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Über Mitglieder des
RRK (2013)
Anne Schröder |
Anne Schröder: Jung – und manchmal etwas zu wild
Hockeytalent
Anne Schröder wechselte in diesem Sommer vom vom Rüsselsheimer RK zum Club an
der Alster. Die 19-Jährige will in Hamburg lernen, ihre Emotionen zu
kontrollieren.
Aus "Hamburger
Abendblatt" vom 20. Dezember 2013
Eine Frage drängt
sich auf, wenn Anne Schröder einem gegenübersitzt: Ist diese ernsthaft und für
ihre 19 Jahre erstaunlich reif wirkende junge Frau wirklich dieselbe, die man
vom Hockeyfeld kennt? Die mit dem Schläger in der Hand zur Furie werden kann,
weil ein Schiedsrichter nicht so pfeift, wie sie es für richtig halten würde?
Die kaum zu bändigen ist, wenn im Zweikampf eine Gegenspielerin etwas rustikaler
zulangt? Die dreinschaut, als läge die Last der ganzen Welt auf ihren Schultern,
wenn es jemand wagt, eine ihrer Aktionen zu kritisieren?
Anne Schröder
lacht, wenn sie auf diese Ambivalenz angesprochen wird. Sie hat es schon oft
gehört, dass sie beim Sport so ganz anders wirkt als im "normalen" Leben. Und
weil sie weiß, dass ihre Überempfindlichkeit die größte Hürde auf dem Weg in die
deutsche Nationalmannschaft ist, kehrt schnell wieder die Ernsthaftigkeit
zurück. Sie hat ja schon einiges versucht, um ihrer Emotionen Herr zu werden,
sie hat mit einem Mentalcoach gearbeitet, viele Einzelgespräche mit diversen
Trainern geführt. Sie hat sich Techniken angeeignet, die ihr in
Anspannungssituationen Entspannung bringen können; tiefes, rhythmisches Atmen,
auf den Oberschenkel schlagen, hastig zwei Schluck Wasser trinken. "Aber
manchmal ist es eben so, dass es in mir brodelt. Das ist mein Temperament und
mein Ehrgeiz, der mir nicht erlaubt, mir Fehler zu verzeihen", sagt sie.
Im Sommer war die
U21-Nationalspielerin vom Rüsselsheimer RK zum Club an der Alster gewechselt,
"weil ich etwas Neues machen wollte und Hamburg im Hockey die besten
Entwicklungsperspektiven bietet". Der Kontakt zu Alster war durch ihren früheren
Rüsselsheimer Coach Berti Rauth entstanden, der an der Hallerstraße als
Jugendkoordinator arbeitet. Gemeinsam mit Sabine Knüpfer, mit der sie sich eine
WG in Winterhude teilt, und Jessica Reimann bildet Anne Schröder im erfahrenen
Team von Cheftrainer Jens George die Fraktion der "Jungen Wilden". George hält
seinen Neuzugang für "eine Spielgestalterin, die viel Potenzial und den Willen
zum Lernen mitbringt". Aber dass ihr Temperament der mit U21-Weltmeister Max
Kapaun vom Uhlenhorster HC liierten Mittelfeldspielerin bisweilen im Weg steht,
ist auch dem Coach nicht verborgen geblieben.
"Ich brauche
einfach Erfahrung"
Dennoch scheut er
sich nicht, der Zukunftshoffnung viel Spielzeit zu verschaffen. Auch in den
Stadtderbys in der Hallenbundesliga an diesem Freitag gegen den Harvestehuder
THC und am Sonnabend beim Klipper THC setzt der Tabellenführer auf ihre
Fertigkeiten. "Ich brauche einfach Erfahrung, ich muss lernen, in einer
routinierten Mannschaft Verantwortung zu übernehmen", sagt Anne Schröder, die
von früheren Nationalspielerinnen wie Tina Schütze, Martina Heinlein oder
Katharina Scholz viel Unterstützung erhält. "Die fragen immer, wie sie mir
helfen können, wieder runterzukommen, aber sie sagen mir auch, dass ich mich
nicht verrückt machen soll", sagt sie.
Dass sie bereit
ist, auf allen Feldern des Lebens an sich zu arbeiten, zeigt der Berufswunsch
der gebürtigen Düsseldorferin. Anne Schröder studiert im ersten Semester
Psychologie. |