schon dieselbe elegante Spielweise. Fritz Schmidt (38), Hockey-Rekordnationalspieler (146 Länderspiele) und heute Trainer vom Rüsselsheimer RK, hat einer Doppelgänger. Sein Name: Fritz Schmidt!

Die Ähnlichkeiten der beiden sind kein Zufall. Schmidt junior hat das Talent für den Umgang mit dem krummen Holz vom Papa geerbt. "Ohne ihn wäre Hockey für mich wohl ein Fremdwort", stellt der 17jährige fest.

Das Glück, Fritz Schmidt junior zu sein, ist aber auch sein Pech. "Der wird sich überlegen, mich aufzustellen, damit die Leute dann sagen: Der hat nur seinen Bub aufgestellt."

Im Spiel beim THC Höchst holte Trainer Schmidt seinen Sohn zum ersten Mal in die Bundesligamannschaft. "Ich hatte einen Riesenbammel. Aber irgendwann mußts es ja mal losgehen. Ob Ich jetzt Meier, Müller oder Schmidt heiße", sagt der Gymnasiast von der Rüsselsheimer Kant-Schule. Bereuen mußte es der Bäckermeister Schmidt nicht. "Fritzi" war Klasse, fast schon wie der "alte Fritz".


Aus "Bild" am 29.09.1981:

Die Hockey-Familie von Rüsselsheim

Schmidt jr. ballert wie der "alte" Fritz

amü - Im September sicherte Fritz Schmidt mit drei wichtigen Toren dem Rüsselsheimer RK den Klassenerhalt in der Hockey-Bundesliga. "Was denn, spielt der denn immer noch", werden Sie sagen. Die Aufklärung: Der "alte" Fritz (38) hat als Spieler beim Ruder-Klub schon abgedankt, ist nur noch Trainer. Aber sein Sohn (17) setzt die Hockey-Tradition (Vater Schmidt war 33 Jahre aktiv) fort.

Der Vorname Fritz ist nicht die einzige Gemeinsamkeit. Schmidt jr. hat die gleichen Spiel-Qualitäten wie der Senior: Technisch gut, laufstark, ein Kämpfer. Und die beiden haben einen Narren an alten englischen Autos gefressen. Nur der Beruf ist verschieden: "Klein-Fritz" studiert Maschinenbau, hilft aber dem Papa in der Bäckerei - wenn das Studium dafür Zeit läßt.