Rüsselsheimer Ruder-Klub 08 "Archiv und Chronik"

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Berthold Rauth

Aus "Main-Spitze" vom 04.09.2000:

Sieben RRK-Mitglieder in Sydney am Ball

Hockey-Bundestrainer Rauth ist zuversichtlich

RRK-Olympiafahrer: Berti Rauth, Oliver Domke, Christopher Reitz, Tanja Dickenscheid, Friederike Barth und Denise Klecker (Björn Emmerling verhindert) bei der Verabschiedung im "Bootshaus"

tag. - Es ist etwas ganz Besonderes und doch wird es lokal kaum mehr wahrgenommen: Drei RRK-Hockeyspielerinnen und ebenso viele Spieler, dazu Damen-Bundestrainer Berti Rauth, reisen Mitte dieser Woche nach Sydney, nehmen an den Olympischen Sommerspielen teil. Aber es ist eben auch längst nichts Ungewöhnliches mehr, denn der Ruder-Klub wusste sich an der Spitze immer schon recht gut zu behaupten. Besonders hervorzuheben bleibt jedoch, dass die Opelstadt bereits zum zweiten Mal das größte Kontingent in den beiden Auswahlen des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) stellen kann.

Denise Klecker, Tanja Dickenscheid und Friederike Barth, dazu Björn Emmerling, Oliver Domke sowie Christopher Reitz - sie alle wurden am Freitagabend im RRK-Vereinsheim "Bootshaus" mit den besten Wünschen von der Abteilungsleitung verabschiedet. Dickenscheid und Reitz sind sogar schon zum dritten Mal hintereinander dabei und brachten 1992 aus Barcelona Gold und Silber mit nach Hause.

Bundestrainer Berti Rauth gab vor Ort einen Stimmungsbericht ab: Trotz hohen Drucks überwiege momentan die Motivation, so sein zuversichtliches Resümee. Man habe auf jeden Fall mehr Lust zu gewinnen als Angst zu verlieren. Soviel Zuversicht kommt natürlich nicht von Ungefähr; beispielsweise, so Rauth, sei das verlorene Europameisterschaftsfinale ein großer Pluspunkt gewesen. Das Team musste zwar in ein Qualifikationsturnier gehen, letztlich jedoch habe man durch diesen Härtetest die beste Vorbereitung für die Begegnungen in Australien gehabt.

Wenn Rauth sich auf den schwankenden Pfad von Platzierungsprognosen begibt, so sieht er an der Spitze Weltmeister Australien, gefolgt von den Niederländerinnen. Dahinter sieht er eine Gruppe aus fünf Nationen, zu denen er auch Deutschland zählt. Ausschlaggebend sei aber ganz klar die Tagesform. Zudem habe die Erfahrung wiederholt gezeigt, dass man gegen die Weltspitze stets immer auch eine Chance habe.


Berti Rauth - Motivations-Künstler vom Untermain

Seine Hockey-Damen zählen zum Kreis der Medaillenkandidaten

Von Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 13.09.2000)

Die Liste der Erfolge, die seiner Handschrift tragen, ist beeindruckend: 21 Titel in verschiedenen nationalen und europäischen Wettbewerben hat der Hockeylehrer Berti Rauth mit dem Damenteam des Rüsselsheimer RK seit 1990 eingeheimst. Entsprechend konnten die Verantwortlichen im Deutschen Hockey-Bund (DHB) bei der Suche nach einem neuen Bundestrainer den Motivationskünstler vom Untermain 1995 schwerlich übergehen. Und obwohl der 41 Jahre alte Coach - mit Ausnahme zweier eher unbedeutender EM-Triumphe in der Halle - seine Titelflut im Verein noch nicht auf das Nationalteam übertragen hat, sind die DHB-Oberen guter Hoffnung, dass Rauth nicht wie vor vier Jahren aus Atlanta (6.) mit leeren Händen aus Sydney zurück kommt.

"Wollen so weit wie möglich kommen"

Als WM-Dritter und EM-Zweiter wird die 16-köpfige DHB-Auswahl zum Kreis der Medaillenkandidaten gezählt. Zumal bei der Champions Trophy im Juni Weltmeister Australien besiegt worden ist. "Wir wollen so weit wie möglich kommen, wissen aber, dass wir uns alles schwer erarbeiten müssen", sagt Rauth. Aufgrund der kniffligen Gruppengegner und einem harten Turniermodus mit Vor-, Zwischenrunde und Platzierungsspielen hält es der ehrgeizige Bundestrainer für angebracht, den Ball flach zu halten: "Australien und die Niederlande sind die Favoriten fürs Finale. Dahinter folgt eine Gruppe mit fünf Teams, zu denen auch wir gehören".

Eröffnungsfeier Sydney 15.09.2000

"Nur die Naiven nehmen alles mit"

Um den Turnierstart gegen Neuseeland nicht zu gefährden, ist die Eröffnungsfeier für seine Spielerinnen tabu. "Nur die Naiven nehmen alles mit und gewinnen nichts", so Rauths vielsagende Begründung.


"Wenigstens nicht Letzter werden"

Nach dem verpassten Einzug in die Finalrunde sitzt die Enttäuschung bei den Hockeydamen und Berti Rauth ganz tief

Von Uli Meyer (aus "Main-Spitze" vom 25.09.2000)

Berti Rauth hat in seinen 30 Jahren Hockey schon einiges erlebt. Aber was dem Rüsselsheimer Trainer des deutschen Damen-Nationalteams in Sydney widerfuhr, ist ihm auf den Magen geschlagen. Statt wie erwartet um die olympischen Medaillen mitzuspielen, verpasste die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes den Einzug in die Runde der besten Sechs. Heute geht es in der Platzierungsrunde gegen Südkorea. Der Sieger spielt am Mittwoch um Platz 7. "Ich will wenigstens nicht Letzter werden", hat der "sehr enttäuschte" Rauth seine Ziele kräftig zurückgeschraubt.

Der Rüsselsheimer sieht beim olympischen Hockeyturnier 2000 in einem Maße "Dinge auf den Kopf gestellt", wie nicht nur er dies vorher kaum ahnen konnte. China und Neuseeland, die im Damenhockey bislang keine nennenswerten Platzierungen erreichten, ließen in der Vorrunde überraschend die Rauth-Schützlinge hinter sich, und als es am Freitag im entscheidenden Spiel um den Einzug in die Endrunde ging, schlug einmal mehr der deutsche Holland-Komplex zu. In wichtigen Spielen haben die Niederländerinnen schon seit Jahren stets die Nase vorne. Diesmal reichte ein 2:2, um Deutschland aus dem Rennen zu werfen.

Denise Klecker ist dafür bekannt, nach sportlichen Rückschlägen bald wieder lächeln zu können. In Sydney bedurfte es dazu längerer Zeit. Die Verteidigerin vom RRK war gerade im Spiel gegen die Niederlande zeitweise völlig von der Rolle und durch einen bösen Schnitzer am Zustandekommen des Tores zum 1:2 beteiligt. Als dann auch ihre vielgeübten Strafecken nicht funktionierten, war es um die gute Laune der 28jährigen geschehen.

Die Gesichter sprechen für sich: Britta Becker und Berti Rauth nach dem Unentschieden gegen die Niederlande, das nicht zum Einzug in die Finalrunde ausreichte.

RRK-Teamkollegin Friederike Barth ersetzte Klecker zeitweise auf der rechten Seite und kam in den anderen Spielen zu gelegentlichen Kurzeinsätzen im Mittelfeld. Eine Großschuld am deutschen Ausscheiden trug die 25jährige nicht, allerdings konnte sie sich mit ihren Leistungen auch nicht für längere Einsatzzeiten empfehlen.

Waren Klecker und Barth olympische Neulinge, so erlebt Tanja Dickenscheid in Sydney bereits ihre dritten Spiele. Den Abschluss ihrer internationalen Karriere hatte sie sich wohl anders vorgestellt. "Wir sind alle ziemlich deprimiert", brachte die 31jährige nach dem Ausscheiden noch hervor. Selbstkritisch merkte die erfahrenste RRK-Nationalspielerin an, "dass wir viel zu ängstlich und passiv gespielt haben. Da hätte gerade von den Älteren mehr kommen müssen."

Tanja Dickenscheid hat mit diesen Worten wohl auch ihre langjährige Vereinskameradin Britta Becker eingeschlossen. Die gebürtige Rüsselsheimerin, die seit einem knappen Jahr in Hamburg wohnt, konnte in Sydney nur selten an frühere Glanzleistungen anknüpfen. Von ihrer spielgestaltenden Position im zentralen Mittelfeld gingen zu wenige Impulse aus. Dass die 27jährige ab dem zweiten Spiel mit Bronchitis und Fieber zu kämpfen hatte, darf als Entschuldigung gelten, ihrem Ruf als Weltklassespielerin blieb Becker in Sydney aber vieles schuldig. "Dabei haben wir im Vorfeld so viel gearbeitet wie noch nie zuvor", konnte die deutsche Rekordnationalspielerin den Misserfolg nicht verstehen. "Vielleicht haben wir in den zurückliegenden Jahren, speziell mit dem Olympiasilber 1992, unser Glück schon aufgebraucht. Hier hat es uns jedenfalls total gefehlt." Und irgendwie schien Becker, die wohl weitermachen wird, ein Dejavu-Erlebnis zu haben: "Vor zehn Jahren ging es uns an gleicher Stelle nicht anders. Da haben wir bei der WM in Sydney auch hauchdünn das Halbfinale verpasst und sind dann nur Achter geworden." Ob es wieder Platz acht wird, wird sich zeigen. Fest steht bereits, dass es die schlechteste Platzierung einer deutschen Damenhockeymannschaft bei einem olympischen Turnier sein wird. Zu zwei Silbermedaillen (1984 und 1992) kamen noch die Plätze fünf (1988) und sechs (1996).

Für gewöhnlich rollen nach solchen Abstürzen Köpfe, meist die der Trainer. "Wir sind aber nicht beim Fußball", sagt Christoph Wüterich. Der DHB-Präsident aus Stuttgart steht trotz der enttäuschenden Platzierung der Damen weiterhin zu seinem Bundestrainer: "Rauth und der gesamte Trainerstab haben eine Toparbeit geleistet." Freilich musste auch der Verbandschef feststellen, "dass unsere Mannschaft hier leider nicht das gebracht hat, was sie bei den letzten großen Turnieren, insbesondere der Champions Trophy zeigte." Der für den Leistungssport zuständige DHB-Vize Joachim Hürter verlangt von Rauth ein "schlüssiges Konzept", wie man möglichst bald wieder in die Weltspitze zurückfindet.

Das allerdings könnte in der Tat schwer werden. Herausragende Talente gibt es zur Zeit fast nur auf männlicher Seite. Und durch das Verpassen der Top-Sechs droht dem DHB die Kürzung der staatlichen Förderung für den weiblichen Bereich. Wie die Wüterich-Vorgabe, "in Zukunft mehr tun zu müssen", um weiterhin mit dem sich ständig weiter entwickelnden Weltniveau im Damenbereich mithalten zu können, dann umgesetzt werden kann, steht völlig in den Sternen. Und ob Berti Rauth überhaupt selbst noch will? Nach dem 1:2 gegen China stellte er fest: "Wenn diese asiatischen Profis jetzt auch noch über unsere Erfahrung verfügen, dann haben wir in Zukunft wohl keine Chance mehr." Da klang viel Resignation mit.


"Mehr verdient gehabt"

Nach 189 Länderspielen ist für Tanja Dickenscheid international Schluss

Von Uli Meyer (aus "Main-Spitze" vom 28.09.2000)

Dieser Abschluss stimmte versöhnlich. Die deutschen Hockeydamen gewannen in Sydney das Spiel um Platz 7 hochverdient 2:0 gegen Großbritannien. Gegen einen Gegner, der im Vorfeld des olympischen Turniers ebenso wie Deutschland zu den Medaillenkandidaten gezählt wurde, bot die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) ihre beste Turnierleistung. Und: der Abschlussplatz sichert automatisch das Startrecht bei der WM 2002. Immerhin.

"Das ist ein Ende mit lachendem und weinendem Auge", sagt Tanja Dickenscheid vom Rüsselsheimer RK und deutete das zwiespältige Gefühl an, das nicht nur sie beschäftigt. "Gerade diese letzte Partie hat gezeigt, dass wir es verdient gehabt hätten, weiter vorne mitzuspielen. Ein verlorenes Spiel hat letztlich alles kaputt gemacht", erinnert sich Dickenscheid ungern an die schwache Leistung beim 1:2 gegen China.

Für die Mannschaft sei es sehr schwer gewesen, sich danach noch für die Platzierungsspiele zu motivieren, gibt die 31-Jährige zu. Um so erfreuter war sie dann, dass es doch noch geklappt hat und zwei Siege über Südkorea (3:2 nach Verlängerung) und Großbritannien heraus sprangen. Denn für Dickenscheid war es nach 189 Länderspielen der letzte Auftritt im Nationaltrikot. "Dass ich international Schluss mache, habe ich schon vor den Spielen gesagt. Das war auch völlig unabhängig vom Ausgang des Turniers". Bereut hat sie es nicht, nach eineinhalb Jahren Pause in die Nationalmannschaft zurückzukehren und trotz Einstieg in das Berufsleben das umfangreiche Vorbreitungsprogramm auf die Olympischen Spiele fast ohne Abstriche mitzumachen. "Das war kein Fehler; ich würde es immer wieder tun und bereue nichts", sagte die Diplom-Biologin trotz der enttäuschenden Sydney-Platzierung.

Mitfühlen konnte Tanja Dickenscheid auch mit ihren RRK-Vereinskollegen Christopher Reitz, Björn Emmerling und Oliver Domke, die mit den DHB-Herren unmittelbar vor dem Einzug ins Halbfinale standen und dann überraschend doch noch scheiterten. "Was hier passierte, ist eine Katastrophe für das deutsche Hockey", sagt Tanja Dickenscheid, die schon bessere Zeiten erlebt hat. 1992 gewann sie in Barcelona olympisches Silber, doch vier Jahre später war Atlanta mit Platz 6 schon eine Enttäuschung. "Das waren auch sonst eher magere Spiele im Vergleich zu Sydney, das von der ganzen Veranstaltung her viel bessere Bedingungen für uns Sportler bot und insgesamt ein tolles Erlebnis war", so die dreifache Olympiateilnehmerin. Dennoch wird sie - im Gegensatz zur ihren aktuellen (Denise Klecker und Friederike Barth) und früheren (Britta Becker) RRK-Mitstreiterinnen - schon einen Tag vor der Schlussfeier am Samstag im Flugzeug sitzen. Warum: "Damit ich am Montag ganz normal arbeiten gehen kann".


"Turnier seriös analysieren"

Berti Rauth lernt in zwei olympischen Wochen mehr als in 25 Jahren

Von Uli Meyer (aus "Main-Spitze" vom 29.09.2000)

Drei Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage: Die statistische Bestandsaufnahme der deutschen Hockeyspielerinnen in Sydney fällt positiv aus. Doch unter dem Strich steht mit dem siebten Rang im Abschlussklassement die schlechteste Platzierung einer Damenauswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) bei olympischen Turnieren zu Buche. Für dieses Abschneiden mit verantwortlich wird natürlich auch der Bundestrainer gemacht - Berti Rauth.

Ob auch er in Zukunft beim DHB „ganz normal" weiterarbeiten kann, weiß der langjährige Erfolgscoach des Rüsselsheimer RK derzeit noch nicht. Er ist sich sehr wohl darüber im Klaren, dass seine Position nach der äußerst mageren Platzierung von Sydney umstritten ist. Dass das größte deutsche Boulevardblatt bereits seinen Rauswurf gefordert hat, lässt den 41-jährigen aber eher kalt: "Ist doch klar, dass die so etwas schreiben müssen. Ich aber bin an einer seriösen Analyse des Turniers interessiert. Und genau das werden wir zusammen mit den Verantwortlichen des DHB in aller Ausführlichkeit und Offenheit auch machen".

Allerdings gab Rauth, dessen Vertrag beim DHB zum Ende des Jahres ausläuft, zu, unmittelbar nach dem Ausscheiden in der Vorrunde an persönliche Konsequenzen gedacht zu haben. Die beiden Spiele in der Platzierungsrunde habe er zur Nagelprobe erklärt: "Innerlich habe ich gedacht: Wenn die Mannschaft jetzt keinen Bock mehr hat und sich nicht mehr von mir führen lässt, dann habe ich hier auch nichts mehr zu suchen". Das Team indes gab die Antwort auf dem Platz - mit zwei guten Leistungen gegen Südkorea (3:2) und Großbritannien (2:0). Und entsprechend stolz war der Bundestrainer nach dem Sieg im Spiel um Platz sieben: „Das Team hat unheimlichen Charakter gezeigt und sich das verlorene Selbstwertgefühl sportlich ein Stück weit zurück erkämpft".

Dass die Leistungen in der Trostrunde freilich nicht ausgereicht hätten, den Topfavoriten Australien zu schlagen, hat in Sydney auch Rauth eingesehen: "Die australische Mannschaft spielt hier so überlegen, dass sie über Dinge wie Glück, Zufall oder Schiedsrichterentscheidungen erhaben ist. Für alle anderen Mannschaften - und das gilt auch für die Herren - war es ein Zitterturnier, bei dem in ganz wenigen Momenten die Entscheidungen gefallen sind". Das gleiche Turnier, zwei Wochen später noch einmal ausgetragen, könne daher bis auf Australiens Dominanz "einen völlig anderen Ausgang nehmen", mutmaßt Rauth und verweist auf die enorme Ausgeglichenheit des Feldes. Diesmal waren seine Schützlinge mit Rang sieben die Angeschmierten. Aber Rauth wäre nicht Rauth, wenn er aus dieser bitteren Erkenntnis nichts für sich mitnehmen würde: "Ich habe hier in zwei Wochen mehr über unseren Sport gelernt als in 25 Jahren zuvor".


Nachgefragt bei ...

Tanja Dickenscheid (Rüsselsheimer RK)

Das Gespräch führte Martin Krieger (aus "Main-Spitze" vom 03.10.2000)

Main-Spitze: Sie sind als Erste der acht heimischen Olympioniken aus Sydney zurückgekehrt und am Montag um 8.30 Uhr brav zur Arbeit gegangen. Wie war's beim dritten Mal?

Dickenscheid: Obwohl es sportlich katastrophal für uns gelaufen ist waren das tolle Spiele. Das olympische Dorf war schöner als in Barcelona oder Atlanta. Stimmung und Atmosphäre dort waren einmalig, da es viel mehr Kontakte zu anderen Sportlern gab.

Main-Spitze: Woran hat es denn dann gelegen, dass es auf dem Hockeyplatz noch schlechter gelaufen ist, als vor vier Jahren?

Dickenscheid: Wenn ich das so genau wüsste. Jedenfalls waren wir unfähig, das zu zeigen, was wir wirklich können und hatten insgesamt zu wenig Selbstvertrauen. Aber ich denke auch, dass der Erwartungsdruck sehr hoch war. Wenn man sich vor Augen hält, wie dicht alle zehn Teams leistungsmäßig zusammen liegen, habe ich mich schon gewundert, wie oft im Vorfeld - auch innerhalb unserer Mannschaft - von einer Medaille gesprochen wurde.

Main-Spitze: Waren Sie mit Ihren Leistungen zum Abschluss der internationalen Karriere zufrieden?

Dickenscheid: In den ersten drei Spielen eigentlich schon, wobei ich das Gefühl hatte, ich hätte etwas mehr für die Offensive tun können. Als wir ausgeschieden waren, sind alle vom Kopf her freier gewesen. Es hat auf alle Fälle noch 'mal totalen Spaß gemacht, denn so ein homogenes Team hatten wir selten.

Main-Spitze: Berti Rauth ist in Sydney heftig angegriffen worden. Wird er Bundestrainer bleiben?

Dickenscheid: Ich denke schon. Der krassen Kritik haben wir jedenfalls relativ wenig Bedeutung beigemessen. Da haben sich Leute geäußert, die gar nicht wissen, wie's im Damenteam zugeht.


Aus "Main-Spitze" vom 04.11.2000:

"Scheidung" perfekt

DHB verlängert den Vertrag mit Rauth nicht

Beim Deutschen Hockey-Bund (DHB) ist die Trainer-Rotation in vollem Gange. Vier Wochen nach der Enttäuschung von Sydney bestätigte der bei Olympia leer ausgegangene Verband am Freitag auch offiziell die Trennung von Damentrainer Berti Rauth. Doch der DHB plant sogar den totalen Neuanfang: Denn nach gesicherten dpa-Informationen steht auch Herren-Coach Paul Lissek nach Platz fünf in Sydney vor dem Aus.

"Das von Berti Rauth vorgestellte Zukunftskonzept einer Vollzeit-Beschäftigung mit der Auswahl ist gut. Es lässt sich meines Erachtens aber nicht umsetzen", erklärte DHB-Chef Christoph Wüterich die einvernehmliche Trennung von Rauth mit Ablauf des Vertrages zum 31. Januar 2001. Zuvor hatte sich der DHB mit Rauth verständigt, der seit August 1995 als Nachfolger Rüdiger Hänels mit weit mäßigerem Erfolg als als Vereins-Coach (über 20 Titel in 22 Jahren beim Rüsselsheimer RK) auch die DHB-Damen betreut hatte. Zweiten Rängen bei den Champions Trophys 1997 und 2000 sowie WM-Bronze 1998 standen Rückschläge bei Olympia in Atlanta (6.) und Sydney (7.) gegenüber. "Berti hat gute Arbeit geleistet und unser Damen-Hockey weiter gebracht. Der Beschluss ist aber auch perspektivisch zu sehen", so Wüterich. Rauth habe die neue Konzeption mit hohem Zeitaufwand als "nicht leistbar" angesehen.

Rauth hält den gewählten Weg für gefährlich und falsch. "So viel Potenzial auf einmal darf man nicht wegschmeißen. Wenn auch Lissek in die Wüste geschickt wird und der Nachfolger irgendwann mal geht, dann kommt nichts mehr und man wird schwächer", warnt er. Als neuen Damen-Coach wünscht er sich einen von jenen, die schon immer alles besser wussten: "Jetzt sollen die Schlausprecher zeigen, was sie können."


Aus "Main-Spitze" vom 04.11.2000:

Was kommt nach Rauth?

Hans-Jürgen Schlicht zum Hockey-Bund

Auch in der Randsportart Hockey ist der Trainer das schwächste Glied in der Kette. Weil sich seine Damen in Sydney einen Moment der Unaufmerksamkeit leisteten und durch die 1:2-Niederlage gegen China die Medaillenrunde verpassten, muss Bundestrainer Berti Rauth seinen Hut nehmen. Und weil der Deutsche Hockey-Bund gerade dabei ist, klar Schiff zu machen, soll wohl auch Herrencoach Paul Lissek von Bord gehen. Was aber kommt nach dem Rüsselsheimer Rauth und dem Limburger Lissek? Der DHB muss sich darüber im Klaren sein, dass er mit der Professionalisierung anderer Nationen nicht mithalten kann. Dafür fehlen der Führungscrew um Präsident Wüterich die finanziellen Mittel. Und noch eines darf nicht vergessen werden: Hockey ist bei den Sportfans hierzulande nur dritte Wahl. Dass zum Beispiel die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft in Mainz den Fernsehanstalten keine einzige Sendesekunde wert war, sagt alles über den Stellenwert dieser Sportart. Nur alle vier Jahren, wenn es um olympische Medaillen geht, rückt sie in den Blickpunkt. Eigentlich schade, denn das Spiel mit Krummstock und Ball kann so attraktiv sein.


Aus "Main-Spitze" vom 04.11.2000:

Wie sieht Rauths Zukunft beim Ruder-Klub aus?

sl. - Ein sicherlich enttäuschender siebter Platz bei den Olympischen Spielen in Sydney, verbunden mit dem schwerwiegenden Verlust der finanziellen Optimalförderung durch den Bund, schon sind Erfolge vergessen, wird einem Bundestrainer das Vertrauen entzogen. So teilte der Deutsche Hockey-Bund (DHB) am Freitag mit, was sich bereits abgezeichnet hatte: Der DHB wird den am 31. Januar auslaufenden Vertrag mit Berti Rauth nicht verlängern. Rauth nimmt die Verbandsentscheidung durchaus mit gemischten Gefühlen auf. Einerseits wirkt Rauth deprimiert: "Was ich dem deutschen Hockey in den vergangenen fünf Jahren gegeben habe, ist nicht wenig." Doch er gewinnt der Entscheidung auch eine positive Seite ab: "Als Vereinstrainer ist man nicht diesem Stress und Erwartungsdruck ausgesetzt."

Womit Rauth das Stichwort liefert. Wie sieht seine Zukunft beim Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) aus, nach dem ihm auch eine Verdienstquelle verloren gegangen ist. "In der Hallenbundesliga-Saison werde ich natürlich weiter das Damenteam betreuen", so Rauth, der für die Zeit danach, einen mittelfristigen Vertrag anstrebt. Dieser solle einer intensiveren Tätigkeit Rechnung tragen. Denn neben den Damen will sich der 42-Jährige wieder um den gesamten Nachwuchs kümmern. "Ich bin gerne beim RRK und nach 20 Jahren Trainertätigkeit mit dem Verein verbunden. Ich möchte nicht von vorne herein, einem lukrativem Angebot eines anderen Klubs nachgeben. Aber ich bin nicht zu bequem, etwas Neues anzufangen", so Rauth. Ein erstes Sondierungsgespräch wird er am Montag mit RRK-Abteilungsleiter Martin Müller führen.