Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Über Mitglieder des RRK (1993)                                          

Berthold Rauth


"Motivation und Siegeswillen trainieren"

Das Gespräch führte Peter Penders (aus "FAZ" vom 24.02.1993)
 

Nach den Leistungen in der Vorrunde waren die Rüsselsheimer Hockeydamen Favorit im Europapokalendspiel. Das Finale ging aber 3:6 gegen den Berliner HC verloren. Haben Sie geblufft, weil am Wochenende die sportlich wertvollere deutsche Endrunde gespielt wird und der Gegner wieder Berlin heißen könnte?

Berti Rauth ist hauptamtlicher Hockeytrainer des Rüsselsheimer RK. Der ehemalige Bundesligaspieler baute die Damenmannschaft über eine konstante Jugendarbeit auf. Mit Erfolg: Die RRK-Damen wurden zuletzt deutscher Feldmeister, davor je zweimal Hallenmeister und Hallen-Europapokalsieger. Diesen europäischen Titel konnten die Rüsselsheimerinnen am vergangenen Wochenende nicht verteidigen. Das nächste Großereignis folgt aber sogleich. In Bonn steht am Samstag und Sonntag die deutsche Endrunde auf dem Programm.

Mit einem solchen Titel zu bluffen wäre als Pfand etwas zu hoch gegriffen. Dafür ist die Vermarktungsmöglichkeit zu reizvoll. Wir haben Berlin taktisch vielleicht etwas überinterpretiert und eine gewisse Scheu gezeigt. Der BHC hingegen wäre fast in der Vorrunde gescheitert und hat dann im Endspiel rotzfrech aufgespielt. Außerdem kommt hinzu, daß es für unsere Nationalspielerinnen das siebte Großereignis in einem Jahr war, von der letzten Hallenendrunde und dem Europapokal, der Champions Trophy, den Olympischen Spielen, dem Halbfinale und dem Gewinn der Feldmeisterschaft bis zur Bundesligarunde. Diese Überspieltheit äußert sich dann in kreativen Schwächen.

Das deutsche Hallenendspiel im vergangenen Jahr und der Europapokal gingen gegen den gleichen Gegner verloren. Ist der Berliner HC der Angstgegner?

Das wäre eine Fehlinterpretation. Wir können nicht jede Mannschaft, die gegen uns gewinnen kann, zum Angstgegner hochpuschen. Sei es Leverkusen, Braunschweig, der BHC oder die Eintracht - es gibt eben Gegner, die gutes Hockey spielen. Zum BHC muß man sagen, daß die Mannschaft derzeit die beste deutsche Hallenmannschaft ist. Ob das auch reicht, um deutscher Meister zu werden, ist eine andere Sache. Die Berlinerinnen waren hochmotiviert, zudem hatten wir nach der Vorrunde die Favoritenposition. Nun ist es umgekehrt, der BHC muß den Titel verteidigen, und wir greifen an.

Welche Lehren können Sie aus dem Europapokal ziehen?

Ich habe das Finale natürlich auf Video studiert und viele Erkenntnisse gewonnen. Aber es geht mehr darum, was ich realistisch noch vermitteln kann, weniger darum, was ich objektiv alles erkannt habe. Das Training wird mehr in Richtung Motivation und Siegeswille zielen.

Kritiker bescheinigen dem Rüsselsheimer Spiel, daß es zu sehr auf Nationalspielerin Britta Becker abgestellt sei. Ist der RRK so einfach zu durchschauen?

Das Problem ist anders gelagert. Wir haben zu selten Spiele, in denen es dem Gegner gelingt, unseren Aufbau so wirkungsvoll zu stören. Nun haben wir den Fall erlebt und konnten uns im Grunde gut darauf einstellen. Wir haben taktisch wesentlich besser gespielt als bei der Niederlage im deutschen Endspiel. Die taktischen Lösungen kennen wir, leider waren wir nicht in der Lage, dies alles umzusetzen. Das kann am Wochenende völlig anders aussehen.

Sind Rüsselsheim und Berlin am Sonntag wieder Gegner im Finale?

Davon geht jeder aus, und das ist gefährlich genug. Unser Gegner Klipper Hamburg ist im Vergleich zum Vorjahr wesentlich besser geworden. Aber auch der BHC wird seine Probleme im Halbfinale bekommen. Eintracht Frankfurt spielt die beste Raumdeckung in Deutschland. So etwas ist Berlin im Norden nicht gewohnt. Das ist eine ähnliche Ausgangsstellung wie für uns im Europapokalfinale.

Die Rüsselsheimer Damen waren in den vergangenen Jahren bei allen Großereignissen im Vereinshockey dabei. Sind die Erfolge für den Verein noch finanzierbar?

Wir müssen bei unserer Vermarktung sicherlich noch einiges verbessern. Leider ist mit dem Europapokaltitel nun natürlich eine Sonderprämie vom Hauptsponsor futsch. Aber unser Etat ist nicht so brutal aufgestellt, daß wir Gelder einspielen müssen. Unser Spielbetrieb ist sichergestellt, und im Vergleich zu anderen Sportarten fallen ja auch Spielergehälter weg. Noch können wir alle Mannschaften, auch in der Jugend, ohne Eigenbeteiligung zu allen Endrunden schicken. Vielleicht müssen wir da demnächst etwas ändern.

Die große Tradition des Rüsselsheimer Hockeys basiert auf den Erfolgen der Herren in den siebziger Jahren mit den Olympiasiegern Peter Kraus, Rainer Seifert und Fritz Schmidt. Inzwischen trainieren Sie auch die Herren. Wann sind Sie dort so erfolgreich wie bei den Damen?

Die Situation ist besser, als sie die Öffentlichkeit wahrnimmt. Wir sind vor zwei Jahren noch mit einer anderen Generation aus der Bundesliga abgestiegen. Inzwischen haben wir eine sehr junge Mannschaft, die sich in der Zweiten Liga gehalten hat. Mittelfristig werden wir wieder in die Bundesliga kommen. Wenn der Umbruch vorbei ist, haben wir eine hervorragende Mannschaft. Dann werde ich mich auf jedes Herrenspiel freuen.