Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

   Über Mitglieder des RRK (2000)                                

Friederike Barth, Tanja Dickenscheid, Denise Klecker

Hessische Hoffnungsträger für die Olympischen Spiele 2000

Aus "Sport in Hessen" vom 01.07.2000

Denise Klecker

Die gebürtige Mainzerin spielt seit 20 Jahren Hockey und hat inzwischen 73 Länderspiele bestritten. Das "Handwerkszeug" des Hockeyspielens erlernte sie von 1980 bis 1989 beim TSV Schott Mainz. 1989 erfolgte der Wechsel zum Rüsselsheim RK. Mit ihrer Vereinsmannschaft wurde sie in den letzten 10 Jahren mehrmalige Deutsche Meisterin und Europacup-Siegerin auf dem Feld und in der Halle. Bis 1993 sammelte Denise zunächst mit der Jugendnationalmannschaft internationale Erfolge, wie den EM-Titel der Juniorinnen 1992 und den 3. Platz bei der WM der Juniorinnen. Seit 1993 spielt sie im Bundeskader A. Mit der Nationalmannschaft belegte sie 1997 Platz 2 bei der Champions Trophy, den dritten Platz bei der WM, sicherte sich den Hallen-EM-Titel 1998 und schließlich den Vize-Europameistertitel 1999.

Nach erfolgreicher Qualifikation hofft Denise auch beim olympischen Turnier die deutschen Farben vertreten zu können und mit dem Team eine Medaille zu gewinnen.

Steckbrief: Geburtsdatum: 26.01.1972 - Geburtsort: Mainz - Wohnort: Mainz - Familienstand: ledig - Kinder: keine - Beruf: Diplom-Pädagogin - Verein: Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 - Bundestrainer: Berthold Rauth - Heimtrainer: Berthold Rauth - Betreuung: durch den OSP Frankfurt-Rhein-Main - persönliche und sportliche Ziele bei den Olympischen Spielen in Sydney: dabei sein und auf dem Treppchen stehen - Trainingspensum pro Woche: 18 Stunden in 8 Trainingseinheiten - Hobbies: Malen, basteln, meine Freunde

Tanja Dickenscheid

Tanja Dickenscheid spielt seit 15 Jahren Hockey beim Rüsselsheimer RK und ist mit ihren 169 Länderspielen eine der erfahrensten Spielerinnen des Frauennationalteams. Nach der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 und dem dritten Platz bei der Weltmeisterschaft 1998 möchte sie ihre sportliche Karriere mit einem weiteren olympischen Edelmetall abrunden.

Sie begann 1976 mit dem Hockeyspielen bei ihrem Heimatverein SV Gau-Algesheim. 1985 erfolgte aufgrund ihrer überragenden Leistungen der Wechsel zum Bundesligisten Rüsselsheimer RK.

Bereits zwei Jahre später wurde sie in den C-Kader berufen. Mit der Jugendnationalmannschaft wurde sie 1988 Europameisterin und 1989 Weltmeisterin.

Zur Vorbereitung auf ihren Berufsabschluss legte Tanja Dickenscheid letztes Jahr eine sportliche Pause ein. Nach dem gelungenen Einstieg in die Berufswelt möchte sie sich nun in ihrem letzten aktiven Jahr den Wunsch einer zweiten olympischen Medaille erfüllen.

Steckbrief: Geburtsdatum: 17.06.1969 - Geburtsort: Mainz - Wohnort: Rüsselsheim - Familienstand: ledig - Kinder: keine - Beruf: Diplom-Biologin - Verein: Rüsselsheimer Ruder-Klub 08  - Bundestrainer: Berthold Rauth - Heimtrainer: Berthold Rauth - Betreuung: durch den OSP Frankfurt-Rhein-Main - sportliches Ziel bei den Olympischen Spielen in Sydney: ein Medaillenplatz - Hobbies: Reisen

Friederike Barth

Im Alter von 6 Jahren begann sie mit dem Hockeyspielen beim Club an der Alster Hamburg. Ihr erstes Jugendländerspiel bestritt sie 1989 in der Alterklasse U16. 1992 und 1996 erspielte sie sich mit der U21-Nationalmannschaft den EM-Titel und 1993 Platz 3 bei der WM.

1994 durfte sie zum ersten Mal ihr Können in der A-Nationalmannschaft unter Beweis stellen. Inzwischen hat sie bereits 51 Länderspiele auf ihrem Konto. Die Ausbildung zur Physiotherapeutin verschlug Friederike Barth 1996 in den Raum Duisburg, wo sie beim Club Raffelberg ihre sportliche Heimat finden konnte.

Bevor sie 1999 nach dem bestandenen Examen zum Rüsselsheimer RK wechselte, wurde sie mit dem Frauen-Nationalteam Dritte bei der WM 1998 und 1999 Vize-Europameisterin. Die Teilnahme an den Spielen soll das i-Tüpfelchen ihrer internationalen Karriere werden.

Steckbrief: Geburtsdatum: 27.04.1975 - Geburtsort: Hamburg - Wohnort: Rüsselsheim - Familienstand: ledig - Kinder: keine - Beruf: Physiotherapeutin - Verein: Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 -  Bundestrainer: Berthold Rauth - Heimtrainer: Berthold Rauth - Betreuung: durch den OSP Frankfurt-Rhein-Main - sportliches Ziel bei den Olympischen Spielen in Sydney: ein Medaillenplatz und alles dafür tun - Trainingspensum pro Woche: 20 Stunden in 10 Trainingseinheiten - Hobbies: Skilaufen, Freunde, Musik, gute Bücher, aber es kommt alles zu kurz.


Aus "Main-Spitze" vom 04.09.2000:

Sieben RRK-Mitglieder in Sydney am Ball

Hockey-Bundestrainer Rauth ist zuversichtlich

RRK-Olympiafahrer: Berti Rauth, Oliver Domke, Christopher Reitz, Tanja Dickenscheid, Friederike Barth und Denise Klecker (Björn Emmerling verhindert) bei der Verabschiedung im "Bootshaus"

tag. - Es ist etwas ganz Besonderes und doch wird es lokal kaum mehr wahrgenommen: Drei RRK-Hockeyspielerinnen und ebenso viele Spieler, dazu Damen-Bundestrainer Berti Rauth, reisen Mitte dieser Woche nach Sydney, nehmen an den Olympischen Sommerspielen teil. Aber es ist eben auch längst nichts Ungewöhnliches mehr, denn der Ruder-Klub wusste sich an der Spitze immer schon recht gut zu behaupten. Besonders hervorzuheben bleibt jedoch, dass die Opelstadt bereits zum zweiten Mal das größte Kontingent in den beiden Auswahlen des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) stellen kann.

Denise Klecker, Tanja Dickenscheid und Friederike Barth, dazu Björn Emmerling, Oliver Domke sowie Christopher Reitz - sie alle wurden am Freitagabend im RRK-Vereinsheim "Bootshaus" mit den besten Wünschen von der Abteilungsleitung verabschiedet. Dickenscheid und Reitz sind sogar schon zum dritten Mal hintereinander dabei und brachten 1992 aus Barcelona Gold und Silber mit nach Hause.

Bundestrainer Berti Rauth gab vor Ort einen Stimmungsbericht ab: Trotz hohen Drucks überwiege momentan die Motivation, so sein zuversichtliches Resümee. Man habe auf jeden Fall mehr Lust zu gewinnen als Angst zu verlieren. Soviel Zuversicht kommt natürlich nicht von Ungefähr; beispielsweise, so Rauth, sei das verlorene Europameisterschaftsfinale ein großer Pluspunkt gewesen. Das Team musste zwar in ein Qualifikationsturnier gehen, letztlich jedoch habe man durch diesen Härtetest die beste Vorbereitung für die Begegnungen in Australien gehabt.

Wenn Rauth sich auf den schwankenden Pfad von Platzierungsprognosen begibt, so sieht er an der Spitze Weltmeister Australien, gefolgt von den Niederländerinnen. Dahinter sieht er eine Gruppe aus fünf Nationen, zu denen er auch Deutschland zählt. Ausschlaggebend sei aber ganz klar die Tagesform. Zudem habe die Erfahrung wiederholt gezeigt, dass man gegen die Weltspitze stets immer auch eine Chance habe.


Acht Partien in 14 Tagen

Rüsselsheimer Hockey-Ladies Tanja Dickenscheid, Denise Klecker und Friederike Barth erwarten hartes Programm

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 13.09.2000)

Fußballprofis würde ein solches Programm niemals zugemutet. Acht Spiele wird der Olympiasieger 2000 im Damenhockey in maximal 14 Tagen bestritten haben. Und das, obwohl das "schwache Geschlecht" auf dem Weg zur Gleichberechtigung mit den männlichen Kollegen und allen anderen Ballsportarten in Sydney nur einen Schritt weiter gekommen ist. Nachdem das olympische Damenturnier bislang lediglich acht Ländern offen stand, sind in Australien erstmals zehn Teams am Start. Doch während die Männermannschaften weiterhin im Dutzend, aber maximal sieben Mal die gekrümmten Holzschläger schwingen, wird den Damen eine Partie mehr abverlangt. Nach jeweils vier Spielen treffen die drei Erstplatzierten aus den beiden Vorrundengruppen im so genannten Medaillenpool aufeinander. Nach Abschluss dieser Begegnungen machen der Tabellenerste und -zweite Gold und Silber untereinander aus, die Dritt- und Viertplatzierten kämpfen um die Bronzemedaille.

Eine Vorgabe, die nicht überall Zustimmung erfährt. "Das ist schon doof, dass es bei so einem Turnier kein Halbfinale mehr gibt", befindet Tanja Dickenscheid. Die laufstarke Mittelfeldspielerin ist die Einzige aus dem nominierten Trio des Rüsselsheimer RK, die somit bei ihrer dritten Olympiateilnahme hintereinander das dritte Wertungssystem erlebt. "Okay, vielleicht ist es gerechter, dass jetzt gegen alle gespielt werden muss. Aber das Ganze ist einfach schwer durchschaubar. Und es ist kaum vorstellbar, dass im achten Spiel noch gutes Niveau geboten wird", sagt die 31 Jahre alte Silbermedaillengewinnerin von 1992, für die 183 Länderspiele und 31 Treffer zu Buche stehen.

Sollte es in Australien nun noch einmal zu Edelmetall reichen, würde die frühere Gau-Algesheimerin ("Im Herzen bin ich immer noch dort zu Hause") das jedenfalls höher bewerten. Verständlich, denn nach Abschluss ihres Studiums geht die Diplom-Biologin sozusagen aus dem Labor direkt auf den Platz. "Genau diese Doppelbelastung war für mich die Herausforderung, den Aufwand noch 'mal zu betreiben", so Tanja Dickenscheid, die unter anderem ihren Jahresurlaub komplett geopfert hat.

Die werbenden Worte des Bundestrainers und einiger Mitspielerinnen, insbesondere aber die Unterstützung ihrer Arbeitskollegen ("Die wollen sich während des Turniers einen Fernseher ins Büro stellen") seien die Grundvoraussetzung dafür gewesen, nach der durch den Berufseinstieg bedingten Länderspielpause Anfang des Jahres überhaupt in den Kreis des Nationalteams zurückzukehren. Da danach aber- zumindest international - endgültig Schluss sein soll, sei es für sie "relativ wichtig, dass wir dort ordentlich spielen. Zumal wir die angenehmere Gruppe erwischt haben".

Während es für Tanja Dickenscheid kein Problem ist, aufgrund des ersten Pflichttermins die Eröffnungsfeier zu verpassen, zeigt sie Verständnis für ihre beiden Mitstreiterinnen vom RRK. "Für die, die das erste Mal dabei sind, ist das schon sehr schade. Denn das ist schon ein überwältigendes Gefühl", sagt die zweitälteste Spielerin im Kader. Und Denise Klecker etwa hält mit ihrer Meinung in diesem Punkt auch nicht hinterm Berg: "Ich bedauere das sehr", bekennt die waschechte Mainzerin, ohne sich dadurch aber die Vorfreude auf ihre ersten OIympischen Spiele rauben zu lassen. "Ich hoffe halt auf die Abschiedsfeier", so die 28 Jahre alte Diplom-Sonderpädagogin, die sich auf Jobsuche befindet. "Da ich ein heimatverbundener Typ bin, würde ich gerne hier bleiben", verrät die Abwehrspezialistin, die einst als Stürmerin beim TSV Schott Mainz agierte.

Dass sie sich zurzeit rundum wohl fühlt - der Schulterpolster im Ausgehanzug war sie bereits am Abend des Einkleidungstages ("Das war ganz witzig und aufregend") mit Nadel und Zwirn auf die Pelle gerückt - hat mehrere Gründe. Einmal war sie vor vier Jahren spät aus dem Atlantakader gestrichen worden ("Danach bin ich nach Südafrika gefahren und habe nicht eine Minute Hockey im Fernsehen geschaut"), zum anderen habe sie ihre Knieprobleme im Griff. Deshalb sei es ihr auch möglich gewesen, nach der bitteren EM-Erfahrung vor einem Jahr in Köln, wo sie nicht eine Minute gespielt hatte, pro Woche zwei bis drei zusätzliche Trainingseinheiten zu absolvieren.

Ein Aufwand, der sich spätestens beim olympischen Qualifikationsturnier im März in England bezahlt gemacht hat. "Da habe ich ich mich auch als Strafeckenschützin beim Bundestrainer profiliert", sagt Denise Klecker. Und nach mittlerweile 16 Toren in 86 Länderspielen habe sie am Ende auch keine Angst mehr gehabt, dass ihr olympischer Traum sich erneut nicht erfüllen könnte. Natürlich möchte sie nun liebend gerne auch aufs Treppchen. Aber: "Ich denke, es ist alles möglich. Und sollte es keine Medaille geben, wäre ich wohl auch nicht unbedingt enttäuscht. Ich freue mich einfach, dabei sein und eventuell in Sydney auch 'mal länger am Hafen sitzen zu können".

Ziemlich genau entgegen gesetzt ist die Formkurve bei Friederike Barth verlaufen. Bei der Europameisterschaft noch Stammspielerin, musste die 25-jährige lange um ihr erstes Olympiaticket bangen. "Zwischendurch hatte ich große Sorge", bekennt die Physiotherapeutin, die vor der Hallenrunde 1990/2000 aus Duisburg zum RRK gekommen war. Der Versuch, Sport und Berufseinstieg am Rüsselsheimer Krankenhaus unter einen Hut zu bekommen, schlug fehl. "Ich hab' gedacht, ich schaff' das alles und habe lange gebraucht, zu erkennen, dass das so einfach nicht zu schaffen ist", sagt die Hamburger Pastorentochter. Erst als sie im März auf eine halbe Stelle umstieg, wurden ihre Leistungen wieder besser. Und letztlich half ihr wohl auch der Umstand, dass sie in den bisherigen 65 Länderspielen gezeigt hat, dass sie in der Abwehr wie im Mittelfeld eingesetzt werden kann.

Was die Ziele für Sydney betrifft, wo sie mit der Rekordnationalspielerin und langjährigen RRK-"Gallionsfigur" Britta Becker das Zimmer teilen wird, gibt sie sich verhalten optimistisch: "Als WM-Dritter und Vize-Europameister hat man eine reelle Treppchenchance. Zumal wir athletisch stärker und besser eingespielt sind als bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren". Entsprechend steht zu vermuten, dass der Rückflug sich mit einer Medaille im Gepäck auf jeden Fall leichter ertragen lässt. "Ich habe Flugangst und bin nach langen Flügen daher ziemlich gebeutelt", bekennt die eifrige Harry-Potter-Konsumentin. Während sie sich diesem Problem bei einer Entfernung von rund 16.000 Kilometern schwerlich entziehen kann, dürfte das zumindest bei einem Teil der Sydneykollektion wohl anders aussehen: "Ehrlich gesagt, den Hut finde ich ziemlich bekloppt."


Eröffnungsfeier Sydney 15.09.2000

"Wenigstens nicht Letzter werden"

Nach dem verpassten Einzug in die Finalrunde sitzt die Enttäuschung bei den Hockeydamen und Berti Rauth ganz tief

Von Uli Meyer (aus "Main-Spitze" vom 25.09.2000)

Berti Rauth hat in seinen 30 Jahren Hockey schon einiges erlebt. Aber was dem Rüsselsheimer Trainer des deutschen Damen-Nationalteams in Sydney widerfuhr, ist ihm auf den Magen geschlagen. Statt wie erwartet um die olympischen Medaillen mitzuspielen, verpasste die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes den Einzug in die Runde der besten Sechs. Heute geht es in der Platzierungsrunde gegen Südkorea. Der Sieger spielt am Mittwoch um Platz 7. "Ich will wenigstens nicht Letzter werden", hat der "sehr enttäuschte" Rauth seine Ziele kräftig zurückgeschraubt.

Der Rüsselsheimer sieht beim olympischen Hockeyturnier 2000 in einem Maße "Dinge auf den Kopf gestellt", wie nicht nur er dies vorher kaum ahnen konnte. China und Neuseeland, die im Damenhockey bislang keine nennenswerten Platzierungen erreichten, ließen in der Vorrunde überraschend die Rauth-Schützlinge hinter sich, und als es am Freitag im entscheidenden Spiel um den Einzug in die Endrunde ging, schlug einmal mehr der deutsche Holland-Komplex zu. In wichtigen Spielen haben die Niederländerinnen schon seit Jahren stets die Nase vorne. Diesmal reichte ein 2:2, um Deutschland aus dem Rennen zu werfen.

Denise Klecker ist dafür bekannt, nach sportlichen Rückschlägen bald wieder lächeln zu können. In Sydney bedurfte es dazu längerer Zeit. Die Verteidigerin vom RRK war gerade im Spiel gegen die Niederlande zeitweise völlig von der Rolle und durch einen bösen Schnitzer am Zustandekommen des Tores zum 1:2 beteiligt. Als dann auch ihre vielgeübten Strafecken nicht funktionierten, war es um die gute Laune der 28-Jährigen geschehen.

RRK-Teamkollegin Friederike Barth ersetzte Klecker zeitweise auf der rechten Seite und kam in den anderen Spielen zu gelegentlichen Kurzeinsätzen im Mittelfeld. Eine Großschuld am deutschen Ausscheiden trug die 25-Jährige nicht, allerdings konnte sie sich mit ihren Leistungen auch nicht für längere Einsatzzeiten empfehlen.

Die Gesichter sprechen für sich: Britta Becker und Berti Rauth nach dem Unentschieden gegen die Niederlande, das nicht zum Einzug in die Finalrunde ausreichte.

Waren Klecker und Barth olympische Neulinge, so erlebt Tanja Dickenscheid in Sydney bereits ihre dritten Spiele. Den Abschluss ihrer internationalen Karriere hatte sie sich wohl anders vorgestellt. "Wir sind alle ziemlich deprimiert", brachte die 31jährige nach dem Ausscheiden noch hervor. Selbstkritisch merkte die erfahrenste RRK-Nationalspielerin an, "dass wir viel zu ängstlich und passiv gespielt haben. Da hätte gerade von den Älteren mehr kommen müssen."

Tanja Dickenscheid hat mit diesen Worten wohl auch ihre langjährige Vereinskameradin Britta Becker eingeschlossen. Die gebürtige Rüsselsheimerin, die seit einem knappen Jahr in Hamburg wohnt, konnte in Sydney nur selten an frühere Glanzleistungen anknüpfen. Von ihrer spielgestaltenden Position im zentralen Mittelfeld gingen zu wenige Impulse aus. Dass die 27jährige ab dem zweiten Spiel mit Bronchitis und Fieber zu kämpfen hatte, darf als Entschuldigung gelten, ihrem Ruf als Weltklassespielerin blieb Becker in Sydney aber vieles schuldig. "Dabei haben wir im Vorfeld so viel gearbeitet wie noch nie zuvor", konnte die deutsche Rekordnationalspielerin den Misserfolg nicht verstehen. "Vielleicht haben wir in den zurückliegenden Jahren, speziell mit dem Olympiasilber 1992, unser Glück schon aufgebraucht. Hier hat es uns jedenfalls total gefehlt." Und irgendwie schien Becker, die wohl weitermachen wird, ein Dejavu-Erlebnis zu haben: "Vor zehn Jahren ging es uns an gleicher Stelle nicht anders. Da haben wir bei der WM in Sydney auch hauchdünn das Halbfinale verpasst und sind dann nur Achter geworden." Ob es wieder Platz acht wird, wird sich zeigen. Fest steht bereits, dass es die schlechteste Platzierung einer deutschen Damenhockeymannschaft bei einem olympischen Turnier sein wird. Zu zwei Silbermedaillen (1984 und 1992) kamen noch die Plätze fünf (1988) und sechs (1996).

Für gewöhnlich rollen nach solchen Abstürzen Köpfe, meist die der Trainer. "Wir sind aber nicht beim Fußball", sagt Christoph Wüterich. Der DHB-Präsident aus Stuttgart steht trotz der enttäuschenden Platzierung der Damen weiterhin zu seinem Bundestrainer: "Rauth und der gesamte Trainerstab haben eine Toparbeit geleistet." Freilich musste auch der Verbandschef feststellen, "dass unsere Mannschaft hier leider nicht das gebracht hat, was sie bei den letzten großen Turnieren, insbesondere der Champions Trophy zeigte." Der für den Leistungssport zuständige DHB-Vize Joachim Hürter verlangt von Rauth ein "schlüssiges Konzept", wie man möglichst bald wieder in die Weltspitze zurückfindet.

Das allerdings könnte in der Tat schwer werden. Herausragende Talente gibt es zur Zeit fast nur auf männlicher Seite. Und durch das Verpassen der Top-Sechs droht dem DHB die Kürzung der staatlichen Förderung für den weiblichen Bereich. Wie die Wüterich-Vorgabe, "in Zukunft mehr tun zu müssen", um weiterhin mit dem sich ständig weiter entwickelnden Weltniveau im Damenbereich mithalten zu können, dann umgesetzt werden kann, steht völlig in den Sternen. Und ob Berti Rauth überhaupt selbst noch will? Nach dem 1:2 gegen China stellte er fest: "Wenn diese asiatischen Profis jetzt auch noch über unsere Erfahrung verfügen, dann haben wir in Zukunft wohl keine Chance mehr." Da klang viel Resignation mit.


"Mehr verdient gehabt"

Nach 189 Länderspielen ist für Tanja Dickenscheid international Schluss

Von Uli Meyer (aus "Main-Spitze" vom 28.09.2000)

Dieser Abschluss stimmte versöhnlich. Die deutschen Hockeydamen gewannen in Sydney das Spiel um Platz 7 hochverdient 2:0 gegen Großbritannien. Gegen einen Gegner, der im Vorfeld des olympischen Turniers ebenso wie Deutschland zu den Medaillenkandidaten gezählt wurde, bot die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) ihre beste Turnierleistung. Und: der Abschlussplatz sichert automatisch das Startrecht bei der WM 2002. Immerhin.

"Das ist ein Ende mit lachendem und weinendem Auge", sagt Tanja Dickenscheid vom Rüsselsheimer RK und deutete das zwiespältige Gefühl an, das nicht nur sie beschäftigt. "Gerade diese letzte Partie hat gezeigt, dass wir es verdient gehabt hätten, weiter vorne mitzuspielen. Ein verlorenes Spiel hat letztlich alles kaputt gemacht", erinnert sich Dickenscheid ungern an die schwache Leistung beim 1:2 gegen China.

Für die Mannschaft sei es sehr schwer gewesen, sich danach noch für die Platzierungsspiele zu motivieren, gibt die 31-Jährige zu. Um so erfreuter war sie dann, dass es doch noch geklappt hat und zwei Siege über Südkorea (3:2 nach Verlängerung) und Großbritannien heraus sprangen. Denn für Dickenscheid war es nach 189 Länderspielen der letzte Auftritt im Nationaltrikot. "Dass ich international Schluss mache, habe ich schon vor den Spielen gesagt. Das war auch völlig unabhängig vom Ausgang des Turniers". Bereut hat sie es nicht, nach eineinhalb Jahren Pause in die Nationalmannschaft zurückzukehren und trotz Einstieg in das Berufsleben das umfangreiche Vorbreitungsprogramm auf die Olympischen Spiele fast ohne Abstriche mitzumachen. "Das war kein Fehler; ich würde es immer wieder tun und bereue nichts", sagte die Diplom-Biologin trotz der enttäuschenden Sydney-Platzierung.

Mitfühlen konnte Tanja Dickenscheid auch mit ihren RRK-Vereinskollegen Christopher Reitz, Björn Emmerling und Oliver Domke, die mit den DHB-Herren unmittelbar vor dem Einzug ins Halbfinale standen und dann überraschend doch noch scheiterten. "Was hier passierte, ist eine Katastrophe für das deutsche Hockey", sagt Tanja Dickenscheid, die schon bessere Zeiten erlebt hat. 1992 gewann sie in Barcelona olympisches Silber, doch vier Jahre später war Atlanta mit Platz 6 schon eine Enttäuschung. "Das waren auch sonst eher magere Spiele im Vergleich zu Sydney, das von der ganzen Veranstaltung her viel bessere Bedingungen für uns Sportler bot und insgesamt ein tolles Erlebnis war", so die dreifache Olympiateilnehmerin. Dennoch wird sie ‒ im Gegensatz zur ihren aktuellen (Denise Klecker und Friederike Barth) und früheren (Britta Becker) RRK-Mitstreiterinnen ‒ schon einen Tag vor der Schlussfeier am Samstag im Flugzeug sitzen. Warum: "Damit ich am Montag ganz normal arbeiten gehen kann."


Nachgefragt bei ...

Tanja Dickenscheid (Rüsselsheimer RK)

Das Gespräch führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 03.10.2000)

Main-Spitze: Sie sind als Erste der acht heimischen Olympioniken aus Sydney zurückgekehrt und am Montag um 8.30 Uhr brav zur Arbeit gegangen. Wie war's beim dritten Mal?

Dickenscheid: Obwohl es sportlich katastrophal für uns gelaufen ist waren das tolle Spiele. Das olympische Dorf war schöner als in Barcelona oder Atlanta. Stimmung und Atmosphäre dort waren einmalig, da es viel mehr Kontakte zu anderen Sportlern gab.

Main-Spitze: Woran hat es denn dann gelegen, dass es auf dem Hockeyplatz noch schlechter gelaufen ist, als vor vier Jahren?

Dickenscheid: Wenn ich das so genau wüsste. Jedenfalls waren wir unfähig, das zu zeigen, was wir wirklich können und hatten insgesamt zu wenig Selbstvertrauen. Aber ich denke auch, dass der Erwartungsdruck sehr hoch war. Wenn man sich vor Augen hält, wie dicht alle zehn Teams leistungsmäßig zusammen liegen, habe ich mich schon gewundert, wie oft im Vorfeld ‒ auch innerhalb unserer Mannschaft ‒ von einer Medaille gesprochen wurde.

Main-Spitze: Waren Sie mit Ihren Leistungen zum Abschluss der internationalen Karriere zufrieden?

Dickenscheid: In den ersten drei Spielen eigentlich schon, wobei ich das Gefühl hatte, ich hätte etwas mehr für die Offensive tun können. Als wir ausgeschieden waren, sind alle vom Kopf her freier gewesen. Es hat auf alle Fälle noch 'mal totalen Spaß gemacht, denn so ein homogenes Team hatten wir selten.

Main-Spitze: Berti Rauth ist in Sydney heftig angegriffen worden. Wird er Bundestrainer bleiben?

Dickenscheid: Ich denke schon. Der krassen Kritik haben wir jedenfalls relativ wenig Bedeutung beigemessen. Da haben sich Leute geäußert, die gar nicht wissen, wie's im Damenteam zugeht.


Aus "Main-Spitze" vom 17.10.2000:

Von acht kamen nur drei

Empfang für die Olympiateilnehmer / Anerkennung statt Enttäuschung

gar. - Acht Personen terminlich unter einen Hut zu bringen, ist gar nicht so einfach. Diese Erfahrung mussten gestern Oberbürgermeister Stefan Gieltowski, Sportamtsleiter Dieter Nachtigall und die Damen vom städtischen Protokoll machen. Zu dem für 12 Uhr angesetzten Empfang für die aus Rüsselsheimer Vereinen kommenden Teilnehmer an den Olympischen Spielen in Sydney kamen nämlich gerade einmal drei - die Hockey-Spielerinnen Friederike Barth, Denise Klecker und Tanja Dickenscheid - und die wegen eines Staus auf der Autobahn auch noch mit über halbstündiger Verspätung. Der Rest war aus den unterschiedlichsten Gründen verhindert oder hatte die Einladung nicht erhalten.

Mit Denise Klecker und Friederike Barth freuen sich Stadtrat Kurt Stolz, Sportamtsleiter Dieter Nachtigall und RRK-Vize Horst Ackermann

TG-Schwimmerin Meike Freitag, die als einzige der Rüsselsheimer Sportler eine Medaille gewann, hätte eigentlich am Montagmorgen um 7 Uhr in Frankfurt landen sollen. Ein Krankheitsfall an Bord ließ ihre Maschine auf dem Weg nach Singapur aber wieder umdrehen und nach Australien zurück kehren. Die Heimkehr nach acht Wochen Abwesenheit verschob sich also um 24 Stunden.

Von den drei Hockeyspielern des RRK war Björn Emmerling gestern bereits an seinem neuen Wohnort Stuttgart; Christopher Reitz und Oliver Domke hatte die Einladung zum Empfang offenbar nicht erreicht. Damen-Bundestrainer Berti Rauth schließlich war durch einen Termin des Deutschen Hockey-Bundes verhindert.

Und so war die Zahl der Vereins- und der städtischen Vertreter beim Mittagessen im Ratskeller größer als die der Sportler. Deren Namen und Zahl, so Oberbürgermeister Gieltowski, nenne man in Rüsselsheim schon mit gewissem Stolz. Denn welche andere Stadt konnte acht Teilnehmer stellen und welcher andere Klub als der RRK sechs Sportler und einen Bundestrainer? Auch wenn der große Erfolg ausblieb, solle man darauf nicht mit Enttäuschung reagieren, mahnte Gieltowski. Vielmehr dürfe man nicht vergessen, dass es sich hier um Amateure handele, die neben dem Sport noch ihren Beruf oder ihr Studium haben und sich - wie Meike Freitag - mit Profisportlern messen mussten. Kaum einer denke auch an die Freizeiteinbußen, die die Sportler in Kauf nehmen mussten, um überhaupt die Qualifikation für Sydney zu schaffen.