Die Hockeyabteilung des Rüsselsheimer RK muss der Tatsache ins Auge
sehen, dass ein weiteres namhaftes Vereinsmitglied seine Fertigkeiten in
absehbarer Zeit anderweitig einbringt. Nach Eva Hagenbäumer (1998) und Britta
Becker, die seit dieser Feldrunde ebenfalls für einen Hamburger Klub spielt,
zieht es erstmals einen Nationalspieler in die Ferne. Björn Emmerling, der sich
beim Turnier um die Champions Trophy in den Niederlanden in seinem 98.
Länderspiel den Daumen gebrochen und deshalb dem RRK zuletzt in vier
Bundesligapartien gefehlt hatte, wird mit Beginn der Hallenrunde 2000/2001 das
Trikot der Stuttgarter Kickers überstreifen.
Die Entscheidung, in dieser Woche beim Hockey- und Tennis-Club (HTC) eine
Vereinbarung zu unterschreiben, sei ihm nicht leicht gefallen, bekennt
Emmerling. "Hockeymäßig wäre ich am liebsten nicht gewechselt; das Potenzial im RRK ist
zurzeit wirklich stark", sagt der 24 Jahre alte Abwehrspieler. Doch nachdem in
diesem Sommersemester sein Grundstudium der Betriebswirtschaftlehre in Mainz
ende, habe es nur wenige Universitäten gegeben, die die von ihm angestrebte
Spezialisierung in Richtung "internationales Management" anböten.
"Die Kickers sind auf mich zugekommen. Ich wusste gar nicht, dass ich das da
studieren kann", sagt Emmerling. Doch nachdem er sich vergewissert habe, dass
einem Wechsel auf die Universität Hohenheim nichts im Wege steht, habe er sich
"vor etwa vier Wochen entschieden, wobei mich auch das Konzept der Kickers
überzeugt hat". Dank eines vergleichsweise üppigen Sponsorenpools hat es sich
der Bundesligaverein zum Ziel gesetzt, eine nationale und internationale
Spitzenmannschaft im Herrenhockey aufzubauen.
In Rüsselsheim, wo Emmerling seit seinem Wechsel vom SV Gau-Algesheim vor neun
Jahren nachhaltig dazu beigetragen hat, dass der RRK spätestens seit dem Einzug
ins deutsche Hallenfinale im vergangenen Februar wieder zu den ersten Adressen
gehört, ist die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis genommen worden. "Ein
großer Verlust für uns, keine Frage", sagt Kai Stieglitz. "Aber", so der gefasst
wirkende RRK-Trainer, "wir betreiben Amateursport. Und da kann man bei
beruflichen Dingen keinem Steine in den Weg legen". Darüber hinaus glaubt der
Übungsleiter nicht, dass die Mannschaft ohne Björn Emmerling gravierend
schlechter sein wird. "Jetzt bekommen andere speziell in der Halle mehr
Spielanteile und können sich weiterentwickeln. Und auf dem Feld haben wir vor
zwei Wochen auch ohne den Björn beim Tabellenersten gewonnen", sagt Stieglitz.
Dennoch braucht am Untermain wohl niemand Sorge haben, dass sich der Libero
nicht bis zuletzt voll für den RRK einsetzen wird. "Ich will unbedingt erst Ende
Oktober bei der Feldendrunde in Mainz meinen Ausstand geben", sagt Emmerling.
Verständlich, denn so schnell wird er seine bisherigen Mitspieler dann nicht
wieder sehen. In der Halle sind die Stuttgarter in die Zweite Liga abgestiegen.
"Und das", findet einer der herausragenden Spieler der vergangenen Hallenrunde,
"ist wirklich blöd."