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Über Mitglieder des
RRK (1968)
Fritz Schmidt |
Fritz Schmidt am 24. März 1968 im
Länderspiel gegen Rhodesien in Salisbury |
Schimmi lässt keinen Grashalm
aus
Der
Rüsselsheimer bisher 22mal in der Hockey-Nationalelf
Aus "Main-Spitze" vom ...1968
(ri). Seine Mitschüler mühten sich noch, den Federhalter richtig zu führen, da
jonglierte der heute 25 Jahre alte Fritz Schmidt, in Rüsselsheim nur "Schimmi"
genannt, schon mit dem Hockeyschläger. Noch in der Schülermannschaft war zu
erkennen, dass hier ein großes Talent heranreifte. Aber es wurde ihm in seiner
sportlichen Laufbahn, deren erster Höhepunkt für ihn eigentlich erst die
Erringung der deutschen Feldhockeymeisterschaft mit dem Rüsselsheimer RK in
diesem Jahr war, nichts geschenkt. Fritz Schmidt blieb Schüler, auch als er in
die Jugend kam, und erst recht, nachdem er in das Seniorenlager überwechselte.
Schon früh wurde der Hessische Hockeyverband auf ihn aufmerksam, die Berufungen
in Ländermannschaften blieb nicht aus. Als Schmidt bei seinem Verein schon
Meister war, wurde er bei Bundestrainer Hugo Budinger wieder Schüler, und es
dauerte sehr lange, bis sich der Rüsselsheimer einen Stammplatz in der
Nationalmannschaft erkämpfen konnte Obwohl die ersten Berufungen keineswegs
unbefriedigend ausfielen, war sein Platz dann meist doch auf der Reservebank.
Erst als die Nationalmannschaft zum 4-2-4 überging, fand Budinger endlich den
richtigen Platz für Fritz Schmidt. Seiner Rückennummer nach gehörte er zwar zum
Sturm, doch während eines Spiels gibt es kaum einen Grashalm auf dem Platz, mit
dem "Schimmi" keine Berührung hatte. Meist kurbelt er aus dem Mittelfeld an,
doch ist Schmidt vor dem eigenen Tor ebenso oft zu finden wie vor des Gegners
Gehäuse. Das verlangt bei allem technischen Können, Stocksicherheit und
taktischem Rezept vor allem eine Unmenge Kondition. Ausgedehnte Waldläufe
verhalfen ihm dazu.
Der Rüsselsheimer ist nicht nur Meister im Hockeyspielen, sondern
auch im Bäckerhandwerk. Im elterlichen Betrieb gibt es für den jungen
Familienvater keinen Pardon: die Kundschaft will zur rechten Zeit ihre Brötchen.
Von Vorteil ist allerdings, daß auch Fritz Schmidt senior, Vater des
Olympioniken, begeisterter Sportsmann ist und dem Junior gerade jetzt die nötige
Zeit zum Training lässt.
Schon einmal war Fritz Schmidt junior bei Olympischen Spielen: vor vier Jahren
in Tokio allerdings nur als Zuschauer.
Jetzt steht der Rüsselsheimer fest im Aufgebot, doch weiß er, dass von den 18
nominierten Spielern immer nur elf eingesetzt werden können. Um den Stammplatz
zu halten, ist eine Superform notwendig. Schmidt war schon in Asien,
spielte in Afrika, war dabei, als die deutsche Mannschaft den
Lehrmeister Indien mit 3:1 schlug, absolvierte 22 Länderspiele und
möchte diese Zahl natürlich in Mexiko weiter erhöhen.
Ein gutes Abschneiden in Mexiko wäre ein weiterer Höhepunkt für Fritz Schmidt,
der weiß, dass man nur dann Ruhm ernten kann. wenn das ganze Leben darauf
eingestellt ist. Und seine Nationalmannschaftskameraden bezeichnen ihn als einen
ihrer ordentlichsten und solidesten Männer. Selbst als Fritz Schmidt am 7. Juli
dieses Jahres seinen Rüsselsheimer RK durch den 4:1-Erfolg über Schwarz-Weiß
Köln erstmals zur Deutschen Meisterschaft führte, verließ er beim abendlichen
Bankett eine Stunde vor Mitternacht das vereinseigene Bootshaus
− um am
nächsten Tag wieder Brötchen zu backen.
Hessische Sportler
mit Olympia-Fahrkarte: Fritz Schmidt
Von
HANS-JOACHIM MELDER
Die deutsche Olympiamannschaft im Hockey 1968
in Mexiko (hinten: Günther Krauß, Jürgen Wein, Carsten Keller, Dirk Michel,
Michael Krause, Norbert Schuler, Wolfgang Müller, Klaus Greinert,
DHB-Sportwart Hugo Budinger, Wolfgang Baumgart; vorn: Utz Aichinger,
Friedrich Konrad "Fritz" Schmidt, Eckart Suhl, Wolfgang Rott,
Friedrich-Wilhelm Josten, Hermann End, Uli Vos, Detlef Kittstein; es fehlt
Uli Sloma) |
Einem Hockeyspieler
passiert es eigentlich nie, dass er in einer Kneipe erkannt wird, die nicht seine
Stammkneipe ist, dass er im Bewusstsein des Bürgermeisters einen festen Platz hat,
dass er allerorten mit dem Vornamen angeredet wird. Fritz Schmidt (25) passiert
das alles, mit Ausnahme des Beispiels von der Kneipe. Denn dort geht er nicht
hin. Er ist nach Aussagen seiner Nationalmannschaftskollegen einer der
"seriösesten" deutschen Hockeyspieler. Und einer der besten, das darf man ohne
jede Übertreibung hinzusetzen. Beispielsweise ging Fritz selbst beim Bankett,
nach gewonnener deutscher Hockeymeisterschaft seines Rüsselsheimer RK, schon um
23 Uhr nach Hause. Morgens mussten − mit oder ohne Deutsche Meisterschaft − in
der elterlichen Bäckerei Brötchen gebacken werden.
Diese zwei Seiten, Sport
und Beruf, sind nicht die einzigen im Programm des Rüsselsheimers. In
Motorfragen, Sportphysiologie und anderen Sparten ist er firm. Hauptsache ist,
besonders vor den Olympischen Spielen, der Sport. Auch wenn das Fernsehen noch
so oft in seine Backstube kommt, um ihn beim Rühren von Teig aufzunehmen, Fritz
Schmidt bleibt bescheiden, wie er es vor fünfzehn Jahren war, als wir das erste
Mal in der Schülermannschaft gegeneinander Hockey spielten. Seine Entwicklung
schien sich schon damals abzuzeichnen, seine Nominierung in die
Nationalmannschaft eines Tages nur folgerichtig.
Seit vier Jahren gehört
er nun auch schon zum Kreis der "Budinger-Schüler". Aber er hat um einen
Stammplatz kämpfen müssen. Nach zwei Spielen auf dem Lyoner Länderturnier war
Schmidt erst einmal wieder für zwei Jahre Edelreservist. Heute ist er eine der
Zentralfiguren im Mittelfeld. Sein Pensum auf dem Hockeyplatz beeindruckt, das
noch um ein Vielfaches größer ist, wenn er im Dress des Rüsselsheimer RK spielt.
Denn dort muss er logischerweise mehr, wenn nicht gar alles, machen. Bei seinen
Kameraden, die mit ihm deutscher Feldhockey-Meister wurden, ist er absolute
Autorität. Er hat sich diese Stellung erarbeitet, und arbeitet in jedem Spiel an
ihr. So auch beim Finale gegen Schwarzweiß Köln, das 4:1 gewonnen wurde.
Fritz stand auf der
eigenen Linie, wenn der Gegner Ecken schoss, Fritz baute im Mittelfeld auf, und
schließlich brach er oft bis zum gegnerischen Schusskreis durch. Über seine
Stocktechnik, seine Kondition und sein taktisches Konzept − er trainiert seine
Mannschaft − lauten die Urteile von Freund und Feind überaus positiv. 22
Länderspiele hat er bestritten, war in Afrika, in England und auf dem ganzen
Kontinent. Er war dabei, als der Lehrmeister Indien mit 3:1 erschreckt wurde.
Auf ihn ist Verlass.
In Rüsselsheim ist
Schmidt verwurzelt. Es ist kaum vorstellbar, dass Fritz eines Tages den Koffer
packen würde, um sich in die Schar der Wandervögel einzureihen, die es ja auch
im Hockey gibt. Schmidt ist sesshaft, und anscheinend auch von sesshaftem Gemüt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Nationalspielern ist Schmidt Ehemann und
Familienvater − beinahe schon ein ergrauter.
NACH ASIEN UND AFRIKA NUN
MITTELAMERIKA
Fritz Schmidt will nicht nur
olympischer Tourist sein
"Lieber keine Fotos
im Kasten und dafür eine Medaille in der Hand" − Heute Vormittag Abflug nach
Mexiko − Quartierfrage bereitet noch gewisse Sorgen − Bei den Prognosen für die
Hockeyelf legt er sich nicht fest
Von Winfried Britscho
(aus "Main-Spitze" vom ... September 1968)
Seine Freunde kennen ihn
eher als professionellen Pessimisten. Fragt man ihn rundheraus nach den Chancen
der deutschen Hockeymannschaft in Mexiko, spürt man, wie er die Erwartungen
bewusst niedrig hält, aber letztlich kann Rüsselsheims einziger Olympia-Aktiver,
der 25 Jahre alte Bäckermeister Fritz Schmidt, doch nicht verleugnen, dass er die
Hoffnung auf eine Medaille mit auf die Reise nach Mittelamerika nimmt. Lieber
verzichtet er nach eigenen Aussagen auf eine große Ausbeute seiner Kamera, die
natürlich im Gepäck nicht fehlen darf, und hält dafür die Hand auf, wenn die
olympischen Medaillen verteilt werden. Olympischer Tourist zu sein, ist eine
Rolle, die der erfolgreichste Rüsselsheimer Sportsmann der Stunde ganz und gar
nicht zu spielen gedenkt. Im elterlichen Haus in der Alte Kirchstraße
spionierten wir am Montag bei den letzten Reisevorbereitungen. Die großzügige
Garderobe vom Ausgehanzug bis zum modisch-schicken Hut - der ihm übrigens, auch
wenn er's nicht wahrhaben will, ausgezeichnet steht - ist in den letzten Tagen
von der Gattin wie ein Augapfel gehütet worden. Natürlich konnte es sich "Schimmi"
nicht verkneifen, am Samstag einen Anzug den Freunden im Bootshaus vorzuführen.
Die Lästerzungen blieben nicht stumm, doch das hatte der Fritz schon vorher
gewusst.
Heute morgen um 9 Uhr
fliegt Fritz Schmidt zusammen mit seinen siebzehn Freunden von der
Hockey-Nationalmannschaft und anderer olympischer Nachhut über Montreal nach
Mexiko-City, wo es bekanntlich in den letzten Wochen arg rumort. Doch das stört
den Rüsselsheimer Olympioniken weniger. Er sorgt sich mehr darum, ob er in den
fast sieben Wochen fern der Heimat und des vertrauten Backofens ("meine Freunde
glauben schon gar nicht mehr recht, dass ich auch noch einen richtigen Beruf
habe") gut untergebracht sein wird. "Was man in dieser Beziehung bisher hört,
klingt nicht allzu optimistisch."
Mangel an
Hockeyplätzen?
Dazu kommt noch eine
andere wichtige Frage. Fritz: "Wir wissen, dass in Mexiko nur drei oder vier
Hockeyplätze zur Verfügung stehen, da kann man sich leicht ausrechnen, dass uns
die Veranstalter zum Training auf einen anderen Ausweichplatz schicken werden,
von dem keiner weiß, wie er beschaffen sein wird." Wenn Fritz Schmidt über diese
Dinge spricht, merkt man den Ehrgeiz, zusammen mit seinen Freunden eine
olympische Medaille ergattern zu wollen. "Die Inder, Kenia, Pakistan und
Neuseeland werden unsere schwersten Gegner sein, daran hat sich nichts
geändert." Über die klimatische Umstellung macht sich der Hockey-Internationale
keine allzu großen Sorgen. Immerhin stehen ihm fast drei Wochen zum Einleben zur
Verfügung.
Der Trophäenschrank des
Fritz Schmidt kann sich sehen lassen, obgleich er nach eigenem Bekenntnis alles
andere als ein leidenschaftlicher Sammler ist. Darin findet sich auch noch ein
Wimpel mit den Autogrammen jener Pechvögel, die 1964 in Tokio in die sogenannte
Härtegruppe eingeteilt waren und die Spiele nur als Zuschauer erlebten, nachdem
sie den Zug nach Olympia nur knapp verpasst hatten. Auch Fritz Schmidt befand
sich damals in der erlesene Gesellschaft der knapp Gescheiterten. Aber er hatte
sich schon damals das große Ziel Mexiko gesteckt, genau wie er heute schon
augenzwinkernd München 1972 anpeilt. Aus eingeweihten Kreisen hört man bereits
Fritz Schmidt sei als Nachfolger für den Berliner Greinert zum Spielführer der
Nationalmannschaft ausersehen, was nicht überraschen würde, wenn man sich an
sein prächtiges Verhältnis zu Coach Hugo Budinger erinnert.
Abreise der hessischen Hockeyspieler von der
Frankfurter Sportschule nach Mexiko: Detlev Kittstein und Fritz Schmidt
werden von Fritzi,
Claudia und
Ute Schmidt verabschiedet. |
Der sportliche
Weltenbummler wird in Mexiko wieder einmal Neuland betreten. Es ist eine weitere
große Reise nach Tokio, Pakistan und dem Trip nach Afrika, von den
innereuropäischen Ausflügen einmal abgesehen. Und der begeisterte Foto- und
Filmamateur, der bereits einige "belichtete" Kostbarkeiten in seinem Archiv
weiß, wird auch aus dem Land der Azteken wieder viele auf den Film gebannte
Erinnerungen mitbringen, sofern ihn die Technik, mit der er sich reichlich
eingedeckt hat, nicht im Stich lässt. Eine Medaille, gleich welcher Farbe, möchte
er freilich nicht nur für das Fotoalbum, sondern lieber gleich original für die
Trophäensammlung besitzen.
"Schimmis" Heimkehr aus Mexiko
Rüsselsheims
einziger Olympionike ist wieder zu Hause
Aus "Main-Spitze" vom ... November
1968
(sm). Das mexikanische Abenteuer, das
große olympische Erlebnis ist vorüber. Fast eine Stunde früher als vorgesehen,
genau um 12.03 Uhr, setzte die Maschine der Lufthansa mit einem Teil des
deutschen Olympiaaufgebotes auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen auf. Unter
den Passagieren auch Rüsselsheims Olympionike Fritz Schmidt, der mit der
deutschen Hockeynationalmannschaft ausgezogen war, eine olympische Medaille zu
erringen. Aber in "Schimmis" Reisegepäck finden sich weder Gold noch Silber oder
Bronze, in Mexico City waren die Inka-Götter anderen hold gesonnen, den
Pakistani, den Australiern und den Indern. Für die Deutschen blieb nur der
undankbare vierte Platz und die Erinnerung an vier hektische, kämpferische und
großartige Wochen.
Das alles liegt nun hinter Fritz
Schmidt, auch die drei letzten Tage auf mittelamerikanischem Boden am Strand von
Accapulco, dem Eldorado der Millionäre, und auch das Sightseeing in New York
beim zehnstündigen Zwischenaufenthalt vor dem endgültigen Flug in die Heimat.
Auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen wartete bereits seine Frau mit Sohn
Fritzi und Tochter Claudia, die sich nach der Landung noch einige Zeit gedulden
mussten, bis alle Pass- und Zollformalitäten abgewickelt waren, ehe sie dem Papa
um den Hals fallen durften.
Kurz vor 14 Uhr traf dann
Rüsselsheims einziger Olympiateilnehmer vor dem Elternhaus an der Alten
Kirchstraße ein. Kein großer Bahnhof, keine offizielle Begrüßung durch seinen
Verein, den RRK, oder die Stadt − das soll später nachgeholt werden −, dafür
aber herzliches Willkommen im engsten Familienkreis. In der Toreinfahrt war eine
Girlande gespannt mit einem Willkommensgruß, aber Schimmi mag es gar nicht
gesehen haben. Zu oft schon kehrte er von langer und weiter Reise zurück, die
Olympiade war zwar sein bisher größtes Erlebnis, und eben doch nur eins unter
vielen.
Viel wichtiger war das Auspacken der
Koffer, in denen die Erinnerungen an Mexiko sichtbar wurden. Azteken-Kalender en
gros, eine mexikanische Puppe für Töchterchen Claudia, Wildlederjacken im
Western-Style für sich und Sohn Fritzi, mexikanische Teppiche für die Schwester
und die Eltern. Und dann schließlich die "changed things", die zahlreichen
getauschten Gegenstände. Hier eine kleine Reisetasche des japanischen
Olympiaaufgebotes, ein weißes Shirt mit der Aufschrift "Japan swimming-team",
der gegen den eigenen eingetauschte grüne Trainingsanzug eines australischen
Sportkollegen und eine blaue Windbluse mit der Aufschrift "USA". Im Koffer auch
die zahlreichen Filme des begeisterten Amateurfotografen Fritz Schmidt und die
selbstgedrehten Filme. Sie müssen noch entwickelt werden, ehe sie helfen, das
mexikanische Abenteuer mitzuerzählen.
Fritz Schmidt: Auch in
München noch dabeisein
Rüsselsheimer Hockey-Nationalspieler als Trainer für
hessisches Leistungszentrum vorgesehen
Aus "Rüsselsheimer Echo" vom ... November 1968 Braungebrannt
und trotz drei Pfund "Übergewicht" ein fast asketischer Körper, das sind die
äußeren Merkmale des einzigen Rüsselsheimer Mexikofahrers Fritz Schmidt, der
seit Dienstag wieder in seiner Heimatstadt ist. Der langjährige
Hockey-Nationalspieler zählte bei der Olympiade in Mexico City zu den besten
Spielern seiner Mannschaft, nicht nur in technischer, sondern vor allem in
konditioneller Hinsicht. Und Deutschlands Hockeyspieler haben gerade in Mexiko
die bittere Erfahrung machen müssen, dass in der Höhenluft Kondition doppelt
zählt. Fritz Schmidt betont, dass nicht alle seiner Mannschaftskameraden topfit
waren und darin vielleicht ein Grund zu sehen ist, dass statt eines zweiten
Platzes nur ein vierter Rang erreicht wurde.
Dennoch ist "Schimmi" nicht enttäuscht, für ihn waren die Olympischen Spiele ein
zu großes Erlebnis. Der 25 Jahre alte Rüsselsheimer war zwar bereits in Tokio
mit dabei, damals jedoch nur als Zuschauer. Und so mag bei ihm auch ein
Vergleich zwischen Tokio 1964 und Mexiko 1968 zugunsten der letzten Olympiade
ausfallen. Als Aktiver hatte er engen Kontakt mit den Sportlern anderer Länder. "In der Sauna waren wir zusammen mit dem 800-Meter-Olympiasieger Ralph Doubell
und Weltrekordler Ron Clarke, aber keiner klopfte sich auf die Brust und sagte
'Ich bin Olympiasieger oder Weltrekordmann'. Im Dorf waren wir alle sofort
miteinander per Du." Diese großartige Freundschaft zwischen Sportlern aller Nationen, sie mag wohl
das eigentliche Erlebnis einer Olympiade sein, und hier bewahrheitet sich auch
noch zu einem gewissen Teil die Phrase von den Spielen der Jugend der Welt. Dass
vieles anders aussieht, konnten Deutschlands Hockeyspieler im Wettbewerb
erleben, wo sie mit den Pakistani und Indern auf Mannschaften trafen, die man
nur schweren Herzens noch als Amateure bezeichnen kann. Und gerade in der
Höhenlage von Mexico City zahlten sich die intensiven Vorbereitungen dieser
Mannschaften auf die Olympiade aus. Fritz Schmidt glaubt aber auch zu wissen,
dass seine Mannschaft sowohl die Inder als auch die Pakistani in Europa schlagen
kann. Das macht die Niederlage gegen diese Teams aus Asien etwas erträglicher,
auch den Verlust einer Medaille, die bei etwas mehr Glück dennoch zu erringen
gewesen wäre. Begeistert ist Fritz Schmidt von Mexico City, begeistert aber vor allem von der
Herzlichkeit und Freundschaft der Mexikaner. "Wir mussten nie ein Taxi nehmen, um
vom olympischen Dorf oder den Wettkampfstätten ins Pressezentrum zu gelangen, wo
wir untergebracht waren. Wir brauchten lediglich einen Schritt aus dem Dorf
herauszutun und mit dem Daumen winken, schon ging die Tür eines Straßenkreuzers
auf." Den tiefsten Eindruck aber hinterließ bei Fritz Schmidt das mexikanische
Millionärs-Paradies Acapulco, wo Deutschlands Hockeyspieler die drei letzten
Tage vor ihrem Rückflug nach Deutschland wohnten. "Das ist der schönste Fleck
Erde, den ich je gesehen habe", meint Schimmi und erzählt, dass er fast sein
ganzes Geld fürs Wasserski in Acapulco ausgegeben hat. Doch Mexiko ist nun vorbei, in Deutschland steht die Uhr bereits fünf Minuten
vor 1972. Schon in Mexico City stand fest, dass der Deutsche Hockey-Bund bereits
jetzt an den Neuaufbau einer Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele in
München denken muss. Höchstens fünf der in Mexiko eingesetzten Hockeyspieler
werden weiterhin in der Nationalmannschaft weiterspielen, und Bundestrainer Hugo
Budinger hofft, dass zu diesen fünf auch Fritz Schmidt zählt, der noch im
Frühjahr die Absicht geäußert hatte, nach Mexiko nur noch für seinen Verein, den
Rüsselsheimer RK, zu spielen. Inzwischen aber möchte er doch ganz gern
weitermachen und auch in München wieder mit von der Partie sein. In Mexico City
gab es nicht die erwartete olympische Medaille, in München scheint sie fast
sicher, zumal der DHB nach Schimmis Meinung in den nächsten vier Jahren
ungeheure Anstrengungen unternehmen wird. Ob Fritz Schmidt allerdings tatsächlich in der Nationalmannschaft weitermachen
wird, hängt nicht allein von ihm ab. Der elterliche Betrieb in der "Alten
Kirchgasse" wird nicht immer auf ihn verzichten können. Gleichwohl wird Fritz
Schmidt wahrscheinlich trotzdem im Dienst der Nationalmannschaft stehen.
Immerhin ist Rüsselsheim als zukünftiges Hockeyzentrum Hessens auserkoren und in
der Mannschaft des RRK stehen außer ihm noch einige Spieler, die für den
Neuaufbau der Nationalmannschaft in Frage kommen. Als Spielertrainer bringt der
Rüsselsheimer also bereits hier seinen Beitrag, und das Ziel heißt
in jedem Fall: München 1972. |