Sie läuft und läuft
Leichtathletik: Obwohl Denise Klecker
jetzt in Singen weniger Zeit für den Sport hat, hat sie schon wieder für
gute Zwecke die Schuhe geschnürt
Von Ralph Baumann (aus "Rüsselsheimer Echo"
vom 03.12.2005)
Erst seit einem Vierteljahr lebt
Denise Klecker, bis zum Sommer Spielführerin der Hockey-Damenmannschaft des
Rüsselsheimer RK und vor gut einem Jahr mit Deutschland Olympiasiegerin, bei
ihrem Freund am Bodensee, und doch hat sie in der kurzen Zeit schon eine ganze
Menge erlebt. Wo also anfangen? Am besten am Ende, denn im zurückliegenden Monat
hat das Hockey-Ass gleich zwei Marathonläufe bestritten, wobei der von New York
am 6. November derjenige war, auf den sich die Dreiunddreißigjährige besonders
gefreut hatte.
Wie schon vor einem Jahr beim
Frankfurt-Marathon, lief Denise Klecker mit ZDF-Sportreporter René Hiepen für
einen guten Zweck. Dank stattlicher Sponsoren- und Spendengelder konnte damals
der elfjährigen Alina geholfen werden.
Das leukämiekranke Mädchen war
dringend auf einen Rückenmarksspender angewiesen, und weil das Gespann Klecker/Hiepen
allein in Frankfurt mehr als 10.000 Euro erlaufen hatte, konnte eine
umfangreiche Typisierungsaktion gestartet werden, die am Ende von Erfolg gekrönt
war. Denise Klecker berichtet voller Freude, "dass Alina nun, rund ein halbes
Jahr nach der Transplantation, wieder zur Schule geht und zumindest derzeit ein
ganz normales Leben führt."
Denise Klecker mit René Hiepen beim
New-York-Marathon im Central-Park |
Angetan vom Engagement seiner
Mitläuferin, mit der er sich bei den Olympischen Spielen von Athen aufs
gemeinsame Laufen für die gute Sache verständigt hatte, hat Hiepen eine eigene
Hilfsaktion gestartet. Sie heißt "Run for Kids." Bis zum Beginn der Fußball-WM
will der Fachkommentator für Hockey, Boxen und Wintersport zwölf Marathonläufe
bestreiten, in denen er ebenfalls Geld für an Leukämie erkrankte Kinder sammelt.
Die Veranstaltung in der US-Metropole bildete den Auftakt, und getreu dem Motto
"wie du mir, so ich dir" unterstützte Klecker diesmal Hiepen.
Die Beiden benötigten für die 42,195
km zwar 40 Minuten mehr als gut ein Jahr zuvor am Main, kehrten aber mit
unvergesslichen Eindrücken und gut gefüllter Sammelbüchse zurück. "Ich war nicht
gut vorbereitet", gibt Denise Klecker zu, denn seit sie in ihrer Wahlheimat
Singen berufstätig ist, bleibt nicht mehr so viel Zeit für körperliche
Betätigung. Die Diplom-Pädagogin arbeitet in der Marketingabteilung einer Firma.
Doch die gebürtige Mainzerin ist
sicher, dass Beide trotz ihres Trainingsrückstands 25 Minuten schneller hätten
sein können, "wenn wir unterwegs nicht rund 150 Fotos gemacht, einen Friseur
aufgesucht hätten, um die zu langen Trikots abzuschneiden, und wenn Rene nicht
andauernd hätte die Toilette aufsuchen müssen". Bereits zwei Wochen später zog
das Duo erneut die Laufschuhe an, um in Chemnitz innerhalb der ZDF-Sendung
"Melodien für Millionen" mit vielen weiteren Sportstars 17 Runden durch die
Innenstadt zu absolvieren.
Nicht so gern erinnert sich Denise
Klecker an den Tag in Sachsen: "Es war kalt, regnerisch und es ging über
Kopfsteinpflaster." Dennoch: Neben Hiepen und dem einstigen Zehnkämpfer Frank
Busemann schaffte nur sie die komplette Marathon-Distanz. Jedenfalls fast:
"Zwischendurch hab' ich mal eine kleine Abkürzung genommen, aber kaum der Rede
wert", lacht Klecker.
Auch wenn Falko Götz, Trainer des
Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin, nach zwölf Kilometern ausstieg,
Deutschlands 10.000-Meter-Meisterin Sabrina Mockenhaupt nur fünf Kilometer
weiter kam und Ex-Box-Champion Axel Schulz kurzerhand den weichen Beifahrersitz
im begleitenden Polizeiauto dem harten Untergrund vorzog, brachte das Spektakel
Einnahmen von fast 48.000 Euro für Hiepens Initiative.
Ach ja: Hockey spielt Denise Klecker
auch noch ein wenig, und zwar bei den Männern des HV Schwenningen. "Eine lustige
Truppe mit Leuten zwischen 18 und 40 Jahren", schildert sie. Allzu gern würden
die Schwarzwälder ihren prominenten Zugang auch in Punktspielen einsetzen, doch
die Statuten des Badischen Hockey-Verbands gestatten dies nicht. Über eine
Sondergenehmigung denkt der Verband nun schon ein Weilchen nach.
"Wenn die zweite Herrenmannschaft in
die unterste Klasse, die 3. Verbandsliga, absteigen würde, dann dürfte ich
auflaufen. Nur da sind gemischte Teams erlaubt", informiert das einstige
Abwehr-Ass, das es auf fast 200 Länderspiele gebracht hat. Mit Interesse
verfolgt sie die neuerlichen Erfolge "ihres" RRK. "Ich freue mich für die junge
Mannschaft, dass sie gleich wieder
oben dabei ist", sagt Denise Klecker.