|
Über Mitglieder des
RRK (1963)
Fritz Schmidt |
|
RÜSSELSHEIMER SPORTLER, VON DENEN MAN SPRICHT
Fritz Schmidt, ein
Hockeyschläger und Reiseträume
Der junge Nationalspieler legte in San
Sebastian Ehre für den RRK ein – Im sechsten Länderspiel sein drittes Tor
– Berufung zum Spitzenlehrgang
Von Winfried Britscho (aus "Main-Spitze"
1963)
|
Am Mittwochabend mit den Kameraden der
Nationalmannschaft in der Eisenbahn über Paris, Bordeaux nach San Sebastian
gefahren, von Freitag bis Sonntag an einem Turnier des spanischen
Hockeyverbandes teilgenommen und am frühen Dienstagmorgen schon wieder die Brote
in den Backofen des väterlichen Geschäftes geschoben – so sieht es aus, das
Sportleben eines Amateurs reinsten Wassers. Ein bisschen unstet, strapaziös,
nicht wahr? Aber wie viele gibt es, die mit Fritz Schmidt sofort tauschen würden.
Gewiss, es ist nicht einfach für ihn, die Liebe zu seinem Hobby und die
beruflichen Pflichten so auf einen Nenner zu bringen, dass weder das eine noch
das andere zu kurz kommt. Aber für diesen Aderlass wird der junge Rüsselsheimer
Hockeyspieler und Angriffsdirigent des RRK auf vielfache Weise entschädigt.
Der 18-jährige Fritz Schmidt bei den "Ersten
Herren" des RRK 1961 (hinten: Fritz Schröder, Philipp
Gütlich, Günther Görke, Hans Hermann, Fritz Staubach,
Walter Leichtweiß, Fritz Schmidt, Hans Teerling; vorn: Werner
Klepper, Peter Kraus, Debu Paul) |
Die Teilnahme am Turnier in San Sebastian, von dem er in diesen Tagen mit
ungezählten neuen Eindrücken und Erfahrungen im Reisegepäck zurückgekehrt ist,
war nur eine dieser vielen Trainingsstunden und Entbehrungen aufwiegenden
Entschädigungen. Lausanne bildet die erste internationale Station in der
Hockeykarriere des 20 Jahre jungen Rüsselsheimers, und es gehört keine große
prophetische Gabe dazu, ihm weitere Reiseerlebnisse in fremden Breitengraden
vorauszusagen. San Sebastian an der Biscaya sah sein fünftes und sechstes
Länderspiel im Trikot der deutschen Nationalelf, und beide Male gab es einen
Sieg zu bejubeln. Gegen Frankreich mit einem 1:0, gegen Spanien mit einem
weitaus glanzvolleren 3:0-Ergebnis, und vom letzten Treffen spricht der
Rüsselsheimer schon deshalb lieber, weil er das dritte Tor schoss, das
gleichzeitig auch sein drittes in der Juniorenmannschaft der Bundesrepublik war.
Fritz Schmidt ist keiner, der viel Worte über seine Erfolge verliert. Im
Gegenteil, man muss ihn aus seiner Reserve buchstäblich hervorlocken. Aber die
Freude darüber, in die Elite der deutschen Hockeyspieler aufgerückt zu sein und
schon neben bekannten A-Nationalspielern in der deutschen Vertretung mitgewirkt
zu haben, die kann auch er nicht ganz verbergen. In San Sebastian regnete es
zwar an den ersten Tagen, aber für den Rüsselsheimer Hockeyreisenden und seine
Kameraden schien trotzdem die Sonne. Die Sonne des Erfolges, verstärkt durch die
Freude an lukullischen Genüssen, diverser Speisekarten und die zuvorkommende
Aufnahme in der deutschen Botschaft.
Zu der jungen Vergangenheit des Hockey-Internationalen Fritz Schmidt sei noch
gesagt, dass er aus dem Nachwuchs des RRK hervorgegangen ist, schon als
Jugendlicher den Sprung in die 1. Herrenmannschaft erreichte und im Vorjahr
maßgebenden Anteil am Einzug des RRK in die deutsche Endrunde hatte. Rüsselsheim
ist ein fruchtbarer Boden für Hockeytalente, und Fritz Schmidt stolz darauf, in
seinem Verein, dem er auch zukünftig die Treue halten will, junge Nachfolger
gefunden zu haben, die auf gleichen Erfolgsbahnen wandeln. Er ist glücklich
darüber, einem Klub anzugehören, der gegenwärtig den besten Nachwuchs in Hessen
und weit darüber hinaus besitzt. Es spricht für ihn, dass er sich trotz der
internationalen Berufungen nichts mehr wünscht, als seinen Klub auch in der
nächsten Saison am Schluss unter den besten zwei zu finden.
Was sonst noch auf ihn wartet? Eine Berufung zum Lehrgang der besten deutschen
Hockeyspieler, und das alljährlich wiederkehrende Turnier europäischer Länder,
das diesmal von Deutschland in Berlin ausgerichtet wird. Von der Teilnahme am
Olympischen Turnier in Tokio zu träumen, ist ein zu schöner Traum, als dass man
ihn Fritz Schmidt übel nehmen kann. Der Vollbluttechniker mit einer selten zu
findenden spielerischen Eleganz hat das Zeug dazu, auch auf solch hoher Ebene zu
bestehen. Aber wahrscheinlich kommt Tokio doch noch etwas zu früh. Doch wer so
jung ist wie er, wartet gern noch etwas auf den Moment, in dem sich auch der
größte Wunsch erfüllt. Tokio sieht schließlich nicht die letzte Olympiade. Das
weiß auch Fritz Schmidt. Aber er weiß auch, dass man sich die Chance dafür immer
wieder aufs neue verdienen muss.
|