Ganz locker zum Titel
Viel EM-Lob für
RRK-Torhüterin Barbara Vogel
Das Gespräch führte Martin Krieger (aus
"Main-Spitze" vom 27.01.2004)
FRAGE: Am Sonntag vor einer Woche hat
der Bundestrainer Sie gefragt, ob sie bei der Hallenhockey-EM das deutsche Tor
hüten wollen, acht Tage später waren sie Europameisterin. Hätten Sie diese
Entwicklung für möglich gehalten?
VOGEL: Überhaupt nicht. Ich war schon total überrascht, als der Bundestrainer
mich eingeladen hat. Und dass ich in Eindhoven so viel spielen würde, damit habe
ich auch nicht gerechnet. Aber ich bin da ganz locker rangegangen und habe mir
einfach gesagt, dass ich nichts zu verlieren habe.
FRAGE: Sie, wie viele Ihrer Mitspielerinnen auch, sind ohne A-Länderspiel nach
Holland gefahren und haben dort nicht eine Partie verloren. Wie ist so etwas
möglich?
VOGEL: Alle, die zum Kader gehörten, sind trotz geringer Erfahrung gute
Hockeyspielerinnen. Zum Auftakt, beim 4:4 gegen Weißrussland, hat man noch
gemerkt, dass wir nicht eingespielt waren. Danach wurde es aber immer besser.
Barbara Vogel und die
Erste Damenmannschaft des RRK in der
Hallensaison 2003/04, Sieger der Südgruppe der Hallen-Bundesliga und
damit in der anstehenden Endrunde um die Deutsche Meisterschaft dabei
(Betreuer Thomas Blivier, Barbara Vogel, Mandy Haase, Denise Klecker,
Silke Müller, Lena Jacobi, Lydia Haase, Irene Balek, Lotte Schwärzel,
Nina Günther,
Lena Schüder, Sybille
Breivogel, Lisa Jacobi, Trainer Berti Rauth,
Physio
Hanne Zöller) |
FRAGE: Auf einen 6:2-Sieg im Endspiel über Holland hat aber keiner getippt,
oder?
VOGEL: Natürlich nicht. Aber wir waren super motiviert und haben uns
vorgenommen, unser Bestes zu zeigen. Dazu haben wir deren Schwächen genau
ausgelotet; unser Konzept ist voll aufgegangen.
FRAGE: Der Bundestrainer hat Sie nicht zuletzt aufgrund Ihrer Endspielleistung
sehr gelobt. Machen Sie sich Hoffnung auf weitere Berufungen?
VOGEL: Im Moment nicht. Ich weiß, dass dem A-Kader auf dem Feld drei sehr starke
Torhüterinnen angehören. Aber irgendwann wird es auch dort einen Umbruch geben,
wobei ich lieber in der Halle spiele. Da gibt´s mehr zu tun.
FRAGE: Der Wechsel aus Köln hat sich also gelohnt?
VOGEL: Auf jeden Fall. Mein Beruf bei einer PR-Agentur macht Spaß, und ich habe
mich hier insgesamt weiter entwickelt. Im RRK-Training habe ich viel gelernt und
möchte auch mit dem Verein etwas erreichen. Etwa am Samstag zur Endrunde
vorstoßen.
Niederlande – Deutschland 2:6
(1:3)
Junges Team holt 11.
EM-Titel nach Deutschland
dha - Die junge deutsche
Mannschaft hat in der Höhle des Löwen das Husarenstück geschafft. Im
Finale der Hallenhockey-Europameisterschaft gewann die im Durchschnitt
knapp 21 Jahre alte Mannschaft von Bundestrainer Markus Weise gegen
Gastgeber und Hallen-Vizeweltmeister Niederlande klar mit 6:2 (3:1). Weise
hatte die Niederländerinnen mit einer sehr offensiven Ausrichtung
überrascht. „Das hat uns einen großen Vorteil gebracht, weil wir deren
Aufbauspiel fast vollständig unterbinden konnten“, erklärte der Coach.
Hinten stand mit Barbara Vogel eine sehr gute Torhüterin im deutschen
Kasten, die die Chancen der Hausherrinnen fast ausnahmslos zunichte
machte. Es ist der elfte Titelgewinn einer deutschen Mannschaft bei nun
insgesamt zwölf Hallen-Europameisterschaften seit 1975. Lediglich 1996 in
Glasgow musste sich Deutschland einmal im Siebenmeterschießen des Finales
England geschlagen geben.
Die deutsche Mannschaft startete, vor weit über 1.000 holländischen und
wenigen, aber lautstarken mitgereisten deutschen Fans, schon gleich mit
einer Feldüberlegenheit. Die erste Strafecke in der 6. Minute wurde noch
nicht verwandelt, aber direkt im Anschluss traf Tina Schütze bereits per
Strafecke zum 1:0 (6.). Und wieder Schütze ließ schon eine Minute später
per Feldtor – ihr zehntes des Turniers – das 2:0 (7.) folgen. Die
Gastgeberinnen kamen zwar dann zwei Mal zum Anschlusstreffer, doch die
deutsche Mannschaft hatte jeweils die richtige Antwort parat – und ging
nach 3:1-Pausenführung auch schnell wieder 4:2 in Führung, so dass den
Niederländerinnen jeweils rasch der Zahn gezogen wurde, wenn sie mal dran
zu sein schienen.
Die endgültige Entscheidung fiel schließlich durch zwei Strafeckentore von
Maike Stöckel – die einzige Akteurin in der deutschen Mannschaft, die
schon beim EM-Titelgewinn 2002 mit von der Partie war – und Kapitänin
Meike Achtmann zum 5:2 und 6:2 wenige Minuten vor dem Ende. Damit fiel der
Sieg sogar höher aus als der, den die mit vielen A-Nationalspielerinnen
gespickte Mannschaft vor Jahresfrist im Finale der ersten
Hallen-Weltmeisterschaft in Leipzig gegen fast das selbe niederländische
Team erringen konnte.
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Das
deutsche EM-Siegerteam in Eindhoven (von links: Meike Achtmann, Janine
Beermann, Barbara Vogel, Kerstin Holm, Nina Günther, Jacqueline Bahn,
Janina Totzke, Maike Stöckel, Lena Grabowski, Lisa Küfer, Sonja
Lehmann und Tina Schütze) |
"Das war einfach ein tolles Spiel, das die Mannschaft hier abgeliefert
hat. Alle haben sich im Turnierverlauf extrem gesteigert. Ob das Meike
Achtmann, Jacqueline Bahn oder Maike Stöckel mit ihren tollen Bällen von
hinten raus waren oder die überragende Barbara Vogel im Tor – eigentlich
kann man niemanden wirklich hervorheben. Wir haben hier durch eine
erstklassige Teamleistung verdient gewonnen", freute sich Weise.
Vogel war dennoch ein besonderer Garant des Sieges, denn sie fischte unter
anderem beim Stand von 2:0 einen "Unhaltbaren" links unten per Hechtsprung
von der Linie. Auch sonst strahlte die Rüsselsheimer Keeperin eine große
Ruhe aus, von der das deutsche Spiel profitierte. "Die Mannschaft hat
heute überproportional gut gespielt. Wir können als Verband stolz darauf
sein, dass eine so junge Mannschaft hier mit einer solch erstklassigen
Vorstellung den Titel gewonnen hat. Das war ein ganz wertvoller Sieg für
das deutsche Damenhockey", sagte Uschi Schmitz, die Vorstandsvorsitzende
des Deutschen Hockey-Bundes, die das Spiel vor Ort in Holland verfolgte.
Jubel natürlich auch bei den Akteurinnen.
"Es ist immer ein Traum,
ausgerechnet in Holland ein Endspiel zu gewinnen", freute sich Lisa Küfer
vom RTHC Leverkusen, für die das Turnier der erste Einsatz im deutschen
A-Kader war. "Im Endspiel hat es uns alle mitgerissen. Das war einfach
Wahnsinn!" Und auch die gleichaltrige Janina Totzke, die Erfahrenste, was
Einsätze im Damenteam angeht, war bester Laune: "Ein cooles Finale. Am
Anfang haben hier natürlich alle für Holland geschrieen, aber wir haben
sie schnell ruhig gestellt. Die meisten in der Mannschaft werden ja im
Sommer zusammen die Juniorinnen-Europameisterschaft auf dem Feld spielen.
Ich glaube, dass wir dann viel von dieser Erfahrung profitieren können und
mit sehr viel Selbstbewusstsein dort auftreten werden."