Von Heiko
Weissinger (aus "Main-Spitze" vom 15. September 2016)
Mutter Irena war
1980 und 1981 tschechoslowakische Biathlon-Meisterin, Vater Franz
Bezirksoberliga-Fußballer beim SV 09 Flörsheim. Das sportliche Talent wurde
Dennis Hörl (31) in die Wiege gelegt. Als jugendlicher Leichtathlet zählte er
zur hessischen Dreisprung- und Hürdenlaufspitze, holte im Trikot des TV
Königstädten drei Landestitel in der Sprunggrube sowie zahlreiche
Vizemeisterschaften über die Hürden und nahm an deutschen Meisterschaften teil.
Heute verdient her Rüsselsheimer sein Geld als Sportlehrer und -trainer. "Damit
wurde ein Kindheitstraum wahr", sagt Hörl, der beruflich auf vielen Feldern
wirkt.
Der in Flörsheim
geborene, in Königstädten aufgewachsene und heute im Waldweg lebende
Diplom-Sportwissenschaftler ist seit dieser Saison Athletiktrainer des
Rüsselsheimer RK. Mittwochs arbeitet er zunächst mit den
Bundesliga-Hockeyspielerinnen an Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer, danach sind
die Regionalliga-Männer dran. "Wir haben in der Saisonvorbereitung zunächst die
Grundlagen gelegt. Jetzt schauen wir: Wer hat wo welche Mängel? Und wir wollen
die Verletzungsanfälligkeit der Spielerinnen und Spieler reduzieren." Empfohlen
wurde Hörl beim RRK von Spielerinnen, die bei ihm schon im Personal Training
waren − das zweite Standbein des 31-Jährigen. "Das wird für viele immer
interessanter", spricht er von einem Trend. Die Gründe: "Es ist die exklusivste
Form der Trainingsbetreuung, bietet eine hohe Motivation, direkte
Technikkorrekturen, direktes Feedback und zeitliche Flexibilität." Hörl und die
anderen Personal Trainer profitierten vom "neuen Gesundheitsbewusstsein der
Menschen". Es werde heute viel Wert auf die Work-Life-Balance gelegt, "dass die
Harmonie zwischen Arbeits- und Privatleben stimmt, die Ernährung und das Maß an
sportlicher Aktivität".
Ebenfalls
deutschlandweit im Trend liegen die sogenannten Bootcamps, die Hörl seit 2014 in
Wiesbaden anbietet. Im Helmut-Schön-Sportpark absolvieren Dicke und Dünne,
Sportmuffel und Fitnessfanatiker regelmäßig gemeinsam in Gruppen, aber nach
individuellen Vorgaben, wechselnde Trainingszirkel mit und ohne Geräte. "Vom
Adipösen bis zum Leistungssportler, vom jungen Erwachsenen bis zum Rentner ist
alles dabei", sagt der 'Trainer. "Ob jemand 20 Liegestütze macht oder fünf, ist
dabei egal. Es geht darum, technisch sauber zu, trainieren und an seine Grenzen
zu kommen."
Hörl hat
festgestellt: "Outdoortraining in der Gruppe wird immer populärer. Denn man
bewegt sich ganzjährig draußen, nicht in der stickigen Studioluft." Die Gruppe
wirke extrem motivierend, und der Spaß komme auch nicht zu kurz. "Deshalb will
man kein Training verpassen, selbst wenn der innere Schweinehund einmal ganz
groß ist." 15 achtwöchige Camps veranstaltet Hörl im Jahr in Wiesbaden, ab Mai
soll es auch in Rüsselsheim ein Bootcamp geben. "Vielleicht im Ostpark oder am
Mainufer."
Bereits mit 16
Jahren begann Dennis Hörl seine Sporttrainer-Karriere als
Leichtathletik-Übungsleiter für Kinder beim TV Königstädten. "Mir war früh klar,
dass ich den Sport zum Beruf machen will." Mit Anfang 20, als ihm die
Größenvorteile der Konkurrenz und seine Verletzungsanfälligkeit im
Leistungssport Grenzen setzten "und der Wille nicht mehr da war", konzentrierte
sich der ehemalige Hessenkader-Athlet auf das Studium und arbeitete nebenbei im
Fitnessstudio und Reha-Bereich. "Dass ich selbstständig bin, ist ein gewisses
Risiko", sagt der Teilzeit-Sportlehrer der Obermayr-Privatschule in Rüsselsheim.
"Aber eines ist klar: Ich könnte mir keinen schöneren Bereif für mich
vorstellen."