Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (2000)                                  

Britta Becker

Das letzte Spiel in Rüsselsheim: Tränenreicher Abschied mit ungewissem Ausgang

100 Prozent Hockey,
100 Prozent Familie, 100 Prozent Britta Becker

von HANS-JOACHIM LEYENBERG (aus "FAZ" vom 05.02.2000)

 

RÜSSELSHEIM. Wenn sie es doch nur könnte, würde Britta Becker schon heute "zu gerne wissen, wie es am Sonntag aussieht". Zur eigenen Beruhigung. Es wird ein sentimentaler Abschied vom Hockey in Rüsselsheim, der zugleich die Kindheit, die Jugend und den Aufstieg zum Star bedeutete. Rund 1.200 Treffer hat sie seit 1982, als die damals Neunjährige in der Mädchenmannschaft begann, für den Rüsselsheimer Ruder-Klub erzielt. Als seine Tochter Britta innerhalb von acht Spielzeiten die Fünfhundert-Tore-Marke erreichte, hat Vater Kurt Becker aufgehört, die Statistik fortzuschreiben.

Es schien ewig so weiterzugehen. Mit Britta Becker, erst im Sturm, dann im Mittelfeld, sammelte der RRK Titel um Titel im Hockey: neun deutsche Meisterschaften auf dem Feld und in der Halle, dazu drinnen und draußen noch Europapokale. Der Abschied von Britta Becker könnte auch den Abschied vom Titelabonnement bedeuten. Mit einem letzten großen Hallo bei der deutschen Hallenhockey-Endrunde an diesem Wochenende in Rüsselsheim. Mit Tränen gewiss, mit dem Titel für den RRK vielleicht. Der Berliner HC, Klipper Hamburg und Rot-Weiß Köln sind ja auch noch dabei.

Als Britta ein Teenager war, galten ihr die Schlagzeilen in der Lokalzeitung. Das Wunderkind, das Multitalent, stand da in großen Lettern. Heute trägt sie selbst ein Kind auf dem Arm, die gut einjährige Tochter Emily. Beim Bäcker sagen sie inzwischen Frau Becker, Frau Kerner kommt auch schon mal vor. Frau Becker-Kerner bitte schön; obwohl es korrekt wäre, diese Aufforderung wird niemand von ihr zu hören bekommen.

Im August ist sie ihrem Mann, dem Fernsehmoderator Johannes B. Kerner, nach Hamburg gefolgt. "Das war für sie der eigentliche große Schnitt", sagt er. Seitdem sind sogar die Heimspiele des RRK für Britta Becker zu Auswärtsspielen geworden. Erst mit der Bahn, dann mit dem Flugzeug wurde die Distanz überbrückt. Und Emily ist immer dabei. RRK-Trainer Berti Rauth, in Personalunion auch Bundestrainer, hat die Situation kommen sehen, seine beste Spielerin gen Hamburg ziehen lassen zu müssen. Er hat um sie gekämpft, und er rechnet ihr die "Riesenanstrengungen mit den Reisen" hoch an: "Sie haben es sich nicht leicht gemacht." Sie hätte ja schon früher zum Großflottbeker THGC nach Hamburg wechseln können, aber sie mochte "sich nicht verdrücken, als die Mannschaft gerade ein kleines Tief hatte".

Hessischer und Süddeutscher Vizemeister, aber dann für Britta Becker und die A-Mädchen des RRK erstmals die Deutsche Meisterschaft 1986 in der Halle (hinten: Trainer Berti Rauth, NN, Stefanie Niggemann, Britta Becker, Angela Vögele, Katrin Schmitt, Alexandra Kaiser, Betreuer Kurt Becker; vorn: Angela Müller, Sinika Eichner, Sandra Wohlfahrt, Ruth Zinke, Ramona Münze, Sandra Richter)

Erst die Mannschaft, dann ich. Das hat über Jahrzehnte gegolten und gilt immer noch. "Sie betäubt sich mit der Möglichkeit, einen ganz tollen Abschied zu haben." Kerner kennt seine Britta, er weiß, wovon er redet. Sie betäubt sich mit dem allabendlichen Training in diesen Tagen und beruhigt sich damit, dass es ja eine Trennung im Guten ist, aus "familiären, nicht aus Hockeygründen". In ihrem Klub werden sie weiter von ihr schwärmen, von ihrer Geradlinigkeit, ihrem Talent, das eine seltene Verbindung mit ihrem Fleiß einging. "So etwas habe ich bislang nicht angetroffen", sagt Rauth, der sie einst bei der Talentsichtung in der Grundschule entdeckte. Seine Stimme klingt so, als würde er dergleichen nie wieder antreffen.

Demnächst also Großflottbek, hinter Klipper nur die zweite Kraft im Hamburger Damenhockey. "Die hatten dort gar nicht gewagt", sie anzusprechen. Aber Britta Becker findet dort vor, was sie aus Rüsselsheim kennt: junge Spielerinnen, denen die Zukunft gehört.

Sobald Britta Becker etwas anpackt, will sie es hundertprozentig machen. Eigentlich. Die drei Semester Rechtswissenschaften an der Frankfurter Uni liefen nebenher, beim Gedanken an die momentane Kombination Sport und Kunst ("ich glaub', ich bin im sechsten Semester") stört sie schon der Gedanke, dass ihre Kommilitonen "die Zeit besser genutzt haben" als sie selbst vor lauter Hockey.

Heute steht die deutsche Meisterschaft auf der Tagesordnung, morgen die Olympischen Spiele und fortwährend Emily. Natürlich könne sie die Tochter auch häufiger anderen als den Eltern oder dem Mann anvertrauen, "aber so soll es ja nicht sein, da will ich mich schon selbst drum kümmern". Da kommt wieder der Mannschaftskapitän zum Vorschein, der ungern delegiert, Arbeit abschiebt. Aber "Zeit haben" ist ein Wunsch, den sie in reiferem Alter für sich entdeckt hat. Auch durch die Begegnung mit dem Fernsehmoderator, "der so wahnsinnig viel weiß", sie wiederum erkennt ihre Lücken, wenn es um Theater, Kunst und Literatur geht.

Aber hier und heute in Rüsselsheim geht es um Hockey, darum, die Ärmel aufzukrempeln. Trainer Berti Rauth hat die Grippe erwischt. Sie leitet das Training, Berti hat einen Zettel mit den Aufgaben geschrieben. Noch ist "alles so normal". Britta wundert sich über sich selbst. Die Rüsselsheimerinnen scharen sich um ihre Britta Becker, die von der gleichen Agentur vermarktet wird wie Franziska van Almsick. Die Mitspielerinnen haben es aus der Zeitung erfahren. Genauso wie die Sache mit den lukrativen Werbeverträgen, den Fernsehauftritten. Weder Geld noch Familienstand haben sie in diesem Kreis verändert. Beim Abschlusstraining ist es wie immer, was Britta Becker wiederum "komisch" findet. Sie spürt mehr, als dass sie es weiß, dass morgen alles anders wird.

Eine Zugabe ist Britta Becker nach dem großen Abschied vor eigenem Publikum noch sicher: Beim Hallenhockey-Europacup am letzten Februar-Wochenende in Cambrai (Frankreich) spielt sie noch ein letztes Mal für den Titelverteidiger Rüsselsheimer RK. Und dann? "Ich hoffe, dass ich oft besucht werde." So wird es kommen. In Hamburg. Mit schönen Grüßen aus Rüsselsheim.


Die 24 für Hockey-Lady Britta Becker

Großflottbek macht Furore: Neuer Superstar, neuer Trainer, neuer Manager

Von Christoph Plass (aus "Die Welt " vom 02.03.2000)
 

Aufbruchstimmung beim Großflottbeker THGC. Der Damen-Bundesligist hat für die Saison 2000 alles getan, um die Machtverhältnisse im Hamburger Hockey zurechtzurücken. Im Landhaus Scherrer an der Elbchaussee wurden am Dienstagabend der neue Superstar, die Weltauswahlspielerin Britta Becker, und Michael Behrmann, der neue Coach des Teams, vorgestellt.

Klubvorstand Roderich Warnholtz begrüßte die 26-jährige Rüsselsheimerin, ihre kleine Tochter Emily und Ehemann Johannes B. Kerner in der Flottbeker Hockeyfamilie. Er erinnerte daran, dass die Nationalspielerin 1990 auf der Anlage des GTHGC mit ihrem Heimatverein ihre erste Deutsche Meisterschaft gewonnen hat. "Damals", so Warnholtz, "hätte ich nie gedacht, dass Britta einmal bei uns spielen wird."

Die Spielmacherin und Strafeckenspezialistin bekam das komplette Flottbek-Dress und das neue Trikot mit der Nummer 24 überreicht. Den Kleiderstapel übernahm sofort Ehemann Kerner. Der Fernsehmoderator ist bei den Hockeyauftritten seiner Frau fast immer zugegen, hält sich aber im Hintergrund. Das Paar wird in Hockeykreisen so geschätzt, weil es trotz des Prominentenstatus völlig unkompliziert ist. Britta Becker selbst, die es − schon vor ihrer Beziehung mit dem Fernsehstar − als erste und bisher einzige in der Randsportart Hockey zu lukrativen Werbeverträgen gebracht hat, wird von ihren Mitspielerinnen als Star ohne Allüren beschrieben. Die Vorstellung von Trainer Michael Behrmann geriet fast zur Nebensache. Dabei ist dem Coach eine wichtige Rolle zugedacht in der sportlichen Entwicklung des Vereins. "Wir wollen niemanden unter Druck setzen", beruhigte Warnholtz den Bundesliga-Neuling, um anzufügen: "Aber der GTHGC wird nächstes Jahr 100 Jahre − da wäre ein Titel nicht schlecht."

Für Behrmann, der über keinerlei Erfahrungen in der Eliteliga des Deutschen Hockeys verfügt, spricht die Arbeit bei seinem Heimatverein Wacker München und das Engagement als Trainerassistent für die Deutsche Juniorinnen-Nationalmannschaft. Wacker − eigentlich nur dritte Kraft in der Isarmetropole − hat durch die exzellente Jugendarbeit der letzten Jahre im weiblichen Nachwuchsbereich die beiden Vorzeige-Clubs Rot-Weiß und Münchner SC überholt. "Sicher ist es für mich ein großer Schritt in die Bundesliga", gibt der 33-Jährige zu, "der größere aber ist, dass ich jetzt hauptberuflich als Trainer tätig bin. Bislang habe ich die Hockeyaktivitäten neben meinem Vollzeit-Job im Computerbereich einer Versicherung betrieben." Behrmann, der vor zwei Jahren eine Anfrage aus Flottbek noch aus privaten Gründen ablehnte, hofft auf etwas mehr Zeit für seine Hobbys, zu denen Joggen und Skifahren gehören.

Am Rande wurde im Landhaus Scherrer auch der neue Klubmanager Gernot Goldenbaum vorgestellt. Er übernimmt die organisatorischen Aufgaben für die drei Abteilungen des GTHGC − Golf, Hockey und Tennis −, die zuvor der scheidende Hockey-Cheftrainer Axel Roeb in Doppelfunktion zu erledigen hatte. Eine erste große Aufgabe für Goldenbaum wird wohl die Realisierung des gerade beschlossenen, drei Millionen Mark teuren Klubhaus-Neubaus sein.