Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Britta Becker

Britta Becker

 

Wenn sportliche Karrieren im kleinen Schwarzen beginnen

Mit Erfolgshonorar auf Kredit ins "Beauty-Team"

Von MICHAEL REINSCH (aus "FAZ" vom 20.05.1995)
 

BERLIN. Der Schlüssel zum Erfolg sind Jugend und gutes Aussehen, und er eröffnet reizvolle Aussichten auf dem Werbemarkt. Werner Köster glaubt, daß ihn nur wenige Sportlerinnen in Händen halten: "Wenn es von solchen Mädchen, sagen wir, vierzig gäbe, wäre das das Gegenteil von preistreibend." Michael Riehl dagegen behauptet, jede Aufzählung von Kandidatinnen leicht verdoppeln zu können: "Glücklicherweise gibt es erstaunlich viele erfolgreiche, hübsche junge Damen."

Franziska von Almsick

Die beiden sind Experten. Köster betreut mit seiner Agentur Master Media die Berliner Schwimmerin Franziska van Almsick und die Eiskunstläuferin Tanja Szewczenko. Riehl ist bei der Adam Opel AG für die Sportpromotion zuständig und damit auch für die seit zehn Jahren anhaltende Partnerschaft mit Steffi Graf sowie die mit Fräulein van Almsick.

Gemeinsam erschließen sie offenbar ein neues Feld. Die Garde der attraktiven Opel-Fahrerinnen soll bis zum Spätsommer erweitert werden. Noch stecke die Konzeption in den Kinderschuhen und sei nicht spruchreif, behauptet Riehl. Doch nicht nur bei den Internationalen Deutschen Tennismeisterschaften der Damen in Berlin geht die Rede von einem "Beauty-Team", einer Mannschaft sportlicher Schönheiten, die der Automobilhersteller derzeit rekrutiere. Zum Turnier kam Köster wegen der 18 Jahre alten Jana Kandarr, die nicht nur sehenswert Tennis spielt. Petra Begerow, gegen die sie ausschied. blieb gelassen: "Es stört mich nicht, wenn über andere mehr gesprochen wird. Der Rummel kommt noch früh genug."

Magdalena Brzeska

Zwei Sportlerinnen, die dank ihrer Attraktivität und dank der Aktivitäten eines Managers schon den Sprung von den Ergebnislisten der Sportteile auf die Bildstrecken hochglänzender Magazine geschafft haben, sind die Gymnastin Magdalena Brzeska und die Hockeyspielerin Britta Becker. Nicht nur, weil Britta Becker wie Opel aus Rüsselsheim kommt und jüngst auch mit einem Autotest von sich reden machte, gilt es als sehr wahrscheinlich, daß auch sie und die Gymnastin aus Schmiden bald für Opel antreten. Den entscheidenden Funken zündet nicht der Autoschlüssel. "Wenn Jana eine kleine Dicke wäre, würde sich niemand um sie kümmern", sagt Claudia Kohde-Kilsch, die mit 31 Jahren im Tennis schon die Altersgrenze erreicht hat. "Als ich noch spielte, wußte ich: Wenn ich nicht treffe, verdiene ich auch nichts." Heute gibt es, wenn gutes Aussehen und gute sportliche Aussichten zusammenkommen, Erfolgshonorar auf Kredit. Die 14 Jahre alte Martina Hingis soll, nach sieben Turnieren als Profi, mit Vorschußlorbeer im Gegenwert von mehr als einer Million Mark bedacht sein. Jana Kandarr läßt derzeit die Angebote sichten. Claudia Kohde-Kilsch befürchtet: "Die brechen später unter dem Erwartungsdruck zusammen."

Tanja Szewczenko

Zumindest in anderen Sportarten geht es auch anders. Franziska van Almsick kam als Olympiazweite aus Barcelona zurück und hat es trotz zunehmender Präsenz im Werbefernsehen zu Weltmeisterschaft und Weltrekord gebracht. Britta Becker, auf die der Fußball-Manager Norbert Pflippen aufmerksam wurde, als er Fotos von ihr im kleinen Schwarzen sah, arbeitet nicht nur am gewinnenden Auftreten, sondern siegt auch weiterhin auf dem Hockeyfeld.

Doch auffällig ist die Diskrepanz zwischen sportlicher Leistung und werblichem Lohn schon. Magdalena Brzeska biegt sich in eleganter Kleidung erfolgreich wie ein Modell. Im Turntrikot dagegen hat sie die Weltspitze noch nicht erreicht. Trotzdem wird sie sogar schon auf einer Schallplatte besungen: "Magdalena". Auch Tanja Szewczenko hat bislang mehr Schlagzeilen mit der Trennung vom Trainer und der Verbindung mit dem Manager gemacht als mit großen Sprüngen auf dem Eis.

Das olympische Comeback von Katarina Witt in Lillehammer belegt den Zusammenhang von sportlicher Präsenz und öffentlichem Interesse. Wäre die Chemnitzerin weiterhin nur für amerikanische Profi-Revuen aufs Eis gegangen, wäre sie vermutlich weder für Medien noch Werbung so interessant gewesen. Das Erscheinen ihrer auch mit einem Lauschangriff der Stasi auf ihr Schlafzimmer gepfefferten Autobiographie war eine erfolgreich flankierende Maßnahme. Die Eisläuferin weiß längst, daß sie und auch die anderen Stars und Sternchen der Sportwelt mehr zu bieten haben als Sport. Eva Pfaff, die vor zwei Jahren beim Berliner Tennisturnier ihren Abschied gab, sagt: "Man verkauft sich selbst mit. Ein bißchen ist das Prostitution."