Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

Dieser Bereich der "alten RRK-Homepage" im Vintage-Look enthält auch Inhalte wie Berichte von 2000 bis 6/2018,
wie "In memoriam", wie "Über RRK-Mitglieder", wie Links, wie Suchen, wie ... usw.

>>> Zur neuen RRK-Homepage <<<                    >>>Datenschutzerklärung<<<                   >>>Impressum<<<

Archiv

Chronik "Der Klub"

Chronik Hockey

Chronik Rudern

Chronik Tennis

Über RRK-Mitglieder

In memoriam

Links

Suchen

 

Über Mitglieder des RRK (1997)                                  

Björn Emmerling

 

 

 

NATIONALSPIELER BJÖRN EMMERLING

13 Monate und drei Tage
nach dem Atlanta-Malheur endlich wieder aktiv

Von Martin Krieger (aus "Deutsche Hockey Zeitung" vom 21. August 1997)
 

Nach über einem Jahr ist das Ereignis noch so gegenwärtig, dass die Antwort wie aus der Pistole geschossen kommt: "13 Monate und drei Tage", so Björn Emmerling auf die Frage, wann die leidige Angelegenheit denn eigentlich ihren Anfang genommen habe.

Keine Frage, der 14. Juli 1996 wird dem 21 Jahre alten Hockeyspieler des Rüsselsheimer Ruder-Klubs (RRK) wohl noch geraume Zeit im Gedächtnis haften. Denn nach zuvor vier ereignisreichen Monaten, in denen Emmerling quasi von null auf hundert ins 16 Spieler umfassende Aufgebot des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) für die Olympischen Spiele in Atlanta hineingerutscht war, sollte dieser Tag alles verändern − für 13 Monate und drei Tage.

Auch beim DM-Halbfinale am 19. Juli 1997 in Bad Dürkheim blieb Björn Emmerling nur die Rolle des Rüsselsheimer Aushilfscoachs (Daniel Radmann, Björn Emmerling, Holger Klein)

Sechs Tage vor dem ersten Turnierspiel gegen Spanien hatte Bundestrainer Paul Lissek seine Mannschaft zu einer ersten Übungseinheit ins Hockeystadion zu Atlanta einbestellt. Ein ebenso normaler Vorgang wie die Tatsache, dass Björn Emmerling zu einem Sprint nach dem Ball ansetzte. Was dann genau passiert ist, vermag der Sportstudent nicht zu sagen: "Irgendwie habe ich mir das Knie verdreht", so Emmerlings vage Erinnerung. Dem ersten Gedanken, dass es schon nicht so schlimm sein würde, folgte das prompte Anschwellen des Gelenks. "Die Ärzte haben auf Innenmeniskus oder eine Zyste getippt", so Emmerling, der seinen Traum von Olympia wie einen Luftballon zerplatzen sah.

Doch der ehemalige Spieler des GV Gau-Algesheim, der im Alter von 15 Jahren von RRK-Trainer Berti Rauth zu einem Wechsel nach Rüsselsheim überredet worden war, ließ sich nicht so einfach unterkriegen. Im Spiel gegen Pakistan stand er in der Anfangsaufstellung, gegen Argentinien und die USA wurde er eingewechselt. "Gegen die Amis bin ich ausgerutscht, und danach ging nichts mehr", sagt Emmerling, ohne deshalb das Erlebnis Atlanta gänzlich zu verdammen: "Sportlich war es für mich alles andere als schön, aber sonst ein Traum."

Zurück in germanischen Gefilden, war zunächst einmal Urlaub und Ruhe angesagt. Doch als sich nach drei Wochen keine Besserung einstellte, entschloss sich Björn Emmerling am 27. August zu einer Kniespiegelung in Frankfurt − ohne erkennbaren Erfolg. "Als es sieben oder acht Wochen später noch immer nicht besser geworden war, habe ich unabhängig voneinander drei Arzte aufgesucht, die mir bei teilweise abweichenden Diagnosen alle zu einer weiteren Operation an verschiedenen Orten geraten haben", sagt Emmerling. Die Entscheidung, den Eingriff letztendlich Anfang Dezember im Ostseebad Damp 2000 vornehmen zu lassen, beruhte auf einem familiären Band: Alex Straßburg, Orthopäde in Hadamar (bei Limburg), riet als Schwager von Emmerlings Mutter zu Damp und war dort auch bei den beiden unumgänglichen Operationen dabei. Zuerst wurde ein Großteil der entzündeten Gelenkschleimhaut entfernt, danach das ganze noch einmal gespült.

Drei Monate durfte Emmerling das Knie danach nicht belasten, um den inneren Heilungsprozess nicht zu gefährden. Mit den ersten Gehversuchen kamen die Rückschläge: "Das Knie ist oft wieder dick geworden", sagt Emmerling und räumt ein, dass ihn beinahe der Glaube an eine Gesundung verlassen habe: "Zwei, drei Wochen vor der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft in Bad Dürkheim gab es eine Phase, in der ich echt keinen Bock mehr hatte, weil ich irgendwie dachte, dass es nichts mehr wird." Dies unter Umständen auch deshalb, weil der Orthopäde Straßburg Emmerlings Mitwirken im RRK-Team zu diesem Zeitpunkt noch für zu früh erachtet hatte.

Dass sich die Geduld und die Zurückhaltung bei den Anfang März begonnenen Übungen im Olympiastützpunkt Frankfurt für Björn Emmerling gelohnt haben, kann mittlerweile als gesichert gelten. Auch beruflich, denn ohne Praxis lässt sich ein Diplom in Sport schwerlich erwerben. Und: 13 Monate und drei Tage nach dem Malheur in Atlanta zählte der vielseitig verwendbare Mittelfeldspieler am vergangenen Sonntag zur Überraschung vieler erstmals wieder zum Aufgebot des Rüsselsheimer RK. "Ein Riesengefühl, wieder dabei zu sein", sagt Emmerling. Dass er beim Pokalsieg über den Erzrivalen SC Frankfurt 1880 erstmals in einem Spiel drei Treffer − darunter ein Traumtor mit der Rückhand unter die Latte − erzielt hat, darf als gutes Omen gewertet werden. Und da ihm nach dieser Partie so ziemlich alles weh getan habe, nur das so lange lädierte linke Knie nicht, braucht auch das 20. Länderspiel keinesfalls das letzte gewesen sein.