Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (2015)                                  

Eva-Maria Frank

Als erfahrene Spielführerin ist Eva Frank in den verbleibenden fünf Partien des Hockey-Bundesligisten Rüsselsheimer RK besonders gefordert. Sie glaubt noch fest an den Klassenerhalt ihres Teams.

 

 

 

 

INTERVIEW

"Für einige kommt die Erste Liga zu früh"

Kapitänin Eva Frank über den Abstiegskampf der RRK-Hockeyfrauen – "Schalter haben wir schon umgelegt"

Von Heiko Weissinger (aus "Rüsselsheimer Echo" vom 16. Mai 2015)
 

Die Hockeyfrauen des Rüsselsheimer RK gehören seit 1987 ununterbrochen der Ersten Liga an, nun droht dem mehrfachen Deutschen Meister und Europacupsieger der Abstieg. Kapitänin Eva Frank (26) spricht im Interview über die Aussichten des Tabellenletzten im Kampf um den Ligaerhalt.

ECHO: Frau Frank, wie groß ist Ihre Angst, Spielführerin ausgerechnet des RRK-Teams zu sein, das nach 28 überwiegend ruhmreichen Jahren erstmals den Klassenerhalt in der Ersten Liga verpasst?

Eva Frank: Die Angst ist auf jeden Fall da. Wir stehen ganz unten, die Situation kann man nicht schönreden. Aber die Lage ist nicht hoffnungslos. Wir haben am Wochenende beim 0:1 gegen den UHC Hamburg und 2:2 gegen den Harvestehuder THC einen großen Schritt nach vorne gemacht, auch wenn es nur ein Punkt geworden ist. Drei wären super gewesen, aber auch der eine Punkt ist extrem wichtig. Wir glauben alle noch fest an den Klassenerhalt, und das Wochenende hat uns wieder ein Stück Selbstvertrauen zurückgegeben.

ECHO: Täuscht der Eindruck, dass es noch nie so brenzlig war wie heute?

Frank: Der täuscht nicht. Wir standen in den vergangenen Jahren öfter unten drin, haben uns dann aber befreit. Unter Trainer Benedikt Schmidt-Busse waren wir mal am Ende der Hinrunde auf dem letzten Platz, haben dann aber in der Rückrunde fast jedes Spiel gewonnen und als Fünfter die DM-Endrunde knapp verpasst.

ECHO: Angesichts der Leistungen in den vergangenen Wochen halten Beobachter den Klassenerhalt für aussichtslos. Wie schätzen Sie die Chancen des RRK ein?

Frank: Aussichtslos ist er auf keinen Fall. Wir versuchen die ganze Zeit, an uns zu glauben. Wenn man dann 0:4 gegen Düsseldorf verliert und 1:6 gegen Berlin, ist das schon sehr frustrierend. Aber am Wochenende hat man gesehen, dass wir uns wehren können. Wer uns kennt, weiß, dass wir uns bis zum Ende nicht aufgeben werden.

ECHO: Einsatzwillen und Leistungsbereitschaft stimmen zweifellos, aber die junge Mannschaft wirkt überfordert, nicht bundesligatauglich...

Frank: Für einige kommt die Erste Liga sicher noch zu früh. Aber wir hatten in den letzten Jahren oft Spielerinnen, die aus der Jugend hochkamen und direkt in eine verantwortungsvolle Rolle reingeschmissen wurden. Und sie sind meist sehr schnell in diese Rolle reingewachsen. Das war bei mir auch so, als ich jung war. Und ich wurde dann auch sehr früh Kapitänin.

Wenn ich mir beispielsweise Isabel Scherer mit ihren 16 Jahren anschaue: Im ersten Spiel hat sie noch den ein oder anderen zu einfachen Fehler gemacht, aber jetzt spielt sie superordentlich. Die Entwicklung bei den Talenten geht rasend schnell. Sie übernehmen Verantwortung und geben Gas. Das ist bewundernswert, und darauf kann man aufbauen. Die jungen Spielerinnen als nicht bundesligatauglich abzustempeln, wäre verfrüht, aus ihnen kann man noch einiges rauskitzeln.

ECHO: Bräuchte es neben den unerfahrenen Talenten mehr Routiniers als Korsettstangen des Teams?

Frank: Ja, auf jeden Fall. Wir haben zwei, drei Leute zu wenig, die das Gerüst stellen. Es sind halt in den vergangenen Jahren immer wieder Spielerinnen gegangen, die die Führung hätten übernehmen können.

ECHO: Wie ist das Verhältnis zu Trainer Maciej Matuszynski?

Frank: Manchmal ist es etwas schwierig, allein wegen der Sprache. Maciej und sein Co-Trainer Christian Zimmermann unterhalten sich nur auf Polnisch, weil Zimmermann kein Englisch spricht, der Trainer redet mit uns nur Englisch. Für Maciej ist es nicht so einfach, sich auf uns einzustellen, weil er nicht versteht, was wir auf Deutsch untereinander austauschen. Da entstehen manchmal Probleme.

ECHO: Was kann der Trainer, was kann die Mannschaft tun, um nach nur fünf Punkten aus 15 Spielen und 9:51 Toren in den verbleibenden fünf Partien den Schalter noch einmal umzulegen?

Frank: Den Schalter haben wir am Wochenende schon umgelegt, glaube ich. Wir müssen noch mehr über unsere Stimmung arbeiten. Wenn man nur die nackten Zahlen anschaut, ist die Stimmung im Keller, und dann funktioniert es nicht. Wir müssen die positiven Sachen aus dem vergangenen Wochenende rausziehen. Für uns waren das gute Leistungen. Ich freue mich auf die verbleibenden Spiele, auch wenn das nicht einfach wird, und bin davon überzeugt, dass wir noch punkten werden.

ECHO: Warum hakt es gerade in der Offensive?

Frank: Unsere Probleme kann man nicht speziell auf einen Mannschaftsteil beziehen. Wenn es hakt, dann hakt es in allen.

ECHO: Sie spielen schon seit 21 Jahren beim RRK Hockey. Was würde der Abstieg für Sie persönlich bedeuten und was für den Verein?

Frank: Er wäre sehr, sehr, sehr enttäuschend und würde mich sehr traurig machen. Was der Abstieg für den Verein bedeuten würde, kann ich noch gar nicht sagen. Darüber haben wir uns, glaube ich, alle noch keine richtigen Gedanken gemacht, weil wir fest daran glauben, den Abstieg zu verhindern.

ECHO: Halten Sie dem RRK auch in Liga zwei die Treue oder müssen Sie weiter Erste Liga spielen, um ihre Nationalmannschaftschancen zu wahren?

Frank: Meine Nationalmannschaftschancen sehe ich im Moment eh nicht mehr. Ich habe dem RRK immer die Treue gehalten. Momentan bin ich nach Abschluss meines Studiums auf Jobsuche. Aber wenn ich es beruflich vereinbaren kann, werde ich dem Verein die Treue halten, auch in Liga zwei.


Auf dem Weg nach unten

Den Hockeyspielerinnen des Rüsselsheimer RK droht nach 28 erfolgreichen Jahren im Oberhaus der Abstieg in die zweite Liga

Von Christian Stör (aus "Frankfurter Rundschau" vom 18. Mai 2015)

Der Karren steckt im Dreck, so viel steht fest. Spielführerin Eva Frank brachte die Stimmungslage nach dem deprimierenden 1:6 (1:4) des Rüsselsheimer RK gegen den Mannheimer HC am Samstag jedenfalls auf den Punkt: "Beschissen." Und auch die anderen Spielerinnen standen mit hängenden Köpfen auf dem Platz, nahmen einander in den Arm und spendeten sich gegenseitig Trost. Tags darauf wurde es nicht besser: Da unterlag der RRK Spitzenreiter Rot-Weiss Köln fast ebenso klar mit 1:4 (0:3). "Das ist schon sehr frustrierend", so Frank.

Spätestens jetzt weiß auch die größte Optimistin, dass die Stunde geschlagen hat: Nach 28 erfolgreichen Jahren im Oberhaus steht der Rüsselsheimer RK kurz vor dem Abstieg in die zweite Liga. Ein Blick auf die Tabelle genügt, um zu sehen, wie trostlos die Situation derzeit ist. Drei Spieltage vor Saisonende findet sich der RRK auf dem letzten Platz wieder. Einem Sieg und zwei Unentschieden stehen 14 Niederlagen gegenüber – eine niederschmetternde Bilanz.

Geahnt hatten es die Spielerinnen des RRK freilich schon vor der Saison – und das, obwohl Schwarz-Weiß Neuss unmittelbar vor Saisonbeginn sein Team vom Spielbetrieb abgemeldet hatte, weshalb nur ein Klub auf sportlichem Wege den Gang in die Zweitklassigkeit wird antreten müssen. "So realistisch sind wir schon gewesen", sagt Frank: "Wir wussten, dass es sehr eng für uns werden würde."

Die Probleme liegen klar auf der Hand, immerhin verlässt Jahr für Jahr die eine oder andere Spielerin den Verein. Man muss sich nur einmal den Gegner vom Samstag anschauen: Lydia Haase, Vera Battenberg und Charlotte van Bodegom sind inzwischen für den Mannheimer HC aktiv – alles Spielerinnen, die früher das Trikot des Rüsselsheimer RK getragen haben. Einen solch immensen Aderlass kann auch der Rüsselsheimer RK trotz seiner guten Jugendarbeit halt irgendwann nicht mehr verkraften. Laut Eva Frank gibt es zwar immer noch "ein paar Gute" aus den Jugendteams, die das Bundesligateam auffüllen, doch inzwischen "reicht das einfach nicht mehr". Eins steht jedenfalls fest: Mit Jugendspielerinnen alleine ist in der Bundesliga nicht allzu viel zu gewinnen.

Die Hoffnung schwindet

Trotzdem hat Rüsselsheim den Kampf um den Klassenerhalt noch nicht aufgegeben. Dazu muss sich aber in der Schlussphase der Saison einiges ändern. Denn es reicht halt einfach nicht, "teilweise ganz ordentlich" (Frank) zu spielen. Das aber ist ganz typisch für den RRK: Nur selten gelingt es dem Team, über 70 Minuten hinweg eine konstant gute Leistung abzurufen.

Das ist aber unbedingt vonnöten, um in den drei noch ausstehenden Spielen daheim gegen den Club an der Alster sowie auswärts beim TSV Mannheim und dem Münchner SC noch ein paar Punkte aufs Konto zu schaufeln. Noch ist ja nicht aller Tage Abend, immerhin beträgt der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz lediglich drei Zähler. Da ist noch was zu machen.

Doch die Hoffnung schwindet allmählich. "Wir versuchen, nicht darüber nachzudenken", sagt Eva Frank: "Doch es ist schwer, den Kopf freizukriegen." Ob die Rüsselsheimerinnen den Karren noch aus dem Dreck ziehen können, ist augenblicklich also fraglicher denn je.