|
Über Mitglieder des
RRK (1996)
Eva Hagenbäumer |
|
Eva Hagenbäumer |
Berti Rauths Team für Atlanta steht
Drei
RRK-Spielerinnen - Britta Becker, Tanja Dickenscheid und Eva Hagenbäumer - im
Aufgebot für das olympische Hockeyturnier
Aus "Main-Spitze" vom 18.06.1996
|
Nach dem Erfolg beim
Vier-Nationen-Vergleich in Milton Keynes hat Damen-Bundestrainer Berti Rauth
seinen Kader für das olympische Hockey-Turnier in Atlanta benannt. Wie erwartet
berief der Rüsselsheimer am Sonntag exakt jene 16 Spielerinnen, die sich zuvor
in England mit 5:1 Punkten den Turniersieg vor dem punktgleichen Olympiasieger
Spanien gesichert hatte. Die DHB-Damen hatten vor vier Jahren in Terrassa bei
Barcelona die Silbermedaille gewonnen. Gegenüber dem Turnier vor vier Jahren in
Spanien ist der deutsche Meister Rüsselsheimer RK "nur" noch mit drei
(Britta Becker, Tanja Dickenscheid, Eva Hagenbäumer) anstelle
von seinerzeit fünf Spielerinnen vertreten. Wie zu vermuten stand, hat Denise Klecker keine Gnade mehr bei ihrem Vereinstrainer gefunden, gehört allerdings zu
jenen vier Spielerinnen, die sich für Notfälle als Nachrückerinnen bereithalten.
Bianca Heinz hatte verzichtet.
Aus "Main-Spitze" vom 13.07.1996:
Ruder-Klub
verabschiedet Olympia-Fahrer
Rüsselsheimer RK stellt die meisten Aktiven für DHB-Auswahlteams /
Damen-Bundestrainer Rauth noch "cool"
ulz. - Wenn die beiden deutschen
Hockey-Nationalmannschaften an diesem Sonntag um 10 Uhr Richtung olympische
Sommerspiele nach Atlanta (USA) aufbrechen, werden die meisten Angehörigen der
sechs Rüsselsheimer Aktiven ohnehin dabei sein, um "auf Wiedersehen" zu sagen.
Die Hockeyabteilung des Rüsselsheimer RK (RRK) verabschiedete Tanja Dickenscheid,
Eva Hagenbäumer, Britta Becker, Christopher Reitz, Oliver Domke, Björn Emmerling
und Damen-Bundestrainer Berti Rauth aber bereits am Donnerstag offiziell - in
Form eines gemütlichen Beisammenseins. Der Ruder-Klub zeigte sich großzügig und
übernahm die Getränkekosten der etwa 50 Anwesenden.
Eva Hagenbäumer, Berti Rauth, Tanja
Dickenscheid, Britta Becker |
Der für den Herrenbereich zuständige
Sportliche Leiter, Martin Müller, verwies auf die Besonderheit eines halben
Dutzend Olympiateilnehmer aus einem Verein: "So viele Spielerinnen und
Spieler stellt kein anderer deutscher Klub, was ein großer Verdienst von Berti Rauth ist". Später gesellte sich auch der RRK-Gesamtvorsitzende Dietmar Klausen
hinzu, wollte aber kein offizielles Statement abgeben.
Im Gespräch unter vier Augen war der
"Präsident" aber doch mächtig stolz auf das bisher im Hockeybereich Geleistete:
"Auch nach 15 Jahren Vereinsführung macht es mir noch sehr viel Spaß, dabei zu
sein. Ich hoffe, daß beide Mannschaften in Atlanta erfolgreich sind und
vielleicht mit Edelmetall behängt zurückkommen. Aber egal, wie unsere sechs
Nationalspieler und Berti abschneiden, wir lassen uns nach ihrer Rückkehr sicher
etwas Besonderes einfallen". Klausen freut sich zwar über die Olympiafahrer, die
dem Ansehen des RRK einen weiteren Schub geben, hofft aber zugleich, daß das
Sextett unverletzt zurückkehrt.
Unter der Gästeschar war auch Denise
Klecker, die ihre Enttäuschung über die Nichtnominierung überwunden hat: "Ich
tröste mich mit einem längeren Südafrika-Aufenthalt und werde alles daransetzen,
in vier Jahren in Sydney im Kader zu stehen". Im letzten Moment in den nur
16köpfigen Kader des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) ist dagegen der 20jährige
Björn Emmerling ("Es ist ein großartiges Gefühl, auch wenn ich zunächst nur auf
der Bank sitzen werde"). Auch der gleichaltrige Oliver Domke, der bereits 52
Länderspiele absolviert hat, freut sich mächtig auf seine ersten Olympischen
Spiele: "Nachdem mich Bundestrainer Paul Lissek zunächst noch etwas hingehalten
hat, bin ich mit dabei und fühle mich einfach super". Der quirlige Stürmer
dürfte genauso einen Stammplatz sicher haben, wie Torwart Christopher Reitz, der
vor vier Jahren in Barcelona zwar die Goldmedaille gewann, damals aber nur beim
2:1-Sieg im Gruppenspiel gegen Argentinien eingesetzt worden war. "Wir wollen
unbedingt ins Halbfinale, alles andere ist wohl von der Tagesform und vom Glück
abhängig", erklärt Reitz.
Deutlich mehr internationale
Erfahrung weist das weibliche Nationalteam-Trio auf; sowohl Eva Hagenbäumer
("Olympia ist immer etwas Einmaliges"), Britta Becker ("Ich habe nach wie vor
wahnsinnigen Spaß am Hockey und freue mich riesig auf Atlanta"), als auch Tanja
Dickenscheid ("Es ist toll, mit ungefähr zehntausend Sportlern aus aller Welt im
olympischen Dorf untergebracht zu sein und neue Kontakte zu knüpfen") gewannen
bereits vor vier Jahren die Silbermedaille und haben zusammen fast 400
Länderspiele "auf dem Buckel". Sie wollen erneut ganz vorne landen, sehen aber
Australien und Südkorea in der Favoritenrolle. "Da nach dem Modus jeder gegen
jeden gespielt wird, ist in so einem Turnier alles möglich. Wir haben in der
langen Vorbereitung sehr intensiv gearbeitet und zuletzt fünfmal hintereinander
nicht verloren: Ich hoffe, das zahlt sich in Amerika aus", so der eher "cool"
wirkende Damencoach Berti Rauth.
"Viermal kann man
nicht Pech haben"
Die Hockeydamen auf
Fehlersuche
Von Peter Hess (aus
"FAZ" vom 30.07.1996)
Ein Unglück kommt selten
allein. Da mit hatten sich die deutschen Hockeydamen in Atlanta bis zum Sonntag
abgefunden. Den verpaßten Siegtreffer gegen Australien haben sie verdaut, die
unglückliche Niederlage gegen die Niederlande verkraftet und den vermeidbaren
Ausgleich der hoffnungslos unterlegenen Amerikanerinnen klaglos hingenommen.
Nach all den Widrigkeiten traten sie den Engländerinnen unverdrossen entgegen
und führten bis zwanzig Minuten vor dem Abpfiff nach Toren von Franziska
Hentschel und Britta Becker 2:0. Das Pech schien besiegt, das Ziel, ein Spiel um
die Medaillen, so gut wie sicher erreicht.
Eröffnungsfeier Atlanta 19.07.1996 |
Aber dann schlug das
Unglück ein viertes Mal zu. Innerhalb der letzten zwanzig Minuten gelang den
Engländerinnen das Kunststück, drei Strafecken zu verwandeln. Das war denn auch
den tapferen Deutschen zuviel. Nach dem 2:3 rannen die Tränen. Die Mannschaft
gab sich auf, obwohl vor dem letzten Gruppenspiel gegen Südkorea noch eine
kleine rechnerische Chance auf Platz vier und das damit verbundene Match um
Bronze besteht. "Das war's", sagte Stürmerin Heike Lätzsch kurz und bündig. Die
22 Jahre alte Leverkusenerin wollte nicht nur das Schicksal fürs Scheitern
verantwortlich machen: "Viermal kann man nicht Pech haben. Ganz klar, der
Mannschaft fehlt was."
Trainer Rauth konnte
genau sagen, was: "Wir haben immer noch Defizite in der Kondition und in der
Einstellung. Obwohl die Engländerinnen hinten lagen, wollten sie noch unbedingt
gewinnen. Wir wollten nur nicht mehr verlieren." Ein verständlicher Gedanke nach
den Erfahrungen der vergangenen Spiele von Atlanta, aber auch ein
verhängnisvoller. Die Engländerinnen drückten die etwas vorsichtiger agierenden
Deutschen sofort zurück. "Sie haben uns den Schneid abgekauft", stellte Heike
Lätzsch selbstkritisch fest.
Für Berti Rauth war die
Naivität der Spielerinnen der Grund für die verhängnisvolle Niederlage.
Anfängerhaftes Verhalten bei einem Freischlag des Gegners und im Abwehrverhalten
nach einer Strafecke seien die entscheidenden Szenen gewesen. "Genau diese
Punkte waren noch in der Videoanalyse angesprochen worden." Im Herrenhockey
seien solche Fehler nicht zu sehen. "Da machen die Jungs sich gegenseitig
solchen Druck, da schläft keiner." Rauth muß es wissen. Er trainiert beim
Rüsselsheimer RK sowohl die Herren- als auch die Damenmannschaft mit großem
Erfolg.
Trotz der Fehler und
trotz der Pechserie zog der Bundestrainer eine positive Bilanz. Seine Mannschaft
habe in keinem Spiel enttäuscht. "Die Spielerinnen haben Moral bewiesen und
spielerisch Fortschritte gemacht. Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen." Auch
athletisch hat sich die Mannschaft verbessert. Die großen Defizite, die zur
Ablösung von Bundestrainer Rüdiger Hänel vor einem Jahr führten, konnten in der
Kürze der Zeit aber nicht vollständig aufgeholt werden. Zumal in keinem anderen
Land so aufwendige Vereinsmeisterschaftsrunden in der Halle und auf dem Feld
ausgespielt werden. Zudem müssen Hockeyspielerinnen arbeiten oder studieren.
Rauth hält es allerdings nicht für nötig, das Profitum im deutschen Hockey
einzuführen. "Ein bißchen mehr Vorbereitungszeit wäre schön. Aber auch mit
unserem Konzept können wir Medaillen holen."
Südkorea, Spanien und
die Vereinigten Staaten ziehen die Spielerinnen über viele Monate im Jahr
zusammen. Aber auch dieser Aufwand garantiert nicht den Erfolg. Spanien,
Olympiasieger von 1992, belegt in Atlanta nur den letzten Rang unter acht
Mannschaften. Rauth sieht seine Mannschaft im Welthockey nach wie vor auf einer
Höhe mit Südkorea, den Niederlanden, England und Argentinien. Australien sei
einen Schritt voraus. "Wir können jeden fordern, haben aber nicht die Klasse,
daß wir souverän gegen eine Weltklassemannschaft gewinnen könnten. Wir sind auf
glückliche Umstände angewiesen." So wie in Barcelona, wo die Mannschaft die
Silbermedaille gewann. Spielmacherin Britta Becker gibt ehrlich zu: "Damals
hatten wir unmenschlich viel Glück. Dafür haben wir jetzt bezahlt."
Reicht es wieder zu
einer Medaille? Nein, es wird ein 6. Platz! Das Hockey-Nationalteam vor den Olympischen Spielen in
Atlanta mit den Rüsselsheimerinnen Britta Becker (zweite Reihe, erste von
rechts), Tanja Dickenscheid (dritte Reihe, erste von rechts) und Eva
Hagenbäumer (dritte Reihe, vierte von rechts) sowie dem Rüsselsheimer
Bundestrainer Berti Rauth (zweite Reihe, dritter von rechts). |
Vor der Zukunft im
deutschen Damenhockey ist Rauth vorerst nicht bange. Acht bis neun Spielerinnen
von Atlanta werden bis Sydney weitermachen. Das ist auch nötig, weil sich aus
den Juniorinnen-Jahrgängen nur die Berlinerin Natascha Keller aufdrängt. "Wir
behalten einen Kader von guter Qualität, ob wir aber eine absolute
Spitzenmannschaft wie Australien werden?" Rauth hat seine Zweifel daran, würde
sich aber gerne an der Aufgabe versuchen, wenn das Verbandspräsidium seinen
Vertrag verlängert. "Nach dem Treffer zum 2:3 hatte ich die Schnauze voll von
diesem Job. Aber fünf Minuten später ging's schon wieder."
Aus "FAZ" vom 01.08.1996:
Bundestrainer Rauth will weitermachen
Hockeydamen fehlt es an psychischer Stärke
Das Fleisch war willig,
aber der Geist war schwach: Deutschlands Hockeydamen haben sich in Atlanta
selbst um den Lohn ihrer Mühen gebracht. "Die Spielanlage war toll, und auch der
Charakter der Mannschaft ist in Ordnung. Alle Spielerinnen waren körperlich
topfit, doch im entscheidenden Moment fehlte der gewisse "Kick"`, bilanzierte
der enttäuschte Bundestrainer Berti Rauth nach dem unbefriedigenden sechsten
Rang für die vor vier Jahren in Barcelona noch mit der Silbermedaille dekorierte
Mannschaft.
Für die in keiner ihrer
sieben Partien spielerisch unterlegene Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB)
war auch in Amerika mehr möglich. Doch sie offenbarte neben ihren Qualitäten
auch erhebliche Defizite: Vor allem der Siegeswille nahm im Turnierverlauf stark
ab. Deutliches Indiz: Gegen die in die "Medaillen-Spiele" gelangten Mannschaften
von Australien, Südkorea (je 0:1), Großbritannien (2:3) und Niederlande (3:4)
zog das deutsche Team zwar immer nur knapp, aber durchweg den kürzeren. "Es
mangelt an der psychischen Stärke. Die Siegermentalität fehlt", urteilte
Junioren-Trainer Bernhard Peters, der das Gros des Teams 1989 zu
Juniorinnen-Weltmeistern gemacht hatte.
Verantwortlich für den
rapiden Absturz nach dem guten Start gegen Argentinien (2:0) und Olympiasieger
Spanien (2:1) war auch die eklatante Abschlußschwäche: Nur drei der 31
Strafecken wurden zu Toren genutzt, dazu unzählige Torchancen vergeben. "Ich
fahre nie wieder mit einer Mannschaft zu einem großen Turnier, die im Angriff so
wenig bewirkt. Sonst werde ich da draußen noch verrückt", meinte Rauth, dessen
Position trotz der verpaßten Medaille unantastbar scheint.
Auch wenn acht, neun
Spielerinnen vom Stamm bleiben, muß Rauth den Neuaufbau einleiten. Denn
erfahrene Kräfte wie Susi Wollschläger, Tina Peters, Eva Hagenbäumer, Tanja
Dickenscheid, Irina Kuhnt und auch Kapitän Franziska Hentschel denken ans Ende
der internationalen Karriere. Der Umbruch wird schwer: Aus dem Juniorinnenkader
kommt nicht viel nach. "Wir haben grundsätzliche Nachwuchsprobleme, denn es gibt
kaum 25 Spielerinnen, die bereit sind, sich auf dem nötigen Niveau zu quälen",
glaubt Peters. Rauth, der den Kader gut 100 Tage (Südkorea: zwei Jahre) vor
Olympia beisammenhatte, fordert für sich längere Vorbereitungsphasen: "Dann
können wir den letzten kleinen Schritt in die absolute Weltspitze schneller
vollziehen."
Das olympische Fazit von Eva
Hagenbäumer fällt zwiespältig aus
Enttäuschung über Platz sechs / Mißgeschick macht sie zur
meistfotografierten Hockeyspielerin des Turniers
Von Peter Penders (aus "FAZ" vom
30.08.1996) Die Frage scheint sie so zu überraschen, daß sie erst einmal
überlegen muß. "Ob sich das alles gelohnt hat?" wiederholt Eva Hagenbäumer, und
kommt schließlich doch zu einem Schluß. "Es ist zwar schwer zu sagen, weil man
die ganze Quälerei in Trainingslagern hinterher immer wieder vergißt. Aber
allein für die Teilnahme an zwei Olympischen Spielen hat es sich schon gelohnt."
Der Rüsselsheimer Hockeyspielerin wurde dieser Einsatz 1992 in Barcelona mit der
Silbermedaille entlohnt. Vier Jahre später in Atlanta sprang nur das hehre
olympische Motto "Dabeisein ist alles" heraus. Der sechste Platz war bei weitem
nicht das, was sich die deutschen Hockeydamen erhofft hatten, und in jedem Fall
das Ende in der Nationalmannschaft für Eva Hagenbäumer. Falls der Deutsche
Hockey-Bund kein Abschiedsspiel plant, ist mit dem 140. Einsatz und der
0:1-Niederlage gegen Korea die internationale Karriere der 29 Jahre alten
Rüsselsheimer Mannschaftsführerin beendet.
Das olympische Fazit der Krankengymnastin ist zwiespältig und von der
Enttäuschung über das Abschneiden, aber auch von den besonderen Begleitumständen
in Atlanta geprägt. "Nach der Bombe hatte ich richtig Schiß", sagt Eva
Hagenbäumer. Vor allem die vielen Gerüchte über weitere Drohungen hätten in den
Tagen danach für noch mehr Verunsicherung gesorgt. Im Gegensatz zu vielen
anderen Atlanta-Fahrern teilt die Rüsselsheimerin die große Kritik am fehlenden
Flair dieser Olympischen Spiele nicht vorbehaltlos. Das Transportproblem traf
die Hockeyspieler im Gegensatz zu den Kollegen anderer Sportarten wegen der Nähe
ihrer Sportstätte nicht so hart, und das Olympische Dorf habe auch Vorteile
besessen. "Im Gegensatz zu Barcelona wohnten alle deutschen Teilnehmer in einem
Komplex, und deshalb konnte man viele andere deutsche Sportler kennenlernen."
Ein kleines Plus für Atlanta, das auch durch die kleinen Zimmer nicht gemindert
wurde.
Ohnehin gab es für Hockey besonders positive Aspekte. Mit offiziell 292.545
Zuschauern sahen den Damen und Herren rund 100.000 Hockeyfans mehr zu als in
Barcelona. Durch diese große Anzahl an Fans kam auch der amerikanische Hang zum
Patriotismus nicht ganz so zum Tragen.
"In anderen Stadien war es manchmal schlimm, wie ausschließlich nur
amerikanische Sportler unterstützt wurden."
Auch wenn es nicht zu einer Medaille reichte, so kann Eva Hagenbäumer von sich
behaupten, die am häufigsten abgelichtete Spielerin geworden zu sein - auch wenn
sie auf diesen "Rekord" gerne verzichtet hätte. Im Spiel gegen Argentinien hatte
die Abwehrspielerin ihren Rock verloren. Das brachte ihr Szenenapplaus ein und
den Fotografen ein Foto, das buchstäblich um die Welt ging. "Nun bekomme ich
schon mal Beifall, und dann für so einen Mist." Das Mißgeschick hatte jedoch
auch Vorteile. Nach der Rückkehr war weniger der sechste Platz, sondern mehr der
Rockverlust das Gesprächsthema. Das wird demnächst noch einmal aufgearbeitet:
Als Studiogast reist sie zur Fernsehsendung "Pleiten, Pech und Pannen".
Dieser Titel würde auch gut zum Abschneiden der deutschen Damen passen. Nach den
Siegen gegen Spanien und Argentinien schienen sie um die Medaillen mitspielen zu
können, brachten sich aber durch Konzentrationsschwächen selbst um diese Chance
und fühlten sich zu Recht in einigen Spielen wenig wohlwollend von den
Schiedsrichterinnen behandelt. "Jeder wußte, daß dieses ausgeglichene Turnier
eine Gratwanderung war. Daß es ausgerechnet uns erwischt hat, ist ärgerlich."
Zumal der Trainingsumfang größer als je zuvor in ihrer
Nationalmannschaftskarriere gewesen sei. 100 Prozent mehr Zeit als in
Anfangsjahren habe sie aufwenden müssen. Möglich gemacht habe dies vor allem ihr
Arbeitgeber. Sie arbeitet als Krankengymnastin am Olympiastützpunkt in
Frankfurt.
In Atlanta wollte Eva Hagenbäumer die kleine Schmach von Barcelona auslöschen.
Dort war sie, seit ihrem Debüt 1988 immer Stammspielerin, vorübergehend auf die
Ersatzbank verdrängt worden und hatte nur zwei Kurzeinsätze. Die Rüsselsheimerin
ist ehrlich genug zuzugeben, daß die Silbermedaille von 1992 deshalb für sie
nicht den rechten Glanz besitzt. Vielleicht kommt er neben dem Stolz über die
Teilnahme an zwei Olympischen Spielen erst im Laufe der Jahre doch noch hinzu.
Aus "Main-Spitze" vom 07.09.1996:
"Wir können alle stolz darauf sein
..."
Stadt empfing Rüsselsheimer Olympia-Teilnehmer / Auch Vereine
gewürdigt
Blumen und Sekt von OB Otti Geschka: Tanja
Dickenscheid, Britta Becker, Eva Hagenbäumer, Meike Freitag, Christopher
Reitz, Berti Rauth, OB Otti Geschka |
"Wir können alle stolz
sein". So freute sich am Freitag Oberbürgermeisterin Otti Geschka bei einem
nicht gerade alltäglichen Empfang im Rathaus: Fünf der insgesamt sieben
Olympia-Teilnehmer aus Rüsselsheim waren gekommen, um die offizielle Würdigung
und Anerkennung ihrer Leistungen aus dem Munde der Oberbürgermeisterin ihrer
Heimatstadt zu erfahren. Es waren Meike Freitag (Bronze- und Silbermedaille in
der Schwimmstaffel), Tanja Dickenscheid, Britta Becker und Eva Hagenbäumer
(sechster Platz Hockey) sowie Christopher Reitz (vierter Platz Hockey). Die
beiden Rüsselsheimer Hockeyspieler Oliver Domke und Björn Emmerling waren
verhindert.
Doch die Top-Sportler
und die Oberbürgermeisterin waren nicht allein im sogenannten historischen
Sitzungssaal: Vertreter aus der Kommunalpolitik, aus Vereinen, von Sponsoren und
aus der städtischen Verwaltung waren versammelt, um ebenfalls so die Leistungen
der Sportler zu würdigen. Otti Geschka maß denn auch dem Anteil der Vereine und
speziell dem der Trainer an den Leistungen der jungen Menschen eine hohe
Bedeutung zu. Die Oberbürgermeisterin hob dabei Berthold Rauth, den Trainer der
Hockey-Damenmannschaft hervor. Seine "engagierte Gestik" (Geschka) hätten auch
auf dem Bildschirm Millionen miterlebt.
Und Rüsselsheim, so die
Oberbürgermeisterin weiter, sei eine Stadt, in der der Sport eine große Rolle
spiele und gespielt habe. Seit 1952 seien insgesamt 25 mal Sportler aus der
Opelstadt bei den Olympischen Spielen vertreten gewesen. Alle drei jetzt
ausgezeichneten Hockeyspielerinnen, erinnerte Geschka, haben bereits zum zweiten
Mal an Olympia teilgenommen. 1992 waren sie mit Silbermedaillen aus Barcelona
zurückgekehrt, der Hockeyspieler Christopher Reitz sogar mit einer Goldmedaille.
Alle Olympia-Teilnehmer
übten durch ihre sportlichen Höchstleistungen zudem eine Signalwirkung für alle
gesellschaftlichen Bereiche aus - weit über den Sport hinaus. Die Gesellschaft,
meinte die Oberbürgermeisterin weiter, brauche den Willen zum Erfolg, den Mut
zum Risiko und die Bereitschaft, sich einem fairen Wettkampf zu stellen. |