Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Berthold Rauth

Hockeyfanatiker Rauth erreicht seine Grenze

"Das dirigistische RRK-System hat verloren"

Von Ulrich Fey (aus "FAZ" vom 24.02.1992)
 

BRAUNSCHWEIG. Das Erfolgssystem hat versagt. Statt, wie erwartet, jubelnd den blauen Meisterschaftswimpel entgegenzunehmen, schauten die Spielerinnen des Rüsselsheimer RK mit Tränen in den Augen zu, wie der neue deutsche Meister im Hallenhockey geehrt wurde. Nicht der Titelverteidiger und Europapokalsieger, sondern der Außenseiter Berliner HC hatte vor 1.000 Zuschauern in der Braunschweiger Tunicahalle gewonnen. Und: Der 5:3-Sieg gelang verdientermaßen der besseren Mannschaft. Erfolgstrainer Berti Rauth verfolgte die Siegerehrung mit versteinerter Miene. Er hatte die Fehlerquellen der Niederlage schon ausgemacht: In der nervösen Anfangsphase der Partie hatte Britta Becker zwei Strafecken nicht nutzen können, während die Berlinerinnen in gleicher Situation zweimal erfolgreich waren. "Diesen Rückstand haben wir bis zum Schluß mit durchgeschleppt", bekannte Berti Rauth enttäuscht. Der Trainer sparte auch nicht damit, seinen Spielerinnen Vorwürfe zu machen. Die eine habe zu früh die Nerven verloren, die andere nie zur Ruhe gefunden, die dritte zu viele Fehler gemacht. Zudem seien falsche Schiedsrichterentscheidungen zu "dramatischen" Zeitpunkten getroffen worden.

Zum Kern drang der 33 Jahre alte Trainer allerdings nicht vor. Rauth stellte zwar "unheimlich stereotype" Handlungsweisen bei seinen Spielerinnen fest und nicht eingehaltene Absprachen über Spielvarianten, wies ein Versagen seinerseits aber von sich. Sein Kollege beim RTHC Leverkusen, Rüdiger Hänel, der auch die Nationalmannschaft betreut, sah das völlig anders. Hänel, ein leidenschaftlicher Verfechter der Kreativität und Selbstverantwortung im Damenhockey, stellte nur lakonisch fest: "Man hat deutlich gesehen, daß das dirigistische System verloren hat." Rauth, der fundamentalen Anteil am steilen Aufstieg des Rüsselsheimer Damenhockeys hat, gerät mit seiner Spielauffassung immer mehr in die Enge. Der Hockeyfanatiker, der seine Spielerinnen von Kindesbeinen an auf sein Spielsystem und seine dominante Rolle darin getrimmt hat, will nicht die Grenzen seines Systems erkennen. Zu lange war der Rüsselsheimer RK in der Bundesliga überlegen, als daß Grundsatzüberlegungen anzustellen gewesen wären. Diese Phase ist nun beendet.

Das Finale der deutschen Hallenhockey-Meisterschaft von Braunschweig machte die Schwäche der Rüsselsheimerinnen deutlich: Wenn die Mannschaft unter Druck gerät, verläßt sie sich auf Bewährtes, unabhängig ob der Gegner dies längst erkannt hat oder nicht. Und die Berlinerinnen hatten sich bestens auf ihren Gegner eingestellt. Jeder Abschlag wurde beim Rüsselsheimer RK in bekannter Manier ausgeführt - jedesmal geriet der Meister vergangener Tage sofort unter Druck. Immer wieder wurde der Ball über die rechte Seite nach vorne gespielt - wie von den Berliner Spielerinnen erwartet. "Links gibt es beim RRK nur sehr selten", sagte Tanja Dickenscheid nach dem Spiel enttäuscht. Die Nationalspielerin war die Beste in ihrer Mannschaft und die einzige der Rüsselsheimer Führungskräfte, die nie den Glauben an einen Sieg verloren hatte.

Jungstar Britta Becker war überfordert und resignierte früh, Eva Hagenbäumer kämpfte mit dem Mute der Verzweiflung und verlor dabei die Übersicht, Torhüterin Bianca Weiß reagierte meist exzellent, nur in den entscheidenden Situationen grundverkehrt: Um die Stärke der Rüsselsheimer Torhüterin wissend, hatten sich die Berlinerinnen bei Strafecken nie für den direkten Torschuß, sondern immer für das Abspiel entschieden. Jedesmal lief Bianca Weiß auf die vermeintliche Schützin und ins Leere, dreimal war Silke Wehrmeister erfolgreich. "Bianca hat sich nach Ansicht der Videos so entschieden, doch das war mit Sicherheit ein Fehler", sagte Trainer Rauth das Spielgeschehen analysierend. Die Entscheidung während des Spiels zu überdenken waren weder Torhüterin noch Trainer in der Lage. Doch das war ja kein Einzelfall. "Wir spielen immer so und sind deshalb leicht auszurechnen", sagte Tanja Dickenscheid zutreffend. In der Halbzeit habe man sich eingeredet, den zweiten Durchgang mehr "mit Kopf zu spielen. Es ist nicht gelungen. In der Zukunft wird geistige Stärke aber noch mehr gefordert sein als in Braunschweig.

Erste Hessenmeisterschaft für Berti Rauth als Trainer mit den Mädchen des RRK 1978 in der Halle (Trainer Berti Rauth, Bianca Weiß, Kerstin Strubl, Susanne Böhm, Anke Wild, Beate Bemmert, Sibille Reichmann, Monika Reichmann, Petra Moritz und Jugendleiter Erich Hund)