Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Bodo Schäfer

Teuerstes Tor für Hessen

Zahlreiche Zufälle standen am Anfang von Bodo Schäfers Hockeykarriere

Von Peter Kämmerer (aus "Main-Spitze" vom 18.11.2000)

Was hat eine Straßenbahn mit Hockey zu tun? Für Bodo Schäfer eine ganze Menge. "Ohne Straßenbahn", sagt der einstige Eckenspezialist des Rüsselsheimer RK, "wäre ich wahrscheinlich nie zum Hockey gekommen." Und das kam so: Wäre er an jenem Tag 1948 nicht versehentlich in die falsche Darmstädter Straßenbahnlinie eingestiegen und hätte er nicht seinen Freund dabei gehabt, der wiederum Kameraden kannte, die Hockey spielten und hätte er die nicht zufällig auf dem Weg von der einen Straßenbahnstation zur anderen getroffen - Bodo Schäfer wäre vermutlich beim Handball geblieben.

 "Abenteuerlich, nicht?", so der gebürtige Darmstädter mit Blick auf die Begebenheit, die sein Leben verändert hat. Nicht nur, dass das Erlebnis der Start einer geradlinigen Sportkarriere war. Auch dass Schäfer wenige Jahre später seine Frau Ingeburg kennenlernte, dürfte hier in die Wege geleitet worden sein: Seine spätere Gattin spielte auch Hockey. Mit Handball hatte sie nichts am Hut.

Zur Person

ڤ Name: Bodo Schäfer
ڤ Geboren: 24. August 1934 in Darmstadt, wohnhaft in Seeheim-Jugenheim
ڤ Familienstand: Verheiratet, zwei Kinder, ein Enkel
ڤ Beruf: Industriekaufmann im Ruhestand
ڤ Sportliche Erfolge: Zwischen 1953 und 1955 sieben Einsätze für die deutsche U21-Nationalmannschaft. Zwei Länderspiele für die deutsche Hockey-Nationalmannschaft 1958. Deutscher Meister mit dem Rüsselsheimer Ruder-Klub 1968 und 1971.
ڤ Hobbies: Volleyball, Ausflüge, mit dem siebenjährigen Enkel spielen.

Eine lange Reihe von Zufällen stand also am Anfang der Hockey-Karriere des Bodo Schäfer, der auch heute noch engen Kontakt zu seinem Verein pflegt. Einmal im Monat treffen sich die „Alten Kämpfer" zum Stammtisch im "Bootshaus". Und Schäfer, der seit 1966 in Seeheim lebt, ist meist mit von der Partie - seine „Hockey-Familie" ist ihm heilig. Hockey-Familie? "Ja, mich hat am Hockey immer das starke Zusammengehörigkeitsgefühl fasziniert", erzählt Schäfer. Allein die langen Zugfahrten zu Auswärtsspielen in den Jahren, als sich nur wenige ein Auto leisten konnten, habe zusammengeschweißt. "Sonst würde dieser Sport gar nicht funktionieren."

Auf dem Weg zum Triumph: Bodo Schäfer (links) erzielt im 26. Endspiel um die Deutsche Feldhockey-Meisterschaft am 7. Juli 1968 das Tor zur zwischenzeitlichen Rüsselsheimer 3:1-Führung. Am Ende hatte der Ruder-Klub das Finale gegen Schwarz-Weiß Köln 4:1 gewonnen.

So kann jemand sprechen, der Einiges im Hockeysport erreicht hat. Als 15-Jähriger wurde er - per Sondergenehmigung - in die erste Mannschaft seines Heimatvereins TEC Darmstadt aufgenommen. Danach folgte die Berufung ins U21-Nationalteam, für die er sieben Einsätze bestritt. Und dann, im Jahr 1958, der erste Höhepunkt seiner sportlichen Laufbahn: Bodo Schäfer, der quirlige linke Läufer aus dem Südhessischen, wird in den A-Nationalkader berufen. "Das war natürlich eine große Ehre für mich", sagt er bescheiden. "Noch dazu, da zu dieser Zeit der hessische Hockeyverband eigentlich drittklassig war." Doch schon da stach der Darmstädter positiv heraus.

Einmal sorgte er sogar dafür, dass die Hessenauswahl gegen die favorisierten Badener zum Endspiel um den Franz-Schmitz-Pokal nach Berlin reiste - und zwar im Flugzeug. "Ich habe mit dem Verbandschef eine Wette abgeschlossen. Mehr im Spaß hat er gesagt: Wenn ihr heute gewinnt, dann fliegen wir zum Endspiel nach Berlin." Die Hessenauswahl hat tatsächlich gewonnen, weil Bodo Schäfer das Team zum Sieg schoss. Seitdem gilt sein Schuss als "teuerstes Tor für Hessen". Zweimal stand Bodo Schäfer für Deutschland auf dem Rasen. 1958 war das. "Beide Male ging es gegen Frankreich", erinnert er sich genau an seine Auftritte. Beide Male hat Deutschland übrigens gewonnen. Warum es dann mit der Nationalspieler-Karriere zu Ende ging? „Schwer zu sagen", findet Bodo Schäfer. "Die Konkurrenz war groß, und ich konnte nicht immer an den Lehrgängen teilnehmen."

Trauerarbeit ist jedoch die Sache von Bodo Schäfer nicht. Ihn trieb es zu neuen Ufern. 1963 wechselte er zum RRK. "Ich wollte unbedingt auf einem Rasenplatz spielen", begründet er seinen Wechsel von Darmstadt an den Main. Dort ist ihm der Verein schnell zur neuen Heimat geworden. Er gehörte dem Team an, das 1968 und 1971 den deutschen Meistertitel holte. "Eine schöne und prägende Zeit für mich", wie Schäfer sagt. 1973, nach dem verlorenen Endspiel um die deutsche Meisterschaft, beendete Schäfer seine aktive Karriere. Da war er schon 39 - ein stolzes Alter. Nach einigen Jahren in der Seniorenmannschaft des RRK und einem Job als Spielertrainer bei der TSG Darmstadt musste er 1978 den Krummstock endgültig an den Nagel hängen - ein Hüftleiden setzte ihn außer Gefecht.

Trotzdem - Hockey interessiert den Veteranen auch heute noch. Ob er noch mal mitspielen würde, wenn er jünger wäre? "Warum nicht", sagt er, um dann einzuschränken: "Aber ich befürchte, dass es heute viel schwieriger wäre. Der Sport ist viel schneller und technisch versierter geworden. Die machen heute Dinge, die wir damals gar nicht konnten."