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Über Mitglieder des
RRK (2013)
Anke Wild-Prinz |
Anke Wild-Prinz |
Mit einer kalten Dusche beginnt der Tag voller Hockey
Als Spielerin wurde Anke Wild-Prinz mit dem Berliner HC Deutsche Meisterin und
gewann den Europapokal. Jetzt trainiert sie ihre Nachfolgerinnen − trotz einer
großen Familie und ihrem Beruf als Lehrerin.
Von
Dietmar Wenck (aus "Berliner Morgenpost" vom 23. August 2013)
Es gibt eigentlich
genug sanfte Optionen, morgens in die Gänge zu kommen. Manche brauchen einen
starken Kaffee, das ist die etwas bittere Methode. Frisch gepresster
Orangensaft? Süßer, vitaminreicher, aber ziemlich fusselig. Andere gleiten mit
Musik in den Tag, frisch aus dem Radio. Klingt gut. Anke Wild-Prinz dagegen ist
mehr der Holzhammer-Typ, obwohl sie gar nicht so aussieht. Um sechs Uhr klingelt
ihr Wecker, sie steht auf, marschiert in den Garten und steigt in den Pool. Wenn
das Wasser ordentlich kalt ist: um so besser!
Sehr wenige
Menschen werden vermutlich ausgerechnet jetzt den Wunsch entwickeln, sich
endlich ein Schwimmbecken zuzulegen. Aber die 45-Jährige hat für sich
herausgefunden: "So startet man gut in den Tag."
Patchwork-Familie: Anke Wild-Prinz mit
Mann und Kindern im Skiurlaub |
Gesammelte
Schätze einer Patchwork-Familie
Sie braucht die
Frische, ihre Tage sind lang und ereignisreich. Nicht, weil sie jetzt den
Trainer-Job bei den Frauen des Hockey-Bundesligisten Berliner HC übernommen hat.
Das Pensum der 1,61 Meter kleinen Frau ist ohnedies beachtlich. Mindestens vier,
manchmal bis zu sechs schulpflichtige Kinder hat sie jahrelang auf den (Schul-)Weg
geschickt, gesammelte Schätze ihrer Patchwork-Familie. Ihr Mann Sven, mit dem
sie seit vier Jahren verheiratet ist, hat zwei Kinder aus zwei vorangegangenen
Beziehungen mitgebracht, sie selbst vier. "Ich hab mir das früher auch nicht so
vorgestellt, dass meine Familie einmal so aussehen würde", sagt sie, "aber ich
versuche, das Beste daraus zu machen."
Wenn die Kids aus
dem Haus sind, schwingt sie sich selbst aufs Fahrrad. Wild-Prinz ist
Grundschullehrerin. Nach dem Unterricht ist die Paukerei noch nicht vorbei, die
eigenen Kinder haben ja auch Schularbeiten auf. Gerade klingelt ihr Handy. Oscar
(13) möchte gern zu einem Freund gehen. Logisch werden sie gemeinsam auch die
Englisch-Vokabeln lernen, die sie aufgekriegt haben, verspricht er. "Okay", sagt
seine Mutter, "um sechs bist du zu Hause." Ach ja, und: "Ich frag dich ab!" "Ist
klar, Mama!"
Olympia-Zweite
in Barcelona
Und jetzt auch noch
Hockey. Falsch: Hockey war schon immer, seit Kindesbeinen, in fast jeder
Beziehung. In ihrer Heimat Rüsselsheim fing sie an, wechselte als junge Frau
nach Berlin, wegen des (späteren) Olympiasiegers Andreas Keller. Von ihm stammen
Felix (22) und Luca (17), ihre beiden ältesten Söhne. Danach kam Jamilon Mülders,
einst Weltmeister, jetzt Frauen-Bundestrainer. Mit ihm kamen Oscar (13) und Theo
(11).
Sie selbst war eine
herausragende Spielmacherin, Deutsche Meisterin, Europapokalsiegerin mit dem
Berliner HC, Olympia-Zweite von Barcelona mit der Nationalmannschaft, deren
Trikot sie 58-mal trug. Sie war die Kleene mit den ewig zerbeulten Knien, an der
nur sehr schwer vorbeizukommen war.
"Den Kindern
vermitteln, dass Hockey was Tolles ist"
Trotz der
anspruchsvollen familiären Situation hat sie nie mit dem Hockey aufgehört,
spielt jetzt noch in der dritten BHC-Damenmannschaft. Aber vor allem trainiert
sie schon seit Jahren, zuletzt die weibliche A- und B-Jugend ihres Klubs. 70
Kinder zwischen elf und vierzehn Jahren – bekommt sie denn nie genug? Offenbar
nicht. "Ich versuche, ihnen den Spaß und die Leidenschaft zu vermitteln, dass
Hockey was Tolles ist." Natürlich sei das alles "irre anstrengend". Aber Etappe
für Etappe ihres Weges hat sie schließlich mitbestimmt.
Rauschender Empfang: Anke Wild (rechts mit
Sohn Felix auf dem Arm) wurde 1992 nach ihrer Rückkehr von den Olympischen
Spielen in Barcelona mit ihrem damaligen Lebensgefährten Andreas Keller vom
Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen empfangen. |
Das wird sie weiter
tun. Trott gefällt ihr nicht, es muss immer mal wieder Veränderungen geben. Im
Beruf, im Hockey. Deshalb war sie schnell begeistert, als sie gefragt wurde, ob
sie nicht die Damen des Klubs übernehmen wolle. "Ich wollte immer schon meinen
Beruf mit einem Leistungsteam verbinden", sagt sie, "das hat mich sofort
gereizt."
Junges Team mit
viel Potenzial
Dienstags und
donnerstags abends Training, das ist nun wirklich praktisch – da kann sie sich
nämlich vorher noch um ihre A-Mädchen kümmern. Und die Damen, die machen es ihr
leicht. "Es sind tolle Spielerinnen dabei", sagt Anke Wild-Prinz, "es macht viel
Spaß, die sind so motiviert. Da steckt ganz viel Potenzial drin." Es ist ein
Team im Umbruch, niemand erwartet gleich Titel. Wenigstens den Druck hat sie
nicht.
Dass ihre Tage oft
erst gegen 23.30 Uhr enden, gehört dazu. Aber mehr geht nicht. "So viel Schlaf
brauche ich, sonst geht es über meine Grenzen!" Interessant zu hören, dass es
die gibt. Und etwas besser zu verstehen, dass sie morgens einen Holzhammer
braucht, um fit für den nächsten Tag zu werden.
Wild-Prinz trainiert die Meister-Frauen beim Berliner HC
Aus "Berliner
Morgenpost" vom 20. August 2013
Anke Wild-Prinz,
die Olympia-Zweite von 1992, übernimmt das Bundesligateam beim Berliner HC. Die
45-Jährige freut sich nach dem Karriereende von Natascha Keller auf die
Neuorientierung im Team.
Anke Wild-Prinz ist
neue Trainerin der Frauen-Mannschaft des Berliner Hockey-Clubs (BHC). Die
45-Jährige tritt die Nachfolge des Duos Floris Völkner und Marcel König an,
unter dem das Team in diesem Jahr auf dem Feld und in der Halle jeweils
Deutscher Meister wurde. König wird Wild-Prinz weiterhin als Trainer
unterstützen, hinzu kommt Moritz Ebeling als Video-Coach.
"Ich freue mich auf
diese neue Aufgabe. Die Mädels sind klasse, und es macht mir großen Spaß. Nach
dem Karriereende von Natascha Keller beginnt für die Mannschaft eine
Neuorientierung", sagte Wild-Prinz. Die gebürtige Rüsselsheimerin ist seit
mehreren Jahren erfolgreich als Jugendtrainerin im Verein tätig.
Anke Wild-Prinz |
Saison startet
am 7. September
Die Saison in der
Feld-Bundesliga beginnt am 7. September ausgerechnet mit einem Spiel bei Wilds
Heimatklub in Rüsselsheim. Zwischen 1989 und 1993 absolvierte Anke Wild 58
Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft. Der größte Erfolg in ihrer
sportlichen Karriere war der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen
Spielen 1992 in Barcelona.
"Wir sind stolz
darauf, auch diese wichtige Position mit einem Mitglied der BHC-Familie besetzen
zu können. Das bringt erneut unsere Vereinsphilosophie zum Ausdruck und
unterstreicht deren Nachhaltigkeit. Ich glaube, mit Anke haben wir einen
Volltreffer gelandet", sagte BHC-Präsident Michael Stiebitz. Gerade erst hatte
der BHC bei den Männern in Sebastian Zippel einen Nachfolger für Friedel Stupp
gefunden. BM/alex
Anke Wild-Prinz: Rückkehr als BHC-Cheftrainerin
Aus "Rüsselsheimer
Echo" am 9. September 2013
Mit dem
unerwarteten 2:0-Auftaktsieg gegen den Berliner HC ließen die Hockeyspielerinnen
des Rüsselsheimer RK aufhorchen. Zugleich hatten sie damit der aus dem eigenen
Verein hervorgegangenen Anke Wild-Prinz das Trainerdebüt in der Bundesliga und
die Rückkehr in ihre Heimatstadt vermiest.
Die 45-Jährige
hatte vor mehr als 25 Jahren als Spielerin großen Anteil am damaligen Aufschwung
der Rüsselsheimer Hockeyfrauen. 1987 stieg sie mit dem Team und Trainer Berti
Rauth in die Bundesliga auf, ehe sie ein Jahr später zum Berliner HC wechselte
und dort zur Nationalspielerin (58 Länderspiele) avancierte.
Nach dem Ende ihrer
Laufbahn als Spielerin kümmerte sie sich viele Jahre erfolgreich um den Berliner
Hockeynachwuchs. In diesem Sommer wurde Anke Wild-Prinz dann zur Cheftrainerin
der BHC-Frauen befördert. Unmittelbar nach dem doppelten Titelgewinn durchaus
eine echte Herausforderung für die gebürtige Rüsselsheimerin, zumal in Gestalt
der vielfachen Olympiateilnehmerin Natascha Keller der "Kopf der Berliner
Mannschaft" die Karriere beendet hat.
"Wir müssen uns neu
orientieren. Für mich ist dies eine reizvolle und spannende Aufgabe", sagte Anke
Wild-Prinz. Eine Aufgabe, die nun für sie mit der Niederlage in der früheren
Heimat alles andere als verheißungsvoll begann.
Wenigstens klappte
es dann einen Tag später besser: Bei der Frankfurter Eintracht behielt ihr Team
deutlich mit 5:0 die Oberhand. |