Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Olympia 1972

Über Mitglieder des RRK (1972)                                  

Peter Kraus, Rainer Seifert, Fritz Schmidt

Peter Kraus

Fritz Schmidt

Rainer Seifert

 

Die drei Sportler des Jahres:
"Hatten im stillen auf Wahl der Hockey-Elf gehofft"

Peter Kraus, Rainer Seifert und Fritz Schmidt

Aus "Main-Spitze" vom 22.12.1972
 

jo. - Recht gelassen nahmen die drei Rüsselsheimer Peter Kraus, Rainer Seifert und Fritz Schmidt die Nachricht auf, dass sie zusammen mit der Hockey-Nationalmannschaft von den deutschen Sportjournalisten zur Mannschaft, des Jahres gewählt worden sind. "Im stillen hatten wir darauf gehofft, dass unsere Leistung von München honoriert werden würde, obwohl die Fußballnationalelf durch den Sieg bei der Europameisterschaft ein starker Konkurrent war. Aber es ist schön, dass man wieder einmal einer Amateurmannschaft den Vorzug gegeben hat!" Überrascht waren sie allerdings von dem klaren Vorsprung von über 700 Punkten gegenüber den Bundesligastars, von denen jedoch "Kaiser" Franz Beckenbauer schon vorher gesagt hatte, dass, wenn eine andere Mannschaft als die Fußballer gewählt würde, dies nur die Olympiasieger Im Hockey sein könnten.

"Das ist doch etwas", meinte Peter Kraus, der 31jährige Torwart des RRK, der im Finale in München gegen Pakistan entscheidenden Anteil am 1:0-Erfolg der Elf gegen Pakistan beitrug, als wir Ihm die Nachricht von der Wahl überbrachten. "Hockey, Fußball oder Bodensee-Vierer, zwischen diesen drei Teams musste es sich entscheiden. Dass man uns gewählt hat, freut mich ganz besonders, weil damit auch etwas die Entsagungen gewürdigt wurden, die wir bis zum Olympiasieg auf uns genommen hatten." Besonders wertvoll empfindet Kraus, dass nicht zuletzt mit dieser Wahl auch der Hockeysport in der Bundesrepublik eine erneute Aufwertung gefunden hat, die sich besonders beim Nachwuchs Auszahlen wird. Der RRK-Schlussmann, der beim 2:1-Sieg über Pakistan im Gruppenspiel zum "Helden von München" avancierte, als er zwei Siebenmeter parierte, weiß nach seiner langen Verletzung noch nicht genau wie seine sportliche Zukunft aussehen wird. "Versuchen werde ich es auf jeden Fall noch einmal. Ob ich jedoch wieder voll einsteige, steht noch in den Sternen."

Anders dagegen sieht es bei Rainer Seifert aus. Der 25jährige Stürmer, der seit 1954 beim RRK Tore schießt und mithalf, für seinen Verein zehn hessische Jugendmeisterschatten zu erringen, will zumindest noch bis zu den nächsten Olympischen Spielen auch international bei der Stange bleiben, wenn es seine Form und Gesundheit erlauben. Zur Wahl befragt, meinte auch er, dass er sich "natürlich freue", aber andererseits hält er nicht viel von den Ehrungen. "Nach dem Sieg in München sind wir praktisch von einer Ehrung zur anderen gereicht worden, und der ganze Rummel war ziemlich anstrengend. Bis auf die Ehrung durch Bundespräsident Heinemann in Bonn, wo den Spielern, die im Finale nicht dabei waren, die Goldmedaille nachgereicht wurde, fand ich vieles überflüssig." Zudem sieht Rainer Seifert gerade in der Wahl der "Sportler den Jahres" die Gefahr, dass es den einzelnen Athleten Rivalität und Neid wegen der Plätze geben könnte.

Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft mit drei Mitgliedern des Rüsselsheimer Ruder-Klubs 08 ist Olympiasieger 1972 und wird von den deutschen Sportjournalisten zur Mannschaft des Jahres 1972 gewählt
(Rainer Seifert / vorn links, Fritz Schmidt / vorn 2. von links, Peter Kraus / vorn 5. von links) 

Schon zum zweiten Mal betrat Fritz Schmidt die Bühne des Baden-Badener Kurhauses, denn bereite 1963 stand er in der Mannschaft, die nach dem Gewinn der Europameisterschaft von den Sportjournalisten zur besten Deutschlands gekürt wurde. "Diese Ehrungen haben viel für sich. Man sieht wieder einmal viele sportliche Bekannte, kann zusammensitzen und etwas klönen und sportliche Erinnerungen auffrischen. Dass wir gewählt wurden, lag sicher auch daran, dass unser Sieg in München trotz aller Chancen, die uns die Experten vor Tisch eingeräumt hatten, eine echte Überraschung war. Ich hätte allerdings damit gerechnet, dass der Bodensee-Vierer Zweiter und nicht Dritter wird, denn man muss immer bedenken, dass die Fußballer ihren Sport ja als Beruf bestreiten." Besonders freute sich der 29 Jahre alte Bäcker- und Konditormeister darüber, dass mit dem Berliner Carsten Keller auch ein Mitglied der Hockey-Elf bei den Einzelsportlern genannt wurde und dort auf den 29. Rang unter 56 angeführten Sportlern kam: "Das hat der Carsten wirklich verdient, denn er war zweifellos der populärste Spieler der letzten Jahre. Carsten Keller - dieser Name bedeutet gleichzeitig ein Markenzeichen für den deutschen Hockeysport. Ihm wäre zum Abschluss seiner Karriere noch eine noch viel bessere Einstufung zu wünschen gewesen."

Sicherlich wird Fritz Schmidt beim Beifall des Publikums in Baden-Baden noch einmal an sein Pech von München gedacht haben, als ihn eine Trainingsverletzung aus dem olympischen Turnier warf und er vom Spielfeldrand miterleben musste, wie seine Kameraden den größten Triumph ihres Lebens errangen. "Obwohl ich ohne das Verletzungspech mit Sicherheit eingesetzt worden wäre, kann ich mich nicht so recht als Olympiasieger fühlen." Wenn auch etwas Wehmut in diesen Worten mitschwingt, bei der Proklamation im Kreise seiner Mannschaftskameraden, wird er, der ebenfalls ein gut Stück deutscher Hockeygeschichte mitgeschrieben hat, dies wohl vergessen haben.