|
Über Mitglieder des
RRK (2005)
Christian Minar |
Minar will mehr als
nur in die Endrunde
RRK-Kapitän geht mit Zuversicht ins
Viertelfinale
Von Andrea Duphorn (aus FAS vom 13.02.2005)
Vieles spricht dafür, daß sich das Verlassen der
Heimat und der Wechsel in die Bundesliga in Kürze erstmals richtig auszahlen.
Nach dem 12:10-Erfolg am Freitagabend beim HC Heidelberg, an dem Christian Minar
mit drei Treffern beteiligt war, ist den Hockeyspielern des Rüsselsheimer
Ruder-Klubs (RRK) das Heimrecht im Playoff-Viertelfinale der
deutschen Hallenmeisterschaft nicht mehr zu nehmen.
Christian Minar mit der
Ersten Herrenmannschaft des RRK in der
Hallensaison 2004/05, Sieger der Südgruppe der Hallen-Bundesliga und
damit in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft dabei
(hinten:
Hockey-Abteilungsleiter und Betreuer Martin Müller,
Jan Petersen, Frank Trautmann, Nico
Hosang, Oliver Markowsky, Roland Schneefuß, Trainer Kai Stieglitz;
davor: Falk May, Mirco Fuchs, Oliver Domke, Lorenz Klee, Christian Minar,
Physio Diana Czerwonka; vorn: Martin Ehrhard, Nicolas Jacobi) |
Unabhängig davon, ob nach nunmehr neun
siegreichen Begegnungen auch die abschließende Partie an diesem Sonntag beim
Tabellenzweiten Dürkheimer HC gewonnen wird, schaut der Spielführer der Hessen
zuversichtlich nach vorne. "Ich bin mir ziemlich sicher, daß wir die Endrunde
erreichen. Wir sind alle älter geworden und haben aus unseren Fehlern gelernt.
Und wir haben in dieser Saison eine so gute zweite Reihe, daß wir ohne
Leistungsabfall wechseln können und am Ende immer noch Kraft haben", sagt Minar,
der seit eineinhalb Jahren Mannschaftskapitän des RRK ist.
Daß es den 24 Jahre alten Studenten der
Sportwissenschaften intensiv zum Endturnier um den nationalen Titel am 5. und 6.
März in Duisburg drängt, ist leicht nachvollziehbar. Vor drei Jahren hatte der
RRK die Qualifikation trotz einer 9:6-Führung drei Minuten vor Schluß in eigener
Halle noch gegen den Gladbacher HTC verspielt. Und als die Rüsselsheimer am 30.
Januar 2000 in Essen letztmals im Meisterschaftsendspiel standen und dem
Dürkheimer HC 3:4 unterlagen, hatte er noch in Wien für die Abiturprüfung
gelernt.
Es war reiner Zufall, daß er im Oktober des
gleichen Jahres erstmals die etwas mehr als 700 Kilometer von Wien nach
Rüsselsheim in Angriff nahm, um dort seine schon im Alter von 17 Jahren im
österreichischen Nationalteam geschätzten Qualitäten als Abwehrspieler weiter zu
verbessern. "Meine damalige Freundin und ich wollten unbedingt zu einem Verein
wechseln, der mit Damen und Herren in der Bundesliga spielt", sagt Minar, dessen
Großeltem und Eltern beim SV Arminen Wien Hockey spielten. In München, das
geographisch am günstigsten gewesen wäre, gab es diese Konstellation seinerzeit
nicht. "Dann hat uns Horst Ruoss zu Rüsselsheim geraten", erinnert sich Minar.
Ruoss, viele Jahre Trainer beim HTC Stuttgarter Kickers, betreute damals wie
auch heute wieder die österreichische Nationalmannschaft.
Obwohl er sich immer darauf freue, in seine
Heimatstadt zurückzukommen, um Familie und Freunde wiederzusehen, habe er in den
nun fast viereinhalb Jahren nie ernsthaft daran gedacht, Rüsselsheim wieder zu
verlassen. "Wir sind wirklich nett empfangen worden, das hat es uns sehr leicht
gemacht", sagt Minar in seinem Wiener Dialekt. Inzwischen lebt er alleine in der
"schönen und ideal gelegenen Wohnung" eines RRK-Vereinsmitglieds, keine zwei
Minuten Fußweg vom Hockeyplatz entfernt, und trägt sich mit dem Gedanken, sein
Studium in Mainz zugunsten einer Ausbildung zum Physiotherapeuten in Frankfurt
aufzugeben. Das soll aber keinen Einfluß auf seine Verweildauer am Untermain
haben. "Die Ausbildung dauert drei Jahre, und es ist nicht gesagt, daß ich
danach zurückgehe. In Deutschland wird einfach das beste Hockey gespielt, und
seitdem ich hier bin, habe ich mich in allen Bereichen verbessert", sagt Minar.
Und schließlich
will er mit dem Rüsselsheimer RK noch einiges erreichen. "Zur Endrunde zu fahren
und dann Zweiter oder Dritter zu werden, das zählt doch nichts", sagt Minar.
Seine ehemalige Freundin Irene Balek blickt inzwischen auf neun nationale und
internationale Titelgewinne im RRK-Damenteam zurück. "Und mein älterer Bruder
Patrick ist mit Rot-Weiß München auch schon einmal deutscher Meister geworden",
sagt Christian Minar. Es klingt fast so, als würde er sich ohne vergleichbare
Erfolge nicht recht nach Hause trauen.