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Über Mitglieder des
RRK (2016)
Andreas Späck |
Nicht mit den deutschen Farben bei Olympia
zwischen den Pfosten: Andreas Späck |
NACHGEFRAGT
Vergebliche
Suche nach eigenem Namen
Olympia-Aus
schmerzt den früheren RRK-Hockeytorwart Andreas Späck noch immer gewaltig
Von Martin Krieger
(aus "Main-Spitze" vom 12.07.2016)
Der Stachel der
Enttäuschung sitzt extrem tief und dürfte wohl auch noch eine ganze Weile
gewaltige Schmerzen verursachen. Wenn Andreas Späck gut zehn Tage nach der ihn
für ihn niederschmetternden Information, seinen großen Olympiatraum nicht leben
zu können, über den Moment der Entscheidungsverkündung spricht, dann leidet der
Zuhörer unweigerlich mit. "Ich habe meinen Namen auf dem aufgedeckten Plakat
gesucht und gar nicht gleich realisiert, dass ich nicht dabei war", erzählt der
beim Rüsselsheimer RK groß gewordene Hockey-Torwart des Mannheimer HC. Nach dem
Sechs-Nationen-Turnier in Spanien hatte Bundestrainer Valentin Altenburg sich
auf jene 19 Spieler festgelegt, die vom 6. bis 19. August in Rio möglichst das
dritte Gold in Serie holen sollen.
Eine Stunde
später den Bundestrainer angesprochen
Ein "ziemlich
emotionaler Moment mit einer Gemengelage aus allen möglichen Gefühlen" sei das
gewesen, "und ich wusste erst gar nicht, was ich tun sollte", berichtet der
33-Jährige. Ein nominierter Spieler, der neben ihm saß, habe Trost gespendet,
"aber ich musste dann erst mal alleine auf meinem Zimmer sein". Eine Stunde
später aber habe er dann schon das Gespräch mit Altenburg gesucht, um
herauszubekommen, was gegen ihn beziehungsweise für den anderen Ex-Rüsselsheimer
Schlussmann Nico Jacobi sowie Ersatzkeeper Tobias Walter gesprochen habe. "Er
hat seine Kriterien erläutert und manches habe ich auch verstanden. Aber ich
glaube, dass kaum jemand, der so kurz vor dem Ziel aussortiert wird, alle
Argumente versteht", sagt Späck. Und: "Bei drei Torhütern auf sehr hohem Niveau
können auch das Bauchgefühl oder nicht messbare Kriterien eine Rolle spielen."
Vorzuwerfen habe er
sich jedenfalls nichts. "Physisch wie mental habe ich in den zurückliegenden
sechs Monaten alles gemacht, was geht, um die Nummer eins zu werden", berichtet
Späck. Nach dem Bachelor-Abschluss im Bereich Wirtschaft seit knapp zwei Jahren
in der Grundstücks-Entwicklungsfirma seines Vaters im Managementbereich
beschäftigt, habe er sich ein halbes Jahr lang beruflich quasi freistellen
lassen können, "um das Training noch mehr anzuziehen und alles dem Hockey
unterzuordnen. Und der Verzicht ist im Leistungssportbereich ja ohnehin schon
nicht gerade wenig." Ob die vergleichsweise geringe Anzahl von 24 Länderspielen
ausschlaggebend gewesen sein könnte? "Bei mehr als 300 Bundesligaspielen hat man
Erfahrung genug", sagt Späck, mit dem Rüsselsheimer RK 2009
Hallen-Europacupsieger geworden.
Verweis auf
ältere Toptorhüter bei der Fußball-EM
Groll auf den
Bundestrainer oder die glücklichen Rio-Fahrer hege er auf keinen Fall: "Wir sind
als Team toll zusammengewachsen und ich drücke wirklich von Herzen die Daumen,
dass es mit der Medaille klappt." Dass es ihm schwerfallen wird, beim
olympischen Turnier zuzugucken, dürfte jedem klar sein, der sich auf Späcks
Facebook-Seite umschaut. Dort hat der 2,05-m-Hüne seine Gefühlswelt in eigenen
Worten zusammengefasst: "Die Gewissheit, meinen Traum, an den Olympischen
Spielen teilzunehmen, nicht erfüllen zu können, macht mich traurig und schmerzt
wie kaum ein Erlebnis in meinem bisherigen Leben." Dass er aber auch darauf
verweist, dass gerade die Fußball-EM in Frankreich gezeigt habe, dass Torhüter
selbst mit Ende 30 noch zu Topleistungen fähig sind, könnte freilich bedeuten,
dass trotz der aktuellen großen Leere der Olympiatraum vielleicht doch wieder
auflebt.
Andreas Späck nimmt zur Nicht-Nominierung für Olympia in Rio 2016 Stellung auf
seiner Facebook-Seite am 5. Juli 2016:
Die
Reise ist für mich beendet. Der Traum von den Olympischen Spielen ist geplatzt.
Gerne wäre ich den Weg bis zum Ziel mitgegangen, aber die Reise endete am
vergangenen Wochenende für mich.
Die Gewissheit
meinen Traum, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, nicht erfüllen zu können,
macht mich traurig und schmerzt wie kaum ein Erlebnis in meinem bisherigen
Leben. Ich habe mehrere Versuche gestartet meine Ambivalenz zwischen Trauer und
gleichzeitigem Stolz, es soweit gebracht zu haben, in Worte zu fassen … Es
gelingt mir nicht. Doch ist mir wichtig einigen Personen zu danken!
Danke an meine
Mama, die mich immer darin bestärkt hat, dass zu tun was mich glücklich macht
und darauf zu hören was mein Herz sagt. Dies ist das größte Gut, was du mir
schenken konntest!
Danke an meinen
Heimatverein, den Rüsselsheimer Ruder-Klub 08. Dort habe ich meine besten
Freunde gefunden und hatte eine Jugend, die besser kaum sein konnte! Danke an
meine damaligen Jugendtrainer Berti Rauth und Torsten Althoff. Danke für eure
Hartnäckigkeit in der Arbeit mit mir. Ich würde sagen, es hat sich ausgezahlt.
Danke an meinen
zweiten Heimatverein, den Mannheimer Hockeyclub 1907. Hier habe ich nicht nur
sportlich eine zweite Heimat gefunden. Die Professionalität verbunden mit der
Herzlichkeit, die ich hier erleben durfte, hat mich ganz schnell "ankommen"
lassen. Diese Kombination war der Grund dafür, nochmals "einen Schritt" gemacht
zu haben. Im Besondern Danke an Mike, du hast mir von Anfang an ein großes Maß
an Vertrauen entgegengebracht und mich schon in meinen ersten Monaten beim MHC
in die Geschicke des Teams eingebunden. Das habe ich so bisher nicht erfahren
dürfen und macht mich stolz. Danke an Eike, meinen TW-Trainer, der seinen
Terminkalender zu jeder Tag und Nachtzeit frei gemacht hat, damit er mit auf dem
Trainingsplatz stehen kann.
Danke an Chris
Faust, der mich schon als Jugendspieler im kleinen Rüsselsheim unterstützt hat,
als hätte ich bereits an den Olympischen Spielen teilgenommen. Dafür und auch
für die kontroversen Diskussionen und Gespräche, die wir in all den Jahren
geführt haben, ein großes Dankeschön.
Danke an das Team
Rio Metropolregion Rhein-Neckar. Danke Daniel, Anja und Christoph, dass ihr an
mich geglaubt habt! Danke an Thomas Gwechenberger, meinen Athletiktrainer. Der
mir auf seine ganz entspannte Art und Weise immer wieder subtil vermittelt hat,
gefälligst mindestens drei, vier mal die Woche die Hanteln durch die Gegend zu
drücken. Danke an Jan Meyer, mit dir waren die Treffen nie psychologische
Sitzungen, sondern vielmehr Verabredungen mit einem alten Weggefährten bei 'ner
guten Tasse Kaffee!
Danke an alle, die
sich bei mir gemeldet haben und mir Mut zugesprochen haben, nachdem klar war,
dass ich nicht dabei sein werde. Das war überwältigend. Auch euch, die ich hier
nicht namentlich genannt habe, ein großes Dankeschön!
Mit etwas Abstand
werde ich froh sein, diese Herausforderung mit allem, was ich habe, angegangen zu
sein. Auch wenn ich DAS Ziel nicht erreichen konnte, bin ich doch stolz, so weit
gekommen zu sein. Das macht mir Mut und erfüllt mich mit Vorfreude auf die
Herausforderungen, die in meinem Leben noch auf mich zukommen.
Jetzt ist erstmal
Zeit für Urlaub. Aber nicht ohne daran zu erinnern, dass wir eine bärenstarke
Truppe in Rio haben werden. Glückwunsch an Nico und Tobi und alle anderen Jungs!
Sie alle haben sich die Nominierung absolut verdient und werden uns in Rio mit
allem, was sie haben, vertreten! Ich drücke ihnen von ganzem Herzen die Daumen
für ein erfolgreiches Turnier. Unterstützt die Jungs auf ihrem Weg zu Gold! |