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Über Mitglieder des
RRK (1966)
Werner Alt, Dieter
Lang, Reinhard Scholta |
Stm. Reinhard Scholta, Werner Alt und Dieter
Lang |
Nachklänge vom großen Rüsselsheimer Rudererfolg
in Amsterdam
Nationaldress stand Lang/Alt gut zu
Gesicht
Günter Schmitt und Heinz Vorfalt vom RRK als
Beobachter
Aus "Main-Spitze" vom 27.06.1966
Amsterdam war eine Reise
wert für Rüsselsheims Ruderfreunde! Vorsitzender Günter Schmitt und sein Kollege
vom Ruderausschuss des RRK, Heinz Vorfalt, kehrten mit hoffnungsvoll stimmenden
Erkenntnissen vom Länderkampf der beiden stärksten westeuropäischen
Rudernationen, Holland und Deutschland, zurück, Mit Dieter Lang, Werner Alt und
Steuermann Reinhard Scholta, die im gesteuerten Zweier die hohen Favoriten und
Europameister Zumkeller/Jordan und das stärkste holländische Boot – es hatte
noch im Vorjahr bei den Europameisterschaften die Bronzemedaille errungen –
hinter sich ließen, besitzt der Rüsselsheimer Rudersport wieder eine
Trumpfkarte. Der Name Rüsselsheim tauchte wieder in den internationalen
Ergebnislisten auf, eine Tatsache, die Erinnerungen weckt an die große Zeit des
Opel-Achters und der anderen Boote der Rudergemeinschaft Flörsheim-Rüsselsheim.
Und wie damals steht Fritz Brumme als umsichtiger, erfahrener Trainer hinter
diesem Erfolg, Günter Schmitt berichtete uns gestern über seine Eindrücke in
Amsterdam an der Seite der jungen Rüsselsheimer Ruderer, die ihre internationale
Feuerprobe glänzend bestanden.
Dieter Lang, Werner Alt
und Steuermann Reinhard Scholta fuhren am Freitag von Rüsselsheim nach Duisburg,
wo sich in der Sportschule Wedau die deutsche Equipe für den Länderkampf gegen
die Niederlande traf. Dort bekamen die Rüsselsheimer Sportler auch ihren
Nationaldress angepasst. Er sollte ihnen gut zu Gesicht stehen, wie sich später
zeigte.
In Amsterdam wohnten die
Rüsselsheimer in einem Hotel, das ungefähr eine Viertelstunde von der
Regattastrecke entfernt war. Das offizielle Training sah die beiden
Rüsselsheimer in ausgezeichneter Verfassung. Dennoch äußerten sie sich gegenüber
ihren Begleitern aus der Opelstadt, die es nicht an Ermunterungen fehlen ließen,
sehr zurückhaltend. Keine Frage: Zumkeller/Jordan waren die großen Favoriten im
Rennen des "Zweiers mit", der dann am Regattatag bei einer starken Brise, die
den Teilnehmern in den Rücken blies, dafür sorgte, dass der holländische
Vorsprung aus den vorangegangenen Rennen dahinschmolz. Das von Dr. Wülfing, der
mit zahlreichen anderen Offiziellen die deutsche Mannschaft betreute, geleitete
Rennen verlief hochdramatisch. Als Zumkeller/Jordan bei 1.000 Metern nur einen
Vorsprung von einer halben Länge besaßen, schöpfte man in der kleinen
Rüsselsheimer "Kolonie" neue Hoffnung, denn man vertraute auf den Endspurt von
Lang/Alt, der dann auch prompt einsetzte und dem als Nr. 1 gesetzten deutschen
Boot aus Frankfurt und Konstanz noch kurz vor dem Ziel den Sieg entriss.
Um 2,2 Sekunden
gesteigert
Dass sich Zumkeller/Jordan
am darauffolgenden Tag mit einem Sieg revanchierten, konnte den glänzenden
Rüsselsheimer Erfolg nicht mehr verwischen. Die beiden Rüsselsheimer waren durch
einen Vorlauf, der überhaupt nicht stattfand, aus ihrem täglichen
Vorbereitungsrhythmus gebracht worden und blieben weit unter Form. Dieter Lang
und Werner Alt sowie der kleine Steuermann Reinhard Scholta zeigten sich über
ihren unerwarteten Sieg, bei dem sie sich auf der 2.000-m-Strecke gegenüber dem
Rennen in Duisburg um sage und schreibe 2,2 Sekunden gesteigert hatten, gerührt.
Und Trainer Fritz Brumme nahm die Nachricht in der Heimat – er weilte auf der
Regatta in Frankfurt – ebenso erfreut wie erleichtert auf. Sein Rezept, das er
den Rüsselsheimern mit auf den Weg gegeben hatte, hatte sich bewährt.
Dieter Lang, Werner
Alt und Steuermann Reinhard Scholta vom Rüsselsheimer RK erfüllten beim
Länderkampf in Amsterdam vollauf die Erwartungen. Hier sehen wir sie beim
Training auf dem Altrhein im gleichen Boot, das bereits unter anderen
Besatzungen und der Regie von Fritz Brumme bei mehreren Meisterschaften
auf deutscher, europäischer und Weltebene die Fachwelt verblüffte.
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Wie geht's nun weiter?
Günter Schmitt: "Natürlich wurde unsere Mannschaft nach ihrem Sieg von allen
Seiten bestürmt, aber wir werden darauf achten, dass sie in den kommenden Wochen
nicht "verheizt" wird, Zunächst wird sie unter der Leitung von Fritz Brumme ihr
Training auf dem Altrhein fortsetzen. In drei Wochen findet auf dem Maschsee in
Hannover, dem Schauplatz der Deutschen Meisterschaft in diesem Jahr (Mitte
August), eine große Testregatta statt, auf der Lang/Alt starten sollen. Die
Gegnerschaft steht noch nicht fest,
Das Rüsselsheimer Rudertrio, zum
ersten Mal mit den Nationalhymnen und dem Hissen der Nationalflaggen geehrt, ist
ehrgeizig genug, den Erfolg von Amsterdam bald zu bestätigen. Rüsselsheim
spricht wieder mit im Konzert der Ruderelite.
Die Sensations-Crew
vom Altrhein
Da staunten die
Weltmeister
Fritz Brummes
Sensations-Zweier aus Rüsselsheim / Zumkeller/Jordan haben Konkurrenz erhalten /
Wer fährt in Bled?
esd. - Der Ruder-Länderkampf
gegen Holland brachte die ersten kleinen Dämpfer für die allzu großen deutschen
Optimisten. Vielleicht waren es Dämpfer zur rechten Zeit. Bis zu den
Weltmeisterschaften von Bled Anfang September bleiben noch gute zwei Monate. Es
ist gut so. Wären die Titelkämpfe morgen, würden die westdeutschen Hoffnungen
allein auf den Achter und den Vierer-ohne gesetzt werden müssen. Der
vielgerühmte Deutschland-Achter (aus sechs Vereinen), von dem es heißt, dass er
schneller sei als alle seine Vorgänger, hat in Amsterdam erstmals Konkurrenz
bekommen. Der Zweier-mit der Weltmeister Zumkeller/Jordan wurde besiegt. Dass
er von einem deutschen Boot bezwungen wurde, kann den Planungen im Deutschen
Ruderverband vielleicht neue Akzente setzen.
Die Mannschaft Lang/Alt
aus Rüsselsheim deutete die Sensation schon bei der Duisburger Regatta an. In
Mannheim hatten Zumkeller/Jordan noch klar gewonnen, in Duisburg war ihr Erfolg
über die Rüsselsheimer schon denkbar knapp. In Amsterdam gingen Lang und Alt im
Endspurt an der Kombination Konstanz/Höchst fast mühelos vorbei. Der Trainer
dieses neuen Klassezweiers heißt Fritz Brumme, mit nahezu 700 Siegen
erfolgreicher als Karl Adam, Walter Volle oder ein sonstiger deutscher
Spitzentrainer. Fritz Brumme trainierte vor Jahren den berühmten Zweier
Neuß/Jordan aus Frankfurt-Höchst, wurde mit ihm Weltmeister 1962, Henley-Sieger,
Europameister und mehrfacher deutscher Meister. Der Zweier platzte, als Brumme
schwer erkrankte und die so eigenartigen Ruderer jeder seines Weges ging.
Klaus Günter Jordan und der
Konstanzer Dieter Zumkeller sollen einen der beiden Weltmeistertitel im Zweier
im September in Bled verteidigen. Denn auch der Weltmeister im Zweier-ohne, Zumkeller/Bender aus Konstanz, brach auseinander. Die Kombination
Höchst/Konstanz hat plötzlich unerwartet Konkurrenz erhalten. Fritz Brumme, der
Trainer aus Leidenschaft, bereitete in aller Stille eine neue Mannschaft im
gesteuerten Zweier vor. Er trainiert mit den beiden 21-jährigen Rüsselsheimern,
rund 15 Kilometer vom Heimatort entfernt, auf dem Altrhein bei Erfelden. Dort
ist das Wasser ruhig, störender Schiffsverkehr fern. Als Gast von Neptun
Darmstadt, dessen Senior-Vierer Fritz Brumme ebenfalls betreut, bringen die
Rüsselsheimer sich hier in Form. Zu Beginn der Saison saßen sie noch im Vierer.
Aber der Trainer erkannte die Möglichkeiten, die sich zu einem Zweier boten. Wie
er einst in Frankfurt-Höchst Neuß und Jordan aus einem Vierer und Achter
herausholte und zum Weltklasse-Zweier machte, so verfuhr er auch diesmal.
Wochenlang wusste niemand etwas von der Mannschaft Lang/Alt und wer sie
trainiert.
Für Brumme kommt der
plötzliche Vorstoß des Physikers Lang und des Bundeswehrsoldaten Alt noch zu
früh: "Erst bei der deutschen Meisterschaft sollen sie in Hochform sein", meint
er. Der Mann mit der größten Trainererfahrung in Deutschland will mit der jungen
Crew seinen Weltmeister (Jordan) schlagen. An Trainingseifer und an
Möglichkeiten fehlt es den Rüsselsheimern nicht. Der Chemiker Lang arbeitet in Brummes Betrieb, der Soldat Alt hat in Wiesbaden-Schierstein sportfreudige
Vorgesetzte. Zumkeller/Jordan können nur an den Wochenenden gemeinsam
trainieren. |